Linkshändergitarre für Kinder

Hi,
meine Tochter ist 5 Jahre alt und äußert schon seit einiger Zeit den Wunsch, Gitarre spielen zu lernen. Den wollen wir ihr nun auch erfüllen. Ich hab mich, da ich selbst kein Instrument spiele, ein wenig schlau gemacht und gesehen, dass es für Kinder diese 1/2 - Gitarren gibt.
Doch nun zu meiner eigentlichen Frage: meine Tochter macht die meisten Sachen mit links. Sie malt mit links, schreibt die Wörter, die sie schon kann mit links, schneidet mit ihrer Linkshänderschere besser als mit meiner Rechtshänderschere. Ich bin mir nun recht unsicher, ob ich ihr eine Linkshändergitarre kaufen soll, oder ob Eillicht zu Vensre in seinem 2. Katastrophen-FAQ recht hat, dass ein linkshändiger Anfänger genausogut rechtshändig lernen kann.
Was meint ihr dazu?

LG carolinchen

JA! Linkshändergitarre

Ich bin mir nun recht unsicher, ob ich ihr eine
Linkshändergitarre kaufen soll, oder ob Eillicht zu Vensre in
seinem 2. Katastrophen-FAQ recht hat, dass ein linkshändiger
Anfänger genausogut rechtshändig lernen kann.

Das sehe ich nicht so und es ist auch mittlerweile kein großes Thema Linkshändige Gitarren zu bekommen - meist ohne Aufpreis. Bei der akustischen Gitarre betrifft das imho auch nur den Sattel - der muss umgedreht werden. Und dann wird das Ding anders herum besaitet.

Außerdem befindet sie sich als Linkshänderin in guter künstlerischer Gesellschaft:

  • Beethoven
  • Paul McCartney

uvam.

Gruß

Stefan

Hallo Carolinchen,

wenn deine Töchter alles „mit links“ macht und dabei sicher ist, dann besorge ihr eine Linkshänder-Gitarre. Es gibt einige Gitarristen, die eigentlich Linkshänder sind, aber auf Rechtshänder-Gitarre gelernt haben.

Hier noch ein wertvoller Link zum Thema:

http://www.kinder-gitarren.de/ (Klick mal auf „Welche Gitarrengrössen gibt es?“)

Eine Ergänzung zu Stefan’s Linkshändergitarristen-Liste:

  • Jimi Hendrix
  • Auch Mark Knopfler und Gary Moore sind eigentlich Linkshänder, spielen aber ein Rechtshänderinstrument

Lieber Gruss

Matthias

Warum nicht einfach Rechtshaendergitarre?
Hi,
Hi,
(…)

ob Eillicht zu Vensre in seinem 2. Katastrophen-FAQ
recht hat, dass ein linkshändiger Anfänger genausogut
rechtshändig lernen kann.

Ich stimme Eillicht voll zu.
Die Haende uebernehmen beim Gitarrespielen stark unterschiedliche Aufgaben, BEIDE (!) Haende sind vollends gefordert.
Warum sollte ein Rechtshaender links besser greifen und rechts besser zupfen koennen?
Warum sollte es bei einem Linkshaender gerade andersherum sein?
Ich denke, man kann nicht wirklich behaupten, dass Gitarren auf Rechtshaender zugeschnitten sind.
Das gilt meines Erachtens fuer alle Instrumente, bei denen beide Haende gleichermassen gefordert sind.

Es ist auch heute noch so, dass man „Linksgitarren“ akribisch suchen muss, und eine Auswahl hat man sehr wahrscheinlich nicht.

Warum also sich mit Linkshaendergitarre riesige Probleme einhandeln?

Nochwas:
Das Umsaiten rechts–>links funktioniert ohne Eingriff in das Instrument bei gar keiner Gitarre.
Bei Klassikgitarren ist es am Einfachsten (Sattel wechseln).

Gruss,

Holla.

Ich bin mir nun recht unsicher, ob ich ihr eine
Linkshändergitarre kaufen soll, oder ob Eillicht zu Vensre in
seinem 2. Katastrophen-FAQ recht hat, dass ein linkshändiger
Anfänger genausogut rechtshändig lernen kann.
Was meint ihr dazu?

