Lüftungsanlage, Dimensionierung und Drosselung

Hallo zusammen,

vielleicht kann mir jemand bei zwei Fragen zu einer Lüftungsanlage helfen. In einem Mehrfamilienhaus gibt es einen Dachlüfter, der 7 Bäder und 7 Küchen a jeweils 10m² entlüftet. Er leistet maximal 2.500 m²/h und läuft auch im Maximalbetrieb. 

  1. Kann es sein, dass dies vollkommen überdimensioniert ist? Gibt es da Tabellen oder RIchtwerte, wie viel Leistung ein Dachlüfter haben soll? Der entstehende Luftzug und das Strömungsgeräusch in den Wohnungen ist nämlich sehr stark.

  2. Wenn ich den Lüfter auf die niedrigste Stufe stelle, dann ist der Luftzug meines Erachtens in Ordnung. Auch wenn das nicht optimal ist in Bezug auf das Verhältnis Stromverbrauch/Leistung, so ist dies doch immer noch günstiger als der Austausch des Lüfters gegen einen schwächeren. Auch könnte ich ihn über Nacht abschaltet mit einer Zeitschaltuhr, denn die Schachtwirkung lässt einen leichten Luftstrom auch bei ausgeschaltetem Lüfter entstehen. Allerdings: Lann man ihn so stark drosseln oder gar ganz ausschalten? Immerhin bildet sich in den Bädern warme Luft, die beim Duschen viel Feuchtigkeit aufnimmt. Ich denke, sie kondensiert dann in den Abluftleitungen (verzinkte Stahlrohre) oder im Lüfter aufd em Dach, erst recht wenn es kälter ist. Dieser Effekt dürfte stärker werden, wenn die Luft langsamer durchströmt, weil ich den Lüfter langsamer laufen lasse oder abstelle. Besteht dann die Gefahr von Schimmelbildung im Rohr? Oder ist der Kondensationseffekt ohnehin immer bzw. nie gegeben und die sind die Auswirkungen des Langsamer-Laufen-Lassens bzw. Abstellens erheblich oder unerheblich darauf?

Vielen Dank.

Moin auch,

das Ding hat sicherlich 2.500 m3/h. Also rechnen wir: 14 Räume á 10 qm sind 140 qm, Raumhöhe nehme ich mal als 2,50 m, macht also 350 m3. Die Luft wird also alle 8,5 Minuten ausgetauscht. Ich halte das für einen Overkill. Ob es eine Norm gibt weiß ich aber nicht.

Ralph

Ich halte das für einen Overkill. Ob es eine Norm gibt weiß
ich aber nicht.

Vor allem ist das auch erheblich schädlich für den „Abtransport“ von Heizenergie.
Die Luft muss ja auch von aussen(!) in die Wohnungen nachströmen.

Das könnte sogar zu Rückforderungen von Heizkosten führen.

Hallo!

Gib es eigentlich auch Zuluft über extra Lüftungsauslässe ? Oder „nur“ Nachströmöffnungen in den Türen zu Bad und Küche ?

Man rechnet mit folgenden Grundzahlen für die Abluft :

Küche 80 -120 m³/h
Bad 30-60 m³/h

WC (separat) 10-30 m³/h

Und dann liegt man mit max. 2500 m³/h nicht völlig falsch.

Man kann die Stufenschaltung? nutzen und auf ca. halbe Leistung einstellen. Dann sinkt auch das Strömungsgeräusch, was übrigens auch ansteigt, wenn es nicht genug Zuluft gibt. Was abgesaugt wird, muss auch nachströmen, sonst entsteht ja Unterdruck.

In modernen Anlagen gibt’s an Zuluft Wärmetauscher,die die Außenluft mit der warmen Abluft vorwärmen und so die Lüftungswärmeverluste vermeiden. Denn ob freie Schachtlüftung oder mechanische Lüftung, mit der Abluft wird sonst auch teuer bezahlte Wärme mit abgeführt. Nicht lüften bedeutet aber mind. schlechte Luft, oft aber auch Bauschäden durch Feuchte und Schimmel.

