Logopädie

Nächstes Jahr würde ich gerne eine Zusatzausbildung als Logopädin
machen…kann mir jemand sagen, welche Berufschancen man hat und ob damit auch Geld zu verdienen ist?
Oder ist dies nur etwas für Idealisten, die sich leisten können, diesen Beruf nebenher, zusätzlich auszuüben?

Ich bin für jeden Tip dankbar, Eure Christin.

Hallo Christin,

da bis jetzt noch niemand geantwortet hat, hier einmal meine bescheidenen 2 Cents.
Eine sehr gute Freundin von mir ist Lehrlogopädin an einer staatlichen Lehranstalt und so a bisserl habe ich in den Jahren, die wir uns kennen, von der Logopädie mitbekommen.

Nächstes Jahr würde ich gerne eine Zusatzausbildung als
Logopädin
machen…

Darf ich dir eine Gedankenanregung geben? Ist dir klar, warum du ausgerechnet diesen Beruf ergreifen möchtest?
Falls du eine gute Logopädin werden möchtest, sollte du dir vielleicht deutlich machen, daß es sich um einen im weiteren Sinne therapeutischen Beruf handelt, d.h. er stellt auch therapeutische Anforderungen. Man hat es mit Menschen zu tun, die z.B. Stimmstörungen haben, die natürlich auch durch die Situation mit bedingt sind, in der sie leben, durch ihre Art, wie sie mit sich selbst, dem Leben und anderen umgehen etc. Oft ist dies den PatientInnen allerdings nicht klar. Dies stellt besondere Anforderungen an die Logopädin, verlangt nach der Bereitschaft, therapeutisch tätig sein und sich auf dieser Ebene auf einen anderen Menschen einlassen zu wollen - wie gesagt: wenn man seinen Job wirklich gut machen will.

Ich weiß, daß Arbeitsämter Arbeitlose gerne in eine logopädische Ausbildung schicken. Die meisten ArbeitsberaterInnen scheinen Logopädie allerdings eher als reines Handwerk anzusehen und sind sich der weiteren Dimensionen des Berufes nicht bewußt. Aus diesem Grund meine o.g. Worte.

kann mir jemand sagen, welche Berufschancen man hat
und ob damit auch Geld zu verdienen ist?

Klar, kann man damit auch Geld verdienen! :smile: Die Frage ist nur, wieviel! Jede/r hat da wohl persönliche Vorstellungen, was genügend und was zu wenig ist.
Ist man in einer staatlichen Institution angestellt, richtet sich das Gehalt nach Tarif.
In einer freien Praxis ist die Spanne natürlich größer. Entweder man ist dort angestellt, arbeitet frei für verschiedene Praxen oder gründet selbst eine. Ich habe keine Ahnung, wieviel sich auf diese Weise verdienen läßt, habe aber den leisen, ganz subjektiven Verdacht, daß man keine Reichtümer anhäufen wird.

Mmmh … wenn es einem darum geht, „gut“ Geld zu verdienen und man von Bruttojahresgehältern von DM 80.000 und aufwärts träumt, ist die Logopödie wahrscheinlich nicht die richtige Wahl.

Oder ist dies nur etwas für Idealisten, die sich leisten
können, diesen Beruf nebenher, zusätzlich auszuüben?

Siehe oben.
Eine kleine „Anekdote“: Vor ca. 1 bis 1,5 Jahren gab es eine Bestrebung, Diagnose und Überweisung zur Logopädie nur noch von speziellen Fachärzten (nicht mehr von Kinderärzten etc.) zu erlauben. Dies hat zu einem ziemlichen Aufruhr in logopädischen Kreisen geführt, da es von diesen ÄrztInnen in der gesamten BRD nur sehr wenige gibt. Zum einen wäre es für viele, die einer logopädischen Therapie bedürfen, katastrophal gewesen, da sie allein mehrere Jahre (!) auf einen Diagnosetermin hätten warten müssen. Zum anderen sahen sich viele logopädische Praxen und Lehranstalten natürlich auch vor dem beruflichen Aus. Ohne PatientInnen kein Einkommen…
Glücklicherweise ist diese Eingabe abgeschmettert worden!!

Die berufliche Situation in der Logopädie ist also auch stark von der Gesundheitspolitik abhängig.

Schönen Gruß,
Christiane

Vielen Dank…

für deine umfassende Antwort.
Natürlich ist mir klar, worum es geht, ich arbeite bereits auch in einem therapeutischen Beruf, allerdings auf Teilzeit.
Meine Beschäftigung besteht darin, mit Drogenabhängigen und auch deren Angehörigen zu arbeiten.
Wieso ich ausgerechnet diesen weg einschlagen möchte, darüber bin ich mir im Klaren…

Das, was ich noch gerne gewußt hätte, hast Du mir zum größten Teil beantwortet.
Klar, die Geldfrage hört sich fürchterlich an, in Verbindung mit einer helfenden, heilenden Tätigkeit, jedoch war es mir insofern wichtig, daß ich auch mit meinem Kind soweit abgesichert sein kann, um zu leben.

Reichtümer anhäufen ist mir nicht wichtig.
dein Beitrag war mir sehr wichtig.

PS: das waren mehr al 2 cents…

LG, Christin

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Hallo Christin,

dem wirklich guten Artikel von Christiane habe ich nur eines hinzuzufügen: Mache die Ausbildung an einer staatlichen Schule. Erstens kosten sie nichts (normal jedenfalls), zweitens ist die Qualität dort um Längen besser als an Privatschulen. Das einzige Problem dabei ist, daß die Plätze an staatlichen Schulen begehrt sind und Du erstmal einen Platz bekommen mußt.

Gruß
Oskar van de Kaalstraat