Mal eine ganz andere Quellenfrage

Hallo,

Frage an alle Experten zur Bibelgeschichte: Wieso wird die Bibel eigentlich immer als EINE Quelle betrachtet (die dann natürlich nicht mehr durch andere Quellen verifiziert ist). Eigentlich ist sie doch bereits eine Textsammlung. Wir kennen das Problem abhängiger Texte ja auch aus ganz anderen Geschichtsthemen und haben trotzdem kein Problem damit (beispielsweise Fulcher von Chartres und Wilhelm von Tyrus schreiben ja auch im gleichen gesellschaftlichen Kontext über das gleiche Thema und sicher hat Fulcher Wilhelm’s Werk in Auszügen gekannt, aber da gehen wir von ZWEI Quellen aus). Warum nicht bei der Bibel, da hat sich ja, wenn man alles zusammen nimmt mehr als ein Dutzend Autoren ausgetobt.

Gruß
Peter B.

Tach Peter,

Wieso wird die
Bibel eigentlich immer als EINE Quelle betrachtet (die dann
natürlich nicht mehr durch andere Quellen verifiziert ist).

Das wird sie üblicherweise nicht, wenn es um einzelne oder spezoelle Probleme geht.
Nimm das Neue Testament zum Exempel: Da wird sehr genau unterschieden (auch in diesem Forum), welcher Evangelist bispielsweise etwas geschrieben hat. Matthäus und Lukas sind ja weithin von Markus abhängig und können, wenn sie diesen benutzt haben, nicht als unabhängige Zeugen betrachtet werden.
Allenfalls das, was sie als „Sondergut“ bieten, wird möglicheweise - nach eingehender Prüfung - dem historischen Jesus zugeordnet werden können.

Ich kann das von Dir ausgemachte Problem so also nicht sehen.

Eigentlich ist sie doch bereits eine Textsammlung. Wir kennen
das Problem abhängiger Texte ja auch aus ganz anderen
Geschichtsthemen und haben trotzdem kein Problem damit

Hier gibst Du im Grunde doch die Antwort, die Du einforderst: Die Fachgelehrten wissen Bescheid, trennen die Quellen und Zeugen und können sie nach reinlicher Scheidung auch bei Abhängigkeit verwerten.
Das ist in der alt- oder neutestamentlichen Wissenschaft nicht anders.

Gruß - Rolf

Hallo,
Deine Frage ist mehr als berechtigt. Tatsächlich ist über kaum eine historische Quelle meiner Erfahrung nach so viel UNwissen verbreitet. Selbst Althistoriker glauben, nur weil sie mal Messdiener waren, sie hätten Bibelkenntnisse. Der schüchterne Hinweise auf vier verschiedene Evangelisten, was eben vier verschiedene Verfasser (mindestens) bedeutet, wird als theologische Korinthenkackerei abgetan, und warum sollte es interessieren, dass es Pseudopaulinen gibt, dass ein Petrusbrief sicher nicht von Petrus geschrieben worden ist etc. Hier legen Historiker (Altphilologen übrigens nie, aber anders als Althistoriker müssen die immer noch Altgriechisch können) Maßstäbe an eine historische Quelle an, die unfassbar sind und bei denen wir jeden Theologiestudenten durchfallen lassen würden. Ein ebensolcher Umgang wird übrigens mit Texten von Kirchenvätern gepflegt - so ist man bereit, Ammian als Historiker zu sehen, aber um Gottes Willen nicht Euseb, letzterer ist doch eine tendenziöse Quelle… Warum Cyprians Briefe lesen, denn wie sollte der helfen, etwas über das - ja sonst kaum bezeugte - dritte JAhrhundert zu erfahren etc.
Kurzum: Jeder, der eine Kirche von innen gesehen hat, scheint sich für einen Christentumsexperten zu halten. Wie all die naseweisen Abiturienten, mit denen ich früher zu tun hatten, die doch tatsächlich meinten, sie und der Spiegel seien die ersten, denen die Widersprüche in der Bibel aufgefallen seien.
Dennoch kann man beobachten, dass dieses Unwissen ein eher modernes Phänomen ist. Selbst die berühmt-berüchtigte altprotestantische Orthooxie hat ja in ihren Hamonisierungsbestrebungen nie vergessen, dass es auf die Verfasserfrage ankommt.
WEnn wir den Sprung zur sogenannten Religonsgeschichtlichen Schule, parallel dazu zu Harnack, wagen, sehen wir, dass der historische Umgang mit der Bibel (was den Kulturprotestantismus flankierte, für Ben. XVI ein Untergang der Vernunft, man sollte darüber nachdenken:wink: die Verfasservielfalt und damit verbundenen Problematik zu einer Art höheren Allgemeinwissen geworden ist. Meine persönliche These wäre, dieser Anspruch, also dieses Allgemeinwissen wenigstens für den protestantsichen Bildungsbürger zu sichern, ist mit der dialektischen Theologie verlorengegangen (die der gute Papst sicherlich für vernünftiger hält), die ich persönlich - unbeachtet ihrer historischen Leistungen - für wissenschaftsfeindlich halte.
Der rk Katholizismus hat immer schon ein anderes Verhältnis zur BIbel gepflegt und mW nach nie diesen historischen Aufklärungsdrang gehabt.
Hier kommt dann, wohl seit den 60ern, der allgemein verbreitete religiöse Analphabetismus hinzu, heute dann noch die dümmliche Meinung, gegen etwas zu sein ersetzt Information, un voila, vergessen die MEnschen, was jedem, der auch nur einen schüchternen Blick in eine handelsübliche Bibel getan hat, sofort auffallen sollte.

Man verzeihe mit den Unmut, aber wie oft muss man sich mit solchen Basics herumschlagen, wenn man doch meinte, es mit Kollegen (!) zu tun zu haben.
Grüße
Taju

Frage an alle Experten zur Bibelgeschichte: Wieso wird die
Bibel eigentlich immer als EINE Quelle betrachtet (die dann
natürlich nicht mehr durch andere Quellen verifiziert ist).
Eigentlich ist sie doch bereits eine Textsammlung. Wir kennen
das Problem abhängiger Texte ja auch aus ganz anderen
Geschichtsthemen und haben trotzdem kein Problem damit
(beispielsweise Fulcher von Chartres und Wilhelm von Tyrus
schreiben ja auch im gleichen gesellschaftlichen Kontext über
das gleiche Thema und sicher hat Fulcher Wilhelm’s Werk in
Auszügen gekannt, aber da gehen wir von ZWEI Quellen aus).
Warum nicht bei der Bibel, da hat sich ja, wenn man alles
zusammen nimmt mehr als ein Dutzend Autoren ausgetobt.

Gruß
Peter B.

Hallo

Hallo Taju

dass ein
Petrusbrief sicher nicht von Petrus geschrieben worden ist

Selbst wenn die Wissenschaft mit guten und überzeugenden Gründen annimmt, dass wahrscheinlich die Petrusbriefe gar nicht von Petrus eigenhändig niedergeschrieben, sondern dass diejenigen, die überhaupt zu seiner Zeit und in seiner Gegenwart abgefasst sein dürften, nur diktiert wurden; wenn sie aber hauptsächlich mit grösster Wahrscheinlichkeit annimmt, dass der zweite Petrusbrief nicht unmittelbar von Petrus und auch nicht aus dessen Zeit oder aus dessen nächster Umgebung stammt, sondern schon angesichts seines Wortlautes, besonders aber seiner Theologie wegen vermutlich von einem Enkelschüler des Petrus wohl gut 70 Jahre nach dessen Ableben verfasst worden ist, ist dieses „sicher nicht von Petrus“ ein Schnellschuss in Deiner Formulierung und kann zu Missverständnissen führen.
Gerade wenn man die Enkelschülerschaft - die wahrscheinlichste Annahme der Wissenschaft - ernstnimmt, rechnet man doch auch mit einer gewissen Nähe zu Petrus, und damit wird die scheinbare wissenschaftliche Sensation zur den gläubigen Menschen entmündigenden Schaumschlägerei.

so ist man bereit, Ammian als
Historiker zu sehen, aber um Gottes Willen nicht Euseb,
letzterer ist doch eine tendenziöse Quelle

das ist in der Tat eine Fehlleistung, hier hast Du genau Recht. Das Problem ist, wer und wo denn solche Unterstellungen korrigieren könnte und sollte.

dass der
historische Umgang mit der Bibel

was ein äusserst relativer Begriff ist. Erstens heisst „historisch“ in einem weit verbreiteten Begriff „rationalistisch-wissenschaftlich Geschehnisse bestimmter Zeiten untersuchend“.
Das macht theologisch keine Probleme, wenn man nicht dabei bleibt. Es werden aber unwillkürlich Absichten damit verknüpft, und die können unterschiedlich lauten und je nach Sachlage un-theologisch sein, weil sie dann zu andern Feldern der Theologie unter Umständen in allzu krassem Widerspruch stehen.
Wenn die Absicht der historischen Untersuchung lautet: Vertiefung des gefundenen Glaubens-Wissens, dann: à la bonheur. Spiritualitätsgeschichte und Dogmatik winken freundlich zu.
Wenn die Absicht lautet: Wissenschaft um der Wissenschaft willen, dann leuchtet schon die Warnlampe der praktischen Theologen: Überschätzt Euch um Gottes Willen nicht, ansonsten ist’s eine gute Sache, leider von den Katholiken etwas zu spät mit aufgegleist, aber besser vorsichtig als leichtfertig wissenschaftsgläubig.
Wenn aber die Absicht lauten würde: zerzausen, Glauben zerstören, dann schreien sämtliche andern theologischen Disziplinen mitsamt der Religionspädagogik und Pastoraltätigkeit aller Stufen „Gnade Euch Gott“. Man könnte sagen: ein missionarisches Problem, aber wissenschaftlich korrekt. Genau das ist zu bestreiten. Etwas Unwissenschaftlicheres gäbe es gar nicht. Und leider klingt es manchmal so, als ob es just so gemeint wäre. Das ist hier relevant, weil wir uns ja gerade in einem „religionswissenschaftlichen“ Forum befinden, also keine weiteren theologischen Voraussetzungen anbringen als das reine historisch korrekte, aber oft fundamentaltheologische Inhalte verzerrende Forschen in Schriften, die theologisch dann („auch noch“…) irgendwie relevant sind.

die
Verfasservielfalt und damit verbundenen Problematik zu einer
Art höheren Allgemeinwissen geworden ist.

Was ja als reiner Umstand oder reine "Tat-"Sache seine rein menschliche, weil den Menschen in seinem Wissensdrang ernstnehmende, Berechtigung hat. Das (vielleicht zwar eher pastoral- als bibel-)theologische Problem ist, dass daraus voreilige Schlüsse gezogen werden und die historische Bibelwissenschaft, die diese mitverursacht hat, ihnen keinen Riegel zu schieben in der Lage ist.

mit der dialektischen Theologie verlorengegangen

Du lässt im Dunkeln, warum die so unglaublich renommiert sein soll. Was ich davon kenne, ist erstens Karl Barth, und der ist wohl unter den Gläubigen gar nicht so tief als Autorität verwurzelt, als dass er plötzlich der ganzen Resonanz der Wissenschaft einen Abbruch täte. Mir ist diese Bemerkung (aus relativ unbedarfter und dialektischer Theologie „fernstehender“ rk Sicht) jedenfalls eher unverständlich, hier läse ich aber gerne was Neues von Dir; jedenfalls hast Du ein Thema angeschnitten, das man höchstens dann versteht, wenn Du mehr dazu sagst.