In Zeiten der „Nichtnutzung“ der Küchen /Bäder kann man grundsätzlich über Zeituhr den Luftstrom weiter absenken, ich schlage dann 1/4 bis 1/3 der Tagesleistung vor.
Man setzt also den unteren Luftwert der Richtzahlen an und zieht ggf. nochmals etwas ab.

Allein durch natürliche Lüftung(Motorstillstand) geht es m.E. nach nicht. Das wäre abhängig vom Temperaturgefälle Innen/Außen, also im Winter eher möglich, im Sommer nicht.

Kondensatausfall im Rohr ?

Grundsätzlich möglich, insbesondere im kalten Dachbodenbereich am Durchgang. Aber da sind bauliche Maßnahmen gemacht worden, es ist mind. dort isoliert. In der Regel sind die Rohre aber auch ganz isoliert(Schallschutz,Schwitzwasserisolierung)
Und es hat am Fußpunkt der Steigeleitung einen „Wassersack“. Wo sich ablaufendes Kondensat sammelt und bei Wartungen auch mal abgelassen werden kann.

MfG
duck313

Danke für deine Ausführliche Antwort, Duck.

Es gibt keine aktive Zuluft, nur Nachströmöffnungen.

Wenn man die Werte ansetzt, die du genannt hast, dann hat der immer noch die doppelte Maximalleistung und wäre wohl überdimensioniert, oder? Vor allem haben wir genau diese Konstellation 3x, also es gibt drei Doppel-Stränge. Ich habe daher die Überlegung, ob man die auf dem Dach nicht zusammenführt und dann einen Lüfter einsetzt. Die Stränge von Küchen und Bädern sind auf dem Dach ohnehin über etwa 3m zusammengeführt. Die anderen Stränge, die zu den anderen Lüftern zusammengeführt werden, sind nicht wesentlich weiter weg, vielleicht 5-7m.

Wenn ich die Stufenschaltung auf den geringsten Wert (1/3) stelle, dann ist es vom Geräusch und vom Gefühl des Luftzuges meines Erachtens völlig ausreichend (für tagsüber). Das ergäbe von den Berechnungen her dann auch die sinnvolle Leistung.

Für nachts bzw. den Absenkbetrieb hilft mir das aber nicht. Da ich weiter nicht drosseln kann, überlege ich, die Anlage mit der Zeitschaltuhr einfach nachs für 6-8 Std. abzuschalten. Ich habe halt nur Angst wegen Kondensat oder Schimmelbildung.

Hast du von Schimmelbildung schon mal etwas gehört?

Ein Wassersack ist nicht installiert. Die Leitungen von den einzelnen Wohnungen gehen nach einem 90° Bogen gerade hoch bis zum Dach. Also Kondensat würde runter und hinaus laufen. Da die Leitungen gut mit Staub zusitzen, könnte es eine Sauerei geben. Ich weiß aber nicht, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Kondensatbildung ist bei abgeschaltetem Lüfter.

Der Lüfter und die Leitungen sind bis zum Dach isoliert, aber wenn er nicht läuft, „heizt“ er sich ja auch nicht selbst, z.b. durch die warme Luft, die durchstömt oder durch die Abwärme des Motors. Derzeit und auch bei sehr kalten Temperaturen ist das Teil nämlich immer schön warm durch die Abluft. Aber mal angenommen es steht nachts 8 Stunden still, bei -30°C auf einem Dach… solls ja mitunter geben… und dann duscht jemand ausgiebig. Dann zieht die Luft wegen der Temperaturdifferenz leicht durch, kondensiert und läuft im Rohr runter, wird durch den Staub dreckig und sifft unten raus? Und wenn das öfter passiert gibts Schimmel in den Leitungen? Ist das ein realistisches Szenario oder doch eher Unsinn.

Hallo!

Es gibt also 3 Lüfter je 2500 m³/h max. Leistung. Alle Motoren können mit Stufenschaltung reduziert werden ? Dabei muss man aber bedenken, elektrische Leistung und Luftleistung sind nicht exakt linear. Das ist eine Kurve in der Tabelle.

Man müsste es auf dem Dachboden oder wo das ist sehen können, ob man die 3 Stränge dort zusammenführen kann und so mit einem Lüfter auskommt.

