Lötspitzen mit Schmirgelpapier

Ich habe unwissentlich meine Lötspitze missbraucht, da ich dachte, es am besten mit schmirgelSchaumPapier zu „reinigen“,
da ich dachte, so geht das bestimmt.
Nun habe ich Probleme beim löten, da es ewig braucht um das Lötzinn weich zukriegen, und haften bleibt es auch nicht mehr an der spitze. Was ist machbar, außer neu kaufen???

Hi!

Die Lötspitze ist mit Eisen überzogen, das das Lötzinn wegen sich bildender Oxidschichten nur schwer annimmt. Das Zinn perlt da immer ab. Dadurch ist die Wärmeübertragung schlecht, und das Zinn schmilzt schlecht.
Sobald die Spitze aber einmal mit Zinn benetzt ist, geht es wieder

Durch deine Aktion hast du die Zinnschicht entfernt, und das Eisen freigelegt.

Man könnte die Spitze nochmal leicht abschmirgeln, mit Zinkchlorid (Lötwasser) benetzen, und dann neu verzinnen. Salmiak funktioniert auch halbwegs, mit Lötfett oder Flussmitteln für Elektronik ist es schwer. Auch ist Lötzinn mit sehr hohem Bleianteil vorteilhaft. Zur Not kann man das Lötzinn mit Schmirgelpapier in die heiße Spitze „einmassieren“.

Aber Achtung, die Spitze besteht aus Kupfer mit Eisenüberzug. Ist das weg, lässt sich das Kupfer zwar gut verzinnen, löst sich mit der Zeit aber auf. Deshalb ja der Eisenüberzug.

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Also ich habe wirklich nur mir nen Lötkolben zugelegt, und habe alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Ich habs in Lötfett gedippt, in nassen(nicht nur feucht) schwamm getunkt, und geschmirgelt und das in nur einer Woche (nahezu täglich).
wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für einen Totalschaden?

Na, Lötfett ist nicht weiter schlimm, es ist nur oft nicht gut für die zu lötenden Teile.
Den zu nassen Schwamm sehe ich nicht so kritisch, wenngleich das auf Dauer nicht gut ist.

Das mit dem Schmirgeln war nicht gut, die Frage ist, ob du die Eisenschicht durchgeschliffen hast, dann bekommt die Spitze bald Karies.

Schau mal, dass du sie verzinnt bekommst, dann funktioniert sie erstmal wieder.

Und ne neue kostet nicht die Welt.

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Moin,

Da du das gerade erwähnst. Warum hält sich „Lötfett“ so hartnäckig im Bereich der Elektronik? SO ein Bullshit! Löten denn wirklich alle Amateure mit völlig korrodierten Oberflächen? Lötfett ist aus meiner Sicht ein ganz großes Tabu im Bereich der Elektronik, auch bei Kabeln, die dabei einem so über den Weg laufen.

Dachrinnen und anders grobes Zeugs, okay. Da besitzt das Lot keine Flussmittel.
Dazu aus https://www.mikrocontroller.net/topic/431880

Nein, das ist was für Dachrinnen und anderes Grobzeugs.
Ebenso sind die Lötkolben, die mit Lötfett in Berührung kommen eher die
sehr grobe Fraktion ( Kupferrohre, Dachrinnen etc. löten ).
Bei Elektronik und Bastelzeugs hat Lötfett nichts zu suchen.
Das zerfrisst alles, weil die Säuren darin auch im kalten Zustand noch
aktiv sind.

In nahezu jedem typischen Elektroniklot sind passende Flussmittel enthalten. Ich habe daher das Gefühl, dass mangels Kenntnissen versucht wird, irgendwie mit Lot zu kleben anstelle richtig zu löten.

-Luno, not amused

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Das ist ne gute Frage. Sofern man das Fett denn vollständig entfernt bekommt, ginge das ja noch, allerdings funktioniert das kaum bei elektronischen Komponenten oder gar Litzen.
Oft liegt es ja den billigen Lötsets bei, und verführt so manche Anfänger. Funktioniert ja auch sehr gut, hält nur nicht lang.
Für schwierige Fälle ist zusätzliches Flussmittel zwar nicht verkehrt, aber da gibt es anderes/besseres als Lötfett - allerdings ist das dann halb so teuer wie der ganze Billig-Lötkolben.

Naja, zumindest beim hiesigen Thema könnte Lötfett was bringen, um die Lötspitze wieder verzinnbar zu machen.

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shit, hab vergessen zu erwähnen, dass ich es auch auf max. knapp500 grad benutzt habe.

Danke für eure Hilfe. bringt bei der genannten Tortur der Reactivator noch irgend etwas??

Probier es doch einfach aus, auch, was ich geschrieben habe.

Wenn du die Lötspitze nicht mehr verzinnt bekommst, dann kaufst du halt ne neue, die kosten nun nicht die Welt.

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woher erkenne ich denn, ob sich die lötspitze erfolgreich verzinnen lässt? ich kann kaum bei 450grad mein draht schmelzen lassen, und wenn es nach 10minuten endlich klappt, dann perlt es wieder ab.