Der rk Katholizismus hat

viel später als die protestantische Theologie zur Exegese als Wissenschaft gefunden und

nie diesen historischen
Aufklärungsdrang gehabt.

Und so hat er bei der entsprechenden Forschung und wissenschaftlichen Lehre einige Fehler vermieden. Ob das auch möglich gewesen wäre, wenn die protestantische Seite keine einschlägigen Erfahrungen gesammelt hätte, muss hier offenbleiben, ist aber wohl in der Tat äusserst fraglich.

Wenigstens die heutige Exegese scheint in diesem Punkt recht deutlich in ein- und demselben Boot zu sitzen. Die Probleme, die sie bereitet, sind nicht rein wissenschaftlich, sondern pastoral! Denn wir sind nun einmal der eigenen Dogmatik auf Gedeih und Verderb verpflichtet, so historisch-kritisch wissenschaftlich wir auch argumentieren mögen. Wenn eine neue Erkenntnis das Alte nachhaltig in Frage stellen müsste, dann wäre es die Pflicht jeder Theologie, sie bis ins Letzte zu reflektieren und in einen Sinnzusammenhang zum Glauben zu bringen.

Man verzeihe mit den Unmut, aber wie oft muss man sich mit
solchen Basics herumschlagen, wenn man doch meinte, es mit
Kollegen (!) zu tun zu haben.

Wir sind alle auf dem Weg. Vielleicht bringst Du ja auch mir Licht ins gebildete Dunkel. Und vielleicht ich Dir.

Grüße
Taju

Gruss
Mike

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Hallo,
na, da hast Du mir ein paar Aufgaben gegeben, die uns (auch) vom eigentlichen Thema abbringen, der MOD möge also gnädig sein.

historische Umgang mit der Bibel

was ein äusserst relativer Begriff ist. Erstens heisst
„historisch“ in einem weit verbreiteten Begriff
„rationalistisch-wissenschaftlich Geschehnisse bestimmter
Zeiten untersuchend“.
Das macht theologisch keine Probleme, wenn man nicht dabei
bleibt. Es werden aber unwillkürlich Absichten damit
verknüpft, und die können unterschiedlich lauten und je nach
Sachlage un-theologisch sein, weil sie dann zu andern Feldern
der Theologie unter Umständen in allzu krassem Widerspruch
stehen.

Bis hierher können wir noch zusammengehen. Tatsächlich ist wohl das wichtigste, genau zu wissen, auf welchem Feld man sich bewegt und in welchem Bereich man überhaupt eine Aussage machen kann.

Wenn die Absicht der historischen Untersuchung lautet:
Vertiefung des gefundenen Glaubens-Wissens, dann: à la
bonheur. Spiritualitätsgeschichte und Dogmatik winken
freundlich zu.

Und hier trennen wir uns schon: Eine historische UNtersuchungen ist sicherlich nie absichtslos (das wäre naiv), aber sei darf durchaus unterschiedliche Perspektiven haben. Auch kann sie lediglich das Wissen über den Glauben anderer vertiefen, sicherlich aber nicht das individuelle Glaubens-Wissen, wie Du es nennst. Wie sollte das gehen? Wenn man das wollte, betreibt man Dogmatik, nicht mehr Geschichtswissenschaft. Zur Dogmatik gehört aber immer die Hereinnahme einer dritten Kategorie - nämlich des Glaubens. Damit erhält die Forschung immer einen willkürlichen Faktor, der innerhalb einer Glaubensgemeinschaft sicherlich legitim ist, aber nichts mit Wissenschaft zu tun hat und meiner tiefen Überzeugung nach auch nichts an einer UNiversität zu suchen hat.

Wenn die Absicht lautet: Wissenschaft um der Wissenschaft
willen, dann leuchtet schon die Warnlampe der praktischen
Theologen: Überschätzt Euch um Gottes Willen nicht, ansonsten
ist’s eine gute Sache, leider von den Katholiken etwas zu spät
mit aufgegleist, aber besser vorsichtig als leichtfertig
wissenschaftsgläubig.

Warum werden immer diese Alternativen aufgetan? Das ist wirklich nach dem MOtto "WEr nicht für uns ist (Gottgläubig), ist gegen uns (wissenschaftsgläubig). Echte Wissenschaft um der Wissenschaft willen wird sich sicherlich nie überschätzen, denn die Einsicht in die eigene Subjektivität und die Demut angesichts der MÖglichkeit des Irttums gehörten unabdingbar dazu. Insofern würde gerade zur Wissenschaftsgläubigkeit der Glaube an die Möglichkeit des Irrtums gehören, während (sorry, das hast Du aufgelegt), der römische Katholizismus gerade verlangt, in manchen BEreichen keinen Zweifel zu haben.
Aber hier werden Birnen und Äpfel vermengt. Der Glaube ist kein Agens der Wissenschaft, sondern kann immer nur Objekt sein.

Wenn aber die Absicht lauten würde: zerzausen, Glauben
zerstören, dann schreien sämtliche andern theologischen
Disziplinen mitsamt der Religionspädagogik und
Pastoraltätigkeit aller Stufen „Gnade Euch Gott“. Man könnte
sagen: ein missionarisches Problem, aber wissenschaftlich
korrekt. Genau das ist zu bestreiten. Etwas
Unwissenschaftlicheres gäbe es gar nicht. Und leider klingt es
manchmal so, als ob es just so gemeint wäre. Das ist hier
relevant, weil wir uns ja gerade in einem
„religionswissenschaftlichen“ Forum befinden, also keine
weiteren theologischen Voraussetzungen anbringen als das reine
historisch korrekte, aber oft fundamentaltheologische Inhalte
verzerrende Forschen in Schriften, die theologisch dann („auch
noch“…) irgendwie relevant sind.

Unwissenschaftlich ist die Hereinnahme der Ideologie, das gilt aber für beide Seiten!

mit der dialektischen Theologie verlorengegangen

Du lässt im Dunkeln, warum die so unglaublich renommiert sein
soll. Was ich davon kenne, ist erstens Karl Barth, und der ist
wohl unter den Gläubigen gar nicht so tief als Autorität
verwurzelt, als dass er plötzlich der ganzen Resonanz der
Wissenschaft einen Abbruch täte. Mir ist diese Bemerkung (aus
relativ unbedarfter und dialektischer Theologie
„fernstehender“ rk Sicht) jedenfalls eher unverständlich, hier
läse ich aber gerne was Neues von Dir; jedenfalls hast Du ein
Thema angeschnitten, das man höchstens dann versteht, wenn Du
mehr dazu sagst.

VOrweg: HIer handelt es sich lediglich um meine privaten Vermutungen.
Die dialektische THeologie hat schon die Theologiegeschichte des Protestantismus im 20.Jh. entscheidend geprägt, ihre historische Leistung ist die Barmer Theologische Erklärung, die aber gleichzeitig die Grenzen dieser Bewegung aufzeigt, die eben nicht allzu weltlich sein wollte.
Karls Barths Vorstellung der Aufgabe historischer Wissenschaft kommt Deiner recht nahe, jedenfalls gab es auch für ihn ein klares Prä des Bekenntnisses. Theologisch brilliant und intellektuell anregend hat er ganze Theologengenerationen geprägt, wobei wir immer noch und letztlich parallel Bultmann haben, der den (gläubigen) Menschen mehr zutraute als das HÖren auf Autoritäten.
Zu Recht ist die Dialekt. Theologie als eine Reaktion auf das Versagen des Kulturprotestantismus im WK I verstanden worden - nicht nur mit der Dialektischen Theologie, sie hat wohl allgemein-historische Entwicklungen eher begleitet, ist auch das protestantische Bildungsbürgertum verloren gegangen, für das die Bibel nicht nur als Glaubenslektüre, sondern auch als Quelle antiker Literatur eine Selbstverständlichkeit war.
Das sind hier aber reine Thesen, die von den Fachleuten, die wesentlich mehr Ahnung haben als ich, diskutiert werden.

Wenigstens die heutige Exegese scheint in diesem Punkt recht
deutlich in ein- und demselben Boot zu sitzen. Die Probleme,
die sie bereitet, sind nicht rein wissenschaftlich, sondern
pastoral! Denn wir sind nun einmal der eigenen Dogmatik auf
Gedeih und Verderb verpflichtet, so historisch-kritisch
wissenschaftlich wir auch argumentieren mögen. Wenn eine neue
Erkenntnis das Alte nachhaltig in Frage stellen müsste, dann
wäre es die Pflicht jeder Theologie, sie bis ins Letzte zu
reflektieren und in einen Sinnzusammenhang zum Glauben zu
bringen.

Naja, man kann dem ja auch entgehen, indem man wie der rK von Wissenschaftlern einen Treueeid verlangt, der ihnen von vorneherein jeden Widerspruch gegen das Lehramt verbietet:wink:

Grüße
Taju

Wissenschaftstheorie und Alltagsglaube

Hallo

Hallo Taju

na, da hast Du mir ein paar Aufgaben gegeben, die uns (auch)
vom eigentlichen Thema abbringen, der MOD möge also gnädig
sein.

Ist wohl eher keine Gefahr. Die Ausgangsfrage lautet sinngemäss auch: Warum wurde die (historisch wahrscheinliche) Tatsache der Koautorschaft mehrerer Verfasser früher nicht deutlicher kommuniziert? Oder warum hackte man später so darauf herum?

Und genau darum geht es doch: Wie kommunizieren die Wissenschaftler der Religion und in unserem Fall besonders der christlichen Theologie richtig, wie sollen oder können sie im Verhältnis zum Publikum oder auch im Verhältnis zu anderen Disziplinen und evtl. auch im Verhältnis zur eigenen Zunft folgerichtig argumentieren; und diese Frage kann nicht gleich beantwortet werden, wie wenn es ums Erbsenzählen geht.

Die Axiome der Wissenschaften sind nun mal sprachlich gebunden, und die Sprache ihrerseits ist religiös vorgeformt, Dir als jemandem, der schon mal etwas von einer Lutherbibel gehört hat, ist doch das sicher von vorneherein klar.

Auch kann sie lediglich das Wissen über den Glauben anderer
vertiefen, sicherlich aber nicht das individuelle
Glaubens-Wissen, wie Du es nennst.

Warum nicht? Jeder Forscher, der etwas kommuniziert, kommuniziert es doch zu allererst auch sich selbst.

Wenn
man das wollte, betreibt man Dogmatik, nicht mehr
Geschichtswissenschaft.