Aber dann kann man Drehzahl nicht soweit reduzieren und ob man dann nachts ganz abschalten darf?
Ich seh da eher schwarz. Bei 3 Strängen gabs auch 3 freie Lüftungen bei Motorstillstand, das mag gerade ausreichend sein. Bei 1 Lüfter hängen doch alle 14 Räume an einem Dachentlüfter dran. Da gibt’s keine Zwangsentlüftung bei Motorstillstand mehr.

Aber man kann sicherlich Strom einsparen, man sollte es versuchen. Statt nachts ganz abschalten kann man eine Taktung einführen. Also z.B. ab 24 h beginnt ein Takt 2 Std. Pause und 15 Min. Lauf, dann 2 Std. Pause und 15 Min Lauf usw.
Zeiten geschätzt, man muss die nach und nach anpassen.
Dann ab morgens wieder das Tagesprogramm mit einer ordentlichen Grundlüftung im Dauerbetrieb.

Man kann daran denken, das System auf Einzelraumlüfter umzurüsten.
Also in allen 14 Entlüftungsstellen einen eigenen kleinen Rohrlüfter einbauen. Die sind sehr stromsparsam und haben z.T. Zeitprogramme oder lüften nach Bedarf(Luftfeuchte).
Leistung liegt in Größenordnung 10-20 W.
Man braucht aber Netzspannung am Lüftungsschacht.

Rohrstärken müsste man prüfen, aber das mag schon hinkommen, wenn Rohre größer als 100 mm sind, bei 150 mm geht es sicher.
bei 3 Strängen sind ja an einem max 6 Lüfter dran, sonst eher nur 4 ?

Zentralmotor kommt dann raus und Dachhaube wird ggf. ersetzt.

Es kondensiert im Rohr doch nur, wenn der Taupunkt unterschritten wird. Deshalb die Dämmung im kalten Dachbereich. Ist die Luftströmung gering(Lüfter aus) und es gibt die kleine Zwangsströmung(freie Lüftung) dann könnte feuchte Warmluft aus Bad(Küche unterwegs soweit abkühlen das sie kondensiert. Es gelangt durch freie Lüftung aber auch weniger Warmluft rein ! Ausfall von Wasser halte ich eher für unbedenklich.

Sonst bleiben Tröpfchen hängen, werden am Staub gebunden und rinnen langsam herab, werden aber später vom Lüfterstrom wieder mitgenommen und über Dach abgeführt.

Lüftungsrohre müssen auch mal gewartet und vom Staub befreit werden. Dann gibt’s auch kein Schimmelproblem und Geruchsübertragung.

MfG
duck313

Moin auch,

Man rechnet mit folgenden Grundzahlen für die Abluft :

Küche 80 -120 m³/h
Bad 30-60 m³/h

WC (separat) 10-30 m³/h

Ich halte das immer noch für sehr hoch. Mal zum vergelich: Ich habe für ein EFH eine autoamtische Entlüftung, sie läuft abluftseitig auf 170 m3 /h.

Und dann liegt man mit max. 2500 m³/h nicht völlig falsch.

Aber: Das Haus hat auch eine Zuluft. Von der war ja hier nie die Rede, da müsste doch ein gewaltiger Unterdruck entstehen oder aber die Fenster sind völlig undicht. Was auch egal wäre, weil ohne Wärmtauscher bei 2500 m3 /h sowieso nur der Vorgarten geheizt wird. Mir scheint, hier liegen unvollständige Infos vor.

Ralph

unplausible Werte
Hallo,

vielleicht kann mir jemand bei zwei Fragen zu einer
Lüftungsanlage helfen. In einem Mehrfamilienhaus gibt es einen
Dachlüfter, der 7 Bäder und 7 Küchen a jeweils 10m² entlüftet.
Er leistet maximal 2.500 m²/h und läuft auch im Maximalbetrieb. 

