Hallo zusammen!
Eine letzte Frage für heute
Ich habe im Ausland gute Erfahrungen gemacht
oder
Ich habe gute Erfahrungen im Ausland gemacht
oder gehen beide Sätze?
Vielen Dank
Hallo zusammen!
Eine letzte Frage für heute
Ich habe im Ausland gute Erfahrungen gemacht
oder
Ich habe gute Erfahrungen im Ausland gemacht
oder gehen beide Sätze?
Vielen Dank
es gehen beide, je nach absicht, der unterschied liegt in der betonung und damit im erstgenannten.
im ausland gute erfahrungen gemacht betont das ausland und bezieht sich auf andere.
gute erfahrungen im ausland betont die eigenen erfahrungen und bezieht sich auf sich selbst.
pasquino
Das grammatische Setting ist folgendes:
Das Prädikat ist: „gute Erfahrung machen“. Dabei ist „gute Erfahrung“ Akkusativobjekt zu „machen“.
„im Ausland“ ist ein Adverbial (bzw. eine Adverbialbestimmung). Hier als lokale Präpositionalgruppe.
In der Schriftsprache gilt: unbetont steht vor betont. Man kann auch sagen, (semantisch) alt (weil schon bekannt) steht vor (semantisch) neu (weil aktuelle Information der Aussage).
Bei
„Ich habe im Ausland gute Erfahrungen gemacht“
steht das Adverbial unbetont, nämlich anaphorisch. Es bezieht sich auf vorher Erwähntes. Das Akkusativobjekt dagegen ist die neue Information. Es ist nachgestellt und dadurch betont:
„Ist es sinnvoll, ins Ausland zu gehen?“
„Ich habe im Ausland gute Erfahrung gemacht“
oder (die Anapher ins Vorfeld)
„Im Ausland habe ich gute Erfahrung gemacht“
Bei
„Ich habe gute Erfahrungen im Ausland gemacht“
steht das Akkusativobjekt unbetont, nämlich anaphorisch. Es bezieht sich auf vorher Erwähntes. Das Adverbial dagegen ist die neue Information. Es ist nachgestellt und dadurch betont:
„Wo kann man gute Erfahrung machen?“
„Ich habe gute Erfahrung im Ausland gemacht“
oder (die Anapher ins Vorfeld)
„Gute Erfahrung habe ich im Ausland gemacht“
In der gesprochenen Sprache kann man das umkehren durch (lautliche) Betonung der „neuen“ Information. Dann wird die Anapher unbetont nachgestellt:
Also
„Ist es sinnvoll, ins Ausland zu gehen?“
„Ich habe gute Erfahrung im Ausland gemacht“
oder
„Gute Erfahrung habe ich Im Ausland gemacht“
Und
„Wo kann man gute Erfahrung machen?“
„Ich habe im Ausland gute Erfahrung gemacht“
oder
„Im Ausland habe ich gute Erfahrung gemacht“
Schönen Gruß
Nein. In der Schriftsprache ist es genau umgekehrt!
Nein. In der Schriftsprache ist es genau umgekehrt!
Gruß
Metapher
Vielen Dank Metapher.
In diesem Zusammenhang wollte ich Folgendes fragen:
Gibt es auch bestimmte Adverbien und unbestimmte Adverbien? Es gibt bestimmte und unbestimmte Artikel. Aber gibt es auch bestimmte und unbestimmte Adverbien? Was sind sie? Und wie kann man sie auseinanderhalten
Danke Sehr
P. S. Deine Antwort war wie immer perfekt und ausführlich
Hallo Metapher!
Es fällt mir etwas anderes ein, wenn ich deinen Beitrag wieder lese.
Anaphorisch bedeutet unbetont und zwarm immer, weil es sich auf etwas Vorhergesagtes bezieht. Es ist unbetont, weil es sich auf etwas Bekanntest bezieht.
Kataphorisch bedeutet dagegen betont, da es auf etwas hindeutet, das erst kommt und unbekannt ist
Ergo
anaphorisch= betont
kataphorisch= unbetont
Ist meine Einschätzung und Interpretation korrekt?
Grüße und danke dir
ich habe deine erläuterungen oben gelesen
ist mir „als regel“ der semantik unbekannt. würde mich interessieren, wo das steht und woher es kommt. dann nehme ich es mit.
in sätzen mit mehreren akzentuierungsmöglichkeiten (hier gute erfahrungen und ausland) kommt es so oder so auf den kontext an, die reihenfolge ist unwichtig. sowohl in der schriftsprache als auch bei gesprochener sprache.
die gesprochene sprache ist aufgrund phonetischer betonungsmöglichkeit aber vielfältiger und variabler, das macht sie so spannend.
…so, ich überlege mir meine direkte eigene antwort an nadja jetzt nochmal dahingehend kurz…
war zu kurz gesprungen.
ich nehme sie zurück, @Nadja.
pasquino
Hi pasquino,
„unbetont vor betont“
Aus welcher kompetenten Rhetorik- oder Stilistikabhandlung das als „Regel“ zitiert werden könnte, da bin ich ad hoc überfragt. Es „gilt“ zumindest in beiden Gebieten, daß anaphorische Satzbestandteile, die ja eben daher gegenüber der aktuellen Information der Aussage semantisch unbetont sind, vor den letzteren stehen. Deutlicher bzw. eingängiger drückt es z.B. → canoonet aus, indem dort statt anaphorisch vs. aktuell die Ausdrücke alt vs. neu verwendet werden.
Vielleicht noch Beispiele (in canoonet stehen ja auch welche):
Mit zwei Adverbialen:
1: „Ich habe Anabella in Paris gestern noch getroffen“
2: „Ich habe Anabella gestern noch in Paris getroffen“
Hier antwortet
„1“ auf: „Ist Anabella noch in Paris?“
und „2“ auf „Ist Anabella schon in London?“
Mit Subjekt und Adverbial:
1: „Mein Auto steht schon in der Garage“
2: „In der Garage steht schon mein Auto“
Ad „1“: „Wo steht dein Auto?“
Ad „2“: „Kann ich das Fahrrad in die Garage stellen?“
Mit Dat.- und Akk.-Objekt:
1; „Ich schenke der Anabella das Buch“
2: „Ich schenke das Buch der Anabella“
Ad „1“: „Was schenkst du der Anabella?“
Ad „2“: „Wem schenkst du das Buch?“
Wenn man die phonetische Betonung dazunimmt, kann das natürlich umgekehrt werden. Wie schon gesagt.
Wäre das soweit einsichtig für dich?
Gruß
Metapher
ja, ist angekommen.
pasquino