Loesung d. wirtschaftl. Probleme im mittl. Osten?

Hallo,

bei spiegel.de wird als Loesung fuer die wirtschaftlichen Probleme Aegyptens und anderer Staaten der Region auf wirtschaftlichen Liberalismus verwiesen aber paradoxerweise auch angemerkt dass diese Staaten gegen die u.a. chinesische Konkurrenz auf dem Weltmarkt kaum Chancen haben.
(http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,743…)

Prof. Chossudovsky fuehrt jedoch aus dass der Liberalismus eine der Gruende fuer die desperate Lage der (jungen) Menschen im mittleren Osten ist. (http://globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=22993)

M.E. gibt es verschiedene Loesungsansaetze:

-Kooperation der Staaten der Region und gemeinsame Erhoehung des Oelpreises (weniger relevant fuer Aegypten, aber fuer die anderen Staaten)

-Staerkere Umverteilung (Aegypten: Gini-Koeffizient von 34,4) zwecks Ankurbelung der Binnennachfrage und Ausbau des Servicesektors (Aegypten: nur 48,6% des BIP durch Service erwirtschaftet, in Deutschland rund 70%).
(https://www.cia.gov/library/publications/the-world-f…)

-Steuerliche Beguenstigung fuer Konsum, „Bestrafung“ fuer Nichtkonsum

-Importbeschraenkungen fuer Konsumgueter, Importsubventionen fuer Investitionsgueter

Welche konstruktiven Gedanken habt ihr zu meinen Vorschlaegen?

Was sind euere Loesungsvorschlaege (bezueglich Wirtschaftspolitik) fuer Aegypten und die anderen Staaten der Region?

Gruss

Desperado

Hallo,

-Steuerliche Beguenstigung fuer Konsum, „Bestrafung“ fuer
Nichtkonsum

Und wie sollen Menschen, die kein oder nur ein mickriges Einkommen erziehlen, also noch nicht einmal das Existenzminimum für Nahrung und Unterkunft zur Verfügung haben, Konsum in diesem Sinne betreiben? Hinzu kommt, daß sie aus dem gleichen Grund keine Steuern zahlen und eine Begünstigung somit an ihnen vorbei geht.

Gruß,
p+p

Hallo pp,

Und wie sollen Menschen, die kein oder nur ein mickriges
Einkommen erziehlen, also noch nicht einmal das
Existenzminimum für Nahrung und Unterkunft zur Verfügung
haben, Konsum in diesem Sinne betreiben? Hinzu kommt, daß sie
aus dem gleichen Grund keine Steuern zahlen und eine
Begünstigung somit an ihnen vorbei geht.

Durch diese Massnahme soll der Konsum der Mittel- und Oberschicht stimuliert werden damit u.a. die Menschen der Unterschicht Arbeitsplaetze bekommen (z.B. einfache Serviceleistungen).

Gruss

Desperado

Gruß,

p+p

Hallo,

Durch diese Massnahme soll der Konsum der Mittel- und
Oberschicht stimuliert werden damit u.a. die Menschen der
Unterschicht Arbeitsplaetze bekommen (z.B. einfache
Serviceleistungen).

Wo wir wieder mal bei der alten Lehman’schen Wirtschaftsdoktrien waeren: „Mach die Reichen immer reicher, dann faelt fuer die Armen vieleicht auch was ab“. Das ist kompletter Bullshit!

Tschau
Peter

Wo wir wieder mal bei der alten Lehman’schen
Wirtschaftsdoktrien waeren: „Mach die Reichen immer reicher,
dann faelt fuer die Armen vieleicht auch was ab“. Das ist
kompletter Bullshit!

Nein, Du hast mich falsch verstanden: Ich will keine Steuersenkungen fuer die Mittel- und Oberschicht sondern steuerliche Absetzbarkeit fuer Konsumausgaben - die Einkommenssteuer kann aufgrund der hohen absetzbaren Betraege zuvor erhoeht werden.

D.h. wer viel verdient und wenig konsumiert bezahlt mehr, wer viel konsumiert weniger (man kann ja einen Basissteuersatz festlegen von den man nichts mehr abziehen kann).

Hallo,

Ok, in diesem Sinne waere es nicht so falsch. Aber leider ist das nur Wunschdenken, denn in der Realitaet sieht es dann wieder so aus wie bei uns: die Konsumsteuern werden fuer alle erhoeht und Spekualtionsgewinne werden steuerfrei gestellt.

Das ist schon seit langem meine Rede, das Sparen (in goessem Masse) sanktioniert werden muss, denn das ist der Grund allen Uebels. Denn jeder gesparte EURO ist das entgangene Einkommen eines anderen.