Leistet er die wirklich oder sind das Angaben vom Leerlaufverhalten des Lüfters?
2500m³/h bei einem Temperaturunterschied von 40grd (bei innen 20°C und außen ca. -20°C) wären eine Wärmekapazität von ca.
2500m³ * 1,2kJ/(m³grd) * 40grd = 120000kJ = 120000kWs = 33,3kWh für eine h.
Pro Tag würde dann um die 800kWh sinnlos weg gelüftet.
Das wären selbst bei günstigen Kosten ca. 50€ täglich, die im Winter bei knackigen Frost durch Rohr gehen. Soviel zur ökonomische Bilanz.

in 14 Räumen mit ca. 10m² und ca. 2,8m Deckenhöhe ergäbe es auch eine Luftaustauschrate von ca. 10 Minuten. Das wäre kurzzeitig ganz zweckmäßig, wenn jemand gerade ein gewaltige „Ein“ gelegt hat und mit den Ausdünstungen akute Atembeschwerden bei versehentlich hinzukommenden Mitbewohnern verursacht.
Für den Dauerbetrieb wäre es heftig übertrieben.

Praktisch halte ich die Zahlen auch für reinen Nonsense.
2500m/h sind knapp 700l/s.
Angenommen man hat ein Rohr mit 20cm Durchmesser, dann wäre die Strömungsgeschw. im Rohr über 20 m/s. Das ist schon heftiger Wind.
Um das zu schaffen, brächte man keinen Lüfter, sondern ein recht fettes Gebläse,
das selbst noch mal mit Leistungsaufnahme im kW.Bereich zu Buche schlagt.

  1. Kann es sein, dass dies vollkommen überdimensioniert ist?

Ja, extrem.
Es wird aber nicht so sein, weil der Lüfter womöglich ohne jegliche Last die 2500m³/h schafft, aber nie und nimmer mit dem Gegendruck der ganzen Anlage.
Was für ein Lüfter ist das? Größe, Bauart?

Da sinkt der Durchsatz sicher auf eine Bruchteil.
Was konkret durch geht müßte man messen , z.B. im Hauptlüftungsrohr mit einem Strömungsmessgerät (Handanemometer) oder mit einer Staudrucksonde
(Prandtl-Rohr oder Pitotrohr und U-Rohr als Anzeige).

Gibt es da Tabellen oder RIchtwerte, wie viel Leistung ein
Dachlüfter haben soll? Der entstehende Luftzug und das
Strömungsgeräusch in den Wohnungen ist nämlich sehr stark.

Du willst doch nicht die Leistung wissen, sondern den Volumenstrom, oder?
Vernünftig wären ca. 0,5* Raumvolumen pro h.
Bei ca. 400m³ Raumvolumen in 7 mal Bad+Küche also ca. 200m³/h
Weil es eben Bad und Küche sind, kann man evtl. etwas mehr lüften (max. 300…350m³/h)

Allerdings sollte man bedarfsgerecht lüften können.
Der Lüfter läuft also etwas schneller und an Zuluft-Gittern kann man die Menge bei Bedarf reduzieren. Der Lüfter sieht dann einen höheren Strömungswiderstand und schafft eben weniger Volumenstrom. Wer mehr lüften will, kann auch das Gitter öffnen und eine etwas höheren Volumenstrom einstellen und sollte sich über die Konsequenzen im klaren sein.

als der Austausch des Lüfters gegen einen schwächeren.

Prüfe erst mal die tatsächlichen Bedingungen.

Auch könnte ich ihn über Nacht abschaltet mit einer Zeitschaltuhr,
denn die Schachtwirkung lässt einen leichten Luftstrom auch
bei ausgeschaltetem Lüfter entstehen.

Das ist vergleichsweise sehr wenig und damit vernachlässigbar.
In Zeiten, wo weniger Lüftung nötig sein wird, kann man den Volumenstrom reduzieren.
Das spart enorm Heizenergie, aber ganz abstellen scheint mir nicht zweckmäßig.

stärker werden, wenn die Luft langsamer durchströmt, weil ich
den Lüfter langsamer laufen lasse oder abstelle.

Das kommt auch auf die Wärmedämmung der Rohre an.
In Summe kommt ja nicht aus allen Räumen ständig Luft mit so hoher Feuchte.
Die Mischung sollte über Taupunkt liegen. Selbst wenn mal kurzzeitig Kondensat in den Rohren auskondensiert, wird diese später wieder verdampft.
Gruß Uwi