Einspruch Euer Ehren. Man berücksichtigt die Dogmatik, man betreibt sie deswegen noch lange nicht. Du könntest ansonsten zu jedem Aviatikprofessor, der seine Erkenntnisse zufällig in der FA oder der NZZ veröffentlicht, hingehen und sagen, er betreibe Journalismus, aber keine Wissenschaft. Die Publikation und Publizität und sogar die Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit ist eben auch ein Teil der Forschertätigkeit.

Zur Dogmatik gehört aber immer die
Hereinnahme einer dritten Kategorie - nämlich des Glaubens.

Und der darf bekanntlich das ganze Leben einschliesslich Vernunft durchdringen - ich setz das mal als theologischen Gemeinplatz voraus.

Damit erhält die Forschung immer einen willkürlichen Faktor,
der innerhalb einer Glaubensgemeinschaft sicherlich legitim
ist

tatsächlich, Du bewegst Dich wirklich auf dieser Schiene, die ich befürchtet habe. Selbstverständlich erwartet keiner, dass man seine Erkenntnisse verfälscht oder vertuscht um des guten Scheines willen?
Offenbar ist just das Dein Verdacht (und abendländisch oder römisch-katholisch gerechnet leider nicht unberechtigt). Aber deswegen kann doch keiner hingehen und die Verfasserschaft der Bibel möglichst antichristlich kommunizieren. Das eine hat einfach mit dem andern zu wenig zu tun. Leider aber ist die Praxis ganz anders, nämlich just so, dass die Exegeten um ihrer wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit willen geradezu darum wetteifern, nicht nur wissenschaftlich Überliefertes, sondern noch vielmehr Volkstraditionen anzukratzen, ohne wirklich stichhaltige Argumente dagegen zu bringen.

Echte Wissenschaft um
der Wissenschaft willen wird sich sicherlich nie überschätzen

hoffen wir’s mal, leider zeichnet man oft ein anderes Bild

denn die Einsicht in die eigene Subjektivität und die Demut

ist wenigstens bei Einzelnen zeitweise vorhanden. Trau, schau wem.

Insofern würde gerade zur Wissenschaftsgläubigkeit der
Glaube an die Möglichkeit des Irrtums gehören

einverstanden hoch drei. Gehört sogar in die Dogmatik und Katechetik.

Der Glaube ist
kein Agens der Wissenschaft, sondern kann immer nur Objekt
sein.

Einspruch hoch drei. Versuchen wir mal „Agens“ der Wissenschaft zu umschreiben, schwierig genug. Aber mit dem „Objekt“ ist es endgültig Sense. Diese Terminologie ist verfehlt, ImhO bis ins Mark.

Also beginn’ ich mal mit dem Agens. Man geht begrifflich vom „intellectus agens“ aus und meint den Wissensdrang, Forscherdrang oder die sachlich ausgerichtete Neugier des Menschen, die ihn zur Wissenschaftlichkeit überhaupt antreibt. Psychologisch ist das Neugierprinzip ein Leichtgewicht, da hinter der Sachlichkeit letzten Endes stets Beziehung oder wenigstens Beziehungsfähigkeit steht; schon daran sieht man, dass der Forscher auf Glauben verwiesen ist.

Nun kann man natürlich diesen Glauben aus der Wissenschaft hinausspedieren und mag durchaus sachlicher und somit brauchbarer Erkenntnis gewinnen als mit stetiger Betonung von eigener Unzulänglichkeit.
Aber dann kommt der grosse böse Augenblick, wo man seine Erkenntnis kommunizieren muss. Und da hat man doch, Du kannst es kaum bestreiten, in Gottes Namen eine Verantwortung für das wahrzunehmen, was man sagt; und dazu gehört auch die Rücksicht, dass man nicht nur von Wissenden gehört wird, besonders wenn man eben Theologie treibt (zu welcher stets neben Exegese und Dogmatik auch Pastoraltätigkeit gehört): Man kann sich nicht herausschleichen und den Glauben als blosses Objekt darstellen, sonst verleugnet man beim Theologietreiben sich selbst.

Unwissenschaftlich ist die Hereinnahme der Ideologie, das gilt
aber für beide Seiten!

was ich auch nicht bestreiten mag, solange man forscht. Irgendwann zieht man aber (erste) Schlüsse aus seinem Forschen, und die Grenze vom einen zum andern ist eben recht schwierig auszumachen, da hat der Threadsteller eben den Nerv der Zeit getroffen.

Die dialektische THeologie hat schon die Theologiegeschichte
des Protestantismus im 20.Jh. entscheidend geprägt, ihre
historische Leistung ist die Barmer Theologische Erklärung,
die aber gleichzeitig die Grenzen dieser Bewegung aufzeigt,
die eben nicht allzu weltlich sein wollte.

Einverstanden.

nicht nur mit der Dialektischen Theologie, sie hat wohl
allgemein-historische Entwicklungen eher begleitet, ist auch
das protestantische Bildungsbürgertum verloren gegangen, für
das die Bibel nicht nur als Glaubenslektüre, sondern auch als
Quelle antiker Literatur eine Selbstverständlichkeit war

Das gefällt. Also könnte man gewissermassen in der dial. Theologie eine Begleiterin jenes gesamtgesellschaftlichen Wandels erblicken. Kann ich glatt bestätigen. Ist nachvollziehbar und wohl richtig.

Was mir aufliegt ist die Frage, was denn die Menschen, welche Bibelforschung treiben, so grundlegend neu präsentieren müssen, wenn sie wissenschaftlich korrekt sind. Da liegt doch einfach ein Haken.
Da entdeckt jemand einen Zusammenhang, und um auf sich aufmerksam zu machen, wird die Erkenntnis als Sensation präsentiert, die in Wahrheit gar so gross nicht ist, und den Salat haben nachher die Dogmatik und die Pastoraltätigkeit, die mit den Scheinargumenten aufräumen dürfen und dies zwar auch können, aber eben dabei die Theologie als zerstritten und den Glauben als subjektiv gelten lassen müssen, wo doch eigentlich bekannt wäre, dass z. B. die Annahme einer Mehrheit von Verfassern der Heiligen Schrift dem Glauben und sogar dem Inspirationsgedanken an sich noch keinen Abbruch tut, aber erklär das mal jenen, die gehört haben, wer die Alleinverfasserschaft (z. B. des Heiligen Geistes) hinterfrage, komme in die Hölle (was durchaus eine an sich schon rücksichtslose Pädagogik war).

Grüße
Taju

Gruss
Mike

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Hallo

Hallo Taju

na, da hast Du mir ein paar Aufgaben gegeben, die uns (auch)
vom eigentlichen Thema abbringen, der MOD möge also gnädig
sein.

Ist wohl eher keine Gefahr. Die Ausgangsfrage lautet
sinngemäss auch: Warum wurde die (historisch wahrscheinliche)
Tatsache der Koautorschaft mehrerer Verfasser früher nicht
deutlicher kommuniziert? Oder warum hackte man später so
darauf herum?

-> Errrr … als Steller der ursprünglichen Frage: Das bezog sich ja nicht nur auf Koautorschaft. Da waren auch etliche, die offensichtlich unabhängig voneinander die gleiche Geschichte aufgeschrieben haben. Außerdem war die Frage wohlweislich NICHT auf die Evangelien begrenzt. Insofern ist die Frage selbst schon viel weiter gestellt.

Und genau darum geht es doch: Wie kommunizieren die
Wissenschaftler der Religion und in unserem Fall besonders der
christlichen Theologie richtig, wie sollen oder können sie im
Verhältnis zum Publikum oder auch im Verhältnis zu anderen
Disziplinen und evtl. auch im Verhältnis zur eigenen Zunft
folgerichtig argumentieren; und diese Frage kann nicht gleich
beantwortet werden, wie wenn es ums Erbsenzählen geht.

-> Hier eine kleine Anmerkung. Immer wenn es um Christentum geht, werden die Wissenschaftler unseres Kulturkreises deutlich unwissenschaftlich. Du brauchst ja bei vielnen nur Nag Hammadi zu sein, schon wird der „wissenschaftliche Glaubensfeind“ Dir vorwerfen, die versuchst etwas aus „ungesicherten Quellen“ zu beweisen (und zwar bevor Du überhaupt versucht hast, irgend etwas zu beweisen. Und der „gläubige Wissenschaftler“ inklusive vieler Theologen wird das gleiche Argument bringen (ebenfalls bevor Du irgendwetwas zu Nag Hammadi gesagt hast. Der Begriff reicht). Natürlich können alle ihr Verhalten mit tollen Begriffen garnieren, aaaaber … irgendwie ist es dadurch nicht anders.

Die Axiome der Wissenschaften sind nun mal sprachlich
gebunden, und die Sprache ihrerseits ist religiös vorgeformt,
Dir als jemandem, der schon mal etwas von einer Lutherbibel
gehört hat, ist doch das sicher von vorneherein klar.

-> Sprache ist, entschuldige, wenn ich da widerspreche, nicht religiös gebunden. Die meisten Sprachen (außer vielleicht Deutsch, dass durch DIN Norm gebunden ist) sind durchaus dynamisch genug solche Dinge ohne religiösen Unterbau in allgemeiner Form auszudrücken.

Auch kann sie lediglich das Wissen über den Glauben anderer
vertiefen, sicherlich aber nicht das individuelle
Glaubens-Wissen, wie Du es nennst.

Warum nicht? Jeder Forscher, der etwas kommuniziert,
kommuniziert es doch zu allererst auch sich selbst.

Wenn
man das wollte, betreibt man Dogmatik, nicht mehr
Geschichtswissenschaft.

Einspruch Euer Ehren. Man berücksichtigt die Dogmatik, man
betreibt sie deswegen noch lange nicht. Du könntest ansonsten
zu jedem Aviatikprofessor, der seine Erkenntnisse zufällig in
der FA oder der NZZ veröffentlicht, hingehen und sagen, er
betreibe Journalismus, aber keine Wissenschaft. Die
Publikation und Publizität und sogar die Verantwortung
gegenüber der Öffentlichkeit ist eben auch ein Teil der
Forschertätigkeit.

-> Was man ja in Wissenschaftlerkreisen fleißig tut, wenn einem die Schlußfolgerungen des Kollegen nicht gefallen. Guido Knopp ist nicht so gut wie er glaubt, aber auch nicht so schlecht, wie ihn seine geschäftlich weniger erfolgreichen Berufskollegen mit dieser Taktik immer wieder machen. Und was die Verantwortung des Forschers für seine Erkenntnisse angeht, so ist das ja ein Thema, dass die Wissenschaft aller Fachbereiche seit der Entdeckung der Kernspalung an die Politik abgegeben hat.

Zur Dogmatik gehört aber immer die
Hereinnahme einer dritten Kategorie - nämlich des Glaubens.

Und der darf bekanntlich das ganze Leben einschliesslich
Vernunft durchdringen - ich setz das mal als theologischen
Gemeinplatz voraus.

