Logik

Liebe/-r Experte/-in,

bitte sehen Sie sich den folgenden Textausschnitt an:

Neulich habe ich von Freundin 1.0 auf Ehefrau 1.0 aktualisiert und erkannt, daß dieses Programm ein Speicherfresser ist und nur minimale Ressourcen für andere Anwendungen übrig läßt. Erst jetzt habe ich festgestellt, daß Ehefrau 1.0 außerdem Kind-Prozesse startet, die weitere Ressourcen verbrauchen.
Dieses spezielle Phänomen wurde weder in der Produkt-Broschüre noch in der Dokumentation mit einem einzigen Wort erwähnt, obwohl andere Nutzer von Ehefrau 1.0 mich darauf hingewiesen hatten, daß dieses Problem zu erwarten sei, da es in der Natur der Anwendung liege.

Nach welchem logischen Muster werden diese Witze kreirt, wie kann ein normaler Sachverhalt in diese Sprache übersetzt werden?

Grüße aus Köln
Andreas Kenn

Hallo Andreas,
im Sinne der formalen Logik gibt es kein Muster nach dem man Witze dieser Art kreieren kann.
Auf Grund Deiner Formulierung bin ich mir nicht sicher, ob Du den Text verstanden hast (nehme es aber stark an). Es wird darin mit Begriffen aus dem Computerbereich gespielt. Eine „Übersetzung“ funktioniert nur, wenn es entsprechend viele Worte mit doppelter Bedeutung gibt (->Onomasiologie) oder ad hoc geschaffen werden können(z.B. „Freundin 1.0“, die kein Fachbegriff ist, aber als solcher dahingestellt werden kann, im Ggs. z.B. zu „Maus“ (was nicht im Text vorkommt) aber offenbar 3 verschiedene Bedeutungen haben kann (das Säugetier, Kosename für die Freundin oder periphere Hardware zur Steuerung des Bildschirmzeigers)).
Professionelle Autoren, Comedians etc. arbeiten bei solchen Problemen oft mit Wortlisten durch welche sie sich Bereiche erschließen und sich dann bei konkreten „Übersetzungen“ einen schnellen Überblick über die Möglichkeiten einer Formulierung, ja überhaupt eines Inhalts verschaffen können (an letzterem sieht man schon, daß man nicht einfach einen vorgegebenen Text „übersetzen“ kann).
Modelltheoretisch wäre man schnell dabei das als L-Struktur-Homomorphismen zu sehen, die zumindest in Teilbereichen oder Substrukturen Relationen erhalten, tatächlich ist das aber auch nur eine metaphorische und wenig praktikable Redeweise, da dabei die impliziten Relationen, die nötig sind, damit ein solcher onomasiologischer Witz funktioniert, nicht bekannt und auch nicht anzugeben sind (sondern eher im Nachhinein gerechtfertigt werden können (Rechtfertigung im Sinne des späten Wittgenstein)).

Mit besten Grüßen
Markus Beck

Danke. Gleich vorweg möchte ich Ihnen das „Sie“ anbieten, ich bin nämlich schon 30.

Die Bezeichnung Wortliste ist unklar. Bitte zeigen Sie dies an einem Beispiel.

Grüße aus Köln nach ?
Andreas Kenn

Hallo Herr Kenn,

das mit dem „Sie“ ist kein Problem, bin nämlich schon über 30 :wink:
Eine Wortliste ist einfach eine Liste von Worten oder Ausdrücken, bei unserem Problem aus einem bestimmten Bereich bzw. die in zwei Bereichen eine Bedeutung haben, z.B.

  • Maus
  • Kind-Prozeß
  • Ressourcen
  • anfangen zu rauchen
    etc.
    dahinter kann man noch Erläuterungen oder konkrete Formulierungsfetzen schreiben. In einem zweiten Prozeß kann man versuchen diese Liste zu gruppieren.
    Man könnte die Liste auch 3-spaltig anlegen:
  • Freundin - Maus - Computermaus
  • Kinderwunsch - Kind-Prozeß - (Unter-)Programm starten
  • Belastungen - Einschränkung der Ressourcen - etc.
    Aber ich bin kein Experte für Kreativitätstechniken, daher kann ich meine Ideen dazu auch nur andeuten.
    Mit besten Grüßen aus Süddeutschland
    Markus Beck

Dann werde ich mich auf die Suche nach einem Experten für Kreativitätstechniken begeben.

Viele Grüße von einem gebürtigen Nürnberger

Andreas Kenn

?

nun, es wurde wohl ein Text aus einem Themenbereich (Informatik, Programmbeschreibung von Benutzer) genommen und einige Schlüsselwörter mit welchen aus einem anderen Themenbereich (Familie) ausgetauscht…

die schönen Logik-Fachbegriffe dazu bitte selbst suchen…

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Witz-Theorie
Hallo Andreas Kenn,

um ein logisches Muster handelt es sich hier nicht. Das Muster benutzt - wie bei der Struktur der meisten Witze - die Metapher („Übertragung“) bzw. Analogie (Strukurgleichheit), wobei die Assoziation die Brückenfunktion von einem Sachverhalt A auf den Sachverhalt B darstellt.

Im Unterschied zum normalen Gebrauch der Metapher/Analogie, wo diese benutzt wird, um einen Sachverhalt zu verdeutlichen, wird sie beim Witz benutzt, um von einem Sachverhalt abzulenken, weil die Inhalte nicht wirklich analog sind. Da die „Story“ des Witztextes dies zunächst verbirgt (Spannungsaufbau) und die Verfremdung erst verzögert erkannt wird (nämlich, wenn die „Pointe“ zum Vorschein kommt: Spannungsentladung), fühlt sich das Bewußtsein veräppelt …

Einen Unterschied gibt es in Ihrem Beispiel aber zu einem Normwitz: Die Pointe wird hier schon in den ersten Sätzen erkannt. Die Fortsetzung bringt dann allerdings immer mehr Einzelheiten zum Vorschein, die man nicht schon voraussehen kann. Man könnte es einen Witz mit einer „Pointen-Serie“ nennen.

Zum Unterschied zu einer Standard-Struktur:

Am Ende des WK II treffen sich in Köln zwei Freundinnen.
Frau 1: Wie gehts dir?
Frau 2: Prima. Ich hab jetzt Arbeit
Frau 1: Aha? Und was machst du?
Frau 2: Ich hab einen Job als Flickerin bei den Amis
Frau 1: Oh wie schlön!

Hier wird die Übertragung auf einen inhaltsfremden Sachverhalt durch einen (unbeabsichtigt sein sollenden) Sprechfehler (der btw. ein Beispiel für eine Freudsche Fehlleistung ist) überhaupt erst hergestellt.

Mit dem 2. Teil Ihrer Frage meinen Sie wohl eher das Umgekehrte: Wie kann man einen pikanten Sachverhalt durch eine Übertagung der Details auf einen strukturanalogen alltäglichen Sachverhalt „verfremden“?

Nun. Dann haben Sie zugleich auch schon das Muster.

Das wäre es, was mir zur Theorie solcher Witze einfällt.

Gruß
Metapher

Hallo Andreas Kenn,

mir wäre es sehr angenehm, zu erfahren, ob die Antwort für Sie zufriedenstellend war.

Freundlichen Gruß
Metapher