Literatur zu Folgen von Isolation

Hallo,

ich suche Empfehlungen zur (Fach)literatur über Menschen, die isoliert von menschlicher Gesellschaft leben bzw. über die Folgen dieser Isolation.

Die Bandbreite ist dabei groß, d.h mich interessieren sowohl historische Fälle isoliert von menschlicher Ansprache aufwachsender Kinder (z.B. Genie), der (freiwillige) Rückzug (z.B. Hikikomori), die Folgen länger andauernder Isolationshaft usw. usw.

Vielen Dank vorab + viele Grüße
Diana

Isolation und Deprivation
Hi Diana,

ich suche Empfehlungen zur (Fach)literatur über Menschen, die
isoliert von menschlicher Gesellschaft leben bzw. über die Folgen dieser Isolation.

ein spannendes Thema.
Christine McGuire: Die Leibeigene ISBN 3404134710 Buch anschauen
fällt sicher auch in das Einzugsgebiet. Aber das kennst du ja.

Dann könnte noch der Fall des Antonius Eremita
http://de.wikipedia.org/wiki/Antonius_der_Gro%C3%9Fe
interessant sein. Er ist beschrieben in der „Vita Antonii“ des Athanasius (ca. 360 n.Ch.). In der „Bibliothek der Kirchenväter“ gibt es inzwischen sogar eine dt. Übersetzung:

http://www.unifr.ch/bkv/kapitel44.htm

Zur erzwungenen Isolation gibt es zahlreiche nützliche Literaturangaben unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Isolationshaft
http://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fe_Folter
http://de.wikipedia.org/wiki/Camera_silens
http://de.wikipedia.org/wiki/Deprivation
http://de.wikipedia.org/wiki/Sensorische_Deprivation

Generell ist das Thema ja im pathologischen Sinne angesiedelt in einem weiten Spektrum zwischen Sozialphobie und den Grundzügen der Psychose. Es geht um Zustände, in denen wegen des Mangels an Wechselwirkungen (und damit Feedback und Möglichkeit der Selbstkontrolle) die für das Realitätsbewußtsein unabdingbare Unterscheidung von Objektivität und bloßer Vorstellung bzw. Traumzustand irritiert ist.

Unter dem Terminus „Seklusion“ spielen solche Szenarien der Ausgrenzung aus der Gesellschaft und überhaupt jeder Kommunikation eine bedeutende, systematische Rolle in religiösen Initiationsriten (und in der „Eremitage“ ja sowieso). In einigen afrikanischen Kulten werden die Initianden als Vorbereitung für das eigentliche Initiationsritual zwischen einigen Wochen und 3 Jahren von jeder Kommunikation ausgeschlossen. Meines Wissens gibt es aber leider keine subjektiven Berichte darüber.

Gruß
Metapher

Hallo Metapher,

danke zunächst mal für die Hinweise.

ein spannendes Thema.
Christine McGuire: Die Leibeigene ISBN 3404134710 Buch anschauen fällt sicher auch in das Einzugsgebiet. Aber das kennst du ja.

kenne ich nur vom Hörensagen, scheint mir aber im engeren Sinne doch nicht dazuzugehören, da hier die Interaktion zwischen Peiniger und Opfer eine große Rolle einnimmt.

Mir geht es vor allem um die totale Isolation ohne Anregung von außen bzw. mangelnde Ansprache / Interaktion, das wortlose Durchschieben von Tellern unter Kerkertüren mal ausgenommen :wink:

Generell ist das Thema ja im pathologischen Sinne angesiedelt in einem weiten Spektrum zwischen Sozialphobie und den Grundzügen der Psychose. Es geht um Zustände, in denen wegen des Mangels an Wechselwirkungen (und damit Feedback und Möglichkeit der Selbstkontrolle) die für das Realitätsbewußtsein unabdingbare Unterscheidung von Objektivität und bloßer Vorstellung bzw. Raumzustand

irritiert ist.

