Logisches Argument für Leben-nach-dem-Tod-Glaube?

Das Sein, die Werte und das Nichts
Hi, Ralf.

ich würde mal sagen, ein logisches Argument ist entweder
schlüssig oder nicht - in beiden Fällen erübrigt es sich, an
„die Kraft des in Rede stehenden Argumentes“ zu
glauben oder nicht.

Die Logik des Arguments, wenn es denn eine hat, schwebt nicht einfach in der Höhenluft des reinen Denkens, sondern in einem auch von Emotionen erfüllten Raum. Da spielt auch Intuition eine Rolle, die erforderlich ist, um sich überhaupt auf das Argument einzulassen. Welcher Mensch denkt und handelt denn schon von vornherin immer logisch? Das verdammte Wörtchen „glauben“ ist mir da wieder mal versehentlich rausgerutscht.

„Zwingend“ ist hier gar nichts - zunächst einmal schon aus dem
Grund, weil Du die Prämissen Pascals einfach nach eigenem Gutdünken abänderst …

Ok, ich habe das Argument (als Coverversion sozusagen) auf einen aktuelleren Stand gebracht, der von „Gott“ abstrahiert und das reine Spirituelle thematisiert (Geist vs. Materie).

Ich bezweifle sehr, dass sich Pascal nicht der Tatsache
bewusst war, dass Glaube eben gerade nicht auf einer
rationalen Entscheidung beruht - das wäre ein Widerspruch in sich.

Gebongt.

Pascal nimmt für
seine Alternative Wahrscheinlichkeiten von jeweils 50% an -
auch dies eine Voraussetzung, die keineswegs logisch
unangreifbar ist. Gestehen wir Dir nun zu, in Deinem Fall
ebenfalls von einer gleich hohen Wahrscheinlichkeit von
jeweils 50% auszugehen.

Das war wirklich mein (unausgesprochener) Gedanke. Allerdings könnte man die Wahrscheinlichkeit auch zugunsten der Nachtod-Leben-Annahme erhöhen: es spricht schließlich NICHTS dafür, dass nach dem Tod nur Nichts ist. Kein Beweis, kein Indiz, kein Garnichts. Es kam auch noch keiner aus dem Nichts zurück und sagte: Leute, nach dem Tod ist nur Nichts. Alles also nur Spekulation und wilde Behauptung. FÜR die Annahme des Nachtod-Lebens sprechen zumindest die vielen Berichte und Lehren zu diesem Thema. Die kann man bezweifeln oder auch nicht, aber sie sind nicht Nichts.

wenn die Situation so aussieht: heute Nacht um 12 läuft deine Lebenszeit ab. … Vielleicht wird sich dann der eine oder andere Materialist (d.h. Skeptiker) etwas genauer überlegen, wie er die Dinge sehen sollte.

Angst (schon gar nicht Angst vor dem Sterben) ist für
rationale Entscheidungen selten hilfreich. Und darum geht es
doch wohl hier, nicht wahr? Um logische, vernünftige Argumente
und nicht um irrationale, womöglich von Angst gesteuerte
Hoffnungen.

Wer Angst vor dem Tod hat, „glaubt“ bereits an ein Leben nach dem Tod. Ich schrieb ja nicht „sterben“, sondern „versinken im Nichts“. Mein Beispiel meinte eine Art Delete-Taste, die das Bewusstsein von einem Moment auf den anderen auslöscht (ohne Schmerzen). Hätte ich klarer formulieren sollen, ist halt jetzt geschehen. Wer jedenfalls vor diesem Delete Angst hat, setzt schon auf das Nachleben, denn vor Nichts braucht man sich doch nicht zu fürchten.

Nicht darum, wie man „die Dinge sehen sollte“ oder
vielmehr vielleicht gerne sehen würde, sondern darum, was man
vernünftigerweise über die Dinge aussagen kann.

Meine Coverversion des Pascal-Arguments zielte auch auf die Notwendigkeit der Vorbereitung auf den Nachtod. Insofern ist ein gewisses „Sollen“ (abgeschwächt als „sollte“) schon im Spiel.

Zudem klingt es für mich nicht logisch, dass man zugleich Nachtod-Leben-Skeptiker sein kann und im Hier und Jetzt feuchtfröhlich das Leben vor sich hin feiert.

Was soll daran unlogisch sein? Wenn wir nur dieses eine Leben
haben, ist es dann nicht logisch folgerichtig, das Beste
daraus zu machen?