Tschau
Peter

Wie definierst du denn Konsumausgaben?
Als gutgestellter Ägypter einen Daimler kaufen wäre eine Konsumausgabe.
Was hat jetzt der Slumbewohner aber genau davon?

Um es mal etwas zu überspitzen ( und einen Teil deiner Gegenantwort dazu vielleicht vorwegzunehemen, obwohl ich sie natürlich gerne höre):

Nehmen wir mal an, man definiert es genauer, das hieße nämlich:
den inländischen Konsum fördern, so dass das Kapital im Volk umläuft, und nicht aus dem Land abgezogen wird.
Weiterhin, da die armen Schlucker in der Regel kein Kapital haben, um Waren (Waschmaschinen, Fernseher, Autos, Waschmaschinenfertigungsstraßen, Autofabriken usw.)zu erwerben, die sie an die wohlhabenderen verkaufen könnten, bzw. mit denen sie höherwerige Konsumgüter für die Wohlhabenderen produzieren könnten (im Prinzip könnnten sie die ja dann auh gleich auf dem Weltmarkt anbieten), da die Schlucker halt Schlucker bleiben, ist es natürlich naheliegend, dass man da am ehesten Dienstleistungen ins Auge fasst.
Wobei natürklich die Frage ist, wer setzt die Preise dafür fest.

Denn was nützt das alles, wenn man z.B. dem Millionär für sagen wir mal 10.000 Pfund, die er verkonsumiert für einheimische Dienstleistungen, die er dann natürlich auch nur bei armen Schluckern ausgeben dürfte, (denn wenn er zu Hertie geht, haben die armen Schlucker ja wieder nix in der Tasche),
wenn man dem Konsumenten also die 10.000 Pfund, die er ausgibt, aus der (Einkommens-,Vermögens-)steuer rausnimmt, aber er dann halt für eine Stunde Dienstleistung nur 10 Piaster zahlt, wovon der Dienstleister sich dann auch nur eine halbe Schrippe am Tag leisten kann, er (der Kunde)sich aber dannn mit dem vielen Geld ein halbes Jahr bedienstleisten lässt vom feinsten, dann hat er zwar ein angenehmes Leben voller Dienstboten, die ihn behätscheln, aber der einzelne Dienstbote hat trotzdem ,neben seinen sonstigen Kosten, nur eine halbe oder sagen wir eine ganze Schrippe verdient. Daseinsvorsorge, Schulgeld für die Kinder, Arztrechnungen, oder sonstige Notwendigkeiten, wird er beim Stundenlohn von 10 Piaster trotzdem nicht leisten können.
Möglicherweise holt sich der Kunde die Dienstleistung aber auch im Mittelstand für 30 Piaster ab, so dass der arme Schlucker auch wieder nix davon hat,weil Mittelstand kauft dann lieber für seine Kinderchen Playstation oder BMW zum 18. Geburtstag, anstatt einen Angestellten mehr zu bezahlen.

Die Frage ist also nicht, wie sparen wir dem Reichen oder sehr Wohlhabenden ein paar Steuern, wer will denn schließlich auch kontollieren, wo er sein Geld letztlich ausgibt, sondern wie bringen wir es zustande, dass die armen Schlucker mehr verdienen. Wobei diese in der Regel kein Kapital haben, um ein Geschäft zu gründen, die haben halt meist nur ihre Arbeitskraft, also bleibt es die Frage nach der Bezahlung der Arbeit.
Nebenfrage:Sind die Steuern eigentlich in Ägypten überhaupt so hoch, dass eine Erleichterung den Reichen motiviert, beim Armen was nachzufragen?

Weiter im Text.
Der Besitzende soll also sanft gedrängt werden, sein Geld beim Armen, für einfache Waren (z.B. Nahrungsmittel, also mehr fressen, ihr Reichen!), oder für einfache Dienstleistungen auszugeben.
Desweiteren soll er dafür höhere Preise zahlen als bisher, sonst bliebe ja alles beim Alten.
Zahlt er also auf einmal für Lebensmittel höhere Preise, so steigen diese Preise halt,worauf die Lebensmittelpreise auch für die Armen höher werden.

Defacto werden dann für die Armen Lebensmittel relativ unerschwinglicher, und da die Massen nunmal eher arm sind, und eh den größten Teil des Etats für Lebensmittel ausgeben müssen, werden die Lebensmittel für die Armen knapper; für die mehr oder weniger Reichen, da sie ja die höheren Preise zahlen sollen, und vielleicht, wenn sie es gut meinen, ja auch gerne zahlen, und sogar mit Absicht mehr fressen (sie wollen ja schließlich die neueste Reform zur Bekämpfung der Armut unterstützen), ist das alles nicht so ein großes Problem, es ist ja genug da für sie, da die armen Schlucker ja weniger kaufen können aufgrund der höheren Preise, d.h. jetzt laufen also dank der Reform mehr Lebensmittel bei den Wohlahbenden ein, und weniger bei den Armen, denn die Preise sind versaut.
Und dies kann man sich für alle Bereiche so fortsetzen.

