Love-Marriage versus vermittelte Liebe

Hallo

Nachdem eine so toll gestartete Beziehung bei mir im Freundeskreis in die Brüche gegangen ist, stelle ich mir wiederum die Frage, wie eine nachhaltige Partnerwahl getroffen werden kann.

In unserem Kulturkreis hat die Liebe ja einen sehr hohen Stellenwert. Wenn die Liebe fehlt, dann hat die Beziehung meist keinen Bestand und es wird nicht geheiratet. Sie gilt sozusagen als Grundpfeiler der Beziehung. Wobei leider Liebe oftmals mit Verliebtheit gleichgesetzt wird („ich fühle kein Kribbeln imt Bauch mehr - vielleicht ist es doch der falsche Partner?“). Ratioanle Gründe spielen nichts desto trotz auch eine Rolle (Status, Geld, Staatszugehörigkeit etc). Sind jedoch irgendwie „zweitrangig“.

In Indien bin ich auf die vermittelte Heirat gestossen. Dort wird die Ehe traditionell vermittelt und die Eltern suchen einen Partner, der zum Kind passt. Dabei wird auf äusserliche Merkmale (Status, Geld, Kastenzugehörigkeit), aber auch auf Charakter geschaut. Den Eltern wird dabei mehr Weitsicht zugetraut, kurzfristige Hormonschwankungen mit fatalen Nebenwirkungen (Verliebtheit) werden nicht als nachhaltig angeschaut. Natürlich braucht es aber eine grundsätzliche Sympathie der beiden zu Verheiratenden!

Und jetzt stehe ich da und frage mich ernsthaft, ob zweiteres Modell dem ersteren nicht vorzuziehen wäre. Natürlich in „modernerer“ Form. Die Liebesforschung zeigt, dass Liebe durch Nähe, durch gemeinsame Abenteuer und gemeinsame Ziele entsteht. Was in einer Ehe ja gegeben ist. So habe ich auch von einigen (indischen) Paaren gehört, dass die Liebe automatisch komme. Wie oft schon habe ich von Kollegen gehört, dass sie sich nach anfänglicher Verliebtheit in einer unauflösbaren Situation befanden: Das Herz sagt ja, aber der Kopf sagt nein (auch ich war mehrmals in so einer Situation). So wird an einer von aussen gesehen irrationalen Beziehung festgehalten, die Ehe herausgezögert, Kinder verschoben. Bis es irgendwann einfach kracht oder versandet. Würde man die „Verliebtheit“ weniger stark gewichten, so könnte man solche Situationen umgehen, indem man nur Partner in Betracht zieht, welche auch rational zu einem passen. Langfristig führt das meines Erachtens zu mehr Glück und Zufriedenheit im Leben.

Dies sind einfach Gedanken von mir und ich würde mich freuen, Eure Gedanken dazu zu lesen. Vielleicht sind mir noch wichtige Dinge entgangen und was die Umsetzbarkeit meiner Ideen angeht, ja, da hab ich auch noch eine Lösung für.

Liebe Grüsse,
coco

Hallo Coco.

Ganz ohne Zweifel würden, eventuell auf wissenschaftlicher Basis, vermittelte Ehen besser laufen, als die sog. Liebesheiraten.

Dazu müsste es aber gelingen, die allfälligen Kandidaten bis zum Zeitpunkt der Hochzeit vor dem „Sich-Verlieben“ zu schützen.
Ja selbst in verheiratetem Zustand wäre dieser Schutz noch wünschenswert.

Denn die sogenannte Liebe fragt nicht, ob es passt oder nicht, sie schlägt zu, scheinbar wahllos, ungeachtet des Zeitpunkts und Ortes.
Man kann sich willentlich weder ver- noch entlieben, das ist das Problem.

Ein Schutz davor ist aber in unserer Gesellschaft, bei der die sexuelle Reife der „geschäftlichen Reife“ so weit voraus eilt und bei der Männchen und Weibchen, verpaart oder nicht, ständig durcheinander rennen und sich begegnen, nicht möglich.

Die von dir geschilderten Kulturen halten m. W. speziell die Frauen eben mehr oder weniger unter Verschluss.

Wir können nicht 12jährige Mädchen an 14jährige Jungen verheiraten und dann hoffen, dass daraus eine lebenslange Ehe wird.

Unser Geschlechtstrieb divergiert seit langem mit den kulturellen Bedingungen, mit der Tatsache, dass wir eigentlich viel zu alt werden und damit, dass wir erfolgreich Geburten verhüten.