Jein. Eigentlich ist es ziemlich irrelevant, was man daraus macht, wenn es nicht gerade Massenmord oder ähnliches ist. Was ist zudem das „Beste“? WEISS der Skeptiker denn, dass sein Standpunkt richtig ist? Er weiß es eben NICHT. Er GLAUBT es nur. Ein Nachtod-Nichts ist komplett unbewiesen, wie gesagt. Materialismus ist ein reiner Glaubensakt. Auf dieser wackligen Basis kann keiner entscheiden, was wirklich das Beste ist. Das ist logisch einfach ausgeschlossen.

Wird da nicht eher umgekehrt ein Stiefel draus - dass
derjenige, der sich an den Glauben von einem Weiterleben nach
dem Tod klammert, den Tod verdrängt?

Ich bewundere deine Objektivität - schließlich bist du Buddhist. Mit Weiterleben soll aber meinerseits nicht personales Weiterleben gemeint sein (da sind wir uns einig). Zum Thema: nein, der HEDONIST, der an das Nichts glaubt, verdrängt den Tod. Täte er es nicht, müsst er ständig an dem, was er erlebt, fühlt, denkt usw., zweifeln - ja verzweifeln müsste er an der vermeintlichen Tatsache, dass alles mal, woran er sich im Leben so fest klammert, im Nichts versinkt. Der Hedonist glaubt nicht an die „Unsterblichkeit“ des Geistes, aber handelt so, als gäbe es diese. Er misst den Dingen Werte bei, die diese, wären sie vom Nichts umgeben, gar nicht haben können. Dieser offensichtliche Widerspruch zwischen Reflexionsebene (das Leben endet im Nichts) und Alltagspraxis kommt beispielsweise in folgendem vom Psychoanalytiker Slavoj Zizek zitierten Witz zum Ausdruck: „Ist das der Ort, an dem der Herzog von Wellington jene Worte sprach? - Ja, das ist der Ort, aber diese Worte hat er niemals gesprochen.“ Ebenso würde der Hedonist die Faktizität von „Geist“ leugnen und dennoch Daseiendes (den „Ort“) so handhaben, als sei es mit Wert(den „Worten“) unauflöslich verknüpft. Zizek schreibt: „Der Glaube ist in einem radikalen Sinne äußerlich, er ist verkörpert in der tatsächlichen praktischen Handlungsweise von Menschen.“ (Zizek, Liebe Dein Symptom wie Dich selbst!, 118)

Kein Leben nach dem Tod heißt: das absolute Nichts.

Kein Leben nach dem Tod bedeutet lediglich das Nichts für die
Toten. Somit kein „absolutes“ Nichts.

Ein Nichts für das Bewusstsein. Das ist das Entscheidende. Wen interessiert der tote Körper? Nicht das Bewusstsein, das ja angeblich im Nichts verschwunden ist.

Ein Nichts, das alles entwertet, was zuvor als schön und wichtig angesehen wurde.

Wie sollte ein Nichts ein Etwas entwerten? Alles hat einen
Wert nur in Bezug auf etwas oder jemanden, der diesen Wert
zuordnet, der bewertet. Die Dinge haben ihren Wert nicht aus
sich selbst heraus, mithin können sie auch nicht entwertet
werden.

Schrieb ich ja auch so: „als soundso angesehen wurde“. Wer Dingen einen Wert beimißt und dabei an das Nichts glaubt (es IST ein Glaubensakt), denkt unlogisch. Werte stehen immer in einem Kontext. Reißt dieser Kontext im Nichts ab, stürzt der Wert, den man den Dingen beimißt, ins Bodenlose. Nichts hält ihn, da er vor der Folie des Nichts besteht. Er ist nur eine Seifenblase bzw. Maya. Der Materialist GLAUBT nur an die Werte, wie er an das Nichts glaubt - er kann sie nicht logisch begründen.

Wenn jemand tot ist, kann er Dinge nicht bewerten -
für Tote hat nichts einen Wert. Das heisst nicht, dass diese
Dinge nicht für Andere einen Wert haben können.

Die selbst irgendwann vermeintlich ins Nichts sinken. Regressus infinitus oder so ähnlich.

Analoges fiktives Szenario: die schönste Frau der Welt (für Frauen: der schönste Mann) bietet dir für eine Nacht ihre/seine erotischen Künste an. Bedingung: sofort danach wird dein Gedächtnis daran gelöscht.

Jetzt im Ernst: wer würde einen solchen Deal eingehen…?

Oh, da kenne ich eine Menge Leute, die ohne Zögern auf ein
solches Angebot eingehen würden.

Ich auch, aber wäre das nicht Zeitverschwendung? Dann lieber noch Kreuzworträtsel lösen (für mich öde), da lernt man wenigstens was über die Nebenflüsse der Deichsel.

Was bringt Dich auf die Idee,
erlebte Augenblicke, an die man sich nicht erinnern kann,
würden „nicht zählen“? Sich an an diese Augenblicke nicht
erinnern zu können, heisst schon mal gar nicht, dass sie „nie
existiert haben“.

