Logisches Argument für Leben-nach-dem-Tod-Glaube?

Hi.

Irgend jemand hat sich mal folgendes antimaterialistische Argument ausgedacht: es sei unsinnig, NICHT an ein Leben nach dem Tod zu glauben, denn wenn es dieses gibt, dann sollte man darauf vorbereitet sein, gibt es dieses aber nicht, dann sei es sowieso egal, woran man im Leben geglaubt hat (bzw. überzeugt war).

Ich denke, diese Fragestellung passt eher in dieses als das Philo-Brett, denn das Thema ist ein Thema der Religionen.

Was sind die Stärken und Schwächen jenes Arguments?

Gruß

Hallo Horst

Irgend jemand hat sich mal folgendes antimaterialistische
Argument ausgedacht

Blaise Pascal. Es handelt sich um eine scheinlogische Argumentation, die darauf beruht, dass aus einer Vielzahl von Möglichkeiten stillschweigend lediglich zwei als gültig angenommen werden.

Der zentrale Gedanke Pascals ist im einschlägigen Wikipedia-Artikel auf Deutsch wiedergegeben: http://de.wikipedia.org/wiki/Pascalsche_Wette

Eine deutsche Übersetzung der Pensées im Netz kenne ich nicht, mit ausreichend Englischkenntnissen kann man Pascales Argumentation (Pensée Nr. 233) hier ab Seite 58 etwas umfassender nachvollziehen:
http://books.google.de/books?id=iCHbhQvXb5YC&dq=pasc…

Die komplette Passage in Französisch habe ich im Netz nicht gefunden, den entscheidenden Teil von Pensée 233 kann man jedoch z.B. hier nachlesen: http://cosmogonie.free.fr/pascalpari.html

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo!

Irgend jemand hat sich mal folgendes antimaterialistische
Argument ausgedacht: es sei unsinnig, NICHT an ein Leben nach
dem Tod zu glauben, denn wenn es dieses gibt, dann sollte man
darauf vorbereitet sein, gibt es dieses aber nicht, dann sei
es sowieso egal, woran man im Leben geglaubt hat (bzw.
überzeugt war).

Gegenargument: Ich bin davon überzeugt, dass es kein Leben nach dem Tod gibt. Ich betrachte es daher als unsinnig, SCHON an ein Leben nach dem Tod zu glauben, weil ich dann mein einziges Leben in einem meiner Überzeugung widersprechenden Irrglauben verbringen würde.
Grüße, Peter

Huhu!

Irgend jemand […]

Dieser Jemand hieß auf der Scheibenwelt Ly Schwatzmaul.

Nach seinem Tode wurde er von einer Gruppe Götter im Nachleben erwartet, die alle stumpfe Gegenstände in der Hand hielten und sagten:
„So, jetzt zeigen wir dir mal, was wir von einem Klugscheisser halten.“

Ich bin mir ja nicht sicher, wie Gott wirklich drauf wäre, wenn es ihn gäbe, aber wenn ich ein Gott wäre, wäre ich ganz schön angepisst wenn jemand kommt, der geglaubt hat, weil ihm dann vielleicht nette Dinge nach dem Tode zustossen …

Viele Grüße!
Ph.

Hallo,

der Fehler ist für mich schon in der Überschrift sichtbar:
Glauben heißt m. E. Nichtwissen, deshalb kann es dafür kein logisches Argument geben !

&Tschüß

Wolfgang

Irgend jemand hat sich mal folgendes antimaterialistische
Argument ausgedacht: es sei unsinnig, NICHT an ein Leben nach
dem Tod zu glauben, …

Wenn ich bedenke, daß der Mensch in der Regel dann stirbt, wenn er schon eine ganze Reihe von Lebenserfahrungen gesammelt hat, dann spricht dies für mich allein schon für das Leben nach dem Tod!

Denn wozu sollten diese Erfahrungen wohl dienen, wenn nicht unserem Leben nach dem Tod?