Wir können auch keiner Frau, die seit sieben Jahren kinderlos mit dem selben Mann zusammen lebt, verbieten, sich auf das Heftigste neu zu verlieben, nur weil ihr die Natur sagt, dein bisheriger Partner taugt nicht zur Fortpflanzung. Die „Natur“ weiß nämlich nicht, dass die Kinderlosigkeit bewusst herbei geführt ist.

Einen Ausweg aus dem Dilemma? Den gibt es wohl kaum, ansonsten wären wir ihn schon gegangen. Die „freie“ Liebe und Ausübung der Sexualität ist es natürlich nicht, weil der Mensch eben, von Natur aus auch eifersüchtig ist.

Vielleicht gibt es ja einmal, analog der Anti-Baby Pille, eine Anti- Verliebungspille. Ob das erstrebenswert wäre, steht auf einem anderen Blatt. Noch weniger Freiheit und Abenteuer im Leben, mehr arbeiten, schaffen und raffen und kratzen, nur um am Ende da zu stehen und zu sagen, schaut her, ich habe einen Haufen Geld, aber gelebt habe ich nie?

Na ja, was mir grad so einfällt.
Was mir sonst noch einfällt, würde hier den Rahmen sprengen.

Gruß, Nemo.

Hallo Coco,

deinen Beitrag finde ich sehr interessant aber gar nicht so leicht zu beantworten.

> Würde man die „Verliebtheit“ weniger stark gewichten, so könnte man solche Situationen
> umgehen, indem man nur Partner in Betracht zieht, welche auch rational zu einem passen.

Das will ich mal als Kernaussage zitieren.

Die Verliebtheit, die Schmetterlinge im Bauch, das wird wohl nicht auszublenden sein und im Fall von rosaroter Brille werden einen die Alarmglocken, dass es sich um einen irrationalen Beziehungsversuch handeln könnte, wohl nicht vom Versuch abhalten, es trotzdem zu probieren.

Umgekehrt kann ich mir schon vorstellen, dass es möglich ist, Liebe zu erlernen. Dazu muss man sich aber im Klaren sein, was man selbst vom Leben und dem Menschen erwartet, der einen darin begleiten soll.
Hierbei besteht aber immer die latente Gefahr, dass jemand dazwischenfunkt, der den Modus Verliebtheit auslöst.

Gruß
Miriam

Hallo Coco

Wenn ich Deine Frage richtig verstehe, dann stellst Du eine arrangierte Hochzeit - z.B. wie im hinduistischen Glauben - gegenüber einer Ehe im westlichen Sinne?

Die „Ehe“ ist eine christliche „Erfindung“. D.h. eine katholische. Da die Mehrheit der heiratenden nicht mehr gläubig sind bzw. kaum noch aktiv ein religiöses Leben haben, vergleicht man da irgendwie Äpfel mit Birnen.

Wir sind eine säkularisierte Gesellschaft. Die Freiheit der Frau ist eines der indirekten Ergebnisse davon. Ob diese Freiheit in Weisheit und Zurückhaltung genutzt wird, muss jeder selbst für sich beantworten.

B.T.W. das Zwang bzw. Verpflichtung positives in einer Ehe bewirken können, wurde in diversen Büchern geschildert. D.h. das Zufriedenheit und Glück primär in der Zufriedenheit des eigenen Herzens wohnen.

Guten Start in die kommende Woche
C4e

Hallo Nemo,

Mir ist auch klar, dass ein 100%iges Schützen vor dem „Sich-Verlieben“ nur unter Zwang geschehen könnte und das finde ich ebenfalls nicht erstrebenswert.

Auf der anderen Seite steht die Kultur, welche „Liebe“ sehr hoch bewertet. Und dies ganz ohne Zwang. Ich bin kein Kulturhistoriker, aber ich denke, dass man das z.B. in der Literatur sehr schön verfolgen könnte. Würden Kinder (Mädchen UND Jungen) in der Gewissheit aufwachsen, dass es Verliebtheit gibt, diese aber vorerst mal nichts mit einem glücklichen Leben/Ehe zu tun hat, dann würden diese Kinder als junge Erwachsene eventuell rationeller handeln. Vielleicht irre ich mich dabei jedoch auch.