Bei den einfachen Dienstleistern, oder den Arbeitern, müßte der Reiche dann mit seinen 10.000 Pfund, die er zusätzlich ausgeben will, freiwillig mehr zahlen als bisher. Ob er das tut, bleibt ihm überlassen, er kann aber auch wie gesagt einfach von der Summe mehr Dienstleistung genauso billig einkaufen wie bisher.
Also müsste wer überprüfen, anhand der Quittungen, ob er so und so viel gezahlt hat, über dem üblichen, für eine bestimmte Dienstleistung, nur dann bekäme er eine Steuergutschrift.Wie will man es denn bitte kontrollieren, dass sie das Geld aber auch wirklich dorthin fließen lassen wo es am nötigsten gebraucht wird, das wird ja ein ungeheurer Kontrollaufwand.

Im Grunde könnte man in dieser Philosophie von Reform es einfach so machen( jetzt also mal die Überspitzung):
Staatliche Förderung der Prostitution, d.h. wenn der oder die Wohlhabende zur Nutte,zum Stricher geht, dann kann er mit der Quittung zum Finanzamt gehen, und Steuererleichterung bekommen, denn das wäre die einfachste Lösung, wie unqualifizierte Leute ohne vernünftigeS Arbeitseinkommen oder Gründungskapital zu Geld kommen, ohne vorher eine zusätzliche Qualifizierung erwerben (!) zu müssen. Nachfrage nach Sex gibt es schließlich immer, und die armen Schlucker/innen haben ja nunmal nichts anzubieten außer ihrem Körper.
Wobei sich dann ebenfalls nach kurzer Zeit die Frage nach den Preisen dieser Arbeit stellt, denn je mehr die Leistung anbieten, desto mehr sinken auf Dauer die Preise.

Die Frage bleibt also immer wieder, wie verhält es sich zwischen den Preisen der Grundnahrungsmittel und Grundbedürfnisse der Ärmeren, im Verhältnis zur Höhe des Einkommens. Wenn sie sich, egal wie, für ihre Tätigkeit nicht mehr leisten können als bisher, dann haben sie gar nix von der ganzen Reform.
Es hängt alles davon ab, dass die Besitztümer gerechter verteilt werden, ob durch Senkung der Lebenshaltungskosten der Armen, oder durch Erhöhung ihres Einkommens. Das wird aber so oder so nicht gehen, ohne dass die Reicheren entweder mehr abgeben, oder aber weniger einnehmen.
Dann braucht man aber gar nicht mit Steuererleichterungen anfangen, sondern kann gleich die Lebensmittel subventionieren, oder die Mindestlöhne erhöhen.
Vor allem aber, dass mehr Kapital ins Land kommt und dort bleibt, bzw. weniger von dort abfliesst.

Es bringt also kurz gesagt gar nix, das dann nach dem selben Muster aufzuziehen wie hier, nämlich Einkommen der Masse senken, denen die schon genug haben, noch mehr geben, damit die das dann irgendwo auf dem Weltmarkt oder wo auch immer verkonsumieren, anstatt es wieder in den Binnenmarkt fließen zu lassen, aus dem sie es ja auch entnommen haben, und da halt am besten zu den ärmsten Leuten.

Genau dieses neoliberale Schema wird doch seit Jahrzehnten gerade auch den ärmeren Ländern aufgezwungen, so dass die Situation nun eben so ist, wie sie ist.
Und was soll es also, diese Konzepte noch einmal neu aufzulegen, wenn sie doch eine wesentliche Ursache des Problems sind.

Esist doch die große Lüge des neoliberalen Wirtschaftsmodells,
im Grunde für jeden vernunftbegabten Menschen schon von der simpelsten Logik her totaler Schwachsinn, dass alle reicher werden, und niemand ärmer, was man ja auch schon daran sieht, dass tatsächlich die ganzen tollen Reformen nur bewirkt haben, dass das Geld, was man den Armen im Zug dieser Reformen nimmt, eben nicht vermehrt wieder bei ihnen ankommt, sondern im Gegenteil zu den sowieso schon Reichen strömt, und von da auch nicht mehr runterwandert. Höchstens steigen ein paar ganz Wenige aus der Mittelschicht mal in die Oberschicht auf, aber dafür zahlen ja systematisch die, die sowieso am wenigsten haben, und permanent immer weniger bei dem ganzen Spiel abbekommen.