Damit erhält die Forschung immer einen willkürlichen Faktor,
der innerhalb einer Glaubensgemeinschaft sicherlich legitim
ist

tatsächlich, Du bewegst Dich wirklich auf dieser Schiene, die
ich befürchtet habe. Selbstverständlich erwartet keiner, dass
man seine Erkenntnisse verfälscht oder vertuscht um des guten
Scheines willen?
Offenbar ist just das Dein Verdacht (und abendländisch oder
römisch-katholisch gerechnet leider nicht unberechtigt). Aber
deswegen kann doch keiner hingehen und die Verfasserschaft der
Bibel möglichst antichristlich kommunizieren. Das eine hat
einfach mit dem andern zu wenig zu tun. Leider aber ist die
Praxis ganz anders, nämlich just so, dass die Exegeten um
ihrer wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit willen geradezu darum
wetteifern, nicht nur wissenschaftlich Überliefertes, sondern
noch vielmehr Volkstraditionen anzukratzen, ohne wirklich
stichhaltige Argumente dagegen zu bringen.

-> Da sind wir ja genau bei dem Problem weswegen ich die Frage gestellt habe. Markus, Matthäus, Lukas, Johannes, Petrus, Paulus, … war die Liste jetzt wissenschaftlich oder religiös? Eigentlich beides, je nach Kontext. Aber in der Wissenschaft (und noch mehr der Pseudowissenschaft) ist das ja nur „die Bibel“. Und weil es die Bibel ist, oder Teile davon, kann ein jeder, der wissenschaftlich ernst genommen werden will nur dagegen argumentieren. Er darf ja gar nicht unvoreingenommen sein (was die Wissenschaft theoretisch fordert) sondern muss dagegen sein (was die Wissenschaftler praktisch fordern).

Echte Wissenschaft um
der Wissenschaft willen wird sich sicherlich nie überschätzen

hoffen wir’s mal, leider zeichnet man oft ein anderes Bild

denn die Einsicht in die eigene Subjektivität und die Demut

ist wenigstens bei Einzelnen zeitweise vorhanden. Trau, schau
wem.

Insofern würde gerade zur Wissenschaftsgläubigkeit der
Glaube an die Möglichkeit des Irrtums gehören

einverstanden hoch drei. Gehört sogar in die Dogmatik und
Katechetik.

Der Glaube ist
kein Agens der Wissenschaft, sondern kann immer nur Objekt
sein.

Einspruch hoch drei. Versuchen wir mal „Agens“ der
Wissenschaft zu umschreiben, schwierig genug. Aber mit dem
„Objekt“ ist es endgültig Sense. Diese Terminologie ist
verfehlt, ImhO bis ins Mark.

Also beginn’ ich mal mit dem Agens. Man geht begrifflich vom
„intellectus agens“ aus und meint den Wissensdrang,
Forscherdrang oder die sachlich ausgerichtete Neugier des
Menschen, die ihn zur Wissenschaftlichkeit überhaupt antreibt.
Psychologisch ist das Neugierprinzip ein Leichtgewicht, da
hinter der Sachlichkeit letzten Endes stets Beziehung oder
wenigstens Beziehungsfähigkeit steht; schon daran sieht man,
dass der Forscher auf Glauben verwiesen ist.

-> Da muss ich jetzt Einspruch erheben. Sachlichkeit bedeutet zunächst, auf Fakten bezogen zu bleiben. Und dass kann für Beziehungen aller Art schädlicher sein als Unsachlichkeit.

Nun kann man natürlich diesen Glauben aus der Wissenschaft
hinausspedieren und mag durchaus sachlicher und somit
brauchbarer Erkenntnis gewinnen als mit stetiger Betonung von
eigener Unzulänglichkeit.
Aber dann kommt der grosse böse Augenblick, wo man seine
Erkenntnis kommunizieren muss. Und da hat man doch, Du kannst
es kaum bestreiten, in Gottes Namen eine Verantwortung für das
wahrzunehmen, was man sagt; und dazu gehört auch die
Rücksicht, dass man nicht nur von Wissenden gehört wird,
besonders wenn man eben Theologie treibt (zu welcher stets
neben Exegese und Dogmatik auch Pastoraltätigkeit gehört): Man
kann sich nicht herausschleichen und den Glauben als blosses
Objekt darstellen, sonst verleugnet man beim Theologietreiben
sich selbst.

-> Das ist aber kein generalles Problem der wissenschaft sondern, wie bereits in anderem Thread diskutiert der Unterschied zwischen Religionswissenschaft und Theologie. Theologie bedingt Glauben und kann daher wegen dieses „Agens“ keine reine Wissenschaft mehr sein, die ja (in purer Form Glauben durch Wissen ersetzen sollte). Während Religionswissenschaft erst einmal keinen Glauben benötigt. Insofern würde ich mit dem „wissenschaftlichen“ Anspruch der Theologie gerne mal vorsichtig umgehen, dazu hat sich ja schon der Herr von Aquin geäußert …

Unwissenschaftlich ist die Hereinnahme der Ideologie, das gilt
aber für beide Seiten!

was ich auch nicht bestreiten mag, solange man forscht.
Irgendwann zieht man aber (erste) Schlüsse aus seinem
Forschen, und die Grenze vom einen zum andern ist eben recht
schwierig auszumachen, da hat der Threadsteller eben den Nerv
der Zeit getroffen.

-> Der Threadsteller (ich) ist einfach nur neugierig. Und forscht. Und eckt bei beiden Seiten immer wieder an, denn die Theologen sind ja auch nicht wirklich glücklicher, wenn man darauf hinweist, dass Jesus (der mit Sicherheit nicht Jesus hieß) eine echte real existeirende Persönlichkeit gewesen sein könnte. Was wiederum beweist, dass der reine sachliche Bezug wenig mit Beziehungsfähigkeit zu tun hat.

Die dialektische THeologie hat schon die Theologiegeschichte
des Protestantismus im 20.Jh. entscheidend geprägt, ihre
historische Leistung ist die Barmer Theologische Erklärung,
die aber gleichzeitig die Grenzen dieser Bewegung aufzeigt,
die eben nicht allzu weltlich sein wollte.

Einverstanden.

-> Na ja, demäß dem Wortlaut bezieht sich diese Erklärung ja auf ein Bekenntnis in Form eines Quasi-Glaubensbekenntnisses. Worum es mir bei der Frage ging war ja auch eine veränderte Bewertung der Quellen die in der Bibel zusammengefaßt sind unter historischem Kontext. Eine Aussage wie „wir sind durch Jesus in Gott“ hilft in diesem Zusammenhang eher weniger. Das Problem der Theologie (auch der dialektischen) ist ja der Unwille zum Beweis.

nicht nur mit der Dialektischen Theologie, sie hat wohl
allgemein-historische Entwicklungen eher begleitet, ist auch
das protestantische Bildungsbürgertum verloren gegangen, für
das die Bibel nicht nur als Glaubenslektüre, sondern auch als
Quelle antiker Literatur eine Selbstverständlichkeit war

Das gefällt. Also könnte man gewissermassen in der dial.
Theologie eine Begleiterin jenes gesamtgesellschaftlichen
Wandels erblicken. Kann ich glatt bestätigen. Ist
nachvollziehbar und wohl richtig.

-> Errr … ooops … da stolpere ich jetzt. Nett, dass man sich soviel Mühe mit den Glaubensgrundsätzen macht, aber am Ende der Barmer Erklärung steht ja genau eine Äußerung, die eigentlich schon wieder den Kern des Problems aufzeigt: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne die Kirche in menschlicher Selbstherrlichkeit das Wort und Werk des Herrn in den Dienst irgendwelcher eigenmächtig gewählter Wünsche, Zwecke und Pläne stellen.“
Es geht also wieder um das Prinzip des „wir glauben was anderes und deswegen verwerfen wir alles, was jemand anders sagt“. Insofern hat also die dialektische Theologie nicht wirklich etwas weitergebracht. Viel schlimmer wird es, wenn man nun hinzunimmt, dass Jesus wirklich ein lebender atmender Mensch gewesen sein könnte (denn wenn man die Bestandteile der Bibel als einander stützende Quellen werten kann, muss man ja davon eigentlich auch ausgehen), denn dann würde der bloße „Glaubensanspruch“ ja immer wieder mit den Fakten der damaligen Zeit
in Konflikt geraten. Doch statt sich damit auseinanderzusetzen spricht die Theologie „wir verwerfen“ und die Wissenschaft tituliert das einfach alles als „unseriöse Quellen“ (wobei das doch meistens iohne Begründung erfolgt). Die tollen Begriffe bringen uns also nicht weiter sondern blockieren nur jede wir auch immer geartete Erkenntnis nachhaltig.

Was mir aufliegt ist die Frage, was denn die Menschen, welche
Bibelforschung treiben, so grundlegend neu präsentieren
müssen, wenn sie wissenschaftlich korrekt sind. Da liegt doch
einfach ein Haken.
Da entdeckt jemand einen Zusammenhang, und um auf sich
aufmerksam zu machen, wird die Erkenntnis als Sensation
präsentiert, die in Wahrheit gar so gross nicht ist, und den
Salat haben nachher die Dogmatik und die Pastoraltätigkeit,
die mit den Scheinargumenten aufräumen dürfen und dies zwar
auch können, aber eben dabei die Theologie als zerstritten und
den Glauben als subjektiv gelten lassen müssen, wo doch
eigentlich bekannt wäre, dass z. B. die Annahme einer Mehrheit
von Verfassern der Heiligen Schrift dem Glauben und sogar dem
Inspirationsgedanken an sich noch keinen Abbruch tut, aber
erklär das mal jenen, die gehört haben, wer die
Alleinverfasserschaft (z. B. des Heiligen Geistes)
hinterfrage, komme in die Hölle (was durchaus eine an sich
schon rücksichtslose Pädagogik war).

-> Das beinhaltet ja gleich drei Dinge. Einerseits: Ohne Sensation kommst Du heute karrieremäßig zu gar nichts mehr. Dan Brown (der ja nun weit von jeder Recherche entfernt war) hat’s vorgemacht, der Rest muss nachmachen.
Andererseits: Nicht jeder Zusammenhang ist nichtig und kann von der Theologie einfach ausgeräumt werden, auch wenn die Theologie das gerne so darstellt. Wenn gar nichts mehr geht, dann kommen auf einmal Begriffe wie „Dogmatik“ oder, als Gegenargument „apokryph“ auf den Tisch. Weil die Theologie sich ja doch etwas schwer tut, Dinge, die dogmatisch festgelegt sind, zu hinterfragen oder die Authentizität von nicht kanonisierten Schrifttum anzuerkennen. In diesem Falle sogar dann, wenn das Schrifttum das kanonisierte Schrifttum in vielen Punkten bestätigt. Was umgekehrt wiederum in der Wissenschaft zum Begriff „seriös“ führt, der nichts mit Ernsthaftigkeit oder „ernst zu nehmend“ zu tun hat sondern einfach bedeutet „von der Mehrheit anerkannter Wissenschaftler anerkannt“ was auch nicht gerade dadurch besser wird, dass diese Zirkel sich ja auch gerne „meinungsrein“ halten.

Gruß
Peter B.

