Männer in orangen Kitteln

Von Zeit zu Zeit sieht man eigentlich überall in Deutschland Männer, die in orangen Kitteln in der Gegend rumstehen und durch Theodoliten peilen (bzw. eine Stange halten)

Was die leute da machen, ist mir im Prinzip klar: sie vermessen die Landschaft, bzw. Grundstücke. Nur, der Sinn dieses Tuns bleibt mir nach wie vor verborgen.

Wieviele Vermessungen einer Landschaft muß man denn anfertigen, bevor’s langweilig wird? Es ist ja nicht so, dass Berge plötzlich ihre Position oder Höhe ändern würden, zumindest nicht in einem Maße, als dass sich der durchschnittliche Kartenzeichner dafür interessiert. Auch konnte ich keinen Zusammenhang zu Bauvorgängen feststellen.

Neulich z.B. haben zwei Herren mit Schwäbischem Akzent die Umgebung rund um unser Institut vermessen. Jetzt frag ich mich halt auch noch, warum die Männer in orangen Kitteln von BaWü nach Oberhessen bringen, bloss dass die da ein bißchen rumvermessen.

Also: warum macht man das? Ist nicht eh wenigstens jeder bebaute Quadratmeter schon mit hinreichender Genauigkeit vermessen?

Von Zeit zu Zeit sieht man eigentlich überall in Deutschland
Männer, die in orangen Kitteln in der Gegend rumstehen und
durch Theodoliten peilen (bzw. eine Stange halten)

Also: warum macht man das? Ist nicht eh wenigstens jeder
bebaute Quadratmeter schon mit hinreichender Genauigkeit
vermessen?

Hallo,

vermessen sind (wenn überhaupt) nur die Flurstücke, wie sie in den amtlichen Dokumenten (z.B. Grundbuch) eingetragen sind. Für die Neuvermessung gibt es zahllose Gründe, u.A.

  1. ich kaufe ein Industriegrundstück, das besteht aus 2 bisherigen Ackerflächen und einem Teil einer dritten. Wird natürlich alles neu vermessen.

  2. Die Stadt kauft Ackerland und Baumwiesen auf und teilt die Flurstücke zusammen mit der Strassenplanung neu ein, damit sich sinnvolle Baugrundstücke für Firmen ergeben. Natürlich muss alles neu vermessen werden.

  3. Meine Oma vererbt mir und meinem Bruder ein „Gütle“ (heisst weiter nördlich Schrebergarten) und wir beschliessen, jeder die Hälfte zu nutzen. Spätestens wenn wir tot sind, muss die Hälfte ausgemessen werden.

Falls du selbst eine Vermessung brauchst, wie in Fall 3, wirst du feststellen, dass die orangenen Männer mit den Theodoliten mehr als ausgelastet sind und Wartezeiten bis über 6 Monate haben.

Gruss Reinhard

Weil täglich Grundstücke verkauft und geteilt werden.

mfgConrad

Vermessung
Moin!

Es gibt da noch andere Gründe.
Zum einen ist der Boden auf dem wir stehen teilweise nicht so fest wie wir gerne glauben. Hier in Lüneburg wurde sehr lange ein Salzstock durch Soleförderung ausgebeutet. Auch 25 Jahre nach der Schliessung senkt sich der Boden immer noch. Und um Senkungsschäden zu begründen oder Prognosen zu machen muss immer nachgemessen werden.
Ähnlich ist es mit den Bergbaugebieten, aber auch vielbefahre Strassen können in den Boden reingewalzt werden. Und bevor das Gefälle in der Kanalisation unter der Strasse nicht mehr stimmt, wird lieber nochmal nachgemessen. Da machen 2 Zentimeter schon einen Unterschied aus.
Teilweise sinken auch Gebäude im Boden ein.

Dann ändert sich doch auch immer die Landschaft. Neue Erdwälle und Gruben, Hecken, Wälder werden gepflanzt oder abgeholzt, jeder Haus- und Strassenbau, alles muss immer wieder neu erfasst werden und nachgetragen werden. (Und bevor fragen kommen, ob man sich das nicht einsparen könnte: Nein, die Karten werden verkauft und das Katasterwesen ist einer der Bereiche des Staatsapparates der Gewinne abwirft.)