Also ich selbst glaube an das ewige Leben nach dem Tod des Leibes und freue mich schon darauf, das zu sehen, woran ich glaube!

Herzliche Grüße
Helmut

Hallo,

Blaise Pascal. Es handelt sich um eine scheinlogische
Argumentation, die darauf beruht, dass aus einer Vielzahl von
Möglichkeiten stillschweigend lediglich zwei als gültig
angenommen werden.

man darf natürlich den Kontext des Zeitgeistes nicht
vergessen, sein Genie (z.B. in der Mathematik), seine
Erziehung im Sinne Montaignes usw.

Eine deutsche Übersetzung der Pensées im Netz kenne ich nicht,

interssante Sekundärliteratur dazu:

http://books.google.com/books?id=rtiomqq4KGsC&pg=PA7…

bekannt ist auch L. Goldmann:

http://www.basis-buch.de/buch-181374/goldmann_lucien…

http://www.amazon.de/verborgene-Gott-Lucien-Goldmann…

Grüsse
Junktor

Pascals Pensées deutsch
Hi Ralf,

es gibt eine deutsche Übersetzung der Pensées im Netz:

http://www.zeno.org/Philosophie/M/Pascal,+Blaise/Ged…

Es handelt sich aber um die Ausgabe von 1840 (Adolf Blech), die heute nicht mehr relevant ist, weil sie sich nicht an der Anordnung der Zettel von Louis Périer (und der entsprechenden Blätter-Nummerierng von 1710) orientiert. Stellenangaben sind daher etwas schwierig zu verifizieren.

Kompetente Ausgaben halten sich an Louis Lafuma 1952 und die zur Zeit obligatorische Edition ist die von Armogathe und deren deutsche Übersetzungvon Kunzmann 1997 ISBN 3-15-001622-3 Buch anschauen

Die „Wette“ findet sich in der Périer-Zählung unter Nr. 233 und wird sonst auch zitiert als Lafuma 418.

Im „Blech“ kann man sie hier nachlesen auf Seite 246
= Teil II, Kap. 3, Punkt 5 :
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Pascal,+Blaise/Ged…

Gruß
Metapher

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Hallo,

Irgend jemand hat sich mal folgendes antimaterialistische
Argument ausgedacht: es sei unsinnig, NICHT an ein Leben nach
dem Tod zu glauben, denn wenn es dieses gibt, dann sollte man
darauf vorbereitet sein, gibt es dieses aber nicht, dann sei
es sowieso egal, woran man im Leben geglaubt hat (bzw.
überzeugt war).

die Geschichte der rationalistischen Glaubensapologie
ist natürlich uralt, dieses und ähnliche Argumente
sind zeitgeistliche Innovationen z.B. der „Theologica
naturalis“ des R. Sebundus. (mit der Moderatorin Yseult
darf sich das www hier mit dem Luxus einer
hervorragenden Expertin geschmückt sehen)

Eine einzelne Aussage, die wohl im 17. Jhd. so oder
ähnlich gemacht wurde aus dieser langwierigen
geistigen Auseinandersetzung zu reissen und
auf ihre Stärken und Schwächen hin zu hinterfragen,
scheint mir schwierig ohne adäquate Argumentation,
sprich langwierige Ausführung. Pascal hat schon im
Alter von 12 Jahren die euklidische Geometrie ohne
Anleitung neu erfunden, ebenso wie eine
Rechenmaschine, die er entwickelt hat um dem
Vater die Buchhaltung zu erleichtern.
(Dadurch wurde er berühmt)
Es ist also kein Dummkopf, mit dem wir es
hier zu tun haben.
Er schreibt während der Abfassung der Pensées:
„Unter dem Druck des göttlichen Absolutheitsanspruchs
wird die Mathematik unnütz, reiner Selbstzweck des
Wissens und damit Abkehr vom Göttlichen.“
Die Mathematik ist Teil der äusseren Welt,
der gefallenen Welt, eine rein mechanische, geistlose
Welt. Der Glaube seinerseits wäre bereits Begnadigung.
Wie also könnte man aus einem geistlosen Kontext heraus
den Geist erfassen oder gar widerlegen?