Grüße
Taju

Gruss
Mike

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Hier gibst Du im Grunde doch die Antwort, die Du einforderst:
Die Fachgelehrten wissen Bescheid, trennen die Quellen und
Zeugen und können sie nach reinlicher Scheidung auch bei
Abhängigkeit verwerten.
Das ist in der alt- oder neutestamentlichen Wissenschaft nicht
anders.

Gruß - Rolf

Hallo Rolf,

oft genug erscheint es mir, dass trotz des Anspruches genau das nicht gemacht wird. Beispielsweise enthält Johannes viel, das in den anderen Evangelien nicht enthalten ist. Trotzdem wird immer wieder auf den vergleichsweise geringen Teil der sich en detail mit Matthäus und Lukas deckt (der wiederum zu einem großen Teil aber nicht vollständig aus Markus stammt) verwiesen. Das Ganze sieht doch manchmal, gerade in der Geschichtswissenschaft nach krampfhafter Mißachtung aus.
Mir ist das Problem auch in anderem Zusammenhang aufgefallen. Flavius Josephus (vor allem die slawische Fassung) galt seit etwa 18.Jhdt als durchaus brauchbare Quelle für die Zeit des Aufstandes. Aber seit irgendjemand mit großem Tamtam darauf hingewiesen hat, dass der auch Jesus erwähnt hat (in einem Satz, irgendwo, mittendrin) wird der ganze Flavius Josephus „wissenschaftlich“ zerrissen (und zum Teil mit ähnlich verkrampften Argumenten die offensichtlich falsch sind).
Im Falle der Bibel, die ja doch ein paar Mal umfassend redigiert wurde, muss ich nun auch mal die Frage stellen, was da überwigt? Irenäus von Lyon gegen die Urverfasser? Wo liegt die tatsächliche Grenze der Eigenständigkeit der in der Bibel vorhandenen Texte?

Gruß
Peter B.

1 „Gefällt mir“

-> Errrr … als Steller der ursprünglichen Frage: Das
bezog sich ja nicht nur auf Koautorschaft. Da waren auch
etliche, die offensichtlich unabhängig voneinander die gleiche
Geschichte aufgeschrieben haben. Außerdem war die Frage
wohlweislich NICHT auf die Evangelien begrenzt. Insofern ist
die Frage selbst schon viel weiter gestellt.

Danke für die Aufklärung über Deine Frage. Koautorschaft ist aber immerhin ein Aspekt, nehmen wir bspw. an, dass „sich die Schrift selber auslegt“.

-> Hier eine kleine Anmerkung. Immer wenn es um Christentum
geht, werden die Wissenschaftler unseres Kulturkreises
deutlich unwissenschaftlich.

Ist diskutabel bis richtig.

Und der
„gläubige Wissenschaftler“ inklusive vieler Theologen wird das
gleiche Argument bringen (ebenfalls bevor Du irgendwetwas zu
Nag Hammadi gesagt hast. Der Begriff reicht).

Da beziehst Du Dich möglicherweise auf die Amis oder die Kreationisten usw.; gläubige Wissenschaftler unserer Breitengrade kannst Du kaum gemeint haben - oder kannst Du Beispiele geben

Natürlich können
alle ihr Verhalten mit tollen Begriffen garnieren, aaaaber …
irgendwie ist es dadurch nicht anders.

Wie gesagt, bei den „Gläubigen“ müsstest Du mir das näher erläutern.

-> Sprache ist, entschuldige, wenn ich da widerspreche,
nicht religiös gebunden. Die meisten Sprachen (außer
vielleicht Deutsch, dass durch DIN Norm gebunden ist) sind
durchaus dynamisch genug solche Dinge ohne religiösen Unterbau
in allgemeiner Form auszudrücken.

Solche Dinge - z. B. dass die Bibel viele „Quellen“ umfasst, wenn man sich über ein historisches Ereignis ein Bild machen will, dass sie aber nur eine Quelle ist, wenn man nach der Theologie des Geistes forscht, die in den späteren Schriften des NT verbreitet ist, und beides tun Theologen - sind sprachlich nicht neutral zu fassen. Ich wäre Dir dankbar für eine Widerlegung dieses Satzes, glaube aber nicht, dass sie bewerkstelligt werden kann, schon wegen des Begriffes „Theologie“.

-> Was man ja in Wissenschaftlerkreisen fleißig tut, wenn
einem die Schlußfolgerungen des Kollegen nicht gefallen. Guido
Knopp ist nicht so gut wie er glaubt, aber auch nicht so
schlecht, wie ihn seine geschäftlich weniger erfolgreichen
Berufskollegen mit dieser Taktik immer wieder machen.

Das ist allerdings ein wahres Wort, solange man ihn nicht seriös widerlegt. Aber er ist ja in erster Linie Medienmann und also wissenschaftlich gar nicht so wichtig, es wäre denn wiederum für die Kommunikation der Wissenschaftler, die gerade eben mein Anliegen ist.

Und was
die Verantwortung des Forschers für seine Erkenntnisse angeht,
so ist das ja ein Thema, dass die Wissenschaft aller
Fachbereiche seit der Entdeckung der Kernspalung an die
Politik abgegeben hat.

Und diese kann sie nicht tragen. Dann stellt man „Ethikfachkräfte“ an, über deren mangelnde Objektivität man sich in alle Ewigkeit beklagen darf, weil sie begriffsnotwendig nicht existiert.

Er darf ja gar nicht
unvoreingenommen sein (was die Wissenschaft theoretisch
fordert)

Vorsicht mit dem Wissenschaftsbegriff. Die Dogmatik in der Theologie, trotz allem immer noch eine „Wissenschaft“, argumentiert deswegen mit „der Bibel“, weil sie mit dem Christentum als Strömung rechnet, welche die Bibel als Gesamtwerk kanonisiert hat, ähnlich sieht es die Soziologie und die Geschichtswissenschaft des Mittelalters. Dass namentlich die Historie der Antike eher unterscheiden muss, ist auch wieder wahr.

Sachlichkeit
bedeutet zunächst, auf Fakten bezogen zu bleiben

[…]

kann für Beziehungen aller Art schädlicher sein als
Unsachlichkeit.

weswegen auch die noch so gut und seriös betriebene Wissenschaft für die Menschheit eben schädlicher sein kann als Unwissenschaftlichkeit, je nach Kontext, Kompetenzen und Absichten.

Während
Religionswissenschaft erst einmal keinen Glauben benötigt

und dennoch hat sie hoffentlich einen Glauben an Verständigung, oder wie steht es mit dem Glauben an die Existenz eines Religionsbegriffs, oder wie mit dem Glauben an die wissenschaftliche Untersuchbarkeit des Gegenstandes, wie mit dem Glauben an den interreligiösen Dialog, dem Glauben an die menschliche Religiosität und dem gesammelten „Erfahrungswissen“, daran man, selbst wenn es das eigene ist, dann auch erst noch zu glauben hat

Insofern würde ich mit dem „wissenschaftlichen“ Anspruch der
Theologie gerne mal vorsichtig umgehen, dazu hat sich ja schon
der Herr von Aquin geäußert …

Das ist in der Tat richtig, man muss unterscheiden, von was genau man jeweils spricht. So gesehen kann Theologie mal im engeren Sinn Wissenschaft sein (inkl. wissenschaftl. Methoden, Sachlichkeit usw.), mal nicht. Letztlich bleibt sie dem Menschen aber stets verpflichtet.

-> Der Threadsteller (ich) ist einfach nur neugierig. Und
forscht. Und eckt bei beiden Seiten immer wieder an, denn die
Theologen sind ja auch nicht wirklich glücklicher, wenn man
darauf hinweist, dass Jesus (der mit Sicherheit nicht Jesus
hieß)

aber das müsstest Du mir mal beweisen, wenn Du „wissenschaftlich“ argumentieren möchtest

dass der reine sachliche Bezug
wenig mit Beziehungsfähigkeit zu tun hat.

Falsch. Ist durch nichts bewiesen.

-> Na ja, demäß dem Wortlaut bezieht sich diese Erklärung
ja auf ein Bekenntnis in Form eines
Quasi-Glaubensbekenntnisses. Worum es mir bei der Frage ging
war ja auch eine veränderte Bewertung der Quellen die in der
Bibel zusammengefaßt sind unter historischem Kontext.

verändert unter Wissenschaftlern - dann müsstest Du exegetische oder historische Argumente liefern, warum sie die Quellen neu zu bewerten hätten - oder beim Volk, wenn es aber darum geht, ist das Ganze eine Frage nach der Historizität der Bibel und somit nach dem Studium von Kirchengeschichte und historischer Exegese. Ist uns allen unbenommen.

Eine
Aussage wie „wir sind durch Jesus in Gott“ hilft in diesem
Zusammenhang eher weniger.

Aber sie ist Gesprächsgegenstand, namentlich wenn die eine Quelle gerade das behauptet und womöglich historisch abstützen will, etwa mit dem Hinweis, Jesus habe Wunder getan.

Das Problem der Theologie (auch der
dialektischen) ist ja der Unwille zum Beweis.

Also teilen wir mal auf: dogmatischen Beweis, historischen Beweis, exegetischen Beweis, philosophische Argumentation/Demonstration, psychologische Auslegung/weitere Auslegungsmethoden; inwiefern fehlt Dir der Wille zu welcher Art von Beweis? Das (historische) Problem der Theologie in diesem Punkt ist (war) hauptsächlich die Frage, wo es denn angebracht ist, über welche Sache nachzudenken, und mitnichten die Frage, ob man überhaupt darüber nachdenken darf.

-> Das beinhaltet ja gleich drei Dinge. Einerseits: Ohne
Sensation kommst Du heute karrieremäßig zu gar nichts mehr.

Scheint leider bei einigen so vorausgesetzt zu werden.

Dan Brown (der ja nun weit von jeder Recherche entfernt war)
hat’s vorgemacht, der Rest muss nachmachen.

Dafür kriegst Du einen Stern.

Andererseits: Nicht jeder Zusammenhang ist nichtig und kann
von der Theologie einfach ausgeräumt werden, auch wenn die
Theologie das gerne so darstellt. Wenn gar nichts mehr geht,
dann kommen auf einmal Begriffe wie „Dogmatik“ oder, als
Gegenargument „apokryph“ auf den Tisch. Weil die Theologie
sich ja doch etwas schwer tut, Dinge, die dogmatisch
festgelegt sind, zu hinterfragen oder die Authentizität von
nicht kanonisierten Schrifttum anzuerkennen.

Mit guten Gründen. Das Bestehen eines alten Schriftstückes reicht nicht aus, dass es den gleichen dogmatischen Wert hat wie ein anderes.

In diesem Falle
sogar dann, wenn das Schrifttum das kanonisierte Schrifttum in
vielen Punkten bestätigt.

Weil die historischen Kriterien eben nur ein Teil der theologischen Kriterien sind.

Was umgekehrt wiederum in der
Wissenschaft zum Begriff „seriös“ führt, der nichts mit
Ernsthaftigkeit oder „ernst zu nehmend“ zu tun hat sondern
einfach bedeutet „von der Mehrheit anerkannter Wissenschaftler
anerkannt“ was auch nicht gerade dadurch besser wird, dass
diese Zirkel sich ja auch gerne „meinungsrein“ halten.

