Gestern waren meine Frau und ich in obigem Film mit Bill Murray, der überall als brüllkomische Komödie angekündigt worden war.
Der Film war gut. Wir waren aber beide der Meinung, eine Komödie sei es nicht gerade gewesen, sondern ein ernster, kritischer, melancholischer, zarter Film ohne Effekthascherei und die üblichen Gags. Also ein Gewinn, aber warum wird so etwas als „brüllkomische Komödie“ verkauft?
fragt Euch Branden
Hallo Branden,
Also ein Gewinn, aber warum wird so
etwas als „brüllkomische Komödie“ verkauft?
Nun, hin und wieder passieren mal Irrtümer, nicht wahr? Du postest ja deine Frage auch hier im Brett „Kultur allgemein“, obwohl doch das Brett „Kino und Fernsehen“ viel geeigneter gewesen wäre … (kleiner Seitenhieb - sorry, could not resist).
Ich für meinen Teil finde den Film jedenfalls ziemlich überschätzt. Trotz einiger ziemlich guter Szenen und der wunderbaren Bildersprache hat es mich doch reichlich verstimmt, wie sehr in dem Film mit billigen kulturellen Klischees über Asien gearbeitet wurde, bis hin zu an Plattheit nicht mehr zu überbietenden Witzchen über das R/L-Verwechseln. Das waren dann auch prompt die Stellen, die das Publikum (in der Vorstellung die ich besuchte) tatsächlich „brüllkomisch“ fanden. Die Verleihfirma wäre ja demnach schön blöd, wenn sie diese Publikumshaltung in ihrer Werbung nicht benutzen würde.
Die Regisseurin Sofia Coppola muss sich IMHO schon die Frage gefallen lassen, ob sie nicht glaubt, dass z.B. Japaner die in die USA kommen, genauso ein kleiner Kulturschock erwartet. Was berechtigt also die Amerikaner, hämisch über andere Kulturen herzuziehen? Also, mit der Nachdenklichkeit war es in diesem Film meiner Ansicht nach nicht sehr weit bestellt.
Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang:
ich gebe zu:ich habe die Rubrik FILM gesucht und erst einmal nicht gefunden und dann hier gepostet.
Ich war auch streckenweise ambivalent während des Filmes. Weniger wegen des Angriffs auf die Japaner (Retourkutsche für Pearl Harbour? Kleiner Scherz), da fand ich es sogar ungewohnt mutig, die oberflächlich-freundliche, aber darunter oftmals sitzende faschistoide Seite Japans zu zeigen (sonst sind die Amis im Film oft so seicht und ungenau). Ich war zwischendurch eher gelangweilt und dachte: Nun gut, hier wird durchschnittliches Leben gezeigt (etwa wie Deutschland Superstars, Dschungel oder Container), aber muss man darüber einen Film machen. Aber zum Ende hin war ich unterm Strich doch berührt von den -wenn auch kleinen- Wahrheiten des Films.
Gruss von Branden
off topic: r/l-Verwechslung
hallo wolfgang,
weder kenne ich den film, noch finde ich diese klischee-asiaten-witzchen gut.
ich war allerdings doch ziemlich überrascht, als ich damals in thailand zu arbeiten anfing, und ich feststellte, dass die thais tatsächlich l für r sprechen (mit ausnahme der südthai).
und das nicht etwa, weil es das r in ihrer sprache nicht gäbe. nein, es gibt sogar große bedeutungsunterschiede z.b. ob ich rong (gebäude) sage oder ob ich long (sarg) sage. ist denen aber egal. ein freund von mir aus südthailand regt sich da immer tierisch drüber auf…
diese verwechselei hat solche ausmaße, dass viele thais bei einigen ihrer wörter selbst schon gar nicht mehr wissen, ob sie mit r oder l geschrieben werden und entsprechende fehler machen. um die verwirrung komplett zu machen, werden manche r’s gar nicht gesprochen…
die r und l verwechslung ist aber nicht die einzige sprachliche hürde in diesem land, doch die anderen aussprachekomplikationen beziehen sich zumeist auf nicht-thai wörter. so wird ein j am ende eines wortes wie d gesprochen (aus maharaj wird maharad), ein x wird wie k und ein l am ende eines wortes wie n gesprochen (aus hotel rex wird so ein hoten lek). da ist es schon teilweise schwierig, das englisch von thai-sprechern zu identifizieren.
soviel zur ergänzung
von
burkhard