Mädchen in Uniform? Welcher Titel?

Hallo!

Sicher kennen viele den Film „Mädchen in Uniform“ von 1931, oder das Remake von 1958 mit Romy Schneider und Lili Palmer.

Nun wollte ich mir das Buch von Christa Winsloe kaufen.

Also habe ich auf Wikipedia recherchiert, und jetzt bin ich völlig verwirrt. Zuerst gab es ein Theaterstück, das „Ritter Nerestan“ oder so hieß, dann ein „Buch zum Film“, dann ein neues Buch mit wieder einem anderen Titel (Das Mädchen Manuela)

Ich seh mich da nicht mehr raus, ich kenn mich nicht mehr aus.

Welches Buch wurde VOR dem Film von 1931 geschrieben? Welches muss ich mir kaufen? Ich wollte doch einfach nur das Buch dazu lesen, also das Original, auf dem der Film basiert.

Hallo Stefan,

ich habe das so verstanden, dass der Film von Léontine Sagan auf Winsloes Theaterstück „Ritter Nérestan“ basierte. Als der Film für heutige Verhältnisse ein derartiger Blockbuster wurde, muss sich die Autorin entschlossen haben, eben ein Buch zum Film zu schreiben.

Das Schauspiel selber habe ich nicht gefunden, es wird immer lediglich zitiert in Anthologien über Dramatikerinnen der Weimarer Republik, in Abhandlungen über lesbische Beziehungen in der Literatur und ähnlichem.

Schade eigentlich. Wieder mal ein Fall des allseits gegenseitigen fleißigen Abschreibens voneinander. ABer auch mal wieder der klassische Beweis, dass man eben nicht alles Wissen der Welt aus dem Internet ziehen kann.

Das Buch/den Roman gibt es zuweilen als rare Antiquität recht hochpreisig zu erstehen.

Viel Erfolg

Annie

Hallo Stefan,

Hallo Awful Annie, danke für die schnelle Antwort :smile:

ich habe das so verstanden, dass der Film von Léontine Sagan
auf Winsloes Theaterstück „Ritter Nérestan“ basierte. Als der
Film für heutige Verhältnisse ein derartiger Blockbuster
wurde, muss sich die Autorin entschlossen haben, eben ein Buch
zum Film zu schreiben.

So hab ich das auch mitbekommen, allerdings gibt es soviele Fassungen … also im Prinzip ist das Buch, auf dem der Film basiert, kein Roman, sondern ein Theaterstück? Seh ich das richtig?
Ich habe auf Wiki nur gelesen, dass Winsloe 1933 ein Buch zum Film schrieb, dort allerdings das Happy End wiederum umwandelte in das, das sie geschrieben hatte ursprünglich. Ist natürlich die Frage, ob sie in dem Buch tatsächlich die Szenen des Films „aufschreibt“ oder ob sie sich eher an ihr Theaterstück hält.

Das wäre interessant, denn der Film wurde 1949 von der FSK um ca 15 Minuten geschnitten freigegeben, die ungeschnittene Fassung gilt als verschollen, niemand weiss was darauf zu sehen ist, was herausgeschnitten wurde. Und wenn Winsloe ein Buch zum Film schreibt, im Jahr 1933, dann kann es leicht sein dass darin die Szenen enthalten sind, die im ungeschnittenen Film zu sehen sind …

Das Schauspiel selber habe ich nicht gefunden, es wird immer
lediglich zitiert in Anthologien über Dramatikerinnen der
Weimarer Republik, in Abhandlungen über lesbische Beziehungen
in der Literatur und ähnlichem.

Oje :frowning:

Schade eigentlich. Wieder mal ein Fall des allseits
gegenseitigen fleißigen Abschreibens voneinander. ABer auch
mal wieder der klassische Beweis, dass man eben nicht alles
Wissen der Welt aus dem Internet ziehen kann.

Das heißt also, das Buch „Mädchen in Uniform“ von Christa Winsloe, das es bei Amazon zu kaufen gibt, ist NICHT das „Original“, nämlich das Theaterstück, sondern nur das „Buch zum Film“ von 1933?

Das Buch/den Roman gibt es zuweilen als rare Antiquität recht
hochpreisig zu erstehen.

:frowning:

Viel Erfolg

Annie

Danke nochmals!

Hallo Stefan,

ein Film von 1931 musste aber sowas von durch die Zensur, es wird hundertprozentig also Zensurkarten gegeben haben, mit diesem Ausdruck bezeichnet man das komplette Script mit jeder einzelnen EInstellung (der Name stammt noch aus der Stummfilmzeit, als es ja keine Dialoge gab und die EInstellungen einzeln, damit man sie auch bei Bedarf einzeln zensieren konnte, aufs Kärtsche geschrieben hatte).