Was im Augenblick auch von den Landesvermessungen gemacht wird ist die Kotntrolle von den Positionen von Grenzsteinen durch GPS-Satellitenmessungen.
Bis in die 90er Jahre sind, meines bescheidenen Wissens nach, die Messpunkte in Deutschland mit Theodolitentriangulation bestimmt worden. Dabei wird von zwei bekannten Punkten ein neuer Punkt angepeilt und festgelegt.
Leider liegt es in der Natur dieses Verfahrens, dass sich die Messfehler fortpflanzen sich schlechtestenfalls aufsummieren.
Mit einer GPS-Referenzpunktmessung kann man nun die Messpunkte auf 2mm genau bestimmen. Das bringt eine wesentlich Verbesserung.
Diese Nachmessung mit GPS dauert immer noch an.

Mit freundlichen Grüssen, Axel

(Mein Vater war Landvermesser, da hat man einige Dinge mitbekommen.)

Hallo Basti,

Also: warum macht man das?

Lass Dich an meine Brust drücken, seit bald 40 Jahren frage ich mich das. Beinah jeden Tag.
Zumal kein besonderes Können zu dieser Art Tätigkeit gehört, schon in Ludwig Thomas ‚Lausbubengeschichten‘ heißt es „Was ein Geometer kann, kann ein jeder“.

Bei den orangenen Anzügen fällt mir ein, es gab mal einen Film, wo als Geometer verkleidete Gefangene ‚nivellierend‘ aus einem Lager entkamen. Arbeiteten sie Deiner Meinung nach Richtung Guantanamo Bay hin oder weg …

Wenn es trotzdem interessiert, hier ein paar Links, auch ein Schweizer, (weil ich den ganz gut aufgemacht finde)
http://www.vnai.ch/neue%20Homepage/vermes02.htm

http://berufenet.arbeitsamt.de/bnet2/D/B6040100aufga…
http://www.fh-muenchen.de/home/fb/fb08/info/interess…
http://www.fh-bochum.de/fb5/fb5_bro_mb.html

Einiges an dem Berufsfeld wandelt sich zur Zeit.
Auf der einen Seite wird aktuell alles ‚georeferenziert‘ (koordinatenmäßig festgebunden, bis hin zum ‚Mollusken-Kataster‘) auf der anderen Seite lösen die politisch Führenden alle organisatorischen Bindungen. Da wird umgeordnet, zusammengelegt, eingespart, mit einem Wort ‚reformiert‘

Grüße Roland

Hi,

Neulich z.B. haben zwei Herren mit Schwäbischem Akzent die
Umgebung rund um unser Institut vermessen. Jetzt frag ich mich
halt auch noch, warum die Männer in orangen Kitteln von BaWü
nach Oberhessen bringen, bloss dass die da ein bißchen
rumvermessen.

Das kann daran liegen, dass auch Vermessungsarbeiten bisweilen ausgeschrieben werden und die Firma aus Schwaben, bzw. die mit den schwäbischen Mitarbeitern, hat das beste Angebot gemacht.

CU

Axel

Hi Basti,

Neulich z.B. haben zwei Herren mit Schwäbischem Akzent die
Umgebung rund um unser Institut vermessen. Jetzt frag ich mich
halt auch noch, warum die Männer in orangen Kitteln von BaWü
nach Oberhessen bringen, bloss dass die da ein bißchen
rumvermessen.

gibts an Deiner Uni zufälligerweise einen Studiengang Vermesungswesen?
Dann könnten das Studis gewesen sein, die als Feldversuch die Uni vermessen.
Da das schon zig mal passiert ist, haben die Assis genaue Werte und können so die Genauigkeit der Studis beurteilen (es sei denn die waren clever und haben sich die ‚alten‘ Werte besorgt).

Gandalf