Wie Du siehst, gibt es dazu (und nicht nur dazu *seufz*) unter Gitarristen durchaus unterschiedliche Auffassungen. Ein Argument für das „rechtshändige“ Lernen fällt mir aber noch auf Anhieb ein : Das Abgucken ist einfacher, da man direkt das nachmachen kann, was derdiedas Lehrer/in/um gerade tut … jedenfalls nach der Statistik (linkshändige Gitarrenlehrer mag es durchaus auch geben). Besonders, wenn Gruppenunterricht - oder auch einfach Klampfen in der Meute - betrieben wird, kann man einfacher durch Hingucken lernen, als wenn der mentale Spiegel zur Anwendung kommen muss.

Gruß Eillicht zu Vensre

Bei diesem Instrument gibt es keine bevorzugte Hand, sondern es kommen beide Hände gleichzeitig zum Einsatz. Daher ist es egal, ob der Gitarrenhals in die eine oder die andere Richtung zeigt. Auf lange Sicht, wird es einfach günstiger sein, eine normale „rechtshänder“-Gitarre zu kaufen.

Bei Instrumenten wie z.B. dem Klavier stellt sich die Frage nicht und beim Autofahren hängt es nur von der Geographie ab, ob das Lenkrad links oder rechts sitzt. Es gibt sicher genug Dinge, bei denen es eine bevorzugte Hand oder Fuß gibt, jedoch kaum bei Dingen, wo beide Hände gleichzeitig zum Einsatz kommen und dies trifft bei der Gitarre zu.

Hallo,

ich habe keine sehr guten Erfahrungen damit gemacht, unbedingt eine Rechtshänder-Gitarre zu empfehlen. Es kommt meines Erachtens immer darauf an, ob der Linkshänder indifferent gegenüber der Gitarrenhaltung ist oder nicht. Wenn der Linkshänder blauäugig fragt: „Wieherum halte ich das Ding eigentlich?“, dann sage ich selbstverständlich: „Hals nach links“, wenn allerdings derjenige beim Erstgespräch schon gleich auf Teufel-komm-raus die Gitarre anders herum halten will, dann soll er’s tun. Ich mache da keine Experimente mehr.

Das ging bei einem meiner frühen linkshändigen Schüler so weit, dass er (wie von mir zuerst empfohlen) richtig herum begann und einfach irgendwann nicht mehr vorwärts kam, bis wir uns - zum Glück früh genug - zum Seitenwechsel (bei gleichzeitigem Saitenwechsel) entschlossen und siehe da, es klappte wieder was. Natürlich mussten wir viele Schritte zurückgehen aber zum Glück war’s noch nicht zu spät. Und der Schüler fühlte sich wesentlich wohler.

Genau dies möchte ich zu bedenken geben: Irgendwann, ab einem gewissen Schwierigkeitsgrad kann einem die de facto angeborene Linkshändigkeit einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen, so dass dieser bestimmte Schwierigkeitsgrad nicht oder nur mit extremer Anstrengung überschritten werden kann, und dies will ich meinen Schülern ersparen. Die Wahl der falschen Gitarrenhaltung verbaut einem angehenden Gitarristen möglicherweise den Weg zum guten Musiker. Das kann und will ich nicht verantworten. Darum bin ich mittlerweile eindeutig pro Linkshänder-Gitarre, wenn die Linkshändigkeit dominant ist.

Für den Unterricht macht es meiner Erfahrung nach keinen bedeutenden Unterschied. Mein subjektiver Vorschlag: Gib deiner Tochter im Zweifelsfall einfach mal eine (vllt. geliehene) Gitarre in die Hand und schau, ob sie eine bestimmte Seite bevorzugt oder ob sie ohne Murren die „richtige“ Haltung einnimmt. Demnach würde ich dann entscheiden.

Gruß
Huttatta

Anmerkung, leicht off topic
Hi,
(…)
zu deinen im Prinzip guten Ausführungen eine Anmerkung von mir.
(…)

Das ging bei einem meiner frühen linkshändigen Schüler so
weit, dass er (wie von mir zuerst empfohlen) richtig herum
begann und einfach irgendwann nicht mehr vorwärts kam, bis wir
uns - zum Glück früh genug - zum Seitenwechsel (bei
gleichzeitigem Saitenwechsel) entschlossen und siehe da, es
klappte wieder was.