Deine Frage ist also aus dieser Argumentationsfolge
heraus rational nicht zu beantworten, obwohl es aus
einer rationlistische Apologie des Glaubens stammt.
Mit anderen Worten, alle rationalistischen Versuche
eines Gottes- oder Glaubensbeweises müssen apriorisch
scheitern.

Man kann natürlich die antiaristotelische Physik
Pascals kritisieren und sich auf die Seite der
positivistischen Naturwissenschaften stellen,
man wird dann aber seinem vierteiligen Weltbild
nicht gerecht. Einen Gott der ausserhalb unserer
fassbaren Welt steht, kann man nicht beweisen oder
widerlegen. Du bist schon im richtigen Brett,
es ist eine Frage des Glaubens.
Was mich an dieser Frage am meisten fasziniert:
warum glaubt der eine und der andere nicht?

Grüsse
Junktor

Hallo,

der Tod kann meines Erachtens nicht das Ende schlechthin bedeuten.
Der Herbst ist das Sterben, der Winter der Tod, der Frühling die Wiedergeburt, der Sommer der Höhepunkt.
Sonnenaufgang ist Geburt, Vormittag ist Deine Jugend, Mittag ist die Reife im mittleren Alter, Nachmittag ist das Altern, Abend ist die Rente und die Nacht ist der Tod. Der Tod ist also nur kurz.
Ich nehme mir die Natur als Vorbild, alles stirbt und wird wieder neu, das Rad des Lebens, es dreht sich immer und somit ewig. Bei der
Erde dauert das noch ca. 5 Mrd. Jahre:smile:
Gruss
Michael

Hallo Helmut,

Wenn ich bedenke, daß der Mensch in der Regel dann stirbt,
wenn er schon eine ganze Reihe von Lebenserfahrungen gesammelt
hat, dann spricht dies für mich allein schon für das Leben
nach dem Tod!

Denn wozu sollten diese Erfahrungen wohl dienen, wenn nicht
unserem Leben nach dem Tod?

Nun ja, der Mensch macht aber auch schon Erfahrungen, lange bevor er stirbt. Und jede dieser Erfahrungen hat zunächst einmal Auswirkungen auf sein Leben und zwar das vor dem Tod. Sollte das nicht reichen? Was soll ich denn im Jenseits anfangen mit all den diesseitigen Erfahrungen? Darüber nachdenken? Zeit genug hätte ich ja angesichts der Ewigkeit. Und Stichwort Ewigkeit: mal ganz im Ernst, empfindest Du das nicht als geradezu extrem beängstigend, nach einem Leben von, sagen wir achtzig Jahren, anschließend irgendwo ewig weiterzuleben?

Also ich selbst glaube an das ewige Leben nach dem Tod des
Leibes und freue mich schon darauf, das zu sehen, woran ich
glaube!

Das mache ich lieber im Diesseits, da bekomme ich wenigstens was davon mit. Und ist es nicht auch überaus interessant, daß selbst die Menschen, die angeblich an ein Weiterleben glauben, trotzdem eine höllische Angst vor dem Tod an sich haben?

Grüße aus dem Hier & Jetzt

Avera

Hallo Avera,

Was soll ich denn im Jenseits anfangen mit all den diesseitigen Erfahrungen? Darüber nachdenken? Zeit genug hätte ich ja angesichts der Ewigkeit. Und Stichwort Ewigkeit: mal ganz im Ernst, empfindest Du das nicht als geradezu extrem beängstigend, nach einem Leben von, sagen wir achtzig Jahren, anschließend irgendwo ewig weiterzuleben?

