Die Notwendigkeit, von Funkfeuer zu Funkfeuer zu fliegen, erübrigte sich, als es möglich wurde auch ohne Bodenreferenz präzise genug zu navigieren. Das GPS spielt dabei allerdings nur eine sehr untergeordnete Rolle; die Hauptarbeit leisten dabei Inertiale Meßsysteme (Früher Beschleunigungsmesser und „echte“ Kreisel, heute höchstgenaue Beschleunigungsmesser und Laserkreisel), die es schon lange vor dem GPS (in der zivilen Luftfahrt) gab und die in ausreichender Navigationsgenauigkeit arbeiten.
Als Folge dessen wurden vor einigen Jahren die hier schon genannten Wegpunkte eingeführt, die an einem willkürlich gewähltem Ort liegen und mit 5 Buchstaben bezeichnet werden, so daß sie aussprechbar bleiben (LOPNI, LEDKI, COSTA, AMLUH, EPINO, NEMES, etc.). Durch diese Wegpunkte konnten Verkehrsströme entzerrt werden - da sie aber die Luftstraßen nach allen offiziellen Bedingungen definieren (zeitweilig gesperrte Lufträume, Hauptverkehrsströme, etc.) sind die Luftstraßen immer noch keine geraden Linien.
In der Praxis haben die Lotsen aber oftmals die Kapazität frei (und nicht so viele Beschränkungen), daß sie eine Freigabe bis an die Grenze ihres Zuständigkeitsbereiches geben können. Theoretisch wäre es sogar möglich, auch Freigaben über mehrere Zuständigkeitsbereiche zu bekommen, dies erfordert aber den individuellen Koordinationsaufwand eines Lotsen, der dieses mit allen betroffenen Sektoren klären muß - insofern sind solche extrem langen „directs“ eher selten.
Je größer aber die Verkehrsbelastung in einem Sektor ist, desto kürzer werden die Directs, bzw. entfallen komplett und man fliegt wieder ganz herkömmlich die Luftstraßen entlang.
Mal ein Beispiel: Wenn ich von Frankfurt nach Hamburg fliege führt mich die Route über die Standardabflugstrecke aus Frankfurt, dann zum Funkfeuer „Warburg“ (bei Kassel), danach zum Funkfeuer „Leine“ bei Hannover, danach zum Funkfeuer „Hamburg“ (im Nordosten von HH) und dann der Standardanflug nach Fuhlsbüttel.
Tagsüber fliegen wir die Strecke ziehmlich exakt so, wie beschrieben. Ab und zu gibt es mal eine Abkürzung von Warburg direkt zu einem Punkt kurz vor Hamburg, aber viel macht das nicht aus.
Nachts hingegen (wenn alles frei ist) gibt es meist schon kurz nach Frankfurt die Freigabe „Direct Hamburg“, wenn nicht sogar „Cleared Direct 10-Miles-Final Runway xy, Hamburg“ - besser gehts nicht
.
Gruß,
Nabla