Hi Günter,
zuerst einmal zur Klarstellung.
Du sprichst von „Blaumachern“ und dem Attestzwang. Dann aber,
wenn es ernst wird, sprichst Du natürlich nicht von denen, die
kank sind.
Ich glaube schon, dass man da in sehr vielen Fällen gut unterscheiden kann. Wenn ich jede Woche einen Abwesenheitsschein (kein Attest) über ein bis zwei Tage von einem Mitarbeiter in den Händen halte, und das über Monate hinweg, dann kann ich nicht glauben, dass Der- oder Diejenige wirklich krank ist. Vor allem, wenn es sich dabei mit Vorliebe um wochenendverlängernde Tage geht. Wenn ich mich so krank fühle, dass ich mich nicht dazu in der Lage sehe, auf Arbeit zu gehen, dann stelle ich mich einem Arzt vor. Spätestens jedenfalls, wenn sich meine Beschwerden ständig wiederholen. Oder sehe ich das falsch? Ich bin davon überzeugt, dass bei einem Attestzwang diese Entscheidung, eher liegenzubleiben, jedenfalls nicht so leichtfertig getan wird.
Wer sagt Dir oder wer gibt Dir das Recht, jemand,
der sich krank meldet, als Blaumacher zu titulieren.
Unter obigen Fakten gebe ich mir da ganz freimütig das Recht.
Wer hier
Polemik treibt, muss ich nicht weiter ausführen.
Das ist Dein gutes Recht auf eine eigene Meinung.
Dass Du aus
einer Personalabteilung stammend keine andere Einstellung
haben kannst, wird akzeptiert.
Vielen Dank 
Ich hatte mich über Jahre vor
Mitarbeiter zu stellen, Personalabteilungen zu erklären, dass
ich entscheide, ob ich glaube, dass in meinem Bereich jemand
krank ist oder nicht.
Ich glaube, das ist eine Entscheidung des Mitarbeiters, der krank ist. Und ich kann nicht erkennen, weshalb Du von Deiner Personalabteilung zu einer Stellungnahme herangezogen wirst über den Krankheitsstand Deiner Abteilung. Denn schon der Krankheitsgrund unterliegt der Geheimhaltung. Das geht Dich (auch als Vorgesetzter) nichts an. Es sei denn, Du wirst als der Auslöser gesehen. Aber da springt dann auch noch der Personalrat mit ein oder die/der Gleichstellungsbeauftragte. Und dann auf Initiative der/des Kranken.
Und meine weiteren Kolleginnen und
Kollegen als Abteilungsleiter auch.
Ich war zwar nur in einem Unternehmen mit durchschnittlich 900
Arbeitskräften im ö.D. in leitender Stellung, zuvor in einem
kleineren Unternehmen im ö.D. direkt als Vorgesetzter mit
Personalfragen befasst, aber solche Ideen kamen mir nicht.
Tja…
Unter meiner Regie war es wichtig und die Krankheitszahlen
haben dies gezeigt, wenn einerseits unterstellte
Abteilungsleiter, später im größeren Bereich wir gemeinsam als
leitende Kollegen Personal geführt haben (kommt von Führen
nicht Schikanieren)
Lass das Sticheln, das führt doch zu nichts!
ist der Krankenstand drastisch gesunken.
Das ist wünschenswert.
Im ö.D. wie auch in anderen Unternehmen ist das Klima
maßgeblich, ob sich Mitarbeiter wohlfühlen oder nicht. Dass im
ö.D. leider oft ein sehr giftiges Klima herrscht, Mobbing
weiter verbreitet ist wie nur sonst irgendwo, dürfte Dir
bekannt sein.
Ach weißt Du, ich habe vor meiner Ö.-D.-Zeit auch viele Jahre in der so genannten freien Wirtschaft gearbeitet. Was Klimata und Mobbing angeht - überall dasselbe.
Das liegt aber nicht am Personal, sondern an
unfähigen Vorgesetzten, an Vorgesetzten ohne Rückgrat und vor
allem an Vorgesetzten ohne jede fachliche Kompetenz.
Unter Umständen: Ja. Da wünsche ich mir dann aber auch mehr Mitarbeiterkompetenz. Ich stimme mit Dir überein, dass ein Mitarbeiter, der sich auf Arbeit nicht wohlfühlt, öfter mal krank ist. Das ist aber keine Problembewältigung.
Nun wird gleich wieder ein Hinweis auf Polemik kommen. Meine
Aussage bei Besprechungen war in dem größeren Bereich immer
„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind so gut und
gesund, wie sie von uns als Menschen geachtet werden“.
Das ist nicht polemisch gewesen, bis jetzt!
Und mit einem Blick auf unsere Personalchefin kam dann schon
mal der Satz „und wenn wir die Personalabteilung nicht hätten,
wäre es bei uns noch besser“ oder „kann man der
Personalabteilung nicht Kaffee und Kuchen finanzieren, dass
das Personal in Ruhe gelassen wird, ich bin überzeugt dass wir
wenn wir denen das Nichtstun finanzieren, haben wir einen
geringeren Schaden als wenn wir die arbeiten lassen“(Der
letzte Satz hat mir eine Dienstaufsichtsbeschwerde
eingebracht).
Wundert mich nicht…
Warum sind eigentlich immer nur die Anderen faul und trinken ohne Ende Kaffe und essen Kuchen, anstatt zu arbeiten? Es gibt überalle solche und solche.
Ich durfte mich vor meinem direkten Vorgesetzten
- es gab nur noch zwei über mir - und einem Ausschuss äussern.
Noch nie darüber nachgedacht, dass Deine Anschauungen ziemlich radikal sind und - wenn auch vielleicht in bester Absicht - bei Kollegen in den falschen Hals kommen? Ein guter Vorgesetzter kann auch diplomatischer vorgehen und braucht keine Holzhammer-Methoden. Er ist ein Stück weit Psychologe.
Viele Grüße von
Jana