Wie wahr. Wir können viele Fragen stellen, aber beantworten müssen wir sie uns letztlich immer auch selber.
Gruss
Mike

-> Errrr … als Steller der ursprünglichen Frage: Das
bezog sich ja nicht nur auf Koautorschaft. Da waren auch
etliche, die offensichtlich unabhängig voneinander die gleiche
Geschichte aufgeschrieben haben. Außerdem war die Frage
wohlweislich NICHT auf die Evangelien begrenzt. Insofern ist
die Frage selbst schon viel weiter gestellt.

Danke für die Aufklärung über Deine Frage. Koautorschaft ist
aber immerhin ein Aspekt, nehmen wir bspw. an, dass „sich die
Schrift selber auslegt“.

-> Hier eine kleine Anmerkung. Immer wenn es um Christentum
geht, werden die Wissenschaftler unseres Kulturkreises
deutlich unwissenschaftlich.

Ist diskutabel bis richtig.

Und der
„gläubige Wissenschaftler“ inklusive vieler Theologen wird das
gleiche Argument bringen (ebenfalls bevor Du irgendwetwas zu
Nag Hammadi gesagt hast. Der Begriff reicht).

Da beziehst Du Dich möglicherweise auf die Amis oder die
Kreationisten usw.; gläubige Wissenschaftler unserer
Breitengrade kannst Du kaum gemeint haben - oder kannst Du
Beispiele geben

Das war mißverständlich ausgedrückt. Wissenschaftler glauben nicht an Jesus Christus, aber sie glauben an Fachzeitschriften und „allgemeine Meinungen“ auf Symposien. Was die Amis angeht (ich leben unter ihnen), so sind die wenigstens insofern aufgeschlossen, als dass sie nicht gleich Ausschlag kriegen wenn Du Reizworte wie eben das erwähnte Nag Hammadi benutzt. Das Endergebnis ist trotzdem meistens nicht so viel anders. Die glauben, aber an andere Dinge, das war gemeint. Wissen tun die auch nicht.

Natürlich können
alle ihr Verhalten mit tollen Begriffen garnieren, aaaaber …
irgendwie ist es dadurch nicht anders.

Wie gesagt, bei den „Gläubigen“ müsstest Du mir das näher
erläutern.

Das mit den „Gläubigen“ habe ich weiter oben bereits eingefügt. Nehmen wir als Beispiel mal das berühmte Judas-Evangelium (spürst Du bereits den kalten Schauer auf Deinem Rücken). Zuerst die „Sensation“. Das wirft ein völlig neues Bild auf alles, Kirche duck Dich! Dann mal ein bißerl drin lesen: Die Fakten decken sich bis auf einen Punkt mit den bekannten vier Evangelien der Bibel. Bei Judas findet die Verhaftung in einem nicht näher bezeichneten Raum statt. Und beim Nachlesen der Hintergründe und der gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit, wird auch die Tendenz erklärlich, denn darin spiegelt sich ganz einfach der Grabenkampf wieder, der zwischen verschiedenen mehr oder weniger „christlichen“ Gruppierungen stattfand, bis hin zu „gnostischen“ und „platonischen“ Sekten und Gruppen. Also alles erklärbar. Nur erwähne mal, sowohl vor einem christlichen Theologen oder auch einem betont unchristlichen „Wissenschaftler“, dass Judas im Grunde etliche Fakten stützt. Und der ist nun wirklich als unabhängige Quelle zu betrachten. Du wirst trotzdem alleine für den Versuch zerrissen werden noch bevor sich einer ein Argument anhört. Weil der eine „glaubt“ dass nur die Bibel Recht hat, der andere „glaubt“ ebenso sicher, dass die Bibel nur Murx erzählt.

-> Sprache ist, entschuldige, wenn ich da widerspreche,
nicht religiös gebunden. Die meisten Sprachen (außer
vielleicht Deutsch, dass durch DIN Norm gebunden ist) sind
durchaus dynamisch genug solche Dinge ohne religiösen Unterbau
in allgemeiner Form auszudrücken.

Solche Dinge - z. B. dass die Bibel viele „Quellen“ umfasst,
wenn man sich über ein historisches Ereignis ein Bild machen
will, dass sie aber nur eine Quelle ist, wenn man nach der
Theologie des Geistes forscht, die in den späteren Schriften
des NT verbreitet ist, und beides tun Theologen - sind
sprachlich nicht neutral zu fassen. Ich wäre Dir dankbar für
eine Widerlegung dieses Satzes, glaube aber nicht, dass sie
bewerkstelligt werden kann, schon wegen des Begriffes
„Theologie“.

„Theologie“ ist ein Wort, dass die Wissenschaft von Gott bezeichnet. Insofern ist alleine schon das Wort ursprünglich neutral, denn es umfasst nicht die Bibel alleine. Das wird natürlich durch den Kontext relativiert, der sich in unserer Kultur immer auf die christliche Version im gewissermaßen paulinischen Modell bezieht. (bei Judas ging es ja schon um verschiedene Gruppierungen). Technisch befasst sich also die Theologie mit Gottes Botschaft im Text, der historische Hintergrund ist sekundär, was in Anbetracht des Namens ja auch schon legitim ist.
Soweit es die Geschichtswissenschaft angeht, die sich ja mit dem geschichtlichen Fakt zu befassen hat und für die die Botschaft sekundär ist (nicht unwichtig, denn die Botschaft hatte ja ihren Impact auf die nachfolgende Geschichte), muss die Bibel logischerweise eine QuellenSAMMLUNG darstellen, also mehrere Quellen, die zufällig in einem Buch zusammengebunden sind. Wogegen ich mich wehre ist die Minderbewertung biblischer Texte aufgrund der Tatsache, dass sie in der Bibel stehen. Denn dass ist „Glaube“, der nicht s mit Wissenschaft zu tun hat.
Nuuuur, die Theologie kann die Bibel auch nicht als eine homogene Quelle betrachten. Es besteht ein großer Unterschied zwischen Markus, Matthäus und Lukas auf der einen Seite und Johannes auf der anderen Seite. Denn auch wenn Johannes als am detailliertesten ersscheint, er war am weitesten von der echten Aussage entfernt. Wir müssen ihn also auch in theologischer Hinsicht unter dem Kontext seiner möglichen Intention betrachten. Ähnliche Einschätzungen muss also auch die Theologie Text für Text vornehmen. Um ein Extrembeispiel eines nicht-biblischen Textes auch noch reinzubringen: Wie beurteilst Du Augustinus? Oder Irenäus? Texte, die ja durchaus Teil des theologischen Quellenbestandes sind.

-> Was man ja in Wissenschaftlerkreisen fleißig tut, wenn
einem die Schlußfolgerungen des Kollegen nicht gefallen. Guido
Knopp ist nicht so gut wie er glaubt, aber auch nicht so
schlecht, wie ihn seine geschäftlich weniger erfolgreichen
Berufskollegen mit dieser Taktik immer wieder machen.

Das ist allerdings ein wahres Wort, solange man ihn nicht
seriös widerlegt. Aber er ist ja in erster Linie Medienmann
und also wissenschaftlich gar nicht so wichtig, es wäre denn
wiederum für die Kommunikation der Wissenschaftler, die gerade
eben mein Anliegen ist.

Bei Guido Knopp geht es ja um die Kommunikation des Wissenschaftlers mit der breiten Masse. Was einerseits gut ist, denn sicher ist das allgemeine Geschichtswissen in Deutschland eine eher traurige Sache. Andererseits darf natürlich auch ein Knopp nicht soweit gehen, für den populistischen Reisser an den Fakten zu drehen.
Allerdings gibt Guido Knopp, als eher allgemeines Beispiel nicht so viel für unser Problem her. Versuchen wir es also mal mit einem anderen Reiznamen. Dan Brown … der Welt schlechtester Rechercheur. So ziemlich alles was er geschrieben hat war widerlegbar Murx. Aber er hat eines erreicht. Noch nie haben sich so viele Leute mit diesen Themen auseinandergesetzt. Persönlich hätte ich mit Dan Brown leben können (als Romancier ist er ja gar nicht schlecht) wenn er nicht den Anspüruch gestellt hätte, alles was er schreibt seien wissenschaftliche Fakten. Also, was war das? Es war offensichtlich nicht die Kommunikation von Wissenschaftlern untereinander und es war auch nicht Wissenschaftler zur breiten Masse. Die Sensation hatte sich gewissermaßen verselbstständigt. Da rühren wir, soweit es Massenkommunikation angeht doch an einem grundsätzlichen Problem der modernen Mediengesellschaft: Es gibt soviel Zeug zu hören, sehen, lesen, dass Du schon einen echten Eye-Catcher brauchst, damit überhaupt jemand zuhört. Auch die Theologie würde, sollte sie wirklich zu einer neuen wichtigen Erkenntnis kommen, diese Regeln beherzigen müssen, wollte sie die mit Neuigkeiten zugedonnerte Masse erreichen. Was aber nicht den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung verstellen darf.

Und was
die Verantwortung des Forschers für seine Erkenntnisse angeht,
so ist das ja ein Thema, dass die Wissenschaft aller
Fachbereiche seit der Entdeckung der Kernspalung an die
Politik abgegeben hat.

Und diese kann sie nicht tragen. Dann stellt man
„Ethikfachkräfte“ an, über deren mangelnde Objektivität man
sich in alle Ewigkeit beklagen darf, weil sie
begriffsnotwendig nicht existiert.

Der Begriff der Ethik ist ja wieder so ein Ding. Alleine schon der Begriff vermittelt, dass es so etwas wie eine global gültige Ethik gibt. In Wirklichkeit ist sie jedoch kulturell und sogar individuell verschieden. Wenn ich fünf Ethikfachkräfte habe, dann habe ich 5+x Meinungen wobei x die Anzahl derer ist, die bereits über Ethik geschrieben haben und als Pflichtlektüre gelten. Da jedoch schon die Auswahl der Pflichtlektüre eine individuelle Entscheidung ist, muss x nixcht notwendigerweise endlich sein (nicht einmal abzählbar in mathematischem Sinne).

Er darf ja gar nicht
unvoreingenommen sein (was die Wissenschaft theoretisch
fordert)

Vorsicht mit dem Wissenschaftsbegriff. Die Dogmatik in der
Theologie, trotz allem immer noch eine „Wissenschaft“,
argumentiert deswegen mit „der Bibel“, weil sie mit dem
Christentum als Strömung rechnet, welche die Bibel als
Gesamtwerk kanonisiert hat, ähnlich sieht es die Soziologie
und die Geschichtswissenschaft des Mittelalters. Dass
namentlich die Historie der Antike eher unterscheiden muss,
ist auch wieder wahr.