Genau das ist das spannende daran. Bei historischen Fällen wird bisweilen geschildert, dass in Dunkel- / Isolationshaft gehaltene Gefangene nach einiger Zeit „den Verstand verloren“ hätten und „mehr Tier als Mensch“ gewesen seien, aber was genau ist da in diesen Menschen abgelaufen?

Danke nochmal & viele Grüße
Diana

deprivierte Gedanken

Christine McGuire: Die Leibeigene ISBN 3404134710 Buch anschauen fällt sicher auch in das Einzugsgebiet. Aber das kennst du ja.

kenne ich nur vom Hörensagen, scheint mir aber im engeren
Sinne doch nicht dazuzugehören, da hier die Interaktion
zwischen Peiniger und Opfer eine große Rolle einnimmt.

Colleen Stan war sieben Jahre in einer Kiste eingesperrt, die kaum größer als ihre Körpermaße waren. Ausnahmen waren Zeiten, in denen sie außerhalb der Kiste gefoltert wurde.

Genau das ist das spannende daran. Bei historischen Fällen
wird bisweilen geschildert, dass in Dunkel- / Isolationshaft
gehaltene Gefangene nach einiger Zeit „den Verstand verloren“
hätten und „mehr Tier als Mensch“ gewesen seien, aber was
genau ist da in diesen Menschen abgelaufen?

Ja, „den Verstand verlieren“ oder „wahnsinnig werden“ ist leider meist die einzige Verbalisierung solcher Folter. Es ist nur wenigen möglich, es genauer zu beschreiben - anders als „konkretere“ Folter-Szenarien, in denen wenigstens beschrieben werden kann, was geschah.

Aber auch dabei wird das Geschehen und Erfahrene meist nur äußerlich beschrieben (ich nenne das, im Unterschied zur subjektiven die „Film“-Erinnerung). Die „subjektive“, also emotionale Erinnerung: „was ging in mir vor, als es geschah“ können die meisten mangels Potential des sprachlichen Ausdruck, und weil die Sprache überhaupt nur wenig Vokabular dafür zur Verfügung stellt, nur angedeutet zur Sprache bringen.

Dafür (und nach meiner Auffassung auch: deswegen) kommen die Erinnerung in der subjektiven Form umso krasser und heftiger in den sog. Flashbacks ins aktuelle Bewußtsein. Und bei rein mentalen Foltern ist das noch um ein Vielfaches Extremer. Man kann auch erklären, warum das so ist.

Theoretisch (also ohne subjektive, individuelle, aktuelle Inhalte) darstellen kann man es etwa so:
Der Zustand der Deprivation und Seklusion ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß das Denken (andere würden sagen: das Gehirn) ausschließlich sich selbst als Gegenpart hat. Es gibt keine „Bremse“ durch die Antwort, Reaktion oder den Widerspruch, Widerstand eines fremden Denkens. Es wird dadurch ausschließlich „rekursiv“ bzw.„autoreferentiell“.

Was dann passiert, ist quasi eine Naturgesetzlichkeit, die man mit den Mitteln neuerer mathematischer Errungenschaften inzwischen genauer darstellen kann: Der Zustand wird, metaphorisch gesagt, „chaotisch“ (was aber inzwischen präziser beschreiben, sogar modellieren kann). Das heißt jedenfalls, es gibt keine auch noch so kurze Phase mentaler Verfassung, die zeitlich „stabil“ bleibt, so, daß der aktuelle Gedanke sich retrospektiv auf den kurz zuvor Gedanken beziehen kann. Dadurch geht die hierachische Struktur des Denkens verloren. Der 1. unmittelbare Gedanke und der 2. reflektierte, erinnerte Gedanken und 3. das Bewußtsein, DASS er aktuell gedacht wird, werden in einem Eintopf verrührt und das Ich-Bewußtsein löst sich auf.

Man kann es auch viel genauer beschreiben als diese Andeutungen. Aber das würde möglicherweise den hiesigen Rahmen sprengen.