Ich meinte das so, dass mit der Erinnerung auch jeder Erfahrungswert deleted wäre. Jede Analogie hinkt nun mal, diese natürlich auch.

Was zählt also ein Leben, das es irgendwann einmal nie gegeben hat?

… das würde ich jetzt einen fetten Fehlschluss nennen.
Etwas, das vorbei ist, ist vorbei. Das heisst, dass es das
Vergangene nicht mehr gibt. Nicht, dass es das Vergangene nie
gegeben hat.

Für den/die, der/die im Nichts versunken ist, kann es nie etwas gegeben haben. Das meine ich. Und der Tod kommt. Das ist sicher. Also ist die Zukunft für die Materialisten in diesem Sinne schon Faktum - das, was sie erleben usw., ist dem Nichts geweiht. Es IST also, streng genommen, von diesem Nichts nicht mehr zu unterscheiden.

Gruß

Horst

Kleine Korrektur zum Zizek-Zitat
Hatte im Gestrüpp Zizek´scher Dialektik kurz den Überblick verloren, es muss „Geist“ heißen statt „Werte“:

„Ist das der Ort, an dem der Herzog von Wellington jene Worte
sprach? - Ja, das ist der Ort, aber diese Worte hat er niemals
gesprochen.“ Ebenso würde der Hedonist die Faktizität von
„Geist“ leugnen und dennoch Daseiendes (den „Ort“) so
handhaben, als sei es mit „GEIST“ (den „Worten“) unauflöslich
verknüpft."

Liebe in den Zeiten des totalen Nichts
Hi.

Kein Leben nach dem Tod heißt: das absolute Nichts.

Warum legst Du dich da so fest? Könnte es nicht sogar das
´totale´ Nichts sein?

Ich zermartere mir das Hirn über den Unterschied zwischen einem totalen und einem absoluten Nichts. Mein Bankkonto jedenfalls weist beide Merkmale auf.

Analoges fiktives Szenario: die schönste Frau
der Welt (für Frauen: der schönste Mann) bietet dir für eine
Nacht ihre/seine erotischen Künste an. Bedingung: sofort
danach wird dein Gedächtnis daran gelöscht.

Ob ich mich dafür bereit halten würde?

Hatte ich nicht gefragt, aber bitte: würdest du?

Was hätte ich davon?

Na ja, schau halt mal ins Kamasutra.

Beispiele sollten der Realität entnommen sein.

Erstens: es handelt sich um eine Analogie, nicht um ein Beispiel. Zweitens: wenn ich das nächste Mal mit Catherine Zeta-Jones plaudere, gebe ich ihr deine Email-Adresse. Ok?

Gruß

Hallo Horst,

Die Logik des Arguments, wenn es denn eine hat, schwebt nicht einfach in der Höhenluft des reinen Denkens, sondern in einem auch von Emotionen erfüllten Raum. Da spielt auch Intuition eine Rolle, die erforderlich ist, um sich überhaupt auf das Argument einzulassen.

da hast Du - entschuldige - ein etwas merkwürdiges Verständnis von Logik. Logik bezeichnet die formalen Beziehungen zwischen Begriffen (dass dies eine unscharfe Kürzestdefinition ist, ist mir schon klar) - wenn Emotionen und Intuitionen eine Rolle spielen, dann allenfalls insofern, als man möglicherweise einen logisch sauberen Schluss nicht akzeptieren will oder aber einen nur scheinlogischen Schluss akzeptiert.

Logik funktioniert unabhängig davon, ob man sich darauf „einlässt“. „Einlassen“ (oder aber nicht) kann man sich allenfalls auf bestimmte Prämissen eines logischen Argumentes. Bei Pascals Wette sind diese ‚kritischen‘ Pämissen folgende Aussagen:

Wenn Gott existiert, gilt Folgendes:

  1. Wer an Gott glaubt, wird nach dem Tod mit ewiger Glückseligkeit belohnt
  2. Wer nicht an Gott glaubt, wird nach dem Tod mit ewiger Verdammnis bestraft
  3. Weitere Möglichkeiten existieren nicht

Nur, wenn man diese Prämissen als wahr akzeptiert, ist Pascals Argument formal logisch gültig. Um das Argument nochmals kurz zu umreißen:

  1. Die Frage, ob Gott existiert oder nicht, ist unentscheidbar (bzw. Pascal verzichtet auf die Bemühung, einen Gottesbeweis aufzustellen).
  2. Existiert Gott und man glaubt an ihn, erhält man eine Belohnung in der Größe Unendlich
  3. Existiert Gott und man glaubt nicht an ihn, erhält man eine Bestrafung in der Größe Unendlich
  4. Existiert Gott nicht, erhält man weder Belohnung noch Bestrafung (Größe Null)

