Literatur

Liebe/-r Experte/-in,
Ich bin „Buchautor“ und habe bisher zwei Bücher (eher Büchleins) geschrieben zu mehr oder weniger religiösen Themen ("Wir sind das Folk" / Der Weihnachtsversteher/
Im Internet nachzulesen) Ich bin jetzt an meinem dritten Versuch, Titel gibt es noch nicht. Es geht dabei darum, dass ich anhand von 7, Träumen, die mir von Kindheit bis
heute in Erinnerung sind, mein Leben mit mir und der Kirche mit einer Therapeutin „durchbustabiere“.
Meine Frage: Meines Wissens schreibt man Bücher im Imperfekt, (Einfache Vergangenheit). Jetzt im Urlaub las ich das Buch von A.J.JAKOBS „DIE BIBEL UND ICH“.
Der Autor ist nichtgläubiger Jude, versucht aber ein Jahr lang nach den Geboten der Bibel zu leben.
Er schreibt in Präsens ( Gegenwart ) und ich konnte mich gut in ihn „hineinfühlen und hineindenken“.
Frage. Ist es nur renommierten Schriftstellern erlaubt, in Präsens zu schreiben , oder kann ich als
„literarischer Halblaie“ mir so etwas auch erlauben?
Ich verkaufe meine Bücher im Selbstverlag.

Gruss Heiner Kapp, Diakon

Ist es nur renommierten Schriftstellern erlaubt, in
Präsens zu schreiben , oder kann ich als
„literarischer Halblaie“ mir so etwas auch erlauben?

Lieber Herr Kapp,

sehe ich das richtig, daß Sie eine Art von persönlichem Erfahrungsbericht schreiben? (Also kein Sachbuch mit ‚wissenschaftlichen‘ Erkenntnissen/Erklärungen und auch keinen Roman oder Erzählung, also keine Fiktion bzw. nichts Erfundenes.)

Da kenne ich mich leider nicht aus. Ich bin eine Freundin der erfundenen Geschichten.

Grundsätzlich kann ich sagen: Sie „dürfen“ im Präsens schreiben, wenn es Ihnen stimmiger erscheint. Tun Sie alles, damit es für eventuelle Leser/innen gut, flüssig, interessant zu lesen ist. Es gibt kein „Präsens-Verbot“. Im übrigen: auch renommierte Autoren/innen haben irgendwann mal als Unbekannte angefangen.

Allerdings höre ich, dass JAKOBS ein Jahr beschreibt, also mitten in der Gegenwart die alltäglichen Ereignisse oder Besonderheiten aufschreibt – eine Art Tagebuch. Sie hingegen wollen aus Ihrer Kindheit berichten. Möglicherweise ist es „unmittelbarer“, wenn Sie dies im Präsens schreiben.
ABER (und das ist meine ganz persönliche Meinung und Vorliebe): als Leserin weiß ich doch, dass die Kindheits- oder Vergangenheits-Erinnerungen aus Ihrer heutigen Sicht als Erwachsener geschildert werden, also mit den Erfahrungen und Bewertungen, die Sie Jahre später vornehmen. Da finde ich den Präsens nicht wirklich passend. Es sind erinnerte und keine unmittelbaren Gefühle. Mir scheint ich es (ganz persönlich) eher anbiedernd, so zu tun, als wäre ich als Leserin „hautnah“ mitten im erinnerten und reflektierten Geschehen dabei.

Aber: fragen Sie andere Leser/innen, die mögen andere Vorlieben haben.

Alles Gute!
Madeye

Lieber Herr Kapp,

Sie befinden sich auf dem Gebiet des freien Geistes, und da gibt es erst mal gar keine Vorschriften.

Mir schiene jedoch ein Erinnerungswerk seine rhetorische Wirkung doch eher im Ethos des Imperfekts zu entfalten.
Es gibt aber gute Gründe für die Darstellung und Verlebendigung unmittelbaren seelischen Geschehens im Präsens.
Der jeweilige Tempuswechsel rechtfertigt sich vom jeweiligen Gegenstand her.
Die alten Rhetoriker sagten: rem tene, verba sequuntur. D. h. Behalte die Sache im Auge, dann folgen die Worte ganz von allein.

Hallo Herr Kapp

Mein Tipp zu Ihrem Dilemma: Schreiben Sie einfach so, wie es Ihnen spontan in den Sinn kommt, im Präsens oder im Präteritum (Imperfekt).
Dann lesen Sie Ihren Text nochmals durch, überprüfen ihn auf die Wirkung. Ist es das, was Sie beabsichtigt haben? Dann ist alles bestens. Sind Sie im Zweifel, ob die von Ihnen gewählte grammatische Zeit passt, ändern Sie probeweise einmal das Tempus und überprüfen die Wirkung jetzt. Oder lesen Sie dem Text jemandem vor, auf dessen Kritik Sie sich verlassen können. Vielleicht finden Sie auf diesem Weg eine Lösung, zu der Sie hundertprozentig stehen können.
Generell gilt: Es gibt keine verbotene grammatische Zeit! Nur einen ganzen Text im Plusquamperfekt zu schreiben, ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Aber das wollen Sie zum Glück ja nicht :wink:

Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Erfolg und Freude an Ihrem Schreiben.

Herzliche Grüße
Nerval

Slam Poetry Festival
Hallo,

kannst Du es nicht mal mit Slam- Poetry versuchen?
Derzeit Festival in Hamburg. Du kannst dort außer der Reihe als Urgestein auftreten.

Viele Grüße

B.

Slam Poetry. Neue Chance.
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Viele Güße

B.

Liebe/-r Experte/-in,

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Im Internet nachzulesen) Ich bin jetzt an meinem dritten
Versuch, Titel gibt es noch nicht. Es geht dabei darum, dass
ich anhand von 7, Träumen, die mir von Kindheit bis
heute in Erinnerung sind, mein Leben mit mir und der Kirche
mit einer Therapeutin „durchbustabiere“.
Meine Frage: Meines Wissens schreibt man Bücher im Imperfekt,
(Einfache Vergangenheit). Jetzt im Urlaub las ich das Buch
von A.J.JAKOBS „DIE BIBEL UND ICH“.
Der Autor ist nichtgläubiger Jude, versucht aber ein Jahr lang
nach den Geboten der Bibel zu leben.
Er schreibt in Präsens ( Gegenwart ) und ich konnte mich gut
in ihn „hineinfühlen und hineindenken“.
Frage. Ist es nur renommierten Schriftstellern erlaubt, in
Präsens zu schreiben , oder kann ich als
„literarischer Halblaie“ mir so etwas auch erlauben?
Ich verkaufe meine Bücher im Selbstverlag.

Gruss Heiner Kapp, Diakon