Wichtiger für deinen Fragekontext wäre imho, daß man die Flashback-Erlebnisse mildern oder sogar reduzieren kann, wenn man der betreffenden Person die Fähigkeit vermittelt, das Erlebte tatsächlich in einer adäquaten sprachlichen Form zu erfassen. Wenn das erreicht ist, hat man dann das, was du vermutlich suchst: Die subjektive Schilderung dieser Zustände. Eine publizierte Form davon ist mir bisher nicht bekannt.

Liebe Grüße nochmal
Metapher

3 Like

Hallo Metapher,

Colleen Stan war sieben Jahre in einer Kiste eingesperrt, die kaum größer als ihre Körpermaße waren. Ausnahmen waren Zeiten, in denen sie außerhalb der Kiste gefoltert wurde.

das klingt schon passender. Mich interessieren tatsächlich mehr die Menschen in Isolation, die keinerlei Interaktion mit bzw. keinerlei Anreize durch Mitmenschen mehr haben, sei die Isolation selbst gewählt oder durch Haft auferlegt, also eher die Vergessenen, Vernachlässigten als die Drangsalierten, wenn man so will.

Anders gesagt: Was passiert mit einem isolierten Menschen, dessen Geist keinerlei Anregung mehr von außen erfährt, der völlig auf sich selbst und sonst nichts und niemanden zurückgeworfen ist.

Theoretisch (also ohne subjektive, individuelle, aktuelle Inhalte) darstellen kann man es etwa so: Der Zustand der Deprivation und Seklusion ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß das Denken (andere würden sagen: das Gehirn) ausschließlich sich selbst als Gegenpart hat. Es gibt keine „Bremse“ durch die Antwort, Reaktion oder den Widerspruch, Widerstand eines fremden Denkens. Es wird dadurch ausschließlich „rekursiv“ bzw.„autoreferentiell“.

Was dann passiert, ist quasi eine Naturgesetzlichkeit, die man mit den Mitteln neuerer mathematischer Errungenschaften inzwischen genauer darstellen kann: Der Zustand wird, metaphorisch gesagt, „chaotisch“ (was aber inzwischen präziser beschreiben, sogar modellieren kann). Das heißt jedenfalls, es gibt keine auch noch so kurze Phase mentaler Verfassung, die zeitlich „stabil“ bleibt, so, daß der aktuelle Gedanke sich retrospektiv auf den kurz zuvor Gedanken beziehen kann. Dadurch geht die hierachische Struktur des Denkens verloren. Der 1. unmittelbare Gedanke und der 2. reflektierte, erinnerte Gedanken und 3. das Bewußtsein, DASS er aktuell gedacht wird, werden in einem Eintopf verrührt und das Ich-Bewußtsein löst sich auf.

Danke, das ist sehr gut beschrieben! :smile:

In einigen Berichten wird geschildert, dass der isolierte Mensch nach einer bestimmten Dauer mangelnder Anreize retardiert, eine Art Pseudodebiltät eintritt, die Menschen seien „schwachsinnig“, „blöde“ oder eben „zum Tier geworden“.

Wichtiger für deinen Fragekontext wäre imho, daß man die Flashback-Erlebnisse mildern oder sogar reduzieren kann, wenn man der betreffenden Person die Fähigkeit vermittelt, das Erlebte tatsächlich in einer adäquaten sprachlichen Form zu erfassen. Wenn das erreicht ist, hat man dann das, was du vermutlich suchst: Die subjektive Schilderung dieser Zustände. Eine publizierte Form davon ist mir bisher nicht bekannt.

Subjektive Schilderungen suche ich zwar auch, vermute aber, dass diese eben wegen der genannten Retardierung meist nicht möglich sind (ein anderes Beispiel wären die Berichte der wenigen Überlebenden von Tazmamart, die allerdings untereinander, wenn auch selten, Austausch hatten http://en.wikipedia.org/wiki/Tazmamart).

Was mich vor allem interessiert, ist, was mit dem Bewußtsein, dem Gehirn passiert, wenn es an Anregung und Austausch mangelt: verkümmert es? So wie die Kinder in dem berühmten Experiment von Friedrich dem Staufer verkümmert sind?