Hi!
Erstmal keine 450°. Bei der Temperatur bildet sich sofort wieder eine Oxidschicht, und dann kann man die Spitze kaum noch verzinnen. So 320-350°C sollten mehr wie ausreichen.

Du schreibst aber, dass es 10min dauert, bis das Zinn schmilzt. Ist das nach dem Einschalten? Etwas Zeit braucht der Kolben ja schon. Aber wenn er auf Temperatur ist, sollte das Zinn schon innerhalb von ner Sekunde schmelzen, und dann aktuell noch abperlen. Ist das wirklich Elektronik-Zinn? Und ist die Spitze richtig montiert, so dass sie auch heiß werden kann?

Wie gesagt, ich würde ggf. nochmal leicht schmirgeln, bis es glänzt. Dann vielleicht schon kalt Lötfett dran, aufheizen, und dann die ganze Zeit mit Zinn dran gehen, bis dieses schmilzt, und hoffentlich schön an der Spitze kleben bleibt.

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Du setzt aber vertrauenswürdiges Qualitäts - Equipment voraus. Ich war auch Weller/Proxxon/Ersa verwöhnt und hatte mal eine Billig - Lötstation vom grossen „C“ zu reparieren. Unter angeblichen 420°C wurde der Lötdraht (0,8 mm verbleibt) gerade mal schmierweich.

Ich bevorzuge auch den Bereich zwischen 320 und 350°C.

Bei verzunderten Spitzen verwende ich feine Stahlwolle; nicht zum abschmirgeln, nur bisschen putzen.

Ich befürchte, die Fragestellerin muss ein paar Euro Lehrgeld in eine neue Spitze investieren.

Gruss & keep löting

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Ja, ich werde leider neue Spitze besorgen müssen. Ich habe gestern mit Hilfe von einem anderen Lötkolben etwas Lötzinn draufgeschmiert. Wiederhole das dann die Tage noch ein Paar mal. Mal sehen ob das was bringt.
Danke euch. Ich werde mich nomma melden, und das Ergebnis mit euch teilen. „Ensemble“ lernen :smiley: .
Ab wann ist so ein Reactivator sinnlos??
Ps, meinen alten Lötkolben hab ich mal vergessen auszuschalten, und der hat die ganze Nacht auf volle pulle rumgelegen bei 450°(5-7stunden). Ist dieser mit Sicherheit Tod, oder bestünde noch Hoffnung?
Ja, ich weiß, ich werde es behandeln müssen, aber die Angabe von Wahrscheinlichkeiten hilft mir mit Enttäuschungen klar zukommen.
Voting ist gestattet!

Was hast du da eigentlich für einen Lötkolben?

Mehrere, zd-99 von Conrad, den für 10 Euro Parkside von Lidl etc…
Worauf sollte man denn achten bei sowas? Watt Angabe? Je höher desto besser?

Ja. Nein.

Eine hohe Leistung ist gut, weil der Kolben damit schnell aufheizt, und weil er dann auch ordentlich Power hat, um Lötstellen, die viel Wärme absaugen, auf Temperatur zu bringen. Grade in der Elektronik hat man es heute recht schwer. Einerseits braucht man für SMD-Bauteile etc. eine feine Spitze, andererseits sind da die Masseflächen, die die Wärme ableiten, und das Anlöten sehr erschweren.

Andererseits schätze ich deinen 10€-Kolben so ein, dass er keine Temperaturregelung hat. Das heißt, der heizt auf bis zu irgendeiner vom Hersteller ausgedachten Temperatur. Das ist für Dachrinnen noch OK, aber für Elektronik doof.

Deine ZD-99 von Conrad ist mit 58W ausreichend stark, und vor allem regelbar. Ein Minuspunkt ist, dass man keine temperatur wählen kann, sondern den Drehknopf einfach auf irgendeine Position stellt - welche Temperatur man dann bekommt, kann man nie wissen, und man dreht dann gerne voll auf. Für 27€ ist die aber völlig OK.

Wie gut die Wärmeübertragung vom Heizelement zur Spitze sowie die Temperaturregelung dann tatsächlich ist, kann man nicht sagen, da steckt sicher auch der Preis drin.

Ansonsten kommt es auch drauf an, was man eigentlich löten will. Für Elektronik sind kleinere Lötkolben, bei denen die Spitze nahe am Griff ist, vorteilhaft. Je kleiner die Bauteile, desto eher. Aber solche Lötkolben sind teuer.

Zum Vergleich: Auf der Arbeit haben wir einen von Ersa, der ist so groß wie die Prüfspitzen vom Multimeter, nur geringfügig dicker. Der ist in 5 Sekunden auf Temperatur, und regelt sich nach ner Weile runter, wenn man ihn nicht benutzt. Das schont auch die Spitze. Das Ding kostet weit jenseits der 200€. Tolles Teil, muss aber nicht sein.