Vielleicht gibt es ja einmal, analog der Anti-Baby Pille, eine
Anti- Verliebungspille. Ob das erstrebenswert wäre, steht auf
einem anderen Blatt. Noch weniger Freiheit und Abenteuer im
Leben, mehr arbeiten, schaffen und raffen und kratzen, nur um
am Ende da zu stehen und zu sagen, schaut her, ich habe einen
Haufen Geld, aber gelebt habe ich nie?

Arbeit und Geld hat für mich nichts mit Liebe oder auch Verliebtheit zu tun, sondern sind einfach lebensnotwenidige Dinge. Und, Freiheit und Abenteuer habe ich in den Zeiten des Nicht-Verliebtseins erlebt… aber das ist jetzt auch eine andere Geschichte…

Danke für Deinen Input.

Liebe Grüsse,
coco

hi miriam

Die Verliebtheit, die Schmetterlinge im Bauch, das wird wohl
nicht auszublenden sein und im Fall von rosaroter Brille
werden einen die Alarmglocken, dass es sich um einen
irrationalen Beziehungsversuch handeln könnte, wohl nicht vom
Versuch abhalten, es trotzdem zu probieren.

da bin ich mir eben nicht sicher. wenn es gesellschaftlich annerkannt ist, den partner nach rationalen gründen auszuwählen, dann würde es vielen einfach fallen, das herz weniger zu gewichten. ich kenne zwei frauen, welche so ihren mann kennengelernt haben. in der gewissheit, dass liebe nur in einem vordefinierten rahmen stattfinden darf. ich glaube nicht, dass diese mit ihrer wahl unglücklich waren. aber natürlich will ich niemandem etwas aufzwingen. es geht mir nur mal prinzipiell ums thema…

Umgekehrt kann ich mir schon vorstellen, dass es möglich ist,
Liebe zu erlernen. Dazu muss man sich aber im Klaren sein, was
man selbst vom Leben und dem Menschen erwartet, der einen
darin begleiten soll.

ja, da stimme ich dir zu. und die erwartung, dass der partner einen „glücklich machen soll“ wird gestrichen.

Hierbei besteht aber immer die latente Gefahr, dass jemand
dazwischenfunkt, der den Modus Verliebtheit auslöst.

ja, aber auch hier bleibt die frage, was einem wichtig ist. ich glaube, dass eine gute und funktionniertende beziehung ein „unschuldiges“ verlieben in eine drittperson ausstehen kann. solange sich beide partner bewusst sind, dass sie zusammen halten.

liebe grüsse,
coco

Hallo,

Nein, ich vergleiche zwei verschiedene Arten von Lebenspartnerschaft. Dies hat primär mal nichts mit Religion zu tun. Es geht mir darum, wie die gesellschaftlichen Erwartungen an eine Lebenspartnerschaft und deren Gründung sind und was für Auswirkungen diese auf die Qualität der Partnerwahl haben.

Liebe Grüsse,
coco

Hallo Chat4ever,

Die „Ehe“ ist eine christliche „Erfindung“. D.h. eine
katholische.

warum ist das Eingehen einer Ehe eine rein christliche, und speziell sogar katholische Erfindung?
Partnerschaften, die vor irgendeiner „Respekts-/Amtsperson“ (Priester, Standesbeamter, Dorfältester etc.) als „fest“ geschlossen werden, mit dem Ziel, innerhalb dieser Partnerschaft Kinder zu bekommen sowie ein ganzes Leben beieinander zu bleiben, gibt es quer über sehr viele Kulturen mit unterschiedlichsten Religionen, ebenso gab es diese bereits vor Entstehung des Christentums.

Da die Mehrheit der heiratenden nicht mehr gläubig sind bzw. kaum :noch aktiv ein religiöses Leben haben, vergleicht man da irgendwie :Äpfel mit Birnen.

Auch ohne Gläubigkeit, oder Gläubigkeit „heucheln“ zu müssen, kann es füreinander eine Bedeutung zu haben: Als Symbol, wirklich ein Leben lang für den anderen da zu sein. Kirchliche Heirat ist ja nicht erforderlich.
Ob man das möchte, bleibt natürlich jedem selbst überlassen :smile:

Viele Grüße,
Nina

Hallo coco,

da bin ich mir eben nicht sicher. wenn es gesellschaftlich
anerkannt ist, den partner nach rationalen gründen
auszuwählen, dann würde es vielen einfach fallen, das herz
weniger zu gewichten.

Ich glaube nicht, dass es eine Frage der Anerkennung durch andere ist, ob man den Blitz einschlagen lässt oder nicht. Dagegen wehren kann man sich ohnehin schlecht bis nicht.