Jaein! Einerseits wird nicht die Bibel sondern die Kirchen und ihre Auslegung der bibel als Faktor in geschichtswissenschaftlichen Betrachtungen mittelalterlicher Gesellschaften untersucht. Denn es war nicht die Bibel, die Leute auf den Scheiterhaufen geschickt hat, es war die Kirche. Außerdem ist natürlich Christentum hier immer auf die paulinische Variante bezogen. Die Katharer hätten sich auch als druchaus christliche bezeichnet. Ebenso wie die Waldenser. Sie verloren ihre Auseinandersetzungen, der Sieger dürfte das Markenzeichen „Christentum“ behalten. Doch hat eine Fehlauslegung, nicht einmal eine blutige Geschichte, wirklich etwas mit Theologie als Wissenschaft von Gott zu tun. Das anzunehmen wäre ja wissenschaftlich erst zulässig, wenn es wirklich einen Hinweis darauf gäbe, dass beispielsweise die Inquisition Gottes Wille gewesen wäre.
Was die Dogmatik angeht, so schaudere ich etwas, sie als Wissenschaft zu betrachten. Anderseits schaudere ich auch, wenn ich sehe, wie Mathematiker neue Axiome einführen. Das Nicht-Beweisbare als richtig anzunehmen ist ein Ding. Darauf alles aufzubauen in meinen Augen manches Mal fragwürdig. In der Theologie dient das Dogma jedoch manchmal als Diskussionsverhütungsmittel. Was gerade diesen Teil der Theologie wissenschaftlich fragwürdig macht. Nehmen wir doch mal das letzte festgelegte Dogma, die leicbliche Aufnahme Mariens in den Himmel. Warum muss das Dogma sein? Ist es relevant? Wenn es so wichtig ist, dass es ein Dogma rechtfertigt, warum erst 1950 (bei derartiger Wichtigkeit wäre doch schon früher jemand drauf gekommen)? Sicherlich kann man da nun 1000 Jahre diskutieren und es war vielleicht politisch richtiger, das Ding als Dogma zu formulieren um eben diese 1000 Jahre zu sparen, aber wissenschaftlich stichhaltig war es nicht. Insofern kann die Dogmatik in der Thoelogie auch nicht die Wissenschaft über den Inhalt von Dogmen sein sondern höchstens eine Geschichtswissenschaft über die Entstehung von Dogmen.

Sachlichkeit
bedeutet zunächst, auf Fakten bezogen zu bleiben

[…]

kann für Beziehungen aller Art schädlicher sein als
Unsachlichkeit.

weswegen auch die noch so gut und seriös betriebene
Wissenschaft für die Menschheit eben schädlicher sein kann als
Unwissenschaftlichkeit, je nach Kontext, Kompetenzen und
Absichten.

Autsch, hier schlägt ja wohl die pastorale Haltung durch. Wissenschaft macht sich wenig Gedanken über schädlich oder unschädlich für die Menschen. Die Kirche hingegen stellte immer den Anspruch, besser zu wissen, was für die Leute gut sei als die Leute selber. Hier haben wir offensichtlich gleich zwei „Irrlehren“ (wenn es mir als Nicht-Theologen gestattet sei, diesen Begriff zu verwenden): Eine Wissenschaft, die verantwortungslos vorgeht und eine Theologie, die sich eine Entscheidungskompetenz einfach anmaßt. Mit welchem Recht?

Während
Religionswissenschaft erst einmal keinen Glauben benötigt

und dennoch hat sie hoffentlich einen Glauben an
Verständigung, oder wie steht es mit dem Glauben an die
Existenz eines Religionsbegriffs, oder wie mit dem Glauben an
die wissenschaftliche Untersuchbarkeit des Gegenstandes, wie
mit dem Glauben an den interreligiösen Dialog, dem Glauben an
die menschliche Religiosität und dem gesammelten
„Erfahrungswissen“, daran man, selbst wenn es das eigene ist,
dann auch erst noch zu glauben hat

Das ist ja wohl eine begriffliche Nebelwand. Ich brauche nicht an Verständigung zu glauben, oft ist es der Glaube, der der Verständigung im Wege steht. Und natürlich ist erstmal per se jeder Gegenstand wissenschaftlich untersuchbar. Es kommt auf die Mittel an und auf die wissenschaftliche Vorgehensweise. Wenn ich diese Vorgehensweise mit irgendeinem wie auch immer gearteten Glauben vermische, dann bin ich schnell in der Situation, meine Untersuchungsanordnung so zu verändern, dass ich das Ergebnis zum Wunschziel hin verändere. Und ebenso verhält es sich mit dem Glauben an menschliche Religiösität. Menschen glauben ja nicht an Religiösität sondern an die Bibel, den Koran, Buddha, was auch immer. Sie glauben an Religionen, an heilige Bücher. Religiösität ist ja ein abstrakter Begriff der erst einmal einen Wunsch ausdrückt. Wie soll man daran überhaupt glauben können? Doch nur in der Form, dass man glaubt, es gibt diesen Wunsch. Wie ein durch ein Produkt erfüllbares Bedürfnis. Was wiederum das Grundproblem doch deutlich zu flach behandeln würde.
Der Glaube an das Erfahrungswissen? Hier kann ich notgedrungen nur für mich selbst antworten. Glaube ich an mein Wissen? Temporär. Deswegen versuche ich ja ständig weiter zu lernen. Die größte Geistesleistung, die man vollbringen kann ist es, bei Erkenntnis, dass etwas nicht passt, alles über Bord zu werfen und von vorne anzufangen. Ab und zu mal eine kopernikanische Wende ist per se ja nichts Schlechtes. Jedenfalls nicht, wenn es wirklich eine ist und nicht nur das Mäntelchen nach dem derzeitigen intellektuellen Wind zu hängen.

Insofern würde ich mit dem „wissenschaftlichen“ Anspruch der
Theologie gerne mal vorsichtig umgehen, dazu hat sich ja schon
der Herr von Aquin geäußert …

Das ist in der Tat richtig, man muss unterscheiden, von was
genau man jeweils spricht. So gesehen kann Theologie mal im
engeren Sinn Wissenschaft sein (inkl. wissenschaftl. Methoden,
Sachlichkeit usw.), mal nicht. Letztlich bleibt sie dem
Menschen aber stets verpflichtet.

Ketzerische Theorie meinerseits: Wenn sich eine Wissenschaft irgend etwas anderem als dem wissenschaftlichen Fakt verpflichtet, entspricht sie nicht mehr der aktuellen Definition von Wissenschaft. Dabei will ich gar nicht in Abrede stellen, dass die derzeitige Definition von Wissenschaft durch die Abwesenheit eines Verantwortungsfaktors etwas hinkt.

-> Der Threadsteller (ich) ist einfach nur neugierig. Und
forscht. Und eckt bei beiden Seiten immer wieder an, denn die
Theologen sind ja auch nicht wirklich glücklicher, wenn man
darauf hinweist, dass Jesus (der mit Sicherheit nicht Jesus
hieß)

aber das müsstest Du mir mal beweisen, wenn Du
„wissenschaftlich“ argumentieren möchtest

dass der reine sachliche Bezug
wenig mit Beziehungsfähigkeit zu tun hat.

Falsch. Ist durch nichts bewiesen.

Fakten teilen sich in zwei Gattungen: Die, die meinem Gegenüber gefallen, weil sie dem entsprechen, was er glaubt. Und die anderen, die in verschiedenen Abstufungen hin bis zu dem Punkt gehen, dass er mir am liebsten den Hals umdreht, wenn ich sie auch nur erwähne. Das Erwähnen der letzteren Gattung ist also eher beziehungsschädlich bis hin zu dem Punkt, dass man sich manchmal zwischen den Fakten und der „guten“ Beziehung zu anderen Menschen entscheiden muss. Was schon das eigentliche Problem beleuchtet. Denn der eine wird, aufgrund von Beziehungsfähigkeit, die Fakten totschweigen und die Beziehung in den Vordergrund stellen, der andere wird das Gegenteil tun. Beide Entscheidungen bezüglich der Beziehungen zur sozialen Umwelt werden keinen Einfluss auf den Fakt als solchen haben.
Kleine Anmerkung: Die letzte Zeile Deines Einwandes müsste streng genommen nicht „Falsch. Ist durch nichts bewiesen“ lauten sondern „Offen. Ist durch nichts bewiesen, aber auch zu diesem Zeitpunkt, durch nichts widerlegt“. Ist schon komisch, wie „Glaube“ der Logik einen Streich spielt? Das war genau die Denke, die ich manchen „Wissenschaftlern“ so übel vermerke.

-> Na ja, demäß dem Wortlaut bezieht sich diese Erklärung
ja auf ein Bekenntnis in Form eines
Quasi-Glaubensbekenntnisses. Worum es mir bei der Frage ging
war ja auch eine veränderte Bewertung der Quellen die in der
Bibel zusammengefaßt sind unter historischem Kontext.

verändert unter Wissenschaftlern - dann müsstest Du
exegetische oder historische Argumente liefern, warum sie die
Quellen neu zu bewerten hätten - oder beim Volk, wenn es aber
darum geht, ist das Ganze eine Frage nach der Historizität der
Bibel und somit nach dem Studium von Kirchengeschichte und
historischer Exegese. Ist uns allen unbenommen.

Das Problem bei der Bewertung der Quellen ist in diesem Falle allerdings, das schon die derzeitige Interpretation der exegetischen und historischen Argumente zweifelhaft ist. Es geht also nicht um das Finden neuer Spuren sondern um eine Aufarbeitung alter, lange bekannter Spuren. Denn neue Spuren (z.B. das bereits erwähnte Judas-Evangelium) haben ja am Problem nichts verändert. Sie wurden lediglich weitestgehend ignoriert um an der vorgefassten Meinung über biblische Texte nichts ändern zu müssen.

Eine
Aussage wie „wir sind durch Jesus in Gott“ hilft in diesem
Zusammenhang eher weniger.

Aber sie ist Gesprächsgegenstand, namentlich wenn die eine
Quelle gerade das behauptet und womöglich historisch abstützen
will, etwa mit dem Hinweis, Jesus habe Wunder getan.

Das ist wiederum „Botschaft“. Somit ist die Aussage theologisch relevant, historisch eher nicht (sie würde es werden, wenn sie einen echten gesellschaftlichen Einfluss hätte, der die Geschichte der nächsten Jahrhunderte beeinflusst). Die Behuaptung, Jesus habe dieses oder jenes getan ist ja historisch nur dann relevant, wenn ich Spuren des einen oder anderen Tuns finden kann.
Was die Wunder Jesu angeht, so würde ich die aus dieser Diskussion gerne heraushalten. Nicht, weil ich mich vor dem Theman scheue, einzig, weil es dann endgültig den Rahmen sprengen würde (was mir dazu einfällt wird wahrscheinlich für einen heftigen Thread sorgen, deswegen extra. Wenns zu wild wird, kann der Mod dann auch extra sperren).

Das Problem der Theologie (auch der
dialektischen) ist ja der Unwille zum Beweis.

Also teilen wir mal auf: dogmatischen Beweis, historischen
Beweis, exegetischen Beweis, philosophische
Argumentation/Demonstration, psychologische Auslegung/weitere
Auslegungsmethoden; inwiefern fehlt Dir der Wille zu welcher
Art von Beweis?