Ergo kann man durch Unglaube an die Existenz Gottes nichts gewinnen (wenn er tatsächlich nicht existiert), riskiert aber eine Bestrafung in unendlicher Größe (hier kommt die ‚Ewigkeit‘ ins Spiel), wenn er existieren sollte. Durch Glaube an Gott kann man hingegen nichts verlieren - wenn er nicht existiert, erhält man keine Belohnung, existiert er aber doch, eine Belohnung in unendlicher Höhe. Die logisch richtige Entscheidung - die einzige, die kein Schadensrisiko beinhaltet aber die Chance auf Gewinn - ist also die, an Gott zu glauben. Es ist keine ‚richtige‘ Entscheidung im absoluten Sinn (für eine solche haben wir keine Anhaltspunkte), sondern lediglich die vorteilhaftere Entscheidung

Anders gesagt: es kann nicht schaden, an Gott zu glauben, auch wenn es womöglich nichts nützt. Für diese ‚smart-ass-Argumentation‘ bezog der bekannte Philosoph Ly Schwatzmaul denn auch erst einmal eine kräftige Tracht Prügel als Willkommen im Jenseits. Götter schätzen es nicht, wenn man sie auszutricksen versucht …

Ich stelle dies hier so ausführlich dar, weil ich den Eindruck habe, dass Du die Argumentation Pascals gar nicht verstanden hast und daher auch nicht, woran Deine ‚Cover-Version‘ krankt.

Ok, ich habe das Argument (als Coverversion sozusagen) auf einen aktuelleren Stand gebracht, der von „Gott“ abstrahiert und das reine Spirituelle thematisiert (Geist vs. Materie).

Nein. Du hast lediglich die Alternative ‚Gott existiert‘ / ‚Gott existiert nicht‘ gegen die Alternative ‚Leben nach dem Tod existiert‘ / ‚existiert nicht‘ ausgetauscht - den ganzen Rest unterschlägst Du - und die gleichen Pämissen wie Pascal wirst Du ja wohl nicht ansetzen wollen, oder? Ich habe Dich schon darauf hingewiesen - auf welchen Prämissen willst Du nun eine logisch richtige Entscheidung zwischen den Alternativen ‚Es gibt ein Leben nach dem Tod‘ und ‚Es gibt kein Leben nach dem Tod‘ begründen? Pascal nennt seine Prämissen deutlich (man mag sie nun akzeptieren oder nicht) - Du hingegen nennst keine. Ohne Prämissen kein logischer Schluss. Du hast Dir ebenso wie Helmut den Hinweis verdient, dass Du hier offtopic argumentierst - nämlich keine logischen Argumente für ein Leben nach dem Tod nennst.

Gestehen wir Dir nun zu, in Deinem Fall ebenfalls von einer gleich hohen Wahrscheinlichkeit von jeweils 50% auszugehen.

Das war wirklich mein (unausgesprochener) Gedanke. Allerdings könnte man die Wahrscheinlichkeit auch zugunsten der Nachtod-Leben-Annahme erhöhen: es spricht schließlich NICHTS dafür, dass nach dem Tod nur Nichts ist.

Und es spricht auch absolut nichts dagegen.

FÜR die Annahme des Nachtod-Lebens sprechen zumindest die vielen Berichte und Lehren zu diesem Thema

Deinen „Berichten und Lehren“ stehen die deutlich zahlreicheren Nicht-Berichte sowie Lehren mit anderen Aussagen entgegen. Weder das eine noch das andere ist objektiv verifizierbar oder falsifizierbar. Falls Du auf dem Punkt weiter herumreiten willst, bitte - aber dann bitteschön im Esoterikbrett.

Der Punkt ist - die Wahrscheinlichkeit ist mangels empirischer Daten schlicht nicht bestimmbar. Das Interessante nun ist - für Pascals Wette ist die jeweilige Wahrscheinlichkeit seiner alternativen Möglichkeiten tatsächlich völlig unerheblich, weil er (s.o.) bei seinen Belohnungs- und Bestrafungsanreizen die Werte ‚Unendlich‘ und ‚Null‘ einsetzt. D.h. Pascal würde seine Wette auch gewinnen, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Existenz Gottes nahe bei Null läge (und die Wahrscheinlichkeit seiner Nichtexistenz nahe bei 100 %). Dass Pascal trotzdem so viel Worte darauf verwendet, eine gleiche Wahrscheinlichkeit für seine alternativen Möglichkeiten zu behaupten, ist meines Erachtens nur ein argumentativer Trick. Die Behauptung, es sei logisch sinnvoll, an die Existenz Gottes zu glauben, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit von dessen Existenz gegen Null geht, dürfte seine Leser gegen die Gültigkeit seiner Argumentation doch etwas misstrauisch gemacht haben. Hier führt nämlich Pascals Argumentation unweigerlich ins Absurde - was darauf deutet, dass mit seinen Prämissen wohl etwas nicht stimmt oder aber die Logik seiner Argumentation fehlerhaft ist. Letzteres kann man mE ausschließen.

