Lohnverhandlungen

Hallo,

ich hoffe, ich bin im richtigen Brett, habe kein passenderes gefunden.

Frage: Warum tun sich die Gewerkschaften so schwer mit der Festlegung von Lohn-/Gehaltsforderungen? Könnte man nicht einfach sagen: „Erhöhung um den Durchschnitt der Steigerung der Managergehälter“?
Ich weiss, das klingt ein bischen komisch. Die Idee kam mir, als ich hörte, dass die Bonizahlungen an den Bahnvorstand in beträchtlicher Höhe völlig unabhängig vom Privatisierungserfolg der Bahn gezahlt werden sollten, dass jetzt die Erhöhung von deren Gehälter nächstes Jahr um 20% erfolgen soll. Andere Beispiele sind Bonizahlungen an Bankmanager, Beispiel UBS in der Schweiz: Da sollen 3 Mrd. (ich hoffe, ich habe das im DLF nicht falsch verstanden) an die Leute gezahlt werden, die die Bank in Schwierigkeiten - sagen wir es mal milde - begleitet haben. Oder: In den 90er Jahren stiegen Managergehälter um durchschnittlich 90%, die von abhängig Beschäftigten um 20%.

Fragt verwirrt
Laika

Hi,
vereinfacht gesagt, weil es ungleich mehr „kleine“ Angestellte gibt als Manager. Wenn man denen allen eine 20%ige gehaltserhöhung geben würde, wäre die Firma pleite, und niemand bekäme mehr irgendein Gehalt. Deswegen fordern die Gewerkschaften (die möglichst viel für die Angestellten wollen) die Idealvorstellung von der Firma (die möglichst wenig hergeben will), und am Ende trifft man sich (hoffentlich) in der Mitte.
Die Personalkosten sind in so ziemlich jeder Firma der größte Posten. Ich hab lange im Einzelhandel gearbeitet, und da haben wir auf der Betriebsversammlung einmal im Jahr die Bilanz gezeigt bekommen. Da gehen 60% der Bruttoeinnahmen für Gehälter drauf, und dann ist noch kein Lieferant bezahlt, keine Stromrechnung etc. Nimm mal einen Angestellen mit 2500 brutto. Wenn der Single ist, hat er an Sozialabgaben so ungefähr 300Euro (grob geschätzt). Der kostet den Arbeitgeber also 2800 Euro im Monat (Arbeitgeberanteil SV), also 33600 im Jahr, plus Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld, je nachdem, ich sag jetzt mal zusätzlich 4000, sind wir bei 37600. eine 10%ige Gehaltserhöhung bedeutet pro Nase Mehrausgaben von 3760 pro Mitarbeiter, und das für Hunderte (bei einem eher kleinen Betrieb) bis Zehntausende (Metallindustrie, Bahn). Und ein gut arbeitender Manager kann in seiner Zeit Arbeitszeit das Fortkommen der Firma weitaus mehr fördern als das ein einzelner Angestellter kann. Natürlich gibt es schlechte Manager, aber es gibt auch schlechte Angestellte :smile:. Die Werbung, die ein Formel 1-Fahrer für seinen Motorenlieferant mit einem einzigen REnnsieg macht, ist kaum bezahlbar, Umsatzanstieg in sechs- bis siebenstelliger Höhe, Kurssprünge der Aktien (und damit mehr Dividende auch für Kleinanleger). Eine Unterschrift eines Managers an der richtigen Stelle schafft zig Arbeitsplätze. Bitte hört doch auf, immer zu denken Manager = faul und überbezahlt.

Die Franzi

Liebe Miezekatze!

vereinfacht gesagt, weil es ungleich mehr „kleine“ Angestellte
gibt als Manager. Wenn man denen allen eine 20%ige
gehaltserhöhung geben würde, wäre die Firma pleite

Gewerkschaften stellen Lohnforderungen idR aber immer noch branchenbezogen auf, und nicht für einzelne Betriebe, hmm?
Da die vorgeschlagenen 20% dann alle Firmen einer Branche treffen würden …

@laika:
Mehr als einen gewissen populistischen Sinn erkenne ich in der Forderung der Kopplung der Lohnentwicklung an die Entwicklung der Managergehälter aber auch nicht.
Soll man den Spitzenverdienern doch meinetwegen steuerpolitisch richtig an die Wäsche gehen, oder von mir aus per Maximallohngesetz, wenn damit die Volksseele genug gestreichelt ist, aber für gewerkschaftliches Handeln eignet sich der Blick auf die Spitzenmanagergehälter wohl genausowenig wie der Blick auf die Gehaltsentwicklung der Fußballtrainer der Ersten Bundesliga, weil bei beiden Specien die Lohnentwicklung par ordre de mufti geschieht, und nicht wirklich auf Arbeitsmärkten, die allzu viel mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu tun hätten.

Interessanter finde ich da schon noch die alte Strategie, die Lohnforderungen an die durchschnittliche Entwicklung der Unternehmergewinne anzudocken.