Mir fehlt der nicht, wenn es was zu beweisen gibt. In manchen Fällen gibt es nichts, dann kann ich die Fragestellung nur offen lassen (nicht einfach ablehnen, denn dazu müsste ich das Gegenteil aj ebenfalls beweisen). Insofern, bitte keine rethorischen Spielchen.
Der dogmatische Beweis ist KEIN Beweis. Ich meine, wo ist der Beweis, einfach was zu behaupten?
Ein historischer Beweis in sich ist selten ein Beweis. Der historische Beweis kann lediglich der zweite Schritt nach einem Grabungsbefund oder aufgrund von Schriftmaterial sein (letzteres eingeschränkt, da Schriften meistens mit Intention entstehen). Gleiches gilt für jede Art der philosophischen Argumentation. Sie kann Arbeitshypothesen erbringen, aber stellt keinen echten Beweis dar sondern lediglich einen „begründeten Verdacht“. Allerdings behauptet die Philosophie meist nicht, dass etwas ist sondern, dass etwas sein könnte. Wenn sie nämlich behauptet, etwas ist, dann ist es keine Philosophie mehr sondern Religion (weil sie ja dann dogmatisch wird). Ergänzend könnte es sich im Einzelfall um Mathematik halten (dann wird sie axiomatisch).
Eine Demonstration kann, eine geeignete Versuchsanordnung vorausgesetzt, einen Beweis darstellen. Ebenso kann es in Einzelfällen auch ein mathematischer Beweis sein (das klappt zum Leidwesen der Geschichtsiwssenschaftler z.B. mit der grundsätzlichen Theorie zu Verschwörungstheorien sehr gut). Psychologische Auslegungsmethoden wiederum können zwar ein Licht auf Intentionen einzelner Schreiber werfen, sind aber selten wirklich ein Beweis sondern wiederum nur Basis eines begründeten Verdachts. Der kann Arbeitshypothese sein, aber nicht Beweis per se.
Denken wir aber einmal weiter. Was würde ein Beweis der Historizität für Folgen für die Theologie haben? Wenn der Jesus des Glaubens zu einem Jesus einer realen Welt werden würde? Ich kann durchaus verstehen dass derartige Versuche auf Unwillen aus der theologischen Ecke stoßen, denn dann würde man ja auch Jesus nicht mehr so ohne weiteres als „Wundertier“ darstellen können. Wenn jedoch der historische Jesus tatsächlich ein Wundertäter gewesen wäre (beweisbar gewesen wäre), selbst dann müsste sich die Theologie dem Problem stellen, inwieweit sie seine Äußerungen über zwanzig Jahrhunderte reinterpretiert hätte.

Das (historische) Problem der Theologie in

diesem Punkt ist (war) hauptsächlich die Frage, wo es denn
angebracht ist, über welche Sache nachzudenken, und mitnichten
die Frage, ob man überhaupt darüber nachdenken darf.

Es fällt der Theologie (und der Kirche) heutzutage schwer, das Nachdenken zu verbieten. Im Mittelalter nutzte zur Verhinderung unliebsamen nachdenkens den Scheiterhaufen. Halten wir fest, dass nachdenken über bestimmte Dinge eben aus theologisch-dogmatischen Erwägungen heraus verboten war. Und heute denke ich, wenn ein Thema so kontrovers ist, wenn es um solch wichtige Dinge geht wie ein Leben nach dem Tode oder nicht, wenn es letztendlich auch um die eigenen, ganz persönliche Ethik geht, dann ist etwas nachdenken durchaus angebracht. Ohne Garantie, dass das, was ich mir denke, anderen gefällt.

-> Das beinhaltet ja gleich drei Dinge. Einerseits: Ohne
Sensation kommst Du heute karrieremäßig zu gar nichts mehr.

Scheint leider bei einigen so vorausgesetzt zu werden.

Wie oben angedeutet, ein Seiteneffekt einer übersättigten Mediengesellschaft.

Dan Brown (der ja nun weit von jeder Recherche entfernt war)
hat’s vorgemacht, der Rest muss nachmachen.

Dafür kriegst Du einen Stern.

Dankeschön!

Andererseits: Nicht jeder Zusammenhang ist nichtig und kann
von der Theologie einfach ausgeräumt werden, auch wenn die
Theologie das gerne so darstellt. Wenn gar nichts mehr geht,
dann kommen auf einmal Begriffe wie „Dogmatik“ oder, als
Gegenargument „apokryph“ auf den Tisch. Weil die Theologie
sich ja doch etwas schwer tut, Dinge, die dogmatisch
festgelegt sind, zu hinterfragen oder die Authentizität von
nicht kanonisierten Schrifttum anzuerkennen.

Mit guten Gründen. Das Bestehen eines alten Schriftstückes
reicht nicht aus, dass es den gleichen dogmatischen Wert hat
wie ein anderes.

Was ja übersetzt nichts anderes bedeutet als: Dieses Schriftstück kenn ich nicht, das mag ich nicht. Und weil es nicht in MEINEM Buch steht, habe ich jetzt gute Gründe, es nicht anzuerkennen. Gute Gründe hätte man vielleicht nach einer eingehenden Untersuchung (falls sich da solche finden), aber bestimmt nicht aus der Tatsache heraus, dass der gute Irenäus das Ding zu seiner Zeit nicht kannte (oder persönlich nicht mochte).

In diesem Falle
sogar dann, wenn das Schrifttum das kanonisierte Schrifttum in
vielen Punkten bestätigt.

Weil die historischen Kriterien eben nur ein Teil der
theologischen Kriterien sind.

Offensichtlich selbst die inhaltlichen Kriterien. Mir erscheint es doch viel mehr so, als würden einige der Schriften abgelehnt weil sie eben aus anderen Quellen als der paulinischen Linie stammen.

Was umgekehrt wiederum in der
Wissenschaft zum Begriff „seriös“ führt, der nichts mit
Ernsthaftigkeit oder „ernst zu nehmend“ zu tun hat sondern
einfach bedeutet „von der Mehrheit anerkannter Wissenschaftler
anerkannt“ was auch nicht gerade dadurch besser wird, dass
diese Zirkel sich ja auch gerne „meinungsrein“ halten.

Wie wahr. Wir können viele Fragen stellen, aber beantworten
müssen wir sie uns letztlich immer auch selber.

Oder versuchen, sie in Foren wie diesem zu diskutieren, denn ohne eine gewisse Meinugnsvielfalt kommt man höchstens zur Betreibsblindheit.

Gruß
Peter B.

Hallo,

Nag Hammadi dürfte für Dich vielleicht interessant werden.

Gruß
Michael

Eine Quelle von vielen
Hallo,

kein Buch der Welt kann den Anspruch auf die „absolute“ Wahrheit erheben. Die Bibel tut das und da ist schon Vorsicht geboten. Die Bibel ist zweifelsohne ein besonderes Buch, aber es gibt auch in Indien interessante Schriften. Die Bibel ist ein Mosaikstückchen auf der Suche nach der „Wahrheit“, sie ist m. E. aber nicht DIE Wahrheit, die ist in allen Schriften und Erfahrungen der Menschen zu finden.

LG
MIchael

‚Die‘ Kirche und ‚die‘ Theologie

Die Kirche … stellte immer den Anspruch, besser zu wissen, was für
die Leute gut sei als die Leute selber. Hier haben wir offensichtlich
gleich zwei „Irrlehren“ …: Eine Wissenschaft, die
verantwortungslos vorgeht und eine Theologie, die sich eine
Entscheidungskompetenz einfach anmaßt. Mit welchem Recht?

Nur zu diesem Punkt: „Die Kirche“ gibt es (spätestens seit der Trennung von Ost- und Westkirche vor knapp 1000 Jahren) als organisatorische Größe nicht mehr. Es gibt vielmehr mehrere verfaßte Kirchen, und die gehen mit der Frage nach „besser wissen, was gut sei“ sehr unterschiedlich um. Für die römisch-katholische Kirche mag die Aussage gelten, für die protestantischen Kirchen sicher nicht.

Außerdem ist „Theologie“ nicht gleich „kirchliche Lehre“. So gibt es zu theologischen Fragestellungen fast immer mehrere Meinungen - und die jeweilige Kirche muß sich entscheiden, welche sie vertritt und dann öffentlich verkündigt (siehe den aktuellen Streit in der kath. Kirche um den Zölibat - Theologe gegen Theologe). Die Theologie an sich hat - von einzelnen, die allgemeinverständliche Bücher schreiben abgesehen - in der Regel gar keine eigene Plattform, von der aus sie ihre Erkenntnisse einer breiten Masse verkündigen könnte.

Gruß, Martinus…

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Außerdem ist „Theologie“ nicht gleich „kirchliche Lehre“. So
gibt es zu theologischen Fragestellungen fast immer mehrere
Meinungen - und die jeweilige Kirche muß sich entscheiden,

Umgekehrt. Nicht die Kirche hat sich nach der jeweils besseren theologischen Meinung gerichtet, sondern die theologischen Meinungen haben das Wesen und die Lehre der Kirche zu erklären und zu beeinflussen versucht, teils zurecht, teils zuunrecht, teils mit Erfolg, teils mit Misserfolg.

welche sie vertritt und dann öffentlich verkündigt (siehe den
aktuellen Streit in der kath. Kirche um den Zölibat - Theologe
gegen Theologe).

Natürlich wissen wir beide, dass nicht die Theologie in jene Frage Bewegung bringen will, sondern schlicht und einfach die Kritik der Gesellschaft („die haben so massiv gegen ihr Versprechen gesündigt, dass es im Ergebnis einen Rückschritt bedeutet statt einen Fortschritt“).
Wenn Theologen sich damit befassen und die Argumente gegeneinander abwägen, so mag das zeitweise zum Ziel haben, die kirchliche Lehre zu beeinflussen, diese hat aber (in der röm.-kath. Gemeinschaft) ihre eigenständigen Institutionen, denn das Lehramt der Kirche kommt von einem eigenen theologischen Verständnis her und spricht mit eigener Autorität zu den übrigen Theologen.

Die Theologie im weitesten Sinn, als Wissen über alle mögliche theologische Relevanz, fasst nicht selber alles für sie Relevante, geht über sich selber hinaus, ist transzendent, in stetigem Wachstum begriffen. Sie schöpft nie nur aus sich, sondern stets auch aus weiteren theologisch relevant werdenden Grössen. So ist Quelle der theologischen Erkenntnis erstens die Heilige Schrift - gilt auch für die Lutheraner -, zweitens - nach röm. kath. Verständnis gleichberechtigt - die Tradition, drittens das Lehramt der Kirche - das bedeutet in der Praxis zur Hauptsache das öffentlich gemachte Verständnis der Kirchenleitung, welches sich entschieden anders verhält als die theologische Wissenschaft selbst -, viertens der Allgemeinglaube und fünftens die Theologie selber bzw. die aus ihr selbst und anderen Wissenschaften (Philosophie, Naturwissenschaften u. a. m.) schon gewonnenen oder innert nützlicher Frist gewinnbaren Erkenntnisse.

Die Theologