Literatur zu Suggestiv+Blödelfragen?

Ich habe Fragen zu zwei verwandten Themenkomplexen:
Komplex A) Irreführende Fragen?
Es gibt Fragen, mit denen man die Gefragten gezielt durch irreführende Vorgaben und/oder anscheinend offensichtliche Selbstverständlichkeiten, die man in die Frage einbaut, in die Irre führen kann.
Beispiele:

  1. „Weshalb verdreht der Spiegel nur links und rechts und nicht auch oben und unten?“ Diese Frage suggeriert daß der Spiegel links und rechts vertauscht, was ja garnicht der Fall ist.
  2. „Ein Gegenstand, den man fallen läßt, dürfte eigentlich nie am Boden ankommen, da er ja zuerst immer die Hälfte der Strecke fallen muß und dann wieder die Hälfte usw. bleibt also immer die Hälfte übrig. Weshalb fällt er dann doch zu Boden?“ Durch das Einbringen dieses „Fallen der Halben Strecke“, es könnte ja auch nur zunächst ein Viertel oder 1/1000 oder ein noch kleinerer Teil der Gesamtstrecke sein, sodaß der Gegenstand nicht einmal anfangen dürfte zu fallen, lenkt man das Denken des Gefragten in eine Richtung, die mit dem physikalischen Vorgang nichts zu tun hat.
  3. „Glaubst Du an Gott?“ Diese Frage unterstellt, daß es einen Gott gibt. Gefragt werden müßte: „Glaubst Du daß es einen Gott gibt?“
    Meine Fragen zu diesem Komplex A) lauten:
  4. Wie heißt man derartige Fragen? Werden sie nur als Suggestivfragen bezeichnet oder gibt es dafür noch einen anderen Ausdruck?
  5. Gibt es in der Literatur Sammlungen solcher Fragen?
  6. Gibt es irgendwelche Aufsätze, Abhandlungen oder gar Bücher zu diesem Thema in Literatur, Rhetorik, Politikwissenschaften oder Philosohie?

Komplex B) „Blödel-Fragen“:
Beispiele:

  1. „Weshalb ist es nachts kälter als draußen?“ Anwort: „Weil es morgens heller ist als abends“. Oder „Damit die Hühner früher schlafen gehen“
  2. „Was ist der Unterschied zwischen dem Storch?“ Anwort: „Beide Beine sind gleich lang, besonders das rechte“.
  3. „Was ist der Unterschied zwischen einer Baßgeige und einer Violine?“ Antwort: „Baßgeige brennt länger!“
  4. „Was ist der Unterschied zwischen einer Baßgeige und einem Eichhörnchen?“ Anwort: „Die Baßgeige ist aus Holz und das Eichhörnchen springt auch den Baum hoch“.
    Meine Fragen zu diesem Komplex B lauten:
  5. Gibt es eine literarische Bezeichnung für derartige Fragen?
  6. Gibt es in der Literatur Sammlungen solcher Fragen?
  7. Gibt es irgendwelche Aufsätze, Abhandlungen oder gar Bücher zu diesem Thema in Literatur, Rhetorik oder Philosohie?
    Meine Fragen sind ernst gemeint, wenn sie auch nach Karl Valentin klingen. Aber in allen diesen Fragen steckt ein bißchen Philosophie und Geistesakrobatik und ich möchte mehr davon kenenlernen.

Hallo,
danke für die Fragen und die gelungene Einleitung. Ich bin leider kein solcher Fachmann, daß ich auf diese Fragen sofort eine Antwort weiß, obwohl sie mich auch sehr interessieren. Vor Jahren habe ich mal in der Leipziger Unibibliothek ein Buch in der Hand gehabt, das hieß Unsinnspoesie. Vielleicht auch Unsinnsdichtung, jedenfalls was mit Unsinn am Wortanfang. Stand im Handapparat. Da waren auch auch so Sprüche drin wie:
Zwei Knaben kletterten auf einem Baum,
sie fanden dort weder Apfel noch Pflaum
sie suchten dort gar lange,
denn es war eine Telefonstange.
Langer Rede kurzer Sinn: dieses Buch ist eine literaturwissenschaftlichen Abhandlung zu dem Thema. Mit mehr kann ich jetzt leider nicht dienen.
Viel Spaß noch bei dem Thema.
Gruß von Olaf Hartwig

