hierzu meine frage:
mit welchen futtermitteln übersäuert der magen von pferden. (heu,stroh,luzerner,hafer,mais gerste usw.)
mfg
Die Verdauung des Pferdes
Die Verdauung beginnt beim Pferd bereits im Maul, dort findet die Zerkleinerung, Einspeichelung und das abschlucken des Futters statt.
Ein abwechslungsreiches, strukturiertes Futter ist hier von Vorteil, denn je länger ein Pferd an seinem Futter kaut umso geschmeidiger wird der Speisebrei der somit Magenverklumpungen und Schlundverstopfungen entgegen wirkt.
Heu setzt beim kauen Natriumbicarbonat frei welches dem Pferd als natürliches Alkaselzer dient und somit eine Magenübersäuerung positiv beeinflußt.
Magen
-Der Magen hat ein Fassungsvermögen von 15-20 Liter.
-Im Magen angekommen erfolgt die weitere Verdauung über Enzyme aus dem Futter, durch Mikroorganismen und durch körpereigene Substrate (Magensaft).
-Im ’Drüsenlosen Blindsack’ dominiert die mikrobielle Umsetzung, hier besteht die Gefahr von Magengeschwüren durch Milchsäurebildung.
-In der Fundusdrüsenzone ist die Pepsin und Salzsäureaktivität sehr hoch, hier werden Proteine abgebaut.
-Die Pylorusdrüsenzone ermöglicht durch stärkere Kontraktionen eine gute Durchmischung des Futterbreis.
Außerdem tötet das saure Millieu im Magen unliebsame Keime ab.
Nur ein lockerer, feuchter, klumpenfreier Speisebrei wird effektiv vom Magensaft durchsäuert.
Dieser Vorgang wirkt einer Fehlgärung im Magen entgegen, die zu Magendruck, bzw. Magenkolik führen könnte.
Je besser bereits die Einspeichelung erfolgt ist, desto schneller verläßt der Speisebrei ohne Gärung den Magen.
Die Vorbedingung für eine gute Dünndarmverdauung ist damit gegeben.
Störung der Magenverdauung können entstehen durch:
-zu geringe Magensaftsekretion (aufgrund psychischer oder physischer Überforderung)
-zu rasche Futteraufnahme
-zu große Futtermenge
-stark verkleisternde Futtermittel (Weizen-, Roggen- oder Dinkel)
(Je nach Stärkegehalt nicht mehr als 0,5kg Krippenfutter/100kg Körpergewicht und Mahlzeit füttern!
Entspricht bei 600kg Pferd: nicht mehr als 3kg Futter pro Mahlzeit)
Dünndarm
Der Dünndarm ist ca. 20m lang und besteht aus:
-Duodenum (Zwölffingerdarm)
-Jejunum (Leerdarm)
-Ileum (Hüftdarm)
Während die Faseranteile von Heu und Stroh weitgehend unverdaut zum Dickdarm weitergeleitet werden, findet während des Aufenthalts im Dünndarm hauptsächlich die Verwertung der schnellverdaulichen Kraftfutterbestandteile statt.
Im Dünndarm werden mit Hilfe der Enzyme alle stärkehaltigen Futtermittel verdaut, also alle Arten von Getreide.
Die notwendigen Verdauungssenzyme liefert die Bauchspeicheldrüse, die zuvor durch die Anregung des Appetits und das intensive Kauen stimuliert werden muß.
Dort angekommen sollte der Futterbrei einen Trockensubstanzgehalt von 4% aufweisen, die Passagezeit beträgt etwa 1,5 Std in der die enzymatische Verdauung stattfindet.
Die Geschwindigkeit, mit der der Futterbrei den Dünndarm passiert, ist also relativ hoch!
Futterbestandteile, die gut eingespeichelt und gut zerteilt wurden, bilden eine große Oberfläche und erlangen nach der Magenverdauung eine gute Zugänglichkeit für die Dünndarmenzyme.
Sind die Nahrungspartikel aufgrund einer zu geringen Vorarbeit in Schlund- und Magenbereich zu groß, wird die Zugänglichkeit für die Dünndarmenzyme behindert.
Von Natur aus stehen dem Weidetier Pferd rohfaserhaltige Gräser mit deren Grassamen zur Verfügung.
In den Samen sind neben hochwertigen Eiweißen ein hoher Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren enthalten.
Der Anteil an Stärke dagegen ist relativ gering.
Deshalb sollte man eine sehr Getreide und Stärkelastige Fütterung überdenken oder wenigstens die enzymatische Verdauung unterstützen z.b. mit Mais/Weizenkeimen oder Hefe.
Dickdarmverdauung
Im Zäkum (Blinddarm) und im großen Colon (Grimmdarm), die als Gärkammern dienen, findet die Zersetzung der Rohfaser in flüchtige Fettsäuren, Milchsäure, Gase, synthetische Eiweiße und wasserlösliche Vitamine statt.
Hier werden die ’unverdaulichen’ Nahrungsbestandteile, die Rohfasern (Stroh, Heu, Gras, Laub und Silage), von den körpereigenen Mikroorganismen aufgeschlossen, dieser Vorgang dauert bis zu 48 Std.