Die
Werbung, die ein Formel 1-Fahrer für seinen Motorenlieferant
mit einem einzigen REnnsieg macht, ist kaum bezahlbar,

Sie ist eher ‚priceless‘ im Sinne von kaum berechenbar …

Bitte hört doch auf, immer zu
denken Manager = faul und überbezahlt.

Bitte hört doch auf, immerzu solch geistvolle Predigten zu kanzeln, Frau Pangloss, mir stockt beim Lesen deiner Oikonomidizeen oft richtiggehend der Atem - so warm wirds mir dabei ums Herz :wink:

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

Manager verdient schnell mal 500.000 Euro, oder?
Hi mieze,

Ich finde es etwas gewagt, was Du sagst. Andersrum interpretiert heisst das nämlich: Ein Manager kürzt bei zehntausend Mitarbeitern die Lohnforderungen um jeweils 100 Euro, und die gewonnene Million darf er zur Hälfte 500.000 Euro selber behalten.

Wär suuuper für den Betrieb, oder?

Nick

Hi,

Gewerkschaften stellen Lohnforderungen idR aber immer noch
branchenbezogen auf, und nicht für einzelne Betriebe, hmm?
Da die vorgeschlagenen 20% dann alle Firmen einer Branche
treffen würden …

… gingen dabei alle Firmen kaputt … außer vielleicht die riesengroßen.

Sie ist eher ‚priceless‘ im Sinne von kaum berechenbar …

Mein ich ja.

Bitte hört doch auf, immerzu solch geistvolle Predigten zu
kanzeln, Frau Pangloss,

Naja das is der heilige Zorn in mir … weiß ja schon, dass ich oft einfach in der entgegengesetzten Richtung pauschalisiere … hast Du ne Ahnung wie oft ich mich brmse … (z.B. mit einer Antwort auf das Posting direkt über Dir)

Die Franzi

Hallo,

wann wird endlich der Aberglaube aufgegeben, dass Fähigkeit des Managements proportional zum Gehalt steigt? Dem ist nicht so. Ganz im Gegenteil. Die aktuelle Finanzkrise (auch wenn ja von einigen Schöndrednern bestritten wird, dass es überhaupt eine gibt) haben wir genau dem dämlichen Prinzip zu verdanken, dass Manager astronomische „Bonuszahlungen“ für angeblich gute Performance bekommen haben.

Bei Aktiengesellschaften ist es fatal, wenn die Bezüge der Manager an die Interessen renditegeiler Anleger gekoppelt sind. Dann wird nämlich auf Teufel komm raus und mit extrem hohem Risiko versucht, den Aktienkurs kurzfristig zu erhöhen. Alle anderen Ziele sind wurscht. Der Manager bekommt Millionen aufs Konto, die Aktionäre verkaufen mit Rekordgewinnen und das Unternehmen hat Risiken im Keller, die – siehe Lehmann Brothers – zur Pleite führen können.

Sogar Herr Ackermann persönlich stellt inzwischen dieses Gehaltsmodell in Frage und will zumindest das Risiko von Investments als dämpfenden Faktor in die Gehälter einpreisen. Das Problem ist, dass kein Mensch die Risiken aktueller „Finanzprodukte“ abschätzen kann.

Aber auch sonst stimmt es nicht, dass höhere Bezahlung automatisch bessere Leistung bedeutet. Und umgekehrt schon gleich gar nicht.

Warum müssen Manager auf ihre ohnehin durch keine Leistung gerechtfertigte Bezahlung Steigerungen im zweistelligen Prozentbereich bekommen und die Mitarbeiter nicht? Wenn ein Lokführer in Dresden seine Lokomotive stehen lässt und ein paar Tage streikt, dann stehen bei Audi in Brüssel die Bänder still. Setzt sich dann Herr Mehdorn ins Führerhäuschen und sorgt dafür, dass alles pünktlich ankommt?

Alle Mitarbeiter haben zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Also sollten auch alle gleichermaßen davon profitieren. 4% mehr für die MA, 4% mehr für die Manager. Gehaltsverzicht bei den MA, Gehaltsverzicht bei den Managern. Was wäre daran unfair?

Gruß

Fritze

Hi auch,

vereinfacht gesagt, weil es ungleich mehr „kleine“ Angestellte
gibt als Manager. Wenn man denen allen eine 20%ige
gehaltserhöhung geben würde, wäre die Firma pleite, und
niemand bekäme mehr irgendein Gehalt.

Vielleicht andersherum gedacht: Die prozentuale Erhöhung eines Managergehalts sollte sich an der Erhöhung der unteren Ebenen orientieren. 8% für die Metaller, über alle Ebenen wäre doch in Ordnung. Wenns insgesamt zuviel ist, hat wohl das Management nicht richtig gewirtschaftet. Man denke auch an die Voraussetzungen für Rentenerhöhungen. Und Rentner können schon gar nichts mehr zum Erfolg beitragen.

Die Personalkosten sind in so ziemlich jeder Firma der größte
Posten. Ich hab lange im Einzelhandel gearbeitet, …

…und das für Hunderte (bei einem eher kleinen
Betrieb) bis Zehntausende (Metallindustrie, Bahn).