Hallo mike 247,

  1. Das mit dem Spiegel liegt an unserer optischen Ache. Unsere Augen sind horizontal angelegt. Würden sie übereinander liegen, dann erschiene oben eben unten und umgekehrt. Damit sowohl eine horizontale als auch eine vertikale Vertauschung stattfindet, müssten wir dann 4 Augen haben, also zusätzlich eins auf der Stirn und eins auf der Nase. Anscheinend war es für unsere Evolution nicht nötig. Im Tierreich gibt es da die unterschiedlichsten Sehfähigkeiten.
  2. Dein Beispiel ist von Zenons Paradoxa abgeleitet. Er brachte Gedankenspiele mit einem Pfeil bzw. ein Wettrennen zwischen Achilles und einer Schildkröte. Durchgesetzt hat er sich damit nicht. Zahlen sind zumindest theoretisch unendlich, die Materie aber nicht. Denke nochmal drüber nach.
  3. Die Frage nach dem Glauben ist nicht dasselbe wie die, ob es Gott gibt. Im Mittelalter beschäftigte man sich mit diesen Fragen. Es geht da um Gottesbeweise. Insgesamt gibt es 4 oder 5. Seit Immanuel Kant ist klar, dass man Gott nicht beweisen kann, weil er jenseits unserer Erfahrung ist. Dieses Thema ist ein weites Feld. Die Literatur Legion.
    B1. und folgende: Es gibt den lateinischen Ausdruck: contradictio in adjecto, wörtlich: Widerspruch im Beiwort. Beispiele wären „schneller wohnen“ oder „billiger Ferrari“. Durch die Bedeutung der Wörter kann man sie nicht beliebig miteinander verbinden. Hier wird eine Pointe dadurch angestrebt, indem man plötzlich von etwas anderem redet. Frage 1 und 2 sind schon in sich widersprüchlich. Die Bausteine der Sprache funktionieren nicht wie Lego.
    Seit Aristoteles (Metaphysik) beschäftigt man sich mit den Regeln eines Aussagesatzes, besonders in der Sprachanalytischen Philosophie (Frege, Wittgenstein, Tugendhadt, Searl), um nur einige Namen zu nennen.
    Eine Liste solcher Fragen kenne ich nicht.
    Ich hoffe, dass die Antwort für einen Silvesterabend ausführlich genug ist.

Guten Rutsch. (Der Ausdruck kommt übrigens von Jiddisch: Rosch, d.h. Kopf.)

Hallo Roland Schäfer,
Finde es nett, daß Du Dir am Silvester Abend Zeit genommen hast so ausführlich auf meinen Beitrag einzugehen! Allerdings war es nicht meine Intension Antworten zu den Beispielfragen zu erhalten, sondern lediglich zu meinen Fragen Komplex A) + B)

Aber wenn Du schon was geschrieben hast, dann will ich doch auch daruaf eingehen. Siehe bitte unten direkt in Deinem Text.

Hallo mike 247,

  1. Das mit dem Spiegel liegt an unserer optischen Ache. Unsere
    Augen sind horizontal angelegt. Würden sie übereinander
    liegen, dann erschiene oben eben unten und umgekehrt. Damit
    sowohl eine horizontale als auch eine vertikale Vertauschung
    stattfindet, müssten wir dann 4 Augen haben, also zusätzlich
    eins auf der Stirn und eins auf der Nase. Anscheinend war es
    für unsere Evolution nicht nötig.

Stellungnahme Mike247:
Leider sind Deine Überlegungen komplett falsch! Du bist demnach der eigentlich unsinnigen Fragestellung auf den Leim gegangen! Das mit der Optischen Achse liegt genau daneben. Stelle Dich mal vor den Spiegel und mache ein Auge zu! Du siehst bis auf die Räumlichkeit genau dasselbe Bild wie mit 2 Augen! Der Spiegel vertauscht eben nicht recht und links, sondern ist einfach ein Abbild dessen was vor ihm ist egal ob da ein Mensch reinschaut oder nicht! Mit einer „einäugigen Kamera“ machst Du genau dasselbe Bild. Das mit den beiden übereinanderliegenden Augen stimmt natürlich auch nicht. Am einfachsten kann man es Leuten, die ein schlechtes optisches Vorstellungsvermögen haben, damit erklären, daß man sie auffordert den Kopf um 90° zu meigen oder sich vor dem Spiegel in Seitenlage hinzulegen. Du meinst dann auch, daß Deine Seiten vertauscht sind aber wenn Du mal genauer darüber nachdenkst, was Du siehst, dann fällt Dir auf, daß der Boden immer noch unten und die Decke immer noch oben ist!