Wieso haben die Ägypter denn dann überhaupt eine Revolution angefangen, wenn dann doch alles beim alten bleiben soll, und nur ein paar Visagen an der Spitze ausgewechselt werden?

Hallo Uwe,

ein paar einzelne Massnahmen bringen nicht viel, da gebe ich Dir recht. Das ganze muss mit Einschraenkungen des Imports/Exports, akzeptablen Entgelten (Mindestlohn)… kombiniert werden.

Ein Beispiel fuer eine volkswirtschaftliche erfolgreiche Politik dieser Art ist die Automobilbranche der Tuerkei: Die Marke Tofas ist schlecht in der Qualitaet und ueberteuert - und niemand wuerde diesen Mist kaufen wenn man ein deutsches Auto fuer weniger bekommen wuerde - aber weil auf den Import von Gebrauchtwagen hohe Zoelle stehen werden Tofas trotzdem gekauft. D.h. tuerkische Arbeitsplaetze bleiben erhalten.

In Polen wurden die FSO Autowerke geschlossen - eben weil die Autos schlecht und ueberteuert waren und der Markt auf einmal offen war.

Jetzt nehmen wir einmal an Land X schraenkt seine Importe ein, fuehrt Mindestloehne ein, erhoeht die Steuern fuer Gutverdienende aber gibt ihnen gleichzeitig die Moeglichkeit diese zu vermindern indem sie konsumieren:

Die Reichen wuerden alles von Dienstleistern machen lassen auch wenn diese doppelt so viel Stundenlohn haben wie davor. Denn wer will schon gerne viele Steuern bezahlen bzw. nichts vom Staat geschenkt? Das konnte man auch gut an der Abwrackpraemie sehen wo teilweise irrationale Entscheidungen zu Gunsten eines Neuwagens gefaellt wurden.

Dass Lebensmittelpreise steigen halte ich fuer unwahrscheinlich: Gerade die Oberschicht ist nicht mehr oder weniger nur weil das Essen teuerer oder billiger ist, d.h. Angebot und Nachfrage bleiben weitaus unveraendert und der Preis ebenso.

Gruss

Desperado

ein paar einzelne Massnahmen bringen nicht viel, da gebe ich
Dir recht. Das ganze muss mit Einschraenkungen des
Imports/Exports, akzeptablen Entgelten (Mindestlohn)…
kombiniert werden.

Einschränkung des Imports/Exports - Das schadet einer Volkswirtschaft mehr als es ihr hilft.
Mindestlohn - würde ausländische Investoren verschrecken. Da würde ich als Investor lieber in einem Nachbarland investieren, als das doppelte an Gehalt zu zahlen.

Ein Beispiel fuer eine volkswirtschaftliche erfolgreiche
Politik dieser Art ist die Automobilbranche der Tuerkei: Die
Marke Tofas ist schlecht in der Qualitaet und ueberteuert -
und niemand wuerde diesen Mist kaufen wenn man ein deutsches
Auto fuer weniger bekommen wuerde - aber weil auf den Import
von Gebrauchtwagen hohe Zoelle stehen werden Tofas trotzdem
gekauft. D.h. tuerkische Arbeitsplaetze bleiben erhalten.

Darüber kann man streiten, ob das sinnvoll war. Populär war es mit Sicherheit, aber ob es auch volkswirtschaftlich langfristig sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln.

Jetzt nehmen wir einmal an Land X schraenkt seine Importe
ein, fuehrt Mindestloehne ein, erhoeht die Steuern fuer
Gutverdienende aber gibt ihnen gleichzeitig die Moeglichkeit
diese zu vermindern indem sie konsumieren:

Welche Waren sollen von der Importbeschränkung betroffen sein? Lebensmittel fallen schon mal weg. Rohstoffe Öl, Gas, Kohle etc. auch.
Maschinen und Zuliefererteile wird mal wohl auch nicht einer Beschränkung unterwerfen können. Das würde den Kollaps bedeuten. Konsumgüter wie Elektronikgeräte könnte man beschränken, aber um diese im Land zu fertigen, braucht man erstmal Investoren und diese würden dort nicht investieren. Diese würde unter Importbeschränkungen höchstens investieren, wenn dort ein riesiger Markt wäre. Was in diesen Ländern aber nicht der Fall ist.

Die Reichen wuerden alles von Dienstleistern machen lassen
auch wenn diese doppelt so viel Stundenlohn haben wie davor.
Denn wer will schon gerne viele Steuern bezahlen bzw. nichts
vom Staat geschenkt? Das konnte man auch gut an der
Abwrackpraemie sehen wo teilweise irrationale Entscheidungen
zu Gunsten eines Neuwagens gefaellt wurden.