Die Mikroorganismen die hier leben gehen eine Symbiose mit ihrem ’Pferdewirt’ ein die für unsere Vierbeiner überlebenswichtig ist.
Diese Mikroorganismen liefern flüchtige, hochverdauliche Fettsäuren zur Energiebereitstellung, B-Vitamine (z.B. das hufhornbildende Biotin) und Spurenelemente an das Pferd.
Die Mikroorganismen verlangen nach einem Mindest-Rohfasergehalt im Futter, um zu überleben.
Eine Störung dieser Symbiose beeinträchtigt die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Pferde.
Das Kleine Colon und der Mastdarm dienen der Wasserrückresorption.
Problematiken
Bei einer sehr getreidelastigen Fütterung, besteht die Gefahr das Reststärke in den Dickdarm gelangt und dort das Gleichgewicht der Mikroorganismen stört.
Die Gasbildung wird erhöht und führt beim Pferd zu Blähungen.
Die im Falle eines Stärkeüberschusses entstehende Bildung von Säuren, die den Blinddarm übersäuern, führt unter Umständen zu Verspannungen und Schleimhautreizungen.
Die Bildung von Toxinen begünstigt Stoffwechselprobleme und damit die Auslösung einer Hufrehe.
Ein so gestörtes Dickdarmmillieu kann eine optimale Verwertung der Nahrung nicht mehr gewährleisten.
In vielen Fällen kommt es zu Reizungen, Verdickungen und schließlich zur Entzündung der Darmschleimhäute, Magengeschwüre nehmen bei Pferden in den letzten Jahren alarmierend zu!
In so geschwächtem Zustand nimmt die Aufnahme von Vitalstoffen (Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen) rapide ab. Pferde mit gestörter Darmflora weisen meist einen Mangel an B Vitaminen auf da die Mikroorganismen (beim gesunden Darm) große Mengen davon herstellen.
Vitamin B7, besser bekannt als Biotin wird davon ebenfalls beeinträchtigt, weitere Folgeerscheinungen sind Koliken und Hufrehe.
Bei einer eiweißlastigen Fütterung z.B. mit zu hohen Mengen von Extraktionsschroten, Hafer, Weizenkleie oder jungem Gras kommt es zu einem Eiweißüberschuß im Dickdarm.
Die Darmbakterien sind gezwungen, Eiweiße zur Energiegewinnung heranzuziehen und stoßen das nicht verwertbare Stickstoffende als Ammoniak ab.
Der anfallende Ammoniak wird von der Darmschleimhaut aufgenommen und geht in die Blutbahn.
In der Leber erfolgt der Umbau zu Harnstoff.
Dieser wird durch die Niere ausgeschieden.
Uriniert das Pferd, gelangt der Harnstoff in die Einstreu des Pferdes und wird von dort lebenden Mikroorganismen wieder zu Ammoniak umgebaut.
Der Ammoniak schädigt das Hufhorn und beim Einatmen auch systematisch das Lungengewebe.
Abgesehen davon werden Leber und Niere belastet. Der Hufrehe sind Tür und Tor geöffnet.
Nur eine ausgewogene Zusammensetzung der Gesamfuttertration mit hohem Rauhfutteranteil (1,5kg/100 kg Lebendgewicht) fördert das biologische Gleichgewicht der Dickdarmflora.
Bei der Fütterung ist die Stabilisierung der Darmflora erstrebenswert.
Zu den dickdarmspezifischen Nährstoffen gehören vor allem Pektine, welche in Äpfeln, Rüben und Sonnenblumenkernen enthalten sind, sowie Fasern aus hochwertigem Heu und Kräutern.
Mit der Aufnahme von gutem Rauhfutter stellen wir eine verbesserte Energie und Nährstoffversorgung sicher die wiederum zu einem wiederstandsfähigen Pferd führt.
DANKE für die Antwort – ist sehr hilfreich u. bestätigt meine Meinung. (ist mir aufgefallen übersäuerung / gasung tritt vermehrt bei koppern auf.) noch ein mal danke
Hallo,
der Magen des Pferdes wird saurer (ph sinkt) durch:
-
Nüchterungszeiten: weniger Speichel durch fehlende Kauaktivität, fehlende Pufferwirkung des Speichels und des Mageninhaltes
-
Kraftfutter: Kraftfutter (Hafer, Gerste, Mais, Pellets, Müsli u.s.w.) wird weniger gekaut als Raufutter (Heu, Gras, Stroh, Luzerne, Silage…). Dadurch wird weniger Speichel gebildet und es steht weniger Puffer im Magen zur Verfügung. Die gegenüber Raufuter deutlich verkürzte Fresszeit führt zu einer sehr schnellen Magenfüllung mit verhältnismäßig trockenem Mageninhalt, was zu vermehrter Magensaft Ausschüttung führt. Magensaft ist sehr sauer und kann sich aufgrund der fehlenden Struktur im Mageninhalt nur schlecht verteilen, was zu deutlich niedrigeren ph-Werten an der Magenschleimhaut führt. (Der ph im Zentrum des Magens bleibt zu hoch, was auch problematisch ist) Die im Kraftfutter enthaltene Stärke fördert außerdem säurebildende Bakterien im Magen.
