Hi,
aus eigener Anschauung komme ich darauf, daß der typische
Arbeitslose nicht über eine Lebensversicherung verfügt
Wieso das denn? Der „typische Arbeitslose“ ist im Gegensatz zum „typischen Sozialhilfeempfänger“ jemand, der bis vielliecht letztes Jahr noch einen ordentlich bezahlten Job hatte. Es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass diese Gruppe ein anderes Spar- und Anlageverhalten an den Tag gelegt hätte als die Kollegen, die heute noch in Lohn und Brot sind. Dies um so mehr, da die Regelung ja eben nicht nur den Arbeitslosen selber betrifft, sondern auch die Personen seiner „Bedarfsgemeinschaft“, bei denen dann ja davon auszugehen ist, dass sie noch Arbeit haben und dementsprechend auch „vorsorgen“.
und die
paar Fälle, bei denen das doch so ist, fallen am Kapitalmarkt
nicht weiter auf. Bei rd. 500 Mrd. Umsatz alleine an den
deutschen Börsen, fallen 10 Mrd. oder 50 Mrd. oder meinetwegen
200 Mrd. über einen Zeitraum von Monaten (d.h. von heute bis
zur Abwicklung aller gefährdeten LV) nicht mehr auf als die
jährliche Ausschüttung eines beliebigen Aktienfonds, die ja
auch nicht aus der Portokasse bezahlt wird, sondern aus dem
Verkauf von Wertpapieren.
Da gibt es wohl ein Verständnisproblem: die Gelder, die z.B. von der Deutschen Bank täglich an der Börse bewegt werden, stammen in erster Linie nicht aus dem Privatvermögen der Bank sondern aus den Depots- und Fondsvermögen der Kunden. Ebenso handelt es sich bei den Ausschüttungen der Fonds um bereits bei der Auflage des Fonds eingeplante und vorhersehbare Summen. Bei der per Gesetz provozierten massenhaften Aufkündigung und Auszahlung von Versicherungen handelt es sich aber in gar keinem Fall um Gelder, die bislang in irgendeine Versicherungskalkulation Eingang gefunden haben. Zumal ja gerade Lebensversicherungen besonders langfristige Investitionen sind, mit deren Zufluss an Prämien die Versicherungen ja bislang fest rechnen konnten.
Ist sich hier eigentlich irgendjemand der Dimensionen bewußt,
die an den Wertpapiermärkten täglich gedreht werden? Selbst
wenn eine Million Lebensversicherungen gekündigt werden,
machen die daraus resultierenden ~200 Mrd. einen Bruchteil des
täglich an den Börsen gehandelten Betrages aus.
Wenn sich das auch noch auf ein halbes oder dreiviertel Jahr
verteilt, fällt das nicht weiter ins Gewicht. Wer hier Panik
herbeiredet, ist so unseriös wie ich es von WISO sowieso
gewohnt bin.
Es geht auch gar nicht darum, dass eventuell zusätzliche Aktienverkäufe den Markt drücken würden (wobei ich davon ausgehe, dass die psychologische Auswirkung auf den Markt in jedem Fall deutlich erheblicher sein dürfte als das tatsächliche Volumen) sondern darum, dass die Versicherungen diese Gelder überhaupt nicht flüssig haben und auch nicht ohne massive Einbussen flüssig machen können. Der von mir prognostizierte „heisse Tanz auf dem Parkett“ im nächsten Jahr bezieht sich auf die Versicherungswerte, an denen wiederum die Bankwerte hängen, an denen andere Versicherungswerte hängen usw. usf.
viele Grüsse,
Ralf