Ein Mindestlohn im Dienstleistungsektor ist in diesen Ländern schlichtweg nicht durchsetzbar. Bei so vielen Arbeitslosen würde es die Schwarzarbeit noch mehr ankurbeln. Sieht man ja in Deutschland, dass es nichtmal hier möglich ist, die Schwarzarbeit in den Griff zu bekommen.

Dass Lebensmittelpreise steigen halte ich fuer
unwahrscheinlich: Gerade die Oberschicht ist nicht mehr oder
weniger nur weil das Essen teuerer oder billiger ist, d.h.
Angebot und Nachfrage bleiben weitaus unveraendert und der
Preis ebenso.

Richtig.

Gruss

Desperado

Grüße
Jenny

Also, Einkommen der armen Bevölkerung nicht erhöhen, Grundbedarfspreise auch nicht regulieren, Kapitalabfluss auch nicht verhindern…
Kurz, keinerlei Umverteilung de gesellschaftlichen Reichtums…
Was schlägst du also vor?
Oder soll doch alles so bleiben, wie es ist.

Mal davon abgesehen, wenn es überall einen existenzsichernden Mindestlohn gäbe, dann müßte der Investor ihn so oder so zahlen.
Außerdem ist es Quatsch, dass ein Mindestlohn Investoren vertreibt.
Ist untersucht worden.
Das ist nur ein vorgeschobenes Erpressungsargument, um die Löhne zu drücken, und die Profite zu maximieren.
Ein Investor hat eventuell auch noch andere Kriterien, warum er in einem Land investiert, z.B. Ausbildungsgrad der Bevölkerung, Nähe zu Handelswegen, Rohstoffvorkommen, Infrastruktur, gesellschaftlice Stabilität…
Wenn es überall, wo es den Leuten dreckig geht, Revolten gibt, dann wird er eventuell dahin gehen, wo es nicht dauernd kriselt.
Und wenn er da, wo er investiert, die Leute vergleichsweise gut bezahlt, dann hat er damit sich einen Standortvorteil geschaffen, gegenüber anderen Invesoren:

  1. Höhere Identifikation und Motivation seiner Angestellten.
  2. Er kann auf dem Arbeistmarkt dort mit einer besseren Bezahlung im Schnitt auch die besseren, d.h. qualifizierteren und/oder fleissigeren Arbeiter an sich ziehen.
    Wenn die Leute, die die wirkliche Arbeit machen, sich einfach nicht alles bieten lassen, von denen, die nur mit ihrem Reichtum ankommen, und in Wirklichkeit nix arbeiten, sondern andere für sich arbeiten lassen, dann müssen diese Investoren sich wohl oder übel mal überlegen, ob sie von ihrem Profit den wahren Leistungsträgern nicht besser einen ausreichenden Anteil überlasen sollten.

Hallo Jenny,

Einschränkung des Imports/Exports - Das schadet einer
Volkswirtschaft mehr als es ihr hilft.

Aha. Wieso sollte denn z.B. ein marokkanischer Unternehmer etwas produzieren wenn die ganzen Produkte auch billig aus Europa importiert werden koennen? Wenn die Grenze dicht ist sieht die Motivation schonmal anders aus…

Mindestlohn - würde ausländische Investoren verschrecken. Da
würde ich als Investor lieber in einem Nachbarland
investieren, als das doppelte an Gehalt zu zahlen.

Bisher sind die Entgelte niedrig - und wieviele Investition gab es?
Kaum welche weil China & Co eben noch billiger sind. Also entweder muss ein Land noch wirtschaftsfreundlicher werden (d.h. niedrige Arbeitskosten, keine Steuern, keine Umweltauflagen…) oder eben die Importe abwehren damit sich im Inland ein Markt aufbauen kann.

Darüber kann man streiten, ob das sinnvoll war. Populär war
es mit Sicherheit, aber ob es auch volkswirtschaftlich
langfristig sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln.

Das ist Deine Meinung - wo ist Dein Argument?

Welche Waren sollen von der Importbeschränkung betroffen
sein? Lebensmittel fallen schon mal weg. Rohstoffe Öl, Gas,
Kohle etc. auch.

Alles was selbst produziert werden kann soll von Importbeschraenkungen betroffen sein. Wenn man etwas noch nicht produzieren kann ist es sinnvoll durch Zoelle die Preise zu erhoehen so dass die Produktion davon im Inland rentabel wird.

Diese würde unter Importbeschränkungen höchstens investieren,
wenn dort ein riesiger Markt wäre. Was in diesen Ländern aber
nicht der Fall ist.