Wenn Du bedenkst, daß wir nach dem Tode des Leibes als Geisterfüllte Seelen im Jenseits unsere Leibeskrankheiten sofort verlieren,

daß unser Geistiger Leib mit unserer Vollkommenheit immer jünger und schöner wird und wir dann ewig im Alter von 20 bis 30 Jahren leben können,

daß wir nicht nur unsere Erde, sondern alle Weltkörper des Universums gedankenschnell bereisen können,

daß uns von Jesus unser einmalig zu uns gehöriger Ehepartner zugeführt wird, mit dem wir dann selig leben können,

daß wir von Jesus mit Kraft erfüllt werden und große Aufgaben zu unserer großen Seligkeit mit seiner Hilfe erfüllen können,

kann das nicht dazu führen, daß Du Dir Gedanken über das hier und jetzt hinaus machen wirst?

Übrigens, wer Jesus von Herzen liebt und nach seinen Worten demütig und liebtätig handelt, der verliert die Angst vor dem leiblichen Tod. Denn er ist sich ja in sich sicher, daß er im Geist ewig weiterleben wird.

Herzliche Grüße
Helmut

[MOD] Logisches Argument für Leben-nach-dem-Tod-Gl
Hallo Helmut,
dass Du an an ein ewiges Leben nach dem Tod glaubst, haben wir wohl alle verstanden. Dagegen hat auch niemand etwas.

Gefragt war jedoch danach, ob sich ein solcher Glaube logisch begründen lässt. Ob die Begründung in Deiner ersten Antwort ‚logisch‘ war, darüber kann man geteilter Ansicht sein. Mit Deiner zweiten Antwort bist Du jedenfalls von der Fragestellung schon sehr weit entfernt. Bitte beim Thema bleiben!

Freundliche Grüße,
Ralf [MOD]

dass Du an an ein ewiges Leben nach dem Tod glaubst, haben wir
wohl alle verstanden. Dagegen hat auch niemand etwas.

Gefragt war jedoch danach, ob sich ein solcher Glaube
logisch begründen lässt. Ob die Begründung
in Deiner ersten Antwort ‚logisch‘ war, darüber kann man
geteilter Ansicht sein. Mit Deiner zweiten Antwort bist Du
jedenfalls von der Fragestellung schon sehr weit entfernt.
Bitte beim Thema bleiben!

Danke für den Hinweis!

Ich bitte um Verständnis, da ich in meiner zweiten Antwort lediglich die Frage von Avera beantwortet habe.

Herzliche Grüße
Helmut

Hi.

Was sind die Stärken und Schwächen jenes Arguments?

An den Haaren herbeigezogen. Ein Scheinargument. Bestenfalls ein Einwand also. Sich nicht auf ein Leben nach den Tod vorzubereiten dürfte nicht weniger logisch sein. Niemand weiß, wie die Vorbereitung tatsächlich erfolgen sollte und was überhaupt Sinn machen würde.

Reicht ein religiöses Bekenntnis aus? Geschenkt.

Vernünftiger dürfte sein, die Einstellung zum Tod zu überdenken. Sicher ist, dass alles permanent im Begriff ist, in einen anderen Zustand überzugehen. Ohne Aussicht auf Wiederkehr.

Alles Gerede dabei dürfte den tieferen Sinn haben, dass ´man´ sich der Einmaligkeit des Lebens immer deutlicher Bewusst wird. Schön oder nicht schön. Je nach dem.

Gruß
guvo

Hallo,

Was mich an dieser Frage am meisten fasziniert:
warum glaubt der eine und der andere nicht?

