Liste deutsch-jüdischer Familiennamen

Ich bin auf der Suche nach einer möglichst ausführlichen Liste mit deutsch-jüdischen Familiennamen (eventuell auch mit geschichtl. Hintergrund). Bei den Vornamen bin ich auf zahlreiche Seiten gestoßen, bei den Nachnamen leider nicht. Gemeint sind Familiennamen wie Cohn, Rosenzweig, Goldbaum usw. aber auch eher lächerlich erscheinende Namen wie Treppengeländer o.Ä., die man den deutschen Juden im 19. Jh. (wenn ich richtig informiert bin) gab.

Kann mir da jemand weiterhelfen?

Servus Chris,

die Familiennamen bilden kein brauchbares Kriterium, abgesehen von den Koheniten, die halt Kohn (Cohn, Kahn usw.) heißen. Die Klasse der lächerlichen Namen fällt halt auf, außerdem die, die nach den freien Städten gebildet sind, die ihren „Schutzjuden“ ein Minimum an Rechten garantierten (Oppenheimer, Frankfurter, Wormser, Heilbronner etc.). Die vielen anderen Namen, die nicht zu den beiden genannten Gruppen gehören und überhaupt nicht auffallen, sind genau deswegen nicht auflistbar, weil sie nichts Besonderes sind. Beispiel: Moos ist der Name einer im Garn gefärbt rheinisch-katholischen Familie; Adelheid war ein bissel überrascht, als ich mit ihr den jüdischen Friedhof in Buchau besucht habe, dass dort einer der häufigsten Namen Moos ist…

Schöne Grüße

MM

Ich bin auf der Suche nach einer möglichst ausführlichen Liste
mit deutsch-jüdischen Familiennamen

Kann mir da jemand weiterhelfen?

Hrmpf vielleicht das Telefonbuch von Tel Aviv? …
Du wärst überrascht wieviele „normale“ Namen sich da befinden…

Gruß
d.

Es stimmt schon, dass es sehr viele in den Augen der Allgemeinheit eher untypische oder unauffällige Namen deutsch-jüdischer Familien gibt. Wie gesagt interessieren mich mehr die beinahe typisch klingenden Familiennamen wie eben Goldbaum, Rosenzweig usw., die für meine Ohren sehr schön klingen. Da sie sich m. E. nach von der Masse der eher plump klingenden Nachnamen abheben, interessiert es mich, wo ich ein Register o.Ä. solcher Namen finden kann.

Es ist schon ein wenig bizarr, wenn ich mich bei der Namenssuche ausgerechnet auf einen jüdischen Friedhof begebe und dort mit Stift und Notizbuch die Namen von den Grabsteinen abschreibe. Da gibt es doch sicher andere Möglichkeiten.

Mir fällt auf, dass viele der so oft gehörten jüdischen Familiennamen einen starken Naturbezug haben. Abgesehen davon gibt es natürlich noch die regionalen Herkunftsbezeichnungen, die es auch bei Nichtjuden schon seit Urzeiten gegeben hat.

Servus Chris,

Es ist schon ein wenig bizarr, wenn ich mich bei der
Namenssuche ausgerechnet auf einen jüdischen Friedhof begebe
und dort mit Stift und Notizbuch die Namen von den Grabsteinen
abschreibe.

das finde ich nicht besonders bizarr: Der Friedhof ist (auch) zum Gedenken gemacht, und zum Gedenken gehören auch Namen.

Vergleich einfach mal den Unterschied zwischen den banalen Worten:

2.374 Tote

(ich selber kann mir nicht einmal 150 Tote bei einem Eisenbahnunglück vorstellen)

und dieser Liste von Menschenleben, Menschengeschichten, Namen aus Nürnberg (als ein Beispiel):

http://www.jewishgen.org/Yizkor/nuremberg/nur003.htm…

Bei der Lektüre dieser Liste wirst Du sehen, dass tatsächlich die meisten Namen halt deutsche Namen sind. Wie die Ermordeten halt Nürnberger waren, solange bis man sie zu Fremden erklärte, die irgendwie anders zu sein hatten.