Riesiger Markt ist relativ. Derzeit wird dort hin exportiert, also scheint es sich auch zu lohnen. Der Markt wird ausserdem durch wachsende Einnahmen der Bevoelkerung vergroessert.

Ein Mindestlohn im Dienstleistungsektor ist in diesen Ländern
schlichtweg nicht durchsetzbar. Bei so vielen Arbeitslosen
würde es die Schwarzarbeit noch mehr ankurbeln.

Im Gegenteil. Schwarzarbeit wuerde es beim beschriebenen Steuermodell nicht mehr geben. Wer beschaeftigt schon seine Mitarbeiter schwarz wenn er die Kosten dann nicht von der (hohen) Steuer absetzen kann?

Gruss

Desperado

Also, Einkommen der armen Bevölkerung nicht erhöhen,
Grundbedarfspreise auch nicht regulieren, Kapitalabfluss auch
nicht verhindern…

Kurz, keinerlei Umverteilung de gesellschaftlichen
Reichtums…

Du scheinst mein Ausgangsposting nicht richtig gelesen zu haben: Durch hoehere Einkommensteuern, kombiniert mit der Absetzbarkeit von Konsumausgaben werden Reiche zum konsumieren motiviert. Zusammen mit einem Minimumlohn ergibt sich also eine hoehere Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen die auch gut bezahlt wird. Damit das gesteigerte Beduerfniss nach Konsum nicht durch das Ausland befriedigt wird gibt es Importbeschraenkungen. Unterm Strich hat der einfache Mensch in den betreffenden Land mehr weil es mehr Arbeitsplaetze gibt die besser bezahlt werden.

Mal davon abgesehen, wenn es überall einen existenzsichernden
Mindestlohn gäbe, dann müßte der Investor ihn so oder so
zahlen.

Bis es soweit ist muss man den Handel eben einschraenken.

Also, Einkommen der armen Bevölkerung nicht erhöhen,
Grundbedarfspreise auch nicht regulieren, Kapitalabfluss auch
nicht verhindern…

Kurz, keinerlei Umverteilung de gesellschaftlichen
Reichtums…

Was schlägst du also vor?

Oder soll doch alles so bleiben, wie es ist.

Mal davon abgesehen, wenn es überall einen existenzsichernden
Mindestlohn gäbe, dann müßte der Investor ihn so oder so
zahlen.

Außerdem ist es Quatsch, dass ein Mindestlohn Investoren
vertreibt.

Bei qualifizierten Jobs ist das richtig. Aber wieso wandert die Textilindustrie von China nach Bangladesch? Einzig der Lohn ist der Grund. Bei unterentwickelten Volkswirtschaften ist dies sehrwohl ein wichtiger Faktor. Natürlich kommt es auch auf die Höhe des Mindestlohns an. Wenn er so niedrig gesetzt ist, dass er kaum das Überleben erlaubt, spielt das natürlich keine Rolle.

Ist untersucht worden.

Das ist nur ein vorgeschobenes Erpressungsargument, um die
Löhne zu drücken, und die Profite zu maximieren.

Ein Investor hat eventuell auch noch andere Kriterien, warum
er in einem Land investiert, z.B.

Ausbildungsgrad der Bevölkerung

Ist in diesen Ländern sehr schlecht

Nähe zu Handelswegen

Sehe ich in diesem Gebiet nicht wirklich (Ausnahme ist natürlich der Suezkanal)

Rohstoffvorkommen

Wenn wir von Nordafrika sprechen, nicht erheblich

Infrastruktur

schlecht

gesellschaftlice Stabilität…

und dazu gleich noch wirtschaftliche Stabilität

auch schlecht

Wenn es überall, wo es den Leuten dreckig geht, Revolten
gibt, dann wird er eventuell dahin gehen, wo es nicht dauernd
kriselt.

Und wenn er da, wo er investiert, die Leute vergleichsweise
gut bezahlt, dann hat er damit sich einen Standortvorteil
geschaffen, gegenüber anderen Invesoren:

  1. Höhere Identifikation und Motivation seiner Angestellten.

  2. Er kann auf dem Arbeistmarkt dort mit einer besseren
    Bezahlung im Schnitt auch die besseren, d.h. qualifizierteren
    und/oder fleissigeren Arbeiter an sich ziehen.

Wenn die Leute, die die wirkliche Arbeit machen, sich einfach
nicht alles bieten lassen, von denen, die nur mit ihrem
Reichtum ankommen, und in Wirklichkeit nix arbeiten, sondern
andere für sich arbeiten lassen, dann müssen diese Investoren
sich wohl oder übel mal überlegen, ob sie von ihrem Profit den
wahren Leistungsträgern nicht besser einen ausreichenden
Anteil überlasen sollten.