Wohin mit der Verliebtheit, wenn man einen Partner hat, den man im Lauf der Zeit leben gelernt hat, aber auf jemanden trifft, der andere Gefühle weckt?

ja, aber auch hier bleibt die frage, was einem wichtig ist.
ich glaube, dass eine gute und funktionierende beziehung ein
„unschuldiges“ verlieben in eine drittperson ausstehen kann.
solange sich beide partner bewusst sind, dass sie zusammen
halten.

Unabhängig von der Verliebtheit, man kann sich im Lauf der Beziehung auch bewusst werden, dass der rational gewählte Partner seine Macken entwickelt und auch mit Vernunft nichts mehr zu wollen ist, nach welchen Kriterien soll man dann jemanden neues auswählen wenn nicht auf der Gefühlsebene?

Gruß
Miriam

Liebesheirat versus vermittelte Ehe

Und jetzt stehe ich da und frage mich ernsthaft, ob zweiteres
Modell dem ersteren nicht vorzuziehen wäre.

Hallo auch,

gehen wir einmal von der Prämisse aus, dass eine Lebensweise wie eine möglichst lange, monogame Ehe überhaupt erstrebenswert ist. Ich sehe das anders, aber ich gehe jetzt einmal einfach mal auf deinen Beitrag ein.

Die vermittelte Ehe, wie sie in primitiven partriarchalen Kulturen üblich ist, hat zwei Komponenten:

  1. Jemand anderer als du wählt den Partner aus.
  2. Es wird nach rationalen Kriterien ausgewählt und nicht nach Verliebtheit.

Punkt 1 halte ich für unvereinbar mit unserer westlichen, egalitären und freiheitlichen Lebensweise. Die vermittelte Ehe ist auch gesetzlich zu bekämpfen, da sie die Menschen in ihrere freien Lebensgestaltung durch psychische Gewalt einengt.

Punkt 2 halte ich für vernünftig.

Ideal wäre also, wenn jeder selbst seinen Partner nach rationalen Kriterien auswählt. Und das ist sehr einfach möglich. Man braucht dazu ein Systen, das potentielle Partner nach Kriterien wie Aussehen, Alter, Einkommen, Interessen und Charakter auflistet und eine Auwahl ermöglicht. Das ist nichts Neues. Es nennt sich Online-Partnerbörse.

Grüße Bellawa.

warum ist das Eingehen einer Ehe eine rein christliche, und
speziell sogar katholische Erfindung?
Partnerschaften, die vor irgendeiner „Respekts-/Amtsperson“
(Priester, Standesbeamter, Dorfältester etc.) als „fest“
geschlossen werden, mit dem Ziel, innerhalb dieser
Partnerschaft Kinder zu bekommen sowie ein ganzes Leben
beieinander zu bleiben, gibt es quer über sehr viele Kulturen
mit unterschiedlichsten Religionen, ebenso gab es diese
bereits vor Entstehung des Christentums.

Das ist eine religiöse, u.a. christliche da patriarchale Einstellung über die Gestaltung von Lebensgemeinschften zum Zweck der Herstellung von Nachwuchs. Es gibt auch andere. Die kannst du dir wahrscheinlich nicht einmal vorstellen, da du in dieser christlichen-katholischen-patriarchalen Welt zuhause bist. Auch wenn du das abstreitest.

Grüße Bellawa.

Hallo

Die vermittelte Ehe, wie sie in primitiven partriarchalen
Kulturen üblich ist, hat zwei Komponenten:

  1. Jemand anderer als du wählt den Partner aus.

Wobei ich in meinem Modell davon ausgehe, dass das Kind auch einverstanden ist. Ohne dieses Einverständnis geht es nicht.

  1. Es wird nach rationalen Kriterien ausgewählt und nicht nach
    Verliebtheit.

Punkt 1 halte ich für unvereinbar mit unserer westlichen,
egalitären und freiheitlichen Lebensweise. Die vermittelte Ehe
ist auch gesetzlich zu bekämpfen, da sie die Menschen in
ihrere freien Lebensgestaltung durch psychische Gewalt
einengt.

Ja, jemanden zu zwingen hat definitiv keinen Sinn.

Punkt 2 halte ich für vernünftig.

Ideal wäre also, wenn jeder selbst seinen Partner nach
rationalen Kriterien auswählt. Und das ist sehr einfach
möglich. Man braucht dazu ein Systen, das potentielle Partner
nach Kriterien wie Aussehen, Alter, Einkommen, Interessen und
Charakter auflistet und eine Auwahl ermöglicht. Das ist nichts
Neues. Es nennt sich Online-Partnerbörse.