Lassen wir für diesmal den Rest Deines Postings beiseite (der führt uns inhaltlich etwas ins Abseits) und konzentrieren wir uns auf das Thema des Threads: Logisches Argument. Wenn Du wirklich meinst, das Muster der Pascalschen Wette für eine logische Argumentation zugunsten des Glaubens an ein Leben nach dem Tod anwenden zu können, dann musst Du da noch einiges nachliefern. Also nochmals: wie lauten Deine Prämissen, nach denen wir eine eindeutige, logische Entscheidung treffen können, wonach der Glaube an ein Leben nach dem Tod vorteilhafter ist als der Nichtglaube?

Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen - auch dies war anscheinend nicht verstanden worden - Pascals Argument spricht nicht für eine Existenz Gottes, sondern lediglich dafür, dass es theoretisch vorteilhafter ist, an eine solche zu glauben als nicht. Entsprechend kann eine Anwendung seines Argumentes auf andere alternative Möglichkeiten auch allenfalls belegen, dass es vorteilhafter ist, eine von ihnen zu glauben oder anzunehmen - nicht, dass sie im absoluten Sinne richtig ist. Immer vorausgesetzt natürlich, man nennt akzeptable Prämissen.

Ob nun die logisch-entscheidungstheoretische Ermittlung eines vorteilhaften Glaubens auch einen solchen bewirken kann, ist freilich eine ganz andere Frage …

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf,

… das würde ich jetzt einen fetten Fehlschluss nennen.
Etwas, das vorbei ist, ist vorbei. Das heisst, dass es das
Vergangene nicht mehr gibt. Nicht, dass es das Vergangene nie
gegeben hat. „Gezählt“ hat es, während es andauerte.

ich weiß jetzt nicht, ob es von Bedeutung für diesen Disput hier ist.
Es ist zwar richtig, daß man Vergangenheit nicht reproduzieren kann
aber daß sie nur Wirkung hatte solange sie andauerte ist nicht gegeben.
Zu dieser Tatsache brauche ich wohl keine Beispiele zu benennen.
Auch jedes physikalische Ereignis, und sei es noch so gering,
prägt unwiderruflich das SEIN, hinterläßt für alle Zeit seine Spur.
Es stellt sich nun die interessante Frage:
Hinterläßt auch unser Denken, unser „geistiges“ Wirken, unsere
„moralische Entscheidung“ - in uns ! - Spuren im Sein, metaphysische
Spuren,in alle „Zeit“ ?
Für den gläubigen Menschen - der sagt (glaubt) ja.
Für den ungläubigen Menschen - kann er dies verneinen oder muß
er nicht im Analogieschluß zu den physikalischen Gegebenheiten
des Seins dies genauso als „Wirklichkeit“ hinnehmen auch wenn er
(oder auch wir) nicht erkennen kann an was diese „Prägung“ gebunden,
(außerhalb unseres ICHs) festgemacht ist ?
Ich hoffe Du verstehst was ich meine.
Mit dieser Fragestellung ist aber die Verbindung zur Ausgangsfrage
hergestellt.
Ich möchte hier nicht weiter darauf eingehen, es wäre einer besonderen
Betrachtung wert.
Gruß VIKTOR

Hallo Victor,

Etwas, das vorbei ist, ist vorbei. Das heisst, dass es das
Vergangene nicht mehr gibt. Nicht, dass es das Vergangene nie
gegeben hat. „Gezählt“ hat es, während es andauerte.

ich weiß jetzt nicht, ob es von Bedeutung für diesen Disput
hier ist.
Es ist zwar richtig, daß man Vergangenheit nicht reproduzieren
kann
aber daß sie nur Wirkung hatte solange sie andauerte ist nicht
gegeben.

Das habe ich ja auch nicht behauptet. Horsts Argument ging ja in die Richtung, dass eine Erfahrung, an die derjenige, der sie gemacht hat, keine Erinnerung hat, ‚nicht zählt‘:

Was zählen Augenblicke (oder Jahre oder Jahrzehnte), die irgendwann nie existiert haben, weil sie gelöscht wurden?

