Magdeburger Alternative

HI
mich würde einmal eure Meinung dazu interessieren, bezüglich des Kombilohnmodells von Ronnie Schöb und Joachim Weimann, das sich „Die Magdeburger Alternative“ nennt. Diese ist in Auszügen nachzulesen unter www.arbeitistmachbar.de

Die Magdeburger Alternative befasst sich mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vorallem bei geringqualifizierten Menschen.

Für mich ist dieses Modell eigentlich der Schlüssel dazu, um gerade geringqualifizierte Menschen wieder dauerhaft in Arbeit zu bringen sowie neue Jobs zu schaffen.

Wäre interessant, was ihr dazu meint.

Gruss T-Man

In der Politik ist es wie im richtigen Leben: Man kann eine Krankheit nich dadurch heilen, indem man das Thermometer versteckt.

excellent!

jetzt müssen wir den Deutschen nur noch klarmachen, dass

-Einkaufswagenzurückindenladenschieber statt 1€Münzenundzurückbringen
-Mcdonaldstablettrumstehenlassenwegräumer statt selbstwegräumen
-Kantinentablettwegräumer statt Geschirrrückgabeanstellen
-Parkplatzeinweiser statt Selbstsuchen
-Laubimherbstzusammenkehrer statt Baumarktselbstkauflaubsauger
-Einkaufstütenpacker statt Selbstlangsamderkassepacken
-Türaufmacherundgutentagsager statt selbstreingehen
(mehr fällt mir im Augenblick nicht ein)

Jobs sind, die wir dringend brauchen.

Hallo!

Zitat: „Anspruch auf Hilfe hat in Zukunft nur derjenige, der tatsächlich keine Arbeit findet. Wer arbeitsfähig ist und eine ihm angebotene, zumutbare Arbeit ablehnt, der verwirkt seinen Anspruch auf Hilfe der Gesellschaft.“

Solche Drohung ist nur umsetzbar, wenn wir auf der Straße liegende, verhungernde Menschen in Kauf nehmen wollen. Das will hoffentlich niemand. Also wird nach wie vor für Unterkunft, Ernährung und Krankenbehandlung betroffener Einzelpersonen und Familien gesorgt werden müssen.

Zitat: „Deshalb geht es bei der Umstellung auf eine Hilfe zur Arbeit um eine fundamentale und dauerhafte Umgestaltung des Systems der sozialen Grundsicherung, in der der Staat Hilfe zur Arbeit gewährt, anstatt Sozialhilfe, die Arbeit bestraft.“

Unternehmen beschäftigen Menschen, soweit sich mit der Beschäftigung Wertschöpfung erzielen läßt. Dabei geht es nicht nur um den Lohn für den einzelnen niedrig qualifizierten Beschäftigten. Der gesamte personelle Überbau von Vorgesetzten bis zur Personalverwaltung gehört dazu. Im Falle von Werksverlagerungen in Niedriglohnländer werden Lohnkosten in gesamter Breite reduziert und nicht nur bei Arbeitsplätzen mit geringen Qualifikationsanforderungen. Dort ist alles billiger zu haben, von der Putzkolonne, über den am Ort beauftragten Handwerker bis zum Abteilungs- und Werksleiter.

Mindestens so tiefgreifende Folgen hat Automatisierung. Wenn sich ein Vorgang mit irgend vertretbarem Aufwand automatisieren läßt, stellen sich Fragen des Lohnniveaus nicht mehr. Immer gleiche Arbeiten werden von Maschinen zuverlässiger, schneller und in gleichbleibender Qualität rund um die Uhr erledigt. Zudem lassen sich viele Prozesse gar nicht manuell ausführen, egal mit welchem Lohnniveau. Die beliebig „krumme“ Außenkontur eines Werkstücks läßt sich nur von einem Automaten fräsen, mit manuell bedienter Maschine oder gar per Hand ist die Aufgabe nicht lösbar. Früher war in einem Spanplattenwerk einer der größten Säle die Kantine. Viele Menschen arbeiteten dort unter belastenden Bedingungen. Heute findet man dort noch eine mehrere hundert Meter lange Produktionshalle mit mörderischer Hitze und Höllenlärm. Automaten bereiten den Werkstoff auf und automatische Fahrzeuge schaffen die fertigen Produkte an die Laderampe. In einem schallgedämmten, klimatisierten Glaskasten sitzen noch ein oder zwei Leute, wo früher hunderte Menschen nur einen winzigen Bruchteil heutiger Mengen mit viel Ausschuß produzierten.

Der technologische Wandel ist ein kontinuierlicher Prozeß seit Beginn der Industriealisierung. Bei vielen Menschen kommt das Bewußtsein des Wandels erst mit Jahren oder Jahrzehnten Verzögerung an. Auch gesellschaftliche Strukturen haben sich verändert. Die „Herrschaft“, bei der man sich verdingt und lebenslang unterkommt, gibts nicht mehr. Es ist ein stumpfes Schwert geworden, mit gewerkschaftlicher Organisation gegen Arbeitsplatzabbau zu Felde zu ziehen. Die Aufgabe, Bedürfnisse zu befriedigen und in der Folge Arbeitsplätze bereit zu stellen, richtet sich an jeden einzelnen Bürger mit den Voraussetzungen an Ideen und Tatkraft.

Die Postulate der Magdeburger Alternative sind ein Versuch, die erforderliche Anpassung mit einem Griff in die staatliche Verwaltungs-und Umverteilungskiste zu umgehen. Gering qualifizierte Menschen bekommt man damit in Beschäftigung, aber nicht in den Wertschöpfungsprozess. Mit solchen Ideen haben wir bereits ein Millionenheer in öffentlichen und öffentlich-rechtlichen Verwaltungen in Lohn und Brot gebracht, nur nicht in Wertschöpfung.

Ich halte alle Versuche für zwecklos bis schädlich, die den erforderlichen Anpassungsprozess zu umgehen versuchen. Statt Millionen Geringqualifizierter in irgendeine Beschäftigung zu bringen, die keiner nachfragt, müssen wir dafür sorgen, daß nicht mehr so viele Geringqualifizierte nachwachsen. Reichlich 10% eines jeden Jahrgangs junger Menschen sind und bleiben chancenlos und liefern den Nachschub für das Heer der Hilfeempfänger. Dort sehe ich den Ansatzpunkt für langfristige Verbesserung. Der zweite Ansatzpunkt ist der schon abgelutschte Slogan des lebenslangen Lernens. Einzelfälle sind selten repräsentativ, aber es paßt gerade so gut: In einem Brett fragt jemand, ob die Zeit des an einem Sonntag zu machenden Gabelstaplerscheins als Arbeitszeit gilt. In einem anderen Brett (Bildung und Ausbildung) belehrte mich gerade gestern ein Elektromeister, daß es tieferes Wissen seines Fachs, als man es auf der Meisterschule lernt, gar nicht mehr gäbe. Solche Mentalität gibt es an jeder Ecke. Von den etwa 5 Jahren bezahlten Urlaubs in einem Arbeitsleben verwendet ein durchschnittlicher Beschäftigter keinen einzigen Tag für berufliche Fortbildung. Das Ansinnen, lebenslang und regelmäßig etwas für die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu tun, stößt bei sehr vielen Menschen auf Unverständnis.

Gruß
Wolfgang