(wäre ein interessantes Thema, brings doch ein)
diese Frage läßt sich aber auch bei allen „Glaubenserscheinungen“
stellen ob Astrologie,Geister,Ufo usw. ohne das hier eine
Fragerichtung einen prinzipiellen Qualitäts-Vorsprung hätte.
Glaube ist Vertrauen auf ein Zeugnis, daran wird jeder Glaube
festgemacht. (oder hast Du ein widersprechendes Beispiel ?)
Die von Pascal aufgeführten vier "Vergleiche"welche vernünftigerweise
einen „Glauben“ nahe legen sollen haben einen Schönheitsfehler,
sie setzen Unglauben voraus sowohl vor der Überlegung wie auch -
und das ist der Fehler - NACH der Entscheidung - egal wie diese
ausfallen sollte.
Denn der „Glaube“ erfolgte aufgrund einer „rationalen“ Spekulation
nicht aufgrund von Vertrauen auf eine Bezeugung, dh., er ist
so oder so nicht gegeben.
Glaube wurde von ihm mit einer (Glaubens-)Haltung gleichgesetzt.
Wenn der Fragesteller mit „logischem Argument für Leben nach dem
Tod“ sucht so ist Pascals Überlegung deshalb nicht angebracht weil
Pascal eben dafür keine Antwort gegeben hat - so oder so nicht -
denn die Begriffe „logisches Argument“ und Glaube hat er bestimmt
nicht verwechselt.
Gruß VIKTOR

Hallo Viktor,

Was mich an dieser Frage am meisten fasziniert:
warum glaubt der eine und der andere nicht?

(wäre ein interessantes Thema, brings doch ein)

dazu braucht es eine Atmosphäre der Ruhe, des Vertrauens
und des Respekts und das ist in so einem öffentlichen
Internetforum nicht gegeben.
Aber ich überlasse dir das Thema gerne.

Viele Grüsse
Junktor

Argumente für das Pascalsche Argument
Hi.

Ich würde mal sagen, diejenigen, die nicht an die Kraft des in Rede stehenden Argumentes glauben, sehen das Problem des Todes zu abstrakt, nämlich als etwas, das irgendwann mal, in ferner Zukunft, einen ereilt. Zwingender wird die Entscheidung für die Annahme (besser als „Glaube“) eines Nachtod-Lebens doch, wenn die Situation so aussieht: heute Nacht um 12 läuft deine Lebenszeit ab. Wie sieht´s aus? Denkst du, es geht weiter, oder denkst du, alles versinkt Schlag 12 im Nichts? Vielleicht wird sich dann der eine oder andere Materialist (d.h. Skeptiker) etwas genauer überlegen, wie er die Dinge sehen sollte.

Zudem klingt es für mich nicht logisch, dass man zugleich Nachtod-Leben-Skeptiker sein kann und im Hier und Jetzt feuchtfröhlich das Leben vor sich hin feiert. Da tut sich ein Bruch auf, der die Vermutung der Todesverdrängung nahelegt.

Kein Leben nach dem Tod heißt: das absolute Nichts. Ein Nichts, das alles entwertet, was zuvor als schön und wichtig angesehen wurde. Analoges fiktives Szenario: die schönste Frau der Welt (für Frauen: der schönste Mann) bietet dir für eine Nacht ihre/seine erotischen Künste an. Bedingung: sofort danach wird dein Gedächtnis daran gelöscht.

Jetzt im Ernst: wer würde einen solchen Deal eingehen, jedenfalls mit Überzeugung? Was zählen Augenblicke (oder Jahre oder Jahrzehnte), die irgendwann nie existiert haben, weil sie gelöscht wurden?

Was zählt also ein Leben, das es irgendwann einmal nie gegeben hat?

Ich sehe darin die Kraft des Pascalschen Arguments.

Gruß

Hallo Horst,

Ich würde mal sagen, diejenigen, die nicht an die Kraft des in Rede stehenden Argumentes glauben, sehen das Problem des Todes zu abstrakt,
nämlich als etwas, das irgendwann mal, in ferner Zukunft, einen ereilt.

ich würde mal sagen, ein logisches Argument ist entweder schlüssig oder nicht - in beiden Fällen erübrigt es sich, an „die Kraft des in Rede stehenden Argumentes“ zu glauben oder nicht.