Horsts ‚nicht zählen‘ verstehe ich so, dass er einer Erfahrung, die nicht erinnert wird, keinen Wert beimisst, dass die Erfahrung sogar inexistent wird. Wobei er natürlich hier verwechselt, dass ja nicht das Ereignis ‚gelöscht‘ wird, sondern lediglich die Erinnerung daran. Entsprechend geht mit der Erinnerung auch nur der Wert der Erinnerung verloren. Die Erfahrung hingegen hat ihren eigenen Wert - in dem Moment, in dem man sie macht.

Nun ist ‚Erinnerung‘ sicherlich nicht die einzige Wirkung, die eine Erfahrung auslösen kann. Jedes Ereignis zieht kausal eine Fülle von Wirkungen nach sich - völlig unabhängig davon, ob an dieses Ereignis eine Erinnerung existiert.

Es stellt sich nun die interessante Frage:
Hinterläßt auch unser Denken, unser „geistiges“ Wirken, unsere
„moralische Entscheidung“ - in uns ! - Spuren im Sein,
metaphysische
Spuren,in alle „Zeit“ ?

Die buddhistische Lehre bejaht dies - es ist speziell der Wille (cetana), der das Sein, so wie wir es erfahren, gestaltet - ihm seine Form gibt. Dieses ‚Gestalten‘ (samskara) ist zusammen mit materieller Gestalt, Empfindung, Wahrnehmung und unterscheidendem Denken wesentliche Konstituente jeder empirischen Person - und das so Gestaltete setzt wiederum spezifische Ursachen und Bedingungen (hetupratyaya) für das Entstehen und die Erfahrungswelt empfindender Wesen. Das ist die buddhistische Lehre vom Konditionalnexus oder ‚bedingtem Entstehen‘ (pratityasamutpada). Nach buddhistischer Auffassung gibt es also kein Weiterleben eines Wesens über den biologischen Tod (die Auflösung der fünf o.g. Konstituenten) hinaus; die Existenz einer Seele (atman) oder eines vergleichbaren ‚Persönlichkeitskerns‘, die den Tod überdauert, wird im Buddhismus bestritten. Was ‚weiterlebt‘ sind die gesetzten Ursachen und Bedingungen und das aus diesen Ursachen und Bedingungen Entstehende. Das ist das buddhistische Verständnis von karma - das sich deutlich vom hinduistischen oder dem abendländischer Esoteriker unterscheidet.

Für den gläubigen Menschen - der sagt (glaubt) ja.
Für den ungläubigen Menschen - kann er dies verneinen oder muß
er nicht im Analogieschluß zu den physikalischen Gegebenheiten
des Seins dies genauso als „Wirklichkeit“ hinnehmen auch wenn
er
(oder auch wir) nicht erkennen kann an was diese „Prägung“
gebunden,
(außerhalb unseres ICHs) festgemacht ist ?

Wie Du siehst, gibt es das durchaus. Auch ein ‚Ungläubiger‘, also jemand, der weder an die Existenz einer Seele oder eines Schöpfergottes glaubt, kann durchaus an solche „metaphysischen Spuren“ glauben - an Wirkungen über den Tod hinaus. Das er dies „muss“ - so weit würde ich freilich nicht gehen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hi Ralf.

Logik funktioniert unabhängig davon, ob man sich darauf „einlässt“.

Im Kopf professioneller Denker vielleicht, die ein Problem wälzen, das sie persönlich nicht betrifft. Das Alltagsdenken und -verhalten ist dagegen oft unlogisch, selbst wenn sich der Betroffene darüber im klaren ist. Wir sprachen z.B. von Todesverdrängung (gleich von welcher Partei). Solche psychologischen Effekte müssen auch in dieser die Existenz-Logik (sorry für die Wortschöpfung) betreffenden Diskussion (am Rande) in Rechnung gestellt werden.

Ich stelle dies hier so ausführlich dar, weil ich den Eindruck habe, dass Du die Argumentation Pascals gar nicht verstanden hast und daher auch nicht, woran Deine ‚Cover-Version‘ krankt.

Sorry, aber ich war und bin schon längst auf meine Version konzentriert. Pascals Wette ist ohnehin inhaltlich passé. Seine Argumente sind leicht verständlich und schon lange in Frage gestellt. Die Prämissen sind selektiv und tendenziös. Und dass meine Version nicht sooo schwindsüchtig ist, zeige ich gleich:

Ich habe Dich schon darauf hingewiesen - auf welchen Prämissen willst Du nun eine logisch richtige Entscheidung zwischen den Alternativen ‚Es gibt ein Leben nach dem Tod‘ und ‚Es gibt kein Leben nach dem Tod‘ begründen? Pascal nennt seine Prämissen deutlich (man mag sie nun akzeptieren oder nicht) - Du hingegen nennst keine.

