Witz-Theorie
Hallo Andreas Kenn,
um ein logisches Muster handelt es sich hier nicht. Das Muster benutzt - wie bei der Struktur der meisten Witze - die Metapher („Übertragung“) bzw. Analogie (Strukurgleichheit), wobei die Assoziation die Brückenfunktion von einem Sachverhalt A auf den Sachverhalt B darstellt.
Im Unterschied zum normalen Gebrauch der Metapher/Analogie, wo diese benutzt wird, um einen Sachverhalt zu verdeutlichen, wird sie beim Witz benutzt, um von einem Sachverhalt abzulenken, weil die Inhalte nicht wirklich analog sind. Da die „Story“ des Witztextes dies zunächst verbirgt (Spannungsaufbau) und die Verfremdung erst verzögert erkannt wird (nämlich, wenn die „Pointe“ zum Vorschein kommt: Spannungsentladung), fühlt sich das Bewußtsein veräppelt …
Einen Unterschied gibt es in Ihrem Beispiel aber zu einem Normwitz: Die Pointe wird hier schon in den ersten Sätzen erkannt. Die Fortsetzung bringt dann allerdings immer mehr Einzelheiten zum Vorschein, die man nicht schon voraussehen kann. Man könnte es einen Witz mit einer „Pointen-Serie“ nennen.
Zum Unterschied zu einer Standard-Struktur:
Am Ende des WK II treffen sich in Köln zwei Freundinnen.
Frau 1: Wie gehts dir?
Frau 2: Prima. Ich hab jetzt Arbeit
Frau 1: Aha? Und was machst du?
Frau 2: Ich hab einen Job als Flickerin bei den Amis
Frau 1: Oh wie schlön!
Hier wird die Übertragung auf einen inhaltsfremden Sachverhalt durch einen (unbeabsichtigt sein sollenden) Sprechfehler (der btw. ein Beispiel für eine Freudsche Fehlleistung ist) überhaupt erst hergestellt.
Mit dem 2. Teil Ihrer Frage meinen Sie wohl eher das Umgekehrte: Wie kann man einen pikanten Sachverhalt durch eine Übertagung der Details auf einen strukturanalogen alltäglichen Sachverhalt „verfremden“?
Nun. Dann haben Sie zugleich auch schon das Muster.
Das wäre es, was mir zur Theorie solcher Witze einfällt.
Gruß
Metapher