Im Tierreich gibt es da die

unterschiedlichsten Sehfähigkeiten.
2. Dein Beispiel ist von Zenons Paradoxa abgeleitet. Er
brachte Gedankenspiele mit einem Pfeil bzw. ein Wettrennen
zwischen Achilles und einer Schildkröte. Durchgesetzt hat er
sich damit nicht. Zahlen sind zumindest theoretisch unendlich,
die Materie aber nicht. Denke nochmal drüber nach.

Stellungnahme Mike247:
Auch zu diesem Fragebeispiel habe ich keine Erklärung haben wollen, denn ich weiß was da geschieht. Ich glaube mein Beispiel, daß man genauso 1/1000 als erste Fallstrecke ansetzen kann zeigt das.

  1. Die Frage nach dem Glauben ist nicht dasselbe wie die, ob
    es Gott gibt. Im Mittelalter beschäftigte man sich mit diesen
    Fragen. Es geht da um Gottesbeweise. Insgesamt gibt es 4 oder
  2. Seit Immanuel Kant ist klar, dass man Gott nicht beweisen
    kann, weil er jenseits unserer Erfahrung ist. Dieses Thema ist
    ein weites Feld. Die Literatur Legion.

Stellungnahme Mike247:
Auch hier habe ich keine reliiöse Frage gestellt, sondern auf die implementierte Vorgabe hingewiesen, daß man bei dieser Fragestellung das Vorhadensein eines Gottes voraussetzt und nicht fragt ob es einen Gott gibt oder ob man glaubt, daß es einen Gott gibt. Es ist ein rhetorischer Trick wie beim Verkäufer, der Dich nicht fragt wann er Dich besuchen darf, sondern fragt: Kann ich morgen um 10:00 Uhr oder lieber um 14:00 Uhr zu Ihnen kommen? Damit übertölpelt er den potentiellen Kunden und versucht die Möglichkeit einer generellen Ablehnung zu umgehen.

Im Übrigen ist Kants Aufsatz „Was ist Aufklärung?“ Einer meiner Lieblingstexte vom Großen Imanuel!

B1. und folgende: Es gibt den lateinischen Ausdruck:
contradictio in adjecto, wörtlich: Widerspruch im Beiwort.
Beispiele wären „schneller wohnen“ oder „billiger Ferrari“.
Durch die Bedeutung der Wörter kann man sie nicht beliebig
miteinander verbinden. Hier wird eine Pointe dadurch
angestrebt, indem man plötzlich von etwas anderem redet. Frage
1 und 2 sind schon in sich widersprüchlich. Die Bausteine der
Sprache funktionieren nicht wie Lego.
Seit Aristoteles (Metaphysik) beschäftigt man sich mit den
Regeln eines Aussagesatzes, besonders in der
Sprachanalytischen Philosophie (Frege, Wittgenstein,
Tugendhadt, Searl), um nur einige Namen zu nennen.

Stellungnahme Mike247:
Blödelfragen sind in sich meist widersprüchlich oder unsinnig, das habe ich ja geschrieben.Dennoch steckt in Ihnen oft große Weißheit! Da ich ein Liebhaber des Wortspiels, des Lesens von hinten (Lagerregal oder Regallager, Neger -Regen, Kramer - Remark) und der Blödeleien bin, suche ich noch mehr davon und habe auch Interessen zu erfahren ob es darüber etwas in Literatur gibt.

Eine Liste solcher Fragen kenne ich nicht.
Ich hoffe, dass die Antwort für einen Silvesterabend
ausführlich genug ist.

Guten Rutsch. (Der Ausdruck kommt übrigens von Jiddisch:
Rosch, d.h. Kopf.)

Auch Dir einen Guten Rutsch! Ihr seid in Deutschland schon im Morgengrauen des 1. Tages des neuen Jahrzehnts (fängt am 1.1.2011 an und nicht am 1.1.2010, wie auch der Spektakel mit dem Beginn des 3. Jahrtausend falsch war, dieses begann am 1.1.2001!)Ich bin in Kalifornien noch 1 Std. und 40 Min davon entfernt.

Als Schwabe und relativ Unkundiger des Jiddischen bezweifle ich die Herkunft des Rutsches vom Jiddischen Kopf! Was soll der Kopf mit dem Neuen Jahr zu tun haben? Wenn es der Kater am nächsten Morgen sein soll, dann gehe ich einig!

Michael Schauffele

Hallo,

in diesem doch sehr speziellen Gebiet kenne ich mich gar nicht aus. Darum kann ich Ihnen hier leider nicht weiterhelfen.

Beste Grüße und ein schönes und erfolgreiches Jahr 2011