Jedenfalls, die Spitzen für ne ZD-99 liegen ja bei 3€, da würde ich mir keine Gedanken machen. Falls es so ein Lötkolben ist.

Hah, das ist genau die Lötstation, die ich meinte. Ob sich da neue Spitzen auszahlen (war doch nur gesteckt, wenn ich mich recht entsinne), würde ich eher in die „Schau mer mal“ - Kiste tun.

Für den Anfang würde ich Dir einen einfachen 30 - 40Watt Lötkolben mit „Bleistiftspitze“, dafür von einem guten Hersteller, nahelegen.

Dazu noch Entlöt - Saugpumpe, Lötwasser und feine Entlöt - Litze. Und Lötkolbenständer! Den könntest Du von der alten Station verwursten.

Mir hat in meinen Anfangszeiten ein S30, 40 W von ersa viele Jahre lang Freude gemacht, trotz Anfängerfehler meinerseits. Gibt’s heute noch und ist leistbar.

Viel Freude!
Kudo

Moin,

Sogar ganz sicher und aus der eigenen Praxis:

Wir fertigen elektronische Baugruppen, vorwiegend im Bereich der Bemusterung oder Kleinststückzahlen. Handlöten steht auf der Tagesordnung und .nicht nur die üblichen 2 Lagen mit 35µ Cu, das geht bis hin zu 10 Lagen oder auch „nur“ 4 Lagen, aber in allen Lagen 170 µ Cu.
Eine Selektivlötanlage rechnet sich nicht, also muss der Kolben da ran. Typisch sind es dann Steckverbinder, die verlötet werden, während der überwiegende Rest SMD ist, gerne auch 2 seitig. Im Laufe der Jahre entwickelst du dann schon ein Gefühl, welche Lötstation sich eignet. Bei uns sind es die teuren.
Wir haben einen positiven Ausreißer, eine ERSA Digital 2000, ein altes Schätzchen. Es gibt da eine Baugruppe, die diese doppelt so schnell lötet (ein Abschirmkäfig aus 1 mm Kupferblech) als die Weller, obwohl Leistung und Temperatur identisch sind, auch die Form der Lötspitze.

So pauschal nein. Die Breite der Spitze soll in etwa der Breite des Pads entsprechen, mit dem man das Bauteil verlöten möchte. Im Zweifel etwas breiter und so kurz wie es nur geht. Der Wärmewiderstand verringert sich dadurch enorm, die Zeit fürs Löten ebenso. Da hat Vorteile für das im Lot befindliche Flussmittel, denn das hat immer ein Zeit- und Temperaturfenster für seine Aktivierung. Wer zu lange die Lötstelle aufheizen muss, verliert die Eigenschaften des Flussmittels und wundert sich dann.
Bei unseren Azubis schleicht sich gelegentlich die Unsitte ein, das Zinn auf die Spitze zu geben und damit letztlich an die Lötstelle. Das gibt immer Daumen ganz runter von mir und schlechtes Karma. :grin: Spitze an das Pad und Bauteil (es sollte möglichst beides gleichzeitig erwärmt werden), erwärmen lassen und dann erst das Lot auf das Pad / Bauteilpin bringen (nicht auf die Lötspitze), da soll das Flussmittel wirken und das Lot schmelzen. Dann wird das was.

Die Leistung in Watt ist durchaus wichtig, heute so ab 40 Watt und aufwärts. Möglichst kurze und dem Pad angemessene Spitzen, die langen dünnen kannst du vergessen oder du lötest Pins von Bauteilen, die eine Breite von 0,2 mm und denselben Abstand haben, das kommt gelegentlich bei uns vor. Samtec Steckverbinder sind bekannt dafür, aber kaum im Hobby Bereich anzutreffen.
Die mechanische Ausführung der Befestigung der Spitze ist auch wichtig, heute werden die Lötspitzen vorwiegend hohl ausgeführt und in diesen Raum schiebt man das Heizelement. Innenbeheizt heißt das Zauberwort. Aber das ist nicht zwingend im Hobby Bereich.
Die Temperaturen werden gerne als riesig angegeben, sie sind aber nur die Leerlauftemperaturen und auch nur dort, wo sich der Fühler befindet. Eine extrem dünne Spitze kühlt sofort deutlich runter bei Kontakt mit einer Lötfläche. Wärme verhält sich da wie Wasser in einem Gartenschlauch, je länger und je dünner der ist, desto weniger Druck hast du am Ende.

-Luno

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Hab grade nochmal geschaut. Wir haben den Ersa I-Tool. Preislich hab ich mich vertan, der Kolben selbst, ohne die Station liegt bei 170€, das Gesamtpaket irgendwo bei 500. Definitiv nichts fürs Hobby, aber manchmal bin ich dann halt länger auf der Arbeit.
Ich muss zugeben, daheim hab ich so ne 80€ billig-Station, die eigentlich für meine Zwecke ausreichend ist. Aber sie erfordert bei manchen Dingen schon etwas Erfahrung.

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