Zwingender wird die Entscheidung für die Annahme (besser als „Glaube“) eines Nachtod-Lebens doch,

„Zwingend“ ist hier gar nichts - zunächst einmal schon aus dem Grund, weil Du die Prämissen Pascals einfach nach eigenem Gutdünken abänderst und dabei methodische Fehler begehst. Zur Erinnerung - Pascal ging es um eine Entscheidungsstrategie in der Frage ob Gott existiert. Das Problem bei seiner ‚Wette‘ ist, dass er mit der Alternative „Gott existiert“ ohne weitere logisch nachvollziehbare Begründung (nur) zwei mögliche Konsequenzen verbindet: wenn Gott existiert, dann belohnt er die, die an ihn glauben, mit einem ewigen Leben in Glückseligkeit und die, die es nicht tun, bestraft er mit ewigen Höllenqualen. Ich sehe das ganze eher als eine statistische Fingerübung, ein in ein theologisches Problem gekleidetes Musterbeispiel mathematisch gestützter Entscheidungsfindung. Einen theologischen „Sinn“ würde das Ganze nur machen, wenn der Mensch die freie Entscheidungsmöglichkeit hätte, an Gott zu glauben oder nicht. Ich bezweifle sehr, dass sich Pascal nicht der Tatsache bewusst war, dass Glaube eben gerade nicht auf einer rationalen Entscheidung beruht - das wäre ein Widerspruch in sich.

Was Du jetzt machst, ist Folgendes: Du machst aus der Alternative ‚Gott existiert‘ / ‚Gott existiert nicht‘ eine Alternative ‚es gibt ein Weiterleben nach dem Tod‘ / ‚es gibt kein Weiterleben nach dem Tod‘. Beides - Pascals und Deine - sind Alternativen, die vernunftgemäß nicht entscheidbar sind (nehmen wir es zumindest für diesmal an). Pascal nimmt für seine Alternative Wahrscheinlichkeiten von jeweils 50% an - auch dies eine Voraussetzung, die keineswegs logisch unangreifbar ist. Gestehen wir Dir nun zu, in Deinem Fall ebenfalls von einer gleich hohen Wahrscheinlichkeit von jeweils 50% auszugehen. Um nun eine Entscheidung zu treffen (schließlich handelt es sich bei Pascals Wette um ein entscheidungtheoretisches Problem), brauchen wir nun aber weitere Kriterien. Bei Pascal sind diese Kriterien klar - bei Alternative A (Gott existiert) als Konsequenz entweder Himmel oder Hölle, bei Alternative B (Gott existiert nicht) keine Konsequenz.

Wie sehen nun also Deine weiteren Kriterien aus, die für eine Bewertung der Entscheidung für eine der Alternativen (Weiterexistieren nach dem Tod / keine Weiterexistenz) relevant sind? Und vor allem - welchen Einfluss hat die Entscheidung (an ein Leben nach dem Tod zu glauben oder nicht) auf den, der die Entscheidung trifft? Auch dies ist ja bei Pascal genau definiert - bei Dir hingegen nicht.

wenn die Situation so aussieht: heute Nacht um 12 läuft deine Lebenszeit ab. Wie sieht´s aus? Denkst du, es geht weiter, oder denkst du, alles versinkt Schlag 12 im Nichts? Vielleicht wird sich dann der eine oder andere Materialist (d.h. Skeptiker) etwas genauer überlegen, wie er die Dinge sehen sollte.

Angst (schon gar nicht Angst vor dem Sterben) ist für rationale Entscheidungen selten hilfreich. Und darum geht es doch wohl hier, nicht wahr? Um logische, vernünftige Argumente und nicht um irrationale, womöglich von Angst gesteuerte Hoffnungen. Nicht darum, wie man „die Dinge sehen sollte“ oder vielmehr vielleicht gerne sehen würde, sondern darum, was man vernünftigerweise über die Dinge aussagen kann.

Zudem klingt es für mich nicht logisch, dass man zugleich Nachtod-Leben-Skeptiker sein kann und im Hier und Jetzt feuchtfröhlich das Leben vor sich hin feiert. Da tut sich ein Bruch auf, der die Vermutung der Todesverdrängung nahelegt.