Herzliche Grüße
Diana

das klingt schon passender. Mich interessieren tatsächlich
mehr die Menschen in Isolation, die keinerlei Interaktion mit
bzw. keinerlei Anreize durch Mitmenschen mehr haben, sei die
Isolation selbst gewählt oder durch Haft auferlegt, also eher
die Vergessenen, Vernachlässigten als die Drangsalierten, wenn
man so will.

Hallo dann wäre da noch Kaspar Hauser als so ziemlich bekanntester Fall, aber mangelhaft dokumentiert, wenn du es streng psychologisch wissenschaftlich möchtest, darüber ist eher anekdotisch berichtet, aber wenn du den auslässt ist deine Sammlung nicht vollständig.

Die Wolfskinder, die von Wölfen „Adoptiert“ wurden (oder andere von Affen und vermutlich noch ähnliches), passen dann ja weniger, aber sowas gabs ja auch.
Gruß Susanne

Wolfskinder
Hallo Susanne,

danke für den Hinweis!

Wer sich mit der Thematik befaßt, stolpert schon ziemlich früh über Hauser, klar. Zum Thema Wolfskinder (auch im weiteren Sinne) gibt es übrigens diese interessante Seite im Netz http://www.feralchildren.com/en/index.php

Viele Grüße
Diana

Hi Diana,

In einigen Berichten wird geschildert, dass der isolierte
Mensch nach einer bestimmten Dauer mangelnder Anreize
retardiert, eine Art Pseudodebiltät eintritt, die Menschen
seien „schwachsinnig“, „blöde“ oder eben „zum Tier geworden“.

Das mag zwar manchmal so sein. Bei Kindern sogar ganz sicher (wenn wir den Autismus-Kontext mal ausklammern, der ja auf das Gegenteil verweist). Sowas sind oft Beschreibungen psychiatrischer Herkunft, die keine sonstigen interkulturellen Kenntnisse aufweisen.

Denn es gibt Zeugnisse hinduistischer eremitischer Askese-Praktiken aus dem Himalaya, bei denen sich ein Eremit über viele Jahre(!) in den Bergen in ein steinernes Häuschen einmauern läßt - mit nur einem kleinen Loch, durch das Pilger ihm ab und zu Nahrung reichen. Und diese Leute machen das im Gegenteil zur Klärung des Geistes und beenden das Szenario keineswegs im verblödeten Zustand.

Ich habe von einem Beispiel gelesen, in dem das einer 18 Jahre lang gemacht hat. Leider hab ich den Quellenhinweis nicht mehr zur Hand.

Subjektive Schilderungen suche ich zwar auch, vermute aber,
dass diese eben wegen der genannten Retardierung meist nicht möglich sind

Wie gesagt, sehe ich das Problem eher darin, daß für die Schilderung aus subjektiver Perspektive solcher Erlebnisse die Sprache nicht zur Verfügung steht, individuell nicht und objektv auch kaum.

Ich habe Beispiel von (btw. geistig sehr beweglichen) Personen, die in actu ihrer Flashbacks Aufzeichnungen machten: Es sind stetige Wiederholungen von ganz wenigen, sehr elementaren Sätzen, die Schmerz und Verzweiflung ausdrücken.

(ein anderes Beispiel wären die Berichte der
wenigen Überlebenden von Tazmamart, die allerdings
untereinander, wenn auch selten, Austausch hatten

Das interessiert mich auch sehr. Hast du diese Berichte?

Was mich vor allem interessiert, ist, was mit dem Bewußtsein,
dem Gehirn passiert, wenn es an Anregung und Austausch mangelt: verkümmert es?

Es wird darauf ankommen, ob sowas jemand aus freien Stücken als Askese auf sich nimmt, oder mit Gewalt dazu gezwungen wird. Bei Kindern dürfte eine Retardierung der Entwicklung unausweichlich sein, aber es gibt ja Beispiele, die zeigen, daß auch das regeneriert werden kann.