Ich glaube, dass 6 Wochen absolute Spielpause genauso gewirkt hätten, insbesondere dann, wenn es sich um einen sehr eifrigen Schüler gehandelt hat.
Wenn man zu lange zu ambitioniert übt, dann rennt man in eine Sackgasse.
Was ich sagen will ist, dass der Seitenwechsel wahrscheinlich nicht die Ursache für das bessere Fortkommen gewesen ist.

Ich frage mal andersherum:
Warum sollte ein Rechtshänder rechts besser zupfen und links besser greifen können?

Gruss,

Hallo helge,

Warum sollte ein Rechtshänder rechts besser zupfen und links
besser greifen können?

gute Frage. Die kann dir wahrscheinlich nur ein Neurologe oder Neurobiologe beantworten. Eine ähnliche Frage kann ich an dich zurück stellen: Warum schreiben die meisten von uns rechts? Das Argument der Erziehung gilt schon mindestens etwa seit den Sechzigerjahren nicht mehr. Tatsache ist, dass die meisten Kinder schon im frühen Kindergartenalter ihre Kopfmännchen ganz von selbst mit der rechten Hand malen und dass etwa 10% der Kinder es mit links tun.

PET-(positron emission tomography-)Untersuchungen haben auch eine unterschiedliche neuronale Organisation des zerebralen Kortex (Großhirnrinde) bei Linkshändern im Vergleich zu Rechtshändern nachgewiesen. Bis zur Aufklärung der Frage, warum das so ist, müssen noch viele Naturwissenschaftler fleißig ihre Doktorarbeiten schreiben. Tatsache ist jedoch auch, dass es einen vergleichsweise großen Aufwand bedeutet, diese vorgegebene kortikale Organisation zu durchbrechen und eine Umstrukturierung in die andere Hirnhälfte zu erreichen (wobei die vorhergehend rekrutierten Areale der gegenüberliegenden Hälfte auch bei völliger Umerziehung nicht völlig inaktiviert werden).

„In einer Studie der Technischen Universität in München wurde die Gehirnaktiviät von Rechtshändern, Linkshändern und umgeschulten Linkshändern miteinander verglichen. Beim Schreiben wiesen Rechtshänder Aktivität in der linken Hirnhälfte auf und Linkshänder in der rechten Gehirnhälfte. Bei umgeschulten Linkshändern dagegen gab es Aktivitäten in beiden Hirnhälften.“ (Quarks & Co.)

Für mich spricht darum nach wie vor alles dafür, einem Linkshänder die Gitarre in seiner Lieblingshaltung, nämlich Hals nach rechts, näherzubringen, sofern er nicht, wie ich bereits sagte, indifferent ist und keine besondere Seite bevorzugt.

Gruß
Huttatta

ich persönlich bin beim schreiben linkshänder, obwohl ich in der ersten klasse wegen eines gebrochenen schlüsselbeins einige zeit mit rechts schreiben lernen mußte. die gitarre spiele ich aber seit jeher „richtig“ rum, hatte nie das bedürfnis, es andersrum zu machen, und es kommt mir auch äußerst fremd vor. immerhin habe ich gitarre als erstes instrument beim musikerziehungsstudium durchgedrückt, obwohl es nicht in das schema meiner linkshändigkeit paßt…
ich kann mir schon vorstellen, daß es neuropsychologisch ein unterschied ist, ob die linke oder die rechte hand „führt“, aber für mich ist die linke hand gerade bei der gitarre vom subjektiven gefühl her führend, daher fühle ich mich richtig rum - und ich frage mich manchmal, wieso gerade rechthänder auch so rum spielen. aber vielleicht bin ich auch irgendwie falsch gepolt…
da aber beim gitarre spielen beide hände und damit beide gehirnhälften aktiv sind, dürfte es wesentlich weniger ausmachen, wie rum man gitarre spielt, als mit der falschen hand zu schreiben… und man geht ja auch nicht her und verlangt für einen linkshänder ein umgekehrtes klavier, bei dem die tiefen töne rechts sind… klar, wenn ein potentieller gitarrenschüler die gitarre gleich umgekehrt in die hand nimmt, sollte man es ihm nicht verbieten - aber ich vermute auch nicht, daß es einen unterschied macht, wenn er bereits ein paar wochen gespielt hat. wer weiß…