Ist ja alles richtig, nur sehe ich für diese Länder einige extreme Probleme, die noch gelöst werden müssen. Unter den jetzigen Vorraussetzungen haben die Menschen dort es ziemlich schwer

Hallo Jenny,

Einschränkung des Imports/Exports - Das schadet einer
Volkswirtschaft mehr als es ihr hilft.

Aha. Wieso sollte denn z.B. ein marokkanischer Unternehmer
etwas produzieren wenn die ganzen Produkte auch billig aus
Europa importiert werden koennen? Wenn die Grenze dicht ist
sieht die Motivation schonmal anders aus…

Importbeschränkungen sind nie einseitig. Wenn Marokko die Importe aus Europa mit einem Strafzoll belegt, wird Europa das im Umkehrschluß auch machen. Und ich denke, dass dies Marokko mehr schaden wie nützen würde.

Mindestlohn - würde ausländische Investoren verschrecken. Da
würde ich als Investor lieber in einem Nachbarland
investieren, als das doppelte an Gehalt zu zahlen.

Bisher sind die Entgelte niedrig - und wieviele Investition
gab es?

Kaum welche weil China & Co eben noch billiger sind. Also
entweder muss ein Land noch wirtschaftsfreundlicher werden
(d.h. niedrige Arbeitskosten, keine Steuern, keine
Umweltauflagen…) oder eben die Importe abwehren damit sich
im Inland ein Markt aufbauen kann.

Sieh oben. Wenn das so klappt wie du dir das vorstellst, dann wäre das natürlich zu begrüßen. Ich jedoch denke, dass es den Kollaps der Wirtschaft dieser Länder bedeuten würde und international starken Druck auslösen würde, so dass eine Regierung dies nicht langfristig durchsetzen kann.

Darüber kann man streiten, ob das sinnvoll war. Populär war
es mit Sicherheit, aber ob es auch volkswirtschaftlich
langfristig sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln.

Das ist Deine Meinung - wo ist Dein Argument?

Firmen künstlich am leben zu halten, obwohl sie nicht konkurrenzfähig sind, hat noch nie geklappt. Es kostet der jeweiligen Volkswirtschaft mehr Geld als dadurch erwirtschaftet wird und außerdem werden qualifizierte Arbeitskräfte gebunden, die wo anders Werte schöpfen könnten.

Welche Waren sollen von der Importbeschränkung betroffen
sein? Lebensmittel fallen schon mal weg. Rohstoffe Öl, Gas,
Kohle etc. auch.

Alles was selbst produziert werden kann soll von
Importbeschraenkungen betroffen sein. Wenn man etwas noch
nicht produzieren kann ist es sinnvoll durch Zoelle die Preise
zu erhoehen so dass die Produktion davon im Inland rentabel
wird.

Dadurch gäbe es einen mächtigen Inflationsschock. Der Bauer kann seinen Dünger/ seine Saat/ seine Arbeitsgeräte nicht mehr kaufen bzw. nicht mehr in dem Umfang -> er produziert weniger Lebensmittel. Diese müssen dann noch teurer vom Ausland aufgekauft werden. Folge ist erstmal eine große Verarmung.
So oder so ähnlich wird es sich in allen Bereichen der Wirtschaft abspielen.
Eine Volkswirtschaft sollte nur das produzieren, was sie zu einem Weltmarkttauglichen Preis und Qualität anbieten kann.

Diese würde unter Importbeschränkungen höchstens investieren,
wenn dort ein riesiger Markt wäre. Was in diesen Ländern aber
nicht der Fall ist.

Riesiger Markt ist relativ. Derzeit wird dort hin exportiert,
also scheint es sich auch zu lohnen. Der Markt wird ausserdem
durch wachsende Einnahmen der Bevoelkerung vergroessert.

Ein Mindestlohn im Dienstleistungsektor ist in diesen Ländern
schlichtweg nicht durchsetzbar. Bei so vielen Arbeitslosen
würde es die Schwarzarbeit noch mehr ankurbeln.

Im Gegenteil. Schwarzarbeit wuerde es beim beschriebenen
Steuermodell nicht mehr geben. Wer beschaeftigt schon seine
Mitarbeiter schwarz wenn er die Kosten dann nicht von der
(hohen) Steuer absetzen kann?

Wie hoch soll die Steuer denn sein? Solch hohe Steuern bei Reichen sind dort nicht durchsetzbar. Und auch wenn sie durchgesetzt werden, würde das Kapital von dort abwandern. Sieht man ja auch innerhalb von Europa, dass das Kapital in die Staaten mit niedrigen Steuern fließt (unter sonst gleichen Vorraussetzungen)

Importbeschränkungen sind nie einseitig. Wenn Marokko die
Importe aus Europa mit einem Strafzoll belegt, wird Europa das
im Umkehrschluß auch machen. Und ich denke, dass dies Marokko
mehr schaden wie nützen würde.