Bei Erwachsenen vermute ich, ist keineswegs eine Retardierung die naheliegende oder sogar notwendige Folge. Ein dissoziatives Identitätsproblem dürfte viel näherliegen, da zu dem Szenario (im Gewaltfall) ja permanente Todesangst hinzukommt. Andere Traumafolgen liegen auch nahe, z.B. enorm trigger-sensible Phobien.

3 Like

Hi Diana,

http://www.bookrags.com/Joan_Barfoot

Ich denke Du kennst das Buch bestimmt.

Aber trotzdem

http://www.enotes.com/contemporary-literary-criticis…

Liebe Grüße
Siân

ich suche Empfehlungen zur (Fach)literatur über Menschen, die
isoliert von menschlicher Gesellschaft leben bzw. über die
Folgen dieser Isolation.

weniger fachlich, aber durchaus literarisch:

http://en.wikisource.org/wiki/The_Outsider

e.c.

Joan Barfoot
Hi Siân,

kannte ich noch nicht, danke für den Hinweis!

Viele Grüße
Diana

Lovecraft
Hallo e.c.,

danke für den Hinweis!

Viele Grüße
Diana

Tazmamart
Hallo Metapher,

Denn es gibt Zeugnisse hinduistischer eremitischer Askese-Praktiken aus dem Himalaya, bei denen sich ein Eremit über viele Jahre(!) in den Bergen in ein steinernes Häuschen einmauern läßt - mit nur einem kleinen Loch, durch das Pilger ihm ab und zu Nahrung reichen. Und diese Leute machen das im Gegenteil zur Klärung des Geistes und beenden das Szenario keineswegs im verblödeten Zustand. Ich habe von einem Beispiel gelesen, in dem das einer 18 Jahre lang gemacht hat. Leider hab ich den Quellenhinweis nicht mehr zur Hand.

kannst Du den noch beschaffen? Solche freiwilligen solitary confinements interessieren mich natürlich auch.

Tazmamart

Das interessiert mich auch sehr. Hast du diese Berichte?

Leider kenne ich bis dato nur Tahar Ben Jellouns „Das Schweigen des Lichts“ ISBN 3827004276 Buch anschauen. Basiert zwar auf dem mündlichen Bericht eines Überlebenden, Aziz Binebine, ist aber wegen seiner „literarischen“ Bearbeitung umstritten. Marzoukis „Cellule 10“ liegt ebenso wie der Text „Tazmamart, une prison de la mort au Maroc“ von Christine Daure-Serfaty leider nur in Französisch vor (und mein Französisch reicht zur Lektüre bei weitem nicht).

Herzliche Grüße & nochmals Danke für Deine Mühe!
Diana

Moin Diana,

im tibetischen Buddhismus ist dieser Rückzug nichts ungewöhnliches. Der Himalaya ist durchzogen von Höhlen, in die „Einsiedler“ sich zurückziehen. Klassisch ist ein dreijähriges „Retreat“, das sowohl in Gruppen bis hin zu völliger Isolierung druchgeführt wird.

Berichte über die Erfahrungen, die Leute dabei machen, sind mir hingegen auf Anhieb nicht bekannt, außer die Geschichte der Nonne Tenzin Palmo, http://en.wikipedia.org/wiki/Tenzin_Palmo die insgesamt 12 Jahre in einer Höhle im Himalaya verbracht hat und deren Leben im Buch „A cave in the snow“ beschrieben wird (allerdings geht es dabei auch weniger um ihre inneren Erfahrungen).

Ich buddel aber gerne nochmal nach, ob ich zu diesem Thema noch was finde, wenn du auch Interesse an Erfahrungen mit Isolation hast, die von den Personen eher als Bereicherung angesehen werden.

Gruß
Marion

Hallo Pendragon,

danke für den Hinweis!

Ich buddel aber gerne nochmal nach, ob ich zu diesem Thema noch was finde, wenn du auch Interesse an Erfahrungen mit Isolation hast, die von den Personen eher als Bereicherung angesehen werden.

gerne! Interessant ist für mich generell die Frage, welche Folgen totale Isolation für den Menschen hat, egal ob selbstgewählt oder fremdbestimmt.