Danke euch allen!
Eure unterschiedlichen Meinungen machen es mir zwar nicht unbedingt leichter, aber ich glaube, nach einem letzten Gespräch mit der Musikschullehrerin meiner Tochter werde ich die richtige Entscheidung treffen.
Thanks carolinchen

Total off topic
Hi,
(…)

aber für mich ist die linke hand gerade bei der gitarre vom
subjektiven gefühl her führend, daher fühle ich mich richtig
rum - und ich frage mich manchmal, wieso gerade rechthänder
auch so rum spielen.

Ich bin Rechtshänder, spiele die Gitarre „rechts herum“ und finde eindeutig die rechte (Zupf-)Hand führend.
Sowohl mit als auch ohne Plektrum.
Mein Stil ist viel „Gezupfe“ bei relativ wenig „Gegreife“, zumindest sieht rein optisch die rechte Hand schneler aus als die Linke.

Würde ich Speedmetal spielen, wäre es wahrscheinlich anders herum:
die linke Hand bekäme mehr Bedeutung.

Gruss,

Mein Stil ist viel „Gezupfe“ bei relativ wenig „Gegreife“,
zumindest sieht rein optisch die rechte Hand schneler aus als
die Linke.

gut, aber ob du ein C-dur oder ein F#-dur zerlegst, macht für die rechte hand nicht unbedingt einen unterschied, für die linke umso mehr. für mein gefühl bestimmt die linke die harmonie, die rechte „nur“ die zerlegung.

außerdem bewegt sich die linke auch mal übers ganze griffbrett, muß zum teil ganz komische griffe produzieren usw.

aber wie gesagt, das ist ein subjektives gefühl, natürlich braucht man in der regel beide hände zum spielen.

(für mich führt übrigens beim klavier auch die linke hand, weil sie die basis errichtet.)

Hallo,

ich denke, diese Diskussion führt zwangsläufig ins Leere. Die Frage ist doch höchst wahrscheinlich nicht diejenige, welche Hand mit was mehr beschäftigt ist als die andere (oder umgekehrt), und zwar ganz einfach deswegen, weil wir beim Vortragen nur noch die fertigen Programme abrufen, die durch häufiges Üben eingebrannt werden. Die Frage ist vielmehr diejenige in welcher Kombination die Bewegungsabläufe bei Greif-Zupfinstrumenten zentral am besten abgearbeitet und gespeichert werden können. Hierbei spielt die Seitenaufteilung des Gehirns die entscheidende Rolle.

Interessant ist auch die Beobachtung, dass nahezu alle Greif-Zupfinstrumente aller Kulturen in Ost und West standardmäßig in Linksauslage gespielt werden, sei es das chinesische Shamisen, die indische Sitar, die türkische Saz, die Laute, die Gitarre, die hawaiianische Ukulele, die Mandoline, die Violine, die Bratsche, das Cello, der Kontrabass, die Teufelsgeige oder was auch immer. Es wird immer standardmäßig links gegriffen und rechts gezupft. Diese eindeutige weltweite Präferenz lässt nur einen Schluss zu: Die Seitenwahl ist kein Zufall, sondern durch bessere Machbarkeit bestimmt, wie auch immer sie begründet ist.

Was da wen individuell mehr beschäftigt oder was wer glaubt sein Gehirn mehr beschäftigt als das andere, ist IMHO irrelevant. Die Kombination ist maßgeblich. Und tatsächlich ist die Information, die von der Greifhand geliefert wird (richtigen Bund der richtigen Saite zur richtigen Zeit am richtigen Ort treffen und ggf. Effekte wie Bendings etc.) nicht größer als die Information, die die Zupfhand liefert (richtige Saite zur richtigen Zeit am richtigen Ort [Steg vs. Hals] mit der richtigen Intensität [Dynamik: teilweise extrem schwierig] auf die richtige Art [Nagel vs. Kuppe vs. Picks vs. diverse andere Effekte] treffen), wenngleich der Ungeübte zunächst scheinbar mehr Aufmerksamkeit seiner Greifhand widmet.

Gruß
Huttatta