Hast du da nicht etwas übersehen? Ich habe im ersten Posting ganz klar ein wichtiges Detail hinzugefügt, das eine Wahl zwischen den Alternativen motivieren kann: Man sollte auf ein Nachtod-Leben VORBEREITET sein. Das ist definitiv mehr als nur die Alternative „ja/nein“ zum Thema Nachtod-Existenz. Damit ist angedeutet, dass die Option für die Annahme eines Nachtod-Lebens „belohnt“ wird, nämlich dadurch, dass man quasi im vollen Lauf den neuen Herausforderungen begegnen kann, statt perplex dazustehen.

Du hast Dir ebenso wie Helmut den Hinweis verdient, dass Du hier offtopic argumentierst - nämlich keine logischen Argumente für ein Leben nach dem Tod nennst.

Macht Pascal aber auch nicht. Er will keinen logischen Gottesbeweis erbringen, sondern eine Art Vernunftentscheidung logisch erzwingen. Eine Art Nutzen-Schaden-Abwägung. Ist im Prinzip ja auch die Pointe meiner Version.

Allerdings könnte man die Wahrscheinlichkeit auch zugunsten der Nachtod-Leben-Annahme erhöhen: es spricht schließlich NICHTS dafür, dass nach dem Tod nur Nichts ist.

Und es spricht auch absolut nichts dagegen.

Vielleicht doch: nämlich die Fragwürdigkeit des Nichts-Begriffs. Das „Nichts“ ist ein konstruierter Begriff, der an das „Einhorn“ des Sprachphilosophen Quine erinnert: Quine hielt selbst Negativ-Aussagen wie „Es gibt keine Einhörner“ für irreführend, da sie im Grunde die Illusion nähren, es gäbe DOCH Einhörner. Denn jeder stellt sich irgendwie unter diesem Begriff etwas vor, und das nur, weil es diesen Begriff (und natürlich damit verbundene Darstellungen) gibt. Dieses Problem ist in der Sprache und im Denken längst kein Einzelfall.

Das „Nichts“ ist eine Abstraktion von „nicht“, also der Verneinung einer Vorhandenheit: der Hund ist verschwunden, er ist „nicht“ da. Aus der Summe aller Nichtvorhandenheiten wird dann das ominöse Nichts geschaffen: was soll das bitte sein? Ein Hund, der verschwunden ist, war vorher da, und jetzt ist er halt woanders. Selbst wenn er tot ist, gibt es ihn noch als Körper, und wenn der verfällt, bleiben die Moleküle bestehen usw. Es „gab“ ihn (ich meine hier: auf der physischen Ebene) auch vor seiner Zeugung, in verschiedenen Komponenten: die Gene und all die Nährstoffe, die zum Wachstum des fertigen Hundes beitragen (bzw. die Stoffe, aus denen sich jene Stoffe gebildet haben). Nichts kommt von nichts.

Ein „nicht“ bezieht sich also immer nur auf die Anwesenheit oder Vorhandenheit von Seiendem, nicht darauf, dass es dieses Seiende ÜBERHAUPT nicht mehr gibt.

Hegel sagte, dass das SEIN und das NICHTS nur Abstraktionen sind, die lediglich in der Synthese des WERDENS real sind (z.B. § 87 in der Enzyklopädie). Die Welt ist ein Prozess, es gibt kein reines Sein, und die Annahme eines Nichts ist ein reiner Verstandesakt, der durch nichts (eben…) in der konkreten Welt legitimiert ist.

Anzunehmen, dass nach dem Tod das reine Nichts ist, ist also ein Gedankenspiel, das die rein sprachliche, also abstrakte Natur des Nichts-Begriffs unterschlägt. Insofern spricht einiges GEGEN ein Nachtod-Nichts. Nämlich alles, was generell gegen ein Nichts spricht.

Ob du diesen Argumentationsansatz als „logisch“ ansiehst, weiß ich nicht. Das „Nichts“ ist jedenfalls ein sprachliches Einhorn. Nutzanwendung auf unser Thema: der menschliche GEIST, der in einem biologischen Leib „wirkt und webt“, kann nicht einfach im Nichts verschwinden, d.h. sich in Nichts auflösen. Er ist nur nicht mehr „vorhanden“ (für die nachlebenden Mitmenschen), was nicht heißt, dass es ihn nicht mehr gibt. Ich glaube, Goethe argumentierte auch in dieser Richtung.

Also nochmals: wie lauten Deine Prämissen, nach denen wir eine eindeutige, logische Entscheidung treffen können, wonach der Glaube an ein Leben nach dem Tod vorteilhafter ist als der Nichtglaube?

Wie gesagt: es ist besser, man geht vorbereitet auf neue Herausforderungen zu, als diesen überrascht gegenüberzustehen. Ist es unentscheidbar, welche Option die richtige ist, sollte man sich für den Fall der Fälle wappnen. Dieses simple Lebensweisheit kann auch für unser metaphysisches Thema gelten.