Viele Grüße
Diana

Hallo Diana,

Ich buddel aber gerne nochmal nach, ob ich zu diesem Thema noch was finde, wenn du auch Interesse an Erfahrungen mit Isolation hast, die von den Personen eher als Bereicherung angesehen werden.

gerne! Interessant ist für mich generell die Frage, welche
Folgen totale Isolation für den Menschen hat, egal ob
selbstgewählt oder fremdbestimmt.

Ich denke, dass die Frage „selbstgewählt“ oder „fremdbestimm“ ein ganz entscheidender Faktor bei den Folgen von totaler Isolation ist.

Ich hab das Buch von Tenzin Palmo gelesen, ich hab aber auch das Buch von Tahar BenJelloun (Das Schweigen des Lichts), das Buch „Im Keller“ von Jan Philipp Reemtsma, ISBN: 3499222213 Buch anschauen, indem er sehr ausführlich berschreibt, was während seiner Entführung und Gefangenhaltung in einem Keller in ihm vorgegangen ist und was dies für weitere Auswirkungen auf ihn hatte (vielleicht fällt das Buch ja auch in dein Raster) und mehrer Bücher von Leuten gelesen, die unfreiwillig z.B. nach einem Unfall irgendwo allein in der Wildnis gelandet sind.

Was mir dabei vor allem auffiel war, dass diejenigen, die unfreiwillig Zeit in Isolation verbringen mussten, sich sehr viel Gedanken über ihre Situation (wie bin ich dahin gekommen, warum ausgerechnet ich, was kann ich tun, um meine Situation zu verberssern, wie lange wird man mich hier wohl festhalten etc.), als auch über ihr eigenes Überleben (werde ich hier jemals lebend wieder rauskommen, werde ich genug zu essen erhalten, wird man mich umbringen) als auch über die erfahrene Gewalt (wann und wie wird man mich wieder körperlich Foltern) und über ihre Angehörigen (wissen meine Angehörigen wo ich bin, versuchen sie mir zu helfen, halten sie mich für tod) etc. machen.

Während solche Gedanken bei Tenzin Palmo so gut wie gar nicht vorkommen. In den ganzen 12 Jahren in der Höhle beschreibt Tenzin Palmo kaum eine Situation, die sie wirklich als lebensbedrohlich empfunden hat (Ausnahem z.B. als sie völlig in der Höhle eingeschneit war) und erlebt keine Erfahrung von Gewalt.

Somit könnte ich mir vorstellen, dass es bei den Leuten, die unfreiwillige Isolation erlebt haben, schwer ist, die Folgen der Unfreiwilligkeit und der erlebten Gewalt, Angst um das eigene Leben etc. von den Folgen der Isolation zu trennen. Ähnliches gilt vermutlich für Leute, die sich z.B. aufgrund einer psychischen Erkrankung (Phobie) eine Isolation erleben.

Das Einzige, worauf ich bei meiner Suche nach freiwiliger Isolation noch gestoßen bin, sind Bücher zu sogenannter Dunkeltherapie oder Dunkelraum-Retreat: „Dunkeltherapie: Die Vision des inneren Lichts“ von Holger Kalweit, ISBN: 3936862370 Buch anschauen, und „Dunkelraum Retreat. Der direkte Weg zum Licht im Innern“ von Martin Lowenthal, ISBN: 3778781642 Buch anschauen.

Ich hab aber keine Ahnung, ob die Bücher war taugen, hab sie nicht gelesen. Aber ich bin mit ziemlich sicher, dass das was die Leute da treiben trotz Verweis auf den tibetischen Buddhismus wenig mit dem zutun hat, was praktizierende tibetische Buddhisten in ihren Retreats machen, da Letztere damit einen bestimmten Zweck verfolgen, der in ihrere religiösen Praxis begründet ist. Diese Ansätze vermisse ich bei Kalweit und Lownthal, wo Menschen ohne diesen Hintergrund entsprechende Isolation durchführen, aber für deine Fragestellung können diese Erfahrungen ja vielleicht dennoch interessant sein.

Herzlichen Gruß,
Marion

3 Like