20% sind zuviel, richtig. Andererseits kann ich durchaus Verständnis aufbringen für IG Metall, wenn sie endlich für ihre Angestellten/Arbeiter eine angemessene Vergütung für die erfolgreichen Jahre fordern. Die „schlechten Zeiten“ jetzt haben die Angestellten/Arbeiter wohl nicht zu verantworten.

Und ein gut arbeitender Manager kann in seiner Zeit Arbeitszeit das
Fortkommen der Firma weitaus mehr fördern als das ein
einzelner Angestellter kann.

Du solltest nie vergessen: Ohne Angestellte/Arbeiter kann ein Manager in seiner Arbeitszeit … Was eigentlich tun? Wenn er nicht bezahlt werden kann?

Eine Unterschrift eines Managers an der richtigen Stelle
schafft zig Arbeitsplätze.

Ich denke, dass auch in guten Zeiten der Job eines Managers darin liegt, die Gewinne und Profite zu maximieren. Ich denke hier an Standortverlagerungen, Niedriglohnarbeitsplätze, Leiharbeiter, Zeitarbeitsfirmen usw. Und dort sollen sie die richtigen Unterschriften setzen. Und sie haben es getan.

Bitte hört doch auf, immer zu
denken Manager = faul und überbezahlt.

Aber bei den Angestellten/Arbeitern ist es wohl so, oder???
Nun, die Konsequenzen bei Misserfolg für Manager sind bislang sehr sehr dürftig (bei den anderen geht es häufig an das Existenzminimum). Hartz IV oder so sind bei Ihnen wohl nicht angesagt. Die Verantwortung bei Erfolg vernünftig bezahlen, ok. Bei Misserfolg aber entsprechende Konsequenzen tragen, sollte dann auch sein. Eine Haftung auf Grundlage der Bezüge und Boni könnte ich mir sehr gut vorstellen (analog zu Tagessätzen in der Rechtssprechung). Irgendwie fehlt mir häufig bei den Managern die soziale Verantwortung, die Fürsorgepflicht. „Pflicht“ eines AG oder dessen Vertretern.

Meine extreme Ansicht gegenüber deiner.

Gruß
Der Franke

Hi,

Vielleicht andersherum gedacht: Die prozentuale Erhöhung eines
Managergehalts sollte sich an der Erhöhung der unteren Ebenen
orientieren.

Jo das wäre ne Idee.

8% für die Metaller, über alle Ebenen wäre doch
in Ordnung.

Ob sich das rechnet, weiß ich nicht, könnte aber sein. Überlass ich anderen.

20% sind zuviel, richtig. Andererseits kann ich durchaus
Verständnis aufbringen für IG Metall, wenn sie endlich für
ihre Angestellten/Arbeiter eine angemessene Vergütung für die
erfolgreichen Jahre fordern.

Hab doch nihts gegen die IG Metall gesagt, und ich würd mich auch stellvertretend freuen, wenn die nen ordentlichen Abschluss kriegen. Nicht wie wir Angestellten im öff. Dienst. Ich hab Gottseidank noch nen alten Vertrag. Aber umziehen, Schule wechseln würde mich 1000 Euro brutto kosten. Urlaubsgeld gibst keins (auch im alten Vertrag nicht) und Weihnachtsgeld ganz wenig (auch im alten Vertrag). DA hat uns die Gewerkschaft in den Fuß geschossen.

Die „schlechten Zeiten“ jetzt
haben die Angestellten/Arbeiter wohl nicht zu verantworten.

Schlechte Zeiten? Arbeitslose erstmals seit Anfang der 90er unter 3 Millionen, keiner hat Geld verloren (außer er hat aus Angst oder weil er wirklich unbesingt jetzt Geld brauchte seine Aktien / Fonds verkauft). Wenn Wenn das den Leuten zu Bewußtsein kommt, dann geht es der Autoindustrie auch gleich wieder viel besser.

Außer, ich habe jetzt ws vergessen, aber ich lasse mich gerne aufklären.

Du solltest nie vergessen: Ohne Angestellte/Arbeiter kann ein
Manager in seiner Arbeitszeit … Was eigentlich tun? Wenn er
nicht bezahlt werden kann?

Ja, aber wenn man beide in der entsprechenden Anzahl hat, richtet das falsche arbeiten des Managers mehr schaden an als das falsche Arbeiten eines einzelnen Angestellten.

Aber bei den Angestellten/Arbeitern ist es wohl so, oder???

Erklärung bitte.

Nun, die Konsequenzen bei Misserfolg für Manager sind bislang
sehr sehr dürftig (bei den anderen geht es häufig an das
Existenzminimum).

Och ich fände es auch ganz schön, wenn da die Konsequenzen entsprechend wären. Nachweisbares Fehlverhalten, das zu Unternehmensschaden führt und vermeidbar war, sollte genauso wie beim kleinen Mann zur fristlosen führen. Das würde zwar auch nciht dazu führen, dass die BLÖDleser und Konsorten sich aufregen, weil es imer noch nciht genug ist, aber es wäre dann fair. Was mich nur nervt, ist, dass jetz gleich alle in einen Topf geworfen werden.

Die Franzi

Kann es sein, dass du dich im Thread geirrt hast?