Ja, ich habe mir auch überlegt, ob das was bessert? Ich habe keinen meiner Freunde so kennengelernt, obwohl ich einige „passende“ Dates hatte. Ich habe an ihnen jedoch sehr schnell das Interesse verloren, weil es nicht von anfang an gekribbelt hat.

Grüsse,
coco

Hallo auch,

Wobei ich in meinem Modell davon ausgehe, dass das Kind auch
einverstanden ist. Ohne dieses Einverständnis geht es nicht.

Das Kind ist noch nicht geboren. Oder meinst du bestehende Kinder und eine neue Partnerschaft?

Ja, jemanden zu zwingen hat definitiv keinen Sinn.

Vermittelte Ehen sind immer Zwangsheiraten.

Ja, ich habe mir auch überlegt, ob das was bessert? Ich habe
keinen meiner Freunde so kennengelernt, obwohl ich einige
„passende“ Dates hatte. Ich habe an ihnen jedoch sehr schnell
das Interesse verloren, weil es nicht von anfang an gekribbelt
hat.

Von Anfang an kribbelt es aber nie. Verliebtheit stellt sich von selbst ein, wenn ein prinzipiell passender Sexualpartner sich ständig in der Nähe aufhält. Das braucht aber Zeit. Eine Partnerbörse könnte schon vorher die Auswahl einschränken, wie eine Ehevermittlung. Wenn das Ziel eine möglichst lange Beziehung zu einem möglichst perfekten Partner ist (wenn man nur einen haben darf, muss er alle Anforderungen abdecken), dann ist eine Börse doch ideal.

Interessanterweise wird genau das oft als Versagertum ausgelegt. Die Gesellschaft verlangt nicht nur, dass man den perfekten Partner findet, nein, man muss sich auch noch in ihn verlieben und ihn völlig zufällig treffen :smiley:

Grüße Bellawa.

Hallo Bellawa,

Das ist eine religiöse, u.a. christliche da patriarchale
Einstellung über die Gestaltung von Lebensgemeinschften zum
Zweck der Herstellung von Nachwuchs.

religiös und patriarchal, dem stimme ich zu, ebenso der Sache mit dem Nachwuchs (schrieb ich ja selbst).

Ich bezog mich nur auf das „christlich, katholisch“ - das stimmt eben nicht: Auch Hindus, Muslime, Juden heiraten, auch im antiken Griechenland wurde geheiratet, im alten Ägypten wurde geheiratet…
Wie soll z.B. eine altägyptische Heirat um 5000 v. Chr. von einer katholisch-christlichen Wertevorstellung beeinflusst gewesen sein? (Dass sie allgemein einen religiösen und einen patriarchalen, oft auch einen wirtschaftlichen Bezug hatte, bezweifele ich nicht - es ist doch klar ersichtlich - , auch nicht, dass die kirchliche Eheschließung bei uns natürlich von der christlichen Lehre beeinflusst ist!)

Es gibt auch andere. Die
kannst du dir wahrscheinlich nicht einmal vorstellen, da du in
dieser christlichen-katholischen-patriarchalen Welt zuhause
bist. Auch wenn du das abstreitest.

Selbstverständlich sind mir auch andere bekannt, deren Existenz habe ich nie bestritten, so z.B. gibt es durchaus Völker, in denen überhaupt keine Ehe existiert.
In einem - Bezeichnung ist mir entfallen - ist es beispielsweise üblich, absehbar zeitlich begrenzte Partnerschaften, typisch gelten dort wenige Monate bis wenige Jahre, einzugehen. Diese Partnerschaften werden relativ informell geschlossen, nicht vor einem Stammesältesten (sondern, indem man mindestens eine Nacht auf dem selben Lager verbringt und einander eine Kette umbindet; die „Gültigkeit“ ist nicht mehr, als meinetwegen bei uns ein Freundschaftsbändchen), und die Lösung dieser Partnerschaften stellt keine Bürokratie dar - Kette ab, das war’s; Streit ums Sorgerecht etwaiger Kinder gibt es nicht, da Kinder von der gesamten Dorfgemeinschaft zusammen aufgezogen werden und so wenig Besitz vorhanden ist (Kleidung, Schlafdecke, Werkzeuge, Jagdwaffen), dass man diesen sowieso nicht mit dem Partner hätte teilen oder gemeinsam anschaffen können.
Und, um das nicht zu unterschlagen: Es scheint gut zu funktionieren.

