Gebrüder Grimm
Hallo Drambeldier,
und dies schreiben die Gebrüder Grimm:
GEMÄCHT,GEMÄCHTE, n. mit verschiedner bedeutung und verschiedenem ursprung, die aber in berührung und vermischung gekommen sind.
[I. und II. ausgelassen]
III. gemächte, genitalia.
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die ahd. form war gimaht veretrum, inguen, penis, gern im plur., wol durchs lat. veranlaszt, gimahti genitalia, virilia, testiculi, pudenda GRAFF 2, 615, d. h. durch gi- verstärktes maht vermögen, kraft (s. SCHM. 2, 547), wie mhd. maht dafür bezeugt ist in ärztlichem gebrauch, aus dem das wort überhaupt stammen mag (wb. 21, 9a, SCHERZ 976) und noch im 16. jahrh. macht (s. d. 14), im 15. jh. macht inguen DIEF. 298c, auch gemacht 229b, gemaht nov. gl. 216a, gmacht voc. inc. teut. i 8b. daneben noch gemacht gleich m a c h t , md.: wer wolde als kune sin, daz er understunde den konig in sime eigen lande, er hette dan ein grosze gemacht. Loher u. Maller 91c (LEXER nachtr. 190); ebenso niederd. gemacht im 14. 15. jh. SCH. u. L. 2, 50b (vergl. gemächtig, bevollmächtigt). man hat es aber später zu machen gezogen (vgl. gemachen 2), seit eintreten des n. gemächte (4), das dem vorigen die hand reichte, daher auch die nebenformen gemechze, gemäch und gemach, s. II, 6, a. c.
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der plur. ist mhd. vorherschend (gemaht sg. SCHERZ 518) und hielt sich auch nhd. noch länger: sîne (des bibers) gemachte sint vil nutzi zu arzintuome. Diut. 3, 33; vindet man im (dem knaben) under den beinen cleinez hâr an den gemehten. Schwabensp. lehenr. 48 L., bei zweifeln über mündigkeit; dem die gemähte vast geswellent. PFEIFFER arzneib. 2, 9a; und ich lag auch in groszer krankhait und hett den geprechen an zwaien enden, an dem hals und an dem bain bei den gemächten. ZINK Augsb. chron. 137, 9; (in eine pfütze setzen) etlich bisz an die knie, etlich bisz an die gemecht. STEINHÖWEL (1555) 109; den er bisz an die gemächt in dz bad setzet. das.; Theagenes kniet ihm (dem gegner im ringkampfe) mit den knien zwischen die schenkel auf die gemecht. b. d. liebe 227d; heilet die geschwulst bei den gemächten. TABERNAEMONT. 601.
Bd. 5, Sp. 3149
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dieses die gemächte ward übrigens auch als sing. fem. genommen: von der gemächte mitten von dem pauch in die prust des pferds. MYNSINGER von falken 69. auch bei KEISERSBERG sünden des munds 2. 63 die gemecht so, manche stellen bleiben zweifelhaft und warens wol eben schon damals; auch in voc., z. b. im 14. jahrh. alem. gemeht ingwen WACKERNAGEL voc. opt. 12b (vergl. gehært 13b für gehærde). noch bair. die gemächten pl., ein fem. gemächt voraussetzend SCHM. 2, 547; vergl. das. aus einem voc. von 1429 mächt inguen, zu macht, wie gemächte pl. zu gemacht.
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es bildete sich aber aus dem plur. ein neutr. sg., im anschlusz an das vorige gemächte (s. unter 1), das dann den platz behauptete, nachgewiesen seit dem 15. jh. LEXER 1, 834, nachtr. 190: kam ein potschaft, es were dem delphin ein pfeil zu dem gemecht eingeschossen und wer tod. Nürnb. chron. 3, 128; der Smalnstain stach den Sekendorfer (im zweikampf) unter dem gemecht ein, das er herab viel und starb am fleken (auf der stelle). 4, 375; die geilheit, spricht Hieronymus, ist allzeit mit der füllerei verknüpfet, darumb ist der bauch und das heimliche gemächt nicht weit von einander. Reinecke Fuchs Rostock 1650 s. 293 (wie das heimliche gemach SCHÖPF tir. id. 409, s. gemach III, 4); wenn aber an einigen figuren … das gemächt wie mit fleisz ausgeschnitten scheinet … weil Bacchus … mit dem Attis verwechselt wurde und wie dieser des gemächtes beraubt war … WINKELMANN 4, 229. 3, 204. der ausdruck ist allgemein (auch nd. z. b. DANNEIL 63a, mnd. SCH. u. L. 2, 52a) und unter allen der schamhafteste (abgesehen von den lat., die im gebrauch vorherschen), auch z. b., wenn es nötig wird, kindern gegenüber gebraucht. auch nl. gemacht n., ghemachte KILIAN.
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auch auf das weibliche geschlecht übertragen, schon im 15. jh.: feminale, frawen gemächt. SCHM. 2, 547 aus einem voc. von 1419, vergl. die 2. ausg. 1, 1564 (wo auch macht weiter belegt ist), s. bei DIEF. 229b, wo auch weibsgemächt, frawen gemacht, frowen maht (s. unter 1) und gemech (s. gemäch); wil aber die stud den hengst nicht zulassen, so musz man ihr das gemächt mit frisch nesseln wol reiben. UFFENBACH rossbuch 2, 206 u. ö.
Schönen Freitag,
Christiane