Was soll daran unlogisch sein? Wenn wir nur dieses eine Leben haben, ist es dann nicht logisch folgerichtig, das Beste daraus zu machen? Ob das „Beste“ nun ein feuchtfröhliches Vor-Sich-Hinfeiern ist, ist ja damit noch nicht gesagt. Nicht jeder „Nachtod-Leben-Skeptiker“ ist notwendig Hedonist - ich kenne selbst Einige, die ihren Lebensgenuß aus ganz anderen Dingen ziehen …

Wird da nicht eher umgekehrt ein Stiefel draus - dass derjenige, der sich an den Glauben von einem Weiterleben nach dem Tod klammert, den Tod verdrängt?

Kein Leben nach dem Tod heißt: das absolute Nichts.

Kein Leben nach dem Tod bedeutet lediglich das Nichts für die Toten. Somit kein „absolutes“ Nichts. Ein Nichts, soweit der Geist des Toten betroffen ist, nicht aber was seinen Körper angeht. Auch in dieser Hinsicht kein „absolutes“ Nichts.

Ein Nichts, das alles entwertet, was zuvor als schön und wichtig angesehen wurde.

Wie sollte ein Nichts ein Etwas entwerten? Alles hat einen Wert nur in Bezug auf etwas oder jemanden, der diesen Wert zuordnet, der bewertet. Die Dinge haben ihren Wert nicht aus sich selbst heraus, mithin können sie auch nicht entwertet werden. Wenn jemand tot ist, kann er Dinge nicht bewerten - für Tote hat nichts einen Wert. Das heisst nicht, dass diese Dinge nicht für Andere einen Wert haben können.

Analoges fiktives Szenario: die schönste Frau der Welt (für Frauen: der schönste Mann) bietet dir für eine Nacht ihre/seine erotischen Künste an. Bedingung: sofort danach wird dein Gedächtnis daran gelöscht.

Jetzt im Ernst: wer würde einen solchen Deal eingehen, jedenfalls mit Überzeugung? Was zählen Augenblicke (oder Jahre oder Jahrzehnte), die irgendwann nie existiert haben, weil sie gelöscht wurden?

Oh, da kenne ich eine Menge Leute, die ohne Zögern auf ein solches Angebot eingehen würden. Was bringt Dich auf die Idee, erlebte Augenblicke, an die man sich nicht erinnern kann, würden „nicht zählen“? Sich an an diese Augenblicke nicht erinnern zu können, heisst schon mal gar nicht, dass sie „nie existiert haben“. Was „gelöscht“ wurde, sind lediglich Erinnerungen. Den Augenblick der Erfahrung kannst Du nicht löschen - der ist unwiderruflich vorbei. Du kannst ihn nicht wiederholen und Du kannst ihn nicht ungeschehen machen.

Was zählt also ein Leben, das es irgendwann einmal nie gegeben hat?

… das würde ich jetzt einen fetten Fehlschluss nennen. Etwas, das vorbei ist, ist vorbei. Das heisst, dass es das Vergangene nicht mehr gibt. Nicht, dass es das Vergangene nie gegeben hat. „Gezählt“ hat es, während es andauerte. Manche sind so bescheiden und begnügen sich damit …

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hi.

Kein Leben nach dem Tod heißt: das absolute Nichts.

Warum legst Du dich da so fest? Könnte es nicht sogar das ´totale´ Nichts sein?

Nichts, das alles entwertet, was zuvor als schön und wichtig
angesehen wurde. Analoges fiktives Szenario: die schönste Frau
der Welt (für Frauen: der schönste Mann) bietet dir für eine
Nacht ihre/seine erotischen Künste an. Bedingung: sofort
danach wird dein Gedächtnis daran gelöscht.

Ob ich mich dafür bereit halten würde? Was hätte ich davon? Beispiele sollten der Realität entnommen sein.

Was zählt also ein Leben, das es irgendwann einmal nie gegeben
hat? (…) Ich sehe darin die Kraft des Pascalschen Arguments.

Die ´erotische Kraft´ des Pascalschen Arguments? So weit verstanden. Aber leider nicht realistisch genug.

Gruß
guvo