Servus Chris,
Es ist schon ein wenig bizarr, wenn ich mich bei der
Namenssuche ausgerechnet auf einen jüdischen Friedhof begebe
und dort mit Stift und Notizbuch die Namen von den Grabsteinen
abschreibe.
das finde ich nicht besonders bizarr: Der Friedhof ist (auch) zum Gedenken gemacht, und zum Gedenken gehören auch Namen.
Vergleich einfach mal den Unterschied zwischen den banalen Worten:
2.374 Tote
(ich selber kann mir nicht einmal 150 Tote bei einem Eisenbahnunglück vorstellen)
und dieser Liste von Menschenleben, Menschengeschichten, Namen aus Nürnberg (als ein Beispiel):
http://www.jewishgen.org/Yizkor/nuremberg/nur003.htm…
Bei der Lektüre dieser Liste wirst Du sehen, dass tatsächlich die meisten Namen halt deutsche Namen sind. Wie die Ermordeten halt Nürnberger waren, solange bis man sie zu Fremden erklärte, die irgendwie anders zu sein hatten.
Beiläufig: Vergleichbare Listen findet man von vielen Gemeinden veröffentlicht. Ich finde nicht, dass es pietätlos ist, sie zu lesen. Auch deswegen, weil das ein (wenn auch geringes) Gegengift gegen das in unseren Köpfen herumspukende Bild vom buckligen, krummnasigen, hängelippigen Schloime Halbgewachs, Hausierer aus Gomel usw. ist:
Ludwig Reis aus Meiningen kommt gleich nicht mehr so „fremdartig“ daher…
Schöne Grüße
MM