Also, ich bin da keinesfalls auf unsere Kultur als „alleiniger Maßstab“ fixiert :smile:
Genausowenig bin ich übrigens verheiratet, trotz festem Partner.

Viele Grüße,
Nina

Hallo Bellawa,

Vermittelte Ehen sind immer Zwangsheiraten.

wieso sind vermittelte Ehen immer Zwangsheiraten?
„Vermittelt“ kann genauso heißen: Es wird ein möglicherweise (!) passender Partner vorgestellt (den der andere nicht als Partner nehmen muss), im Sinne von „verkuppeln“ oder auch im Sinne einer Ehe- oder Partnervermittlung, auch, wenn die heutzutage eher „Partnerbörse“ heißen.

(Um Missverständnissen vorzubeugen: Mir ist bewusst, dass Zwangsheiraten häufig euphemistisch als „vermittelte Ehen“ bezeichnet werden. Dergleichen befürworte ich selbstverständlich nicht!)

Viele Grüße,
Nina

Hallo auch,

wieso sind vermittelte Ehen immer Zwangsheiraten?

Wenn eine andere Person deine Entscheidungen übernimmt, obwohl du erwachsen bist, dann ist das Zwang. Wenn dir passende Partner vorgeschlagen werden und implizit damit zum Ausdruck kommt, ein anderer kommt nicht in Frage, dann ist Zwang. Die Praxis der Verkuppelungen ist daher Zwang. Buchtipp http://www.amazon.com/Die-fremde-Braut-Necla-Kelek/d…

„Vermittelt“ kann genauso heißen: Es wird ein möglicherweise
(!) passender Partner vorgestellt (den der andere nicht als
Partner nehmen muss), im Sinne von „verkuppeln“ oder auch im
Sinne einer Ehe- oder Partnervermittlung, auch, wenn die
heutzutage eher „Partnerbörse“ heißen.

Die Partnerbörse bedient der Kunde und die Kundin selbst, und nicht die Verwandtschaft. Außerdem kann man sich immer noch entscheiden, einen ganz anderen Partner zu heiraten oder gar keinen. Die beiden Optionen gibt es bei vermittelten Ehen in der Regel nicht.

Grüße Bellawa.

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Hallo Bellawa,

Wenn eine andere Person deine Entscheidungen übernimmt, obwohl
du erwachsen bist, dann ist das Zwang.

dann ist es Zwang, meine Zustimmung.
Unter einem alleinigen Vorstellen verstehe ich aber keine übernommene Entscheidung, keinen Zwang.

Wenn dir passende
Partner vorgeschlagen werden und implizit damit zum Ausdruck
kommt, ein anderer kommt nicht in Frage, dann ist Zwang.

Dann - ja.

Die
Praxis der Verkuppelungen ist daher Zwang. Buchtipp
http://www.amazon.com/Die-fremde-Braut-Necla-Kelek/d…
/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1287432195&sr=8-1

Hier stimme ich dir uneingeschränkt zu, selbstverständlich ist das Zwang!
Auf das bezog ich mich ursprünglich aber gar nicht, sondern auf das, was man normalerweise unter „Verkuppeln“ versteht (beispielsweise, zwei Leute die vielleicht zusammen passen könnten, gleichzeitig auf eine Party einladen;
Dinge, wie sie hier http://www.google.de/#hl=de&source=hp&q=verkuppeln&a… unter anderem auftauchen).

Die Partnerbörse bedient der Kunde und die Kundin selbst, und
nicht die Verwandtschaft. Außerdem kann man sich immer noch
entscheiden, einen ganz anderen Partner zu heiraten oder gar
keinen. Die beiden Optionen gibt es bei vermittelten Ehen in
der Regel nicht.

Bei Zwangsheirat gibt es diese Option selbstverständlich nicht - wo ist aber bitte der Zwang, wenn man meinetwegen zu einer Party zwei einlädt, von denen man vermutet, sie könnten zueinander passen (das verstehe ich unter „möglichen Partner vorstellen“, „verkuppeln“, nicht die „bestellte Frau“ aus dem Ausland, die gefälligst zu heiraten ist)? Auch hier gibt es, zumindest in unserer Kultur, keine Schwierigkeiten, wenn es nicht klappt - und wird auch tendentiell nicht von Eltern so gemacht. In unserer Kultur, wohl gemerkt.

Viele Grüße,
Nina