Beiläufig: Vergleichbare Listen findet man von vielen Gemeinden veröffentlicht. Ich finde nicht, dass es pietätlos ist, sie zu lesen. Auch deswegen, weil das ein (wenn auch geringes) Gegengift gegen das in unseren Köpfen herumspukende Bild vom buckligen, krummnasigen, hängelippigen Schloime Halbgewachs, Hausierer aus Gomel usw. ist:

Ludwig Reis aus Meiningen kommt gleich nicht mehr so „fremdartig“ daher…

Schöne Grüße

MM

Von dieser Seite kann man es natürlich auch sehen. Viele jüdische Gemeinden haben im Internet ihre Listen, hab mir gestern mal ein paar angeschaut. Dort haben sich viele Namen gefunden, die denen entsprechen, die ich gesucht hab.

Es ist schwer zu sagen, was „typisch jüdisch“ heißt, denn würde man vom Durchschnitt oder der Norm jüdischer Familiennamen ausgehen, dann käme man vermutlich zu recht ernüchternden Ergebnissen, also Namen, die sich nicht sonderlich von nichtjüdischen Familiennamen unterschieden. Dass das Typische gerade im Besonderen liegt bzw. mit diesem assoziiert wird, ist, wenn ich darüber nachdenke, schon in gewisser Weise kurios.

Ich bin auf der Suche nach einer möglichst ausführlichen Liste
mit deutsch-jüdischen Familiennamen (eventuell auch mit
geschichtl. Hintergrund). Bei den Vornamen bin ich auf
zahlreiche Seiten gestoßen, bei den Nachnamen leider nicht.
Gemeint sind Familiennamen wie Cohn, Rosenzweig, Goldbaum usw.
aber auch eher lächerlich erscheinende Namen wie
Treppengeländer o.Ä., die man den deutschen Juden im 19. Jh.
(wenn ich richtig informiert bin) gab.

Tach Chris,

so richtig weiterhelfen kann ich Dir auch nicht; das Wesentliche hat Martin schon gesagt (Grüß Dich Martin! An den Buchauer jüdischen Friedhof erinnere ich mich gern. Weiß man übrigens inzwischen, wo der alte jüdische Friedhof gelegen hat?)

Zwei Bemerkungen nur: „Treppengeländer“ und ähnliche abartige Namen haben die österreichischen - in der Regel antisemitischen - Beamten den Juden in Galizien „verpaßt“. Nach der polnischen Teilung mußten alle galizischen Juden einen deutschen Namen annehmen, und da konnten die Österreicher ihren Ressentiments die Sporen geben.

Iris Weiss hat an anderer Stelle mal auf folgenden Umstand aufmerksam gemacht: die „deutsche“ Schreibweise ist Weiß, die „jüdische“ ist Weiss.

Gruß - Rolf

Moin,

Ich bin auf der Suche nach einer möglichst ausführlichen Liste
mit deutsch-jüdischen Familiennamen (eventuell auch mit
geschichtl. Hintergrund).

Vielleicht wäre folgendes Buch was für dich:

„Die jüdische Gemeinde Papenburg-Aschendorf im Spiegel der Zeit. Ein Gedenkbuch“ von Uwe Eissing ISBN: 3926863005 Buch anschauen

Dort werden die in der Region ansässigen Familien beschrieben, sofern etwas über sie bekannt war, in einem Zeitraum angefangen vom 18. Jhd. bis zur Zeit nach dem 2. Weltkrieg, einschließlich Informationen, was aus den einzelnen Familienmitgliedern letztendlich geworden ist. Allerdings braucht man bei dem Buch Nerven. Bei den meisten Lebensläufen der neueren Zeit steht am Ende Deportation und der Name eines Ghettos oder Lagers. Die wenigsten sind davongekommen.

Gruß
Marion

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