Die Option der Nachtod-Existenz-Annahme erfordert nun wirklich keinen extrem großen praktischen Aufwand: man liest einige Bücher zu dem Thema und macht sich hin und wieder so seine Gedanken. Wenn ich bedenke, wieviel Gedankenarbeit viele Menschen in Themen wie Bayern-Trainer oder Podolski vs. Klose oder dies oder das usw. investieren… die gleiche Anzahl von Stunden auf besagte Option verwendet, und man steht ggfs. nach der Stunde Null nicht ganz so hilflos da wie ohne Vorbereitung.

Ein simpler Deal. Ich halte ihn für logisch. Er ist auch liberaler als Pascals Wette und fixiert den Kandidaten nicht auf spezifische Inhalte – dieser kann sich im Supermarkt der metaphysischen Lehren umschauen und frei wählen.

Gruß

Horst

Hallo Ralf,

Es stellt sich nun die interessante Frage:
Hinterläßt auch unser Denken, unser „geistiges“ Wirken, unsere
„moralische Entscheidung“ - in uns ! - Spuren im Sein,
metaphysische
Spuren,in alle „Zeit“ ?

Die buddhistische Lehre bejaht dies
Nach buddhistischer Auffassung …

gibt es also kein Weiterleben eines Wesens über den
biologischen Tod
Was ‚weiterlebt‘ sind die
gesetzten Ursachen und Bedingungen und das aus diesen Ursachen
und Bedingungen Entstehende.

(Vergleichbar einem CODE ?? - s.unten)

Für den gläubigen Menschen - der sagt (glaubt) ja.
Für den ungläubigen Menschen - kann er dies verneinen oder muß
er nicht im Analogieschluß zu den physikalischen Gegebenheiten
des Seins dies genauso als „Wirklichkeit“ hinnehmen auch wenn
er
(oder auch wir) nicht erkennen kann an was diese „Prägung“
gebunden,
(außerhalb unseres ICHs) festgemacht ist ?

Wie Du siehst, gibt es das durchaus. Auch ein ‚Ungläubiger‘,
also jemand, der weder an die Existenz einer Seele oder eines
Schöpfergottes glaubt, kann durchaus an solche „metaphysischen
Spuren“ glauben

ich kann buddhistische Vorstellungen nicht außerhalb von Glauben
sehen.
Mit „Unglauben“ meinte ich hier das Fehlen der Annahme von
jedem metaphysischem SEIN.
Was ich speziell ansprechen wollte ,ist, daß auch das Erkennen
„ICH bin“ ein Vorgang (Ereignis)ist, also etwas Bewegtes,welches
zwangsläufig „Spuren“ im SEIN hinterlassen muß, also auch von
einem „Ungläubigen“ mit konsequenter materialistischer Logik
nicht zurückgewiesen kann ohne daß er die eigenen Grundlagen
des materialistischen (wissenschaftlichen ?)Weltbildes in Frage
stellt.(ich hoffe Du kannst meinen Überlegungen folgen)

Nach christlicher Auffassung vom nachirdischem Weiterleben ist die
primäre Aussage, daß der Mensch sterben (vergehen) muß um neu
Gestalt anzunehmen - wie ein Same, der in die Erde fällt und stirbt
und ein neues Gewächs hervorbringt.(als Gleichnis, nicht ganauso)
Alles andere drum herum was die Phantasie der Menschen beflügelt
ist eigentlich in der christl. Botschaft explizit so nicht ausgesagt.
So wie ein Same Informationen der Gestaltung neuen Lebens
mit hinübernimmt über sein „Sterben“ und dann seine Kraft entfaltet
so wird das „geprägte“ ICH in den Spuren des SEINS erhalten bleiben
(vergleichbar der DNA als biologischer Code - Vergleich hinkt etwas)
und eben - das ist der Glaube - durch Gott erneut Gestalt annehmen.
(Spekulationen darüber, an was die Gestalt „festgemacht“ wird
sind hier nicht relevant.)
Bis auf das Letztere ist diese Darstellung von der buddhistischen
Auffassung im Prinzip dann nicht soweit entfernt.
Während im Buddhismus durch „Kreislauf“ die individuellen SEINs-Spuren
Geburt-Wiedergeburt-Wiedergeburt … „Gestalt“ annehmen können wird
dies als Auferstehung im Christentum als einmaliger endgültiger
Vorgang gesehen wobei diese „Spuren“ auch das individuelle ICH,
also das SEINs-Bewußtsein enthalten.
Die christl. Botschaft dient der positiven ICH-Formung welche
dann „lebensfähig“ macht in der neuen Gestalt.
Gruß VIKTOR