Die meisten Laender im mittleren Osten sind keine grossen Exportnationen - und wenn etwas exportiert wird sind es meist Rohstoffe (Oel, Gas…). Ich denke nicht dass der Westen den Oelexport dieser Laender einschraenken wuerde…

In Aegypten z.B. ist die Handelsbilanz ziemlich ausgeglichen. Was heisst das aber: Einige Aegypter exportieren und ein Grossteil der Erloese bleibt in den Taschen weniger (aufgrund der geringen Loehne)- beim Import bezahlt meist die grosse Masse der Menschen und das im Inland erwirtschaftete Kapital fliesst ins Ausland. Handel in Kombination mit niedrigen Loehnen bedeutet demnach (meist) eine Umverteilung von unten nach oben.

Sieh oben. Wenn das so klappt wie du dir das vorstellst, dann
wäre das natürlich zu begrüßen. Ich jedoch denke, dass es den
Kollaps der Wirtschaft dieser Länder bedeuten würde und
international starken Druck auslösen würde, so dass eine
Regierung dies nicht langfristig durchsetzen kann.

Ja, das mag Deine Meinung sein - aber wieso denkst Du dass es theoretisch nicht funktionieren wuerde. Dass es praktische Probleme geben kann ist mir klar: Die Elite will ihre hohe Position natuerlich verteidigen.

Firmen künstlich am leben zu halten, obwohl sie nicht
konkurrenzfähig sind, hat noch nie geklappt.

Konkurrenzfaehig ist das Stichwort: Durch Schutzzoelle werden die Produkte naemlich konkurrenzfaehig, auch wenn sie es ohne nicht waeren - siehe GM…

Es kostet der

jeweiligen Volkswirtschaft mehr Geld als dadurch
erwirtschaftet wird und außerdem werden qualifizierte
Arbeitskräfte gebunden, die wo anders Werte schöpfen könnten.

Hier ist das „wenn“ der springende Punkt. In den meisten Laendern des mittleren Ostens sehe ich nicht viele Moeglichkeiten Werte durch Arbeitseinsatz zu schoepfen - ausser durch Dienstleistungen und Produkte fuer den eigenen Markt die durch Handelshemnisse geschuetzt sind.

Dadurch gäbe es einen mächtigen Inflationsschock. Der Bauer
kann seinen Dünger/ seine Saat/ seine Arbeitsgeräte nicht mehr
kaufen bzw. nicht mehr in dem Umfang -> er produziert weniger
Lebensmittel. Diese müssen dann noch teurer vom Ausland
aufgekauft werden. Folge ist erstmal eine große Verarmung.

Ja, das wuerde passieren wenn auf einmal der Handel ausgesetzt werden wuerde - ich spreche aber von einer sukzessiven Erhoehung von Zoellen fuer einige Produkte so dass nach und nach eigene Produzenten auf dem Markt erscheinen werden.

Eine Volkswirtschaft sollte nur das produzieren, was sie zu
einem Weltmarkttauglichen Preis und Qualität anbieten kann.

Und was ist die Folge davon: Land X ist auf Kaffee spezialisiert - wenn der Weltmarktpreis davon sinkt hat Land X nicht genug Geld um die benoetigten Gueter zu kaufen die aufgrund der Spezialisierung nicht mehr selbst hergestellt werden. Auch wenn der Kaffeepreis konstant bleibt aber z.B. der Preis fuer das benoetigte Gut Y steigt hat das Land auch Probleme…

Wie hoch soll die Steuer denn sein? Solch hohe Steuern bei
Reichen sind dort nicht durchsetzbar. Und auch wenn sie
durchgesetzt werden, würde das Kapital von dort abwandern.
Sieht man ja auch innerhalb von Europa, dass das Kapital in
die Staaten mit niedrigen Steuern fließt (unter sonst gleichen
Vorraussetzungen)

Ein genauer Prozentsatz fuer die Einkommenssteuer muss sich nach einiger Zeit Praxiserfahrung einpendeln. Wer sein Geld in einem Land verdient wird nicht so schnell alles aufgeben - vor allem wenn ein Gesetz dafuer sorgt dass er den Unternehmensgewinn im Land in dem der Gewinn gemacht wird versteuern muss. Falls die Gefahr besteht dass viele Unternehmer ihr Unternehmen verkaufen (und das Geld im Ausland investieren) kann man auch dafuer sorgen dass dies nicht mehr rentabel ist, z.B. durch hohe Steuern auf den Verkaufserloes.