Die Anforderung an die Pferdefütterung ist daher:
mindestens 1kg, besser 1,5kg kaufähiges Raufutter / 100kg Körpergewicht (also für ein 600 kg Pferd mindestens 6 kg, besser 9 kg Heu am Tag) Das sollte dann auch so gegeben werden, dass keine Fresspausen von mehr als 7 Stunden entstehen. Die Futteraufnahme lässt sich z.B. durch die Verwendung engmaschiger Heunetze (4cm Maschenweite) deutlich verlängern.
Die Fütterung von Hafer sollte je Mahlzeit auf 500g/100kg Körpergewicht begrenzt werden (also bei 600kg Pferd maximal 3 kg Hafer je Mahlzeit), Gerste und Mais wegen der ungünstigeren Stärke und geringeren Rohfaser auf 300g (1,8 kg bei 600 kg Pferd). Kraftfutter wird idealterweise erst vorgelegt, wenn die Pferde bereits Heu im Magen haben…
Beste Grüße
Susanne Hoischen
hierzu meine frage:
mit welchen futtermitteln übersäuert der magen von pferden.
(heu,stroh,luzerner,hafer,mais gerste usw.)
mfg
danke für die antwort – es ist für mich eine bestätigung. voallem ist eine übersäuerung bei koppern vermehrt.
mit welchen futtermitteln übersäuert der magen von pferden.
(heu,stroh,luzerner,hafer,mais gerste usw.)
Sobald kurz- bis mittelkettige Kohlenhydrate wie Zucker (=Saft von jungem Grünfutter) oder Stärke (=Mehl z.B. aus Getreide- und Maiskörnern) in den Pferdemagen gelangen, wird zur Verdauung dieser KHs unter anderem Salzsäure ausgeschüttet. Diese senkt den pH-Wert im Magen.
Es ist also völlig normal, dass das Magenmilieu saurer wird, wenn kohlenhydrathaltiges Material verdaut werden soll. Ob es nun zur ÜBERsäuerung kommt, hängt davon ab, wie viel KHs es waren und was sonst noch im Magen ankommt.
Die Säure abpuffern können nämlich Eiweiß und Zellulose. Eiweiß ist vor allem enthalten in Körnerfutter und jungem Gras und Pferde sollten max. 10% Eiweiß in der Ration bekommen. Also brauchen wir Zellulose, das ist übrigens ein seeeehr langkettiges Kohlenhydrat mit einer bestimmten Art der chemischen Bidnung zwischen den einzelnen Bausteinen. Zellulose bildet die Zellwände von älterem Grünfutter, also z.B. älterem Gras (und natürlich dem daraus gemachten Heu), älteren Maispflanzen (mind. Teigreife), Stroh usw.
Ein zweiter Grund, warum es zu starkem pH-Wert-Abfall im Magen von Pferden kommen kann, ist ein hohes Eiweißangebot: z.B. aus jungem Grünfutter („Bierflaschenhohes“ Gras hat ca. 18% Eiweiß, gleichhohe Luzerne ca. 22%) oder aus zu großen Mengen Körnerfutter. Beim Körnerfutter ist das Risiko bei Hafer am geringsten, denn er enthält zwar ca. 13% Eiweiß, aber durch die Spelze auch viel Zellulose. Außerdem muss er wegen der Spelzen gut gekaut werden - und im Speichel ist Amylase enthalten, ein Stoff, der Stärke verdaut und dabei keinen so starken pH-Wert-Abfall verursacht wie Salzsäure. Somit kommt also weniger unverdaute Stärke im Magen an, wo sie die Salzsäure auf den Plan rufen würde.
Und so weiter - es ist ein kompletxes Thema.
Viele Grüße,
Bettina
vielen dank für die antwort – grüsse aus polen
hierzu meine frage:
mit welchen futtermitteln übersäuert der magen von pferden.
(heu,stroh,luzerner,hafer,mais gerste usw.)
mfg
Hallo,
also meines Wissenstandes nach übersäuert der Magen von Pferden am ehesten bei Futtermitteln mit geringem Raufaseranteil und einem hohen Anteil von schnell verdaulichen Kohlenhydraten. Bei den Futtermitteln, welche Sie aufgezählt haben, wäre das dann die Reihenfolge Mais, gerste, Hafer, Luzerne, Stroh, Heu. Angefangen bei denen, welche am meisten Übersäuern. Wobei es bei Luzerne, Stroh und Heu auf den jeweiligen Raufasergehalt ankommt.
Aus diesem Grunde sollten Pferde immer mindestens 10 Minuten Heu zu Fressen haben, bevor Kraftfutter gefüttert wird.
Magenübersäuerung kann auch durch Stress ausgelöst werden und kann zu Magengeschwüren führen.
Ich hoffe, ich konnte helfen.
Liebe Grüße
Bianca Schiffner
danke für die antwort. ist hilfreich. werden futterkalk hinzufügen. mfg aus polen