Frag mal im Bundesarchiv, da liegen solche Sachen rum, wenn sie nicht '45 verbrannt sind. DIe sind da sehr freundlich und zugänglich. Unter Aufsicht EInsicht bekommst du da wohl, wenn du nett fragst.

Viel Erfolg

Annie

1 Like

Hi,

Winsloe schrieb erst das Bühnenstück, 1931 in Berlin aufgeführt und hieß - wie schon hier gesagt wurde - nicht „Mädchen in Uniform“, wie die nachfolgenden beiden Filme und der Roman dann betitelt wurden.
(Ganz knapp gesagt: Das Thema der lesbischen Liebe wurde abgeschwächt; aus der lesbischen Schülerin, die sich als Ritter auf die Bühne des Internats stellt, wurde ein - im 1. Film noch nicht ganz so „klägliches“ - Mädchen fabriziert, das sich - im 2. Film noch extremer hervorgehoben - nach mütterlicher Liebe sehnt.

1931 - im Jahr noch der Uraufführung des Bühnenstücks in Berlin - wurde auch der 1. Film uraufgeführt, er ging um fast die ganze Welt. Die USA erlaubte übrigens den Film erst 1932, und dabei waren bestimmte Szenen heraus geschnitten worden.

Winsloe soll den Film übrigens im Nachhinein abgelehnt haben, was sehr nahe liegt, wenn man sich die Urfassung anschaut.

Der Film von 1958 ist dann noch weiter entfernt vom Original und wäre wohl noch weniger im Sinne Winsloes gewesen.

Gruß
Istiden

ach…

das Bühnenstück kann man sich besorgen. Ich habe es aus dem Theatermuseum Köln.

„Gestern und Heute“
(„Ritter Nerestan“)
1930 (Budapest)

Istiden

Hi nochmal:smile:

Ist
natürlich die Frage, ob sie in dem Buch tatsächlich die Szenen
des Films „aufschreibt“ oder ob sie sich eher an ihr
Theaterstück hält.

Nochmal zum Bühnenstück, der Ganzheit wegen: Dieses hieß zuerst „Ritter Nerestan“ und wurde unter dem Titel uraufgeführt in Leipzig; aber erst als „Gestern und Heute“ (Untertitel „Ritter Nerestan“) in Berlin aufgeführt wurde es dann ein Skandalerfolg… so, nur damit das nochmal klar gestellt ist:smile:

Das Buch kann man auch ausleihen/ kopieren. Es wurde von „frauenoffensive“ (wieder-) veröffentlicht. Die Stadtbibliothek Hannover müsste es u.a. haben.

Das wäre interessant, denn der Film wurde 1949 von der FSK um
ca 15 Minuten geschnitten freigegeben, die ungeschnittene
Fassung gilt als verschollen, niemand weiss was darauf zu
sehen ist, was herausgeschnitten wurde.

Hast Du den Film von '31 schon gesehen?
Es gibt ja noch eine (wenn auch zensierte) Fassung von 1931… kann man auch ausleihen.

Und wenn Winsloe ein
Buch zum Film schreibt, im Jahr 1933, dann kann es leicht sein
dass darin die Szenen enthalten sind, die im ungeschnittenen
Film zu sehen sind …

Winsloe versuchte, im Roman wieder an „Ritter Nerestan“ heran zu kommen. Sie tat es aber nicht in aller Konsequenz, wobei man die damaligen und die speziellen (Lebens-) Umstände berücksichtigen muss, denke ich.

Das Schauspiel selber habe ich nicht gefunden, es wird immer
lediglich zitiert in Anthologien über Dramatikerinnen der
Weimarer Republik, in Abhandlungen über lesbische Beziehungen
in der Literatur und ähnlichem.

Oje :frowning:

Gib nicht auf… frag in Köln nach dem Bühnenstück „Gestern und Heute“:smile:

Das heißt also, das Buch „Mädchen in Uniform“ von Christa
Winsloe, das es bei Amazon zu kaufen gibt, ist NICHT das
„Original“, nämlich das Theaterstück, sondern nur das „Buch
zum Film“ von 1933?

Ja, aber das Buch ist eben nicht so wirklich „zum“ Film… es versucht, einen Kompromiss, glaube ich.

Das Buch/den Roman gibt es zuweilen als rare Antiquität recht
hochpreisig zu erstehen.

:frowning:

Du kannst es Dir ja ausleihen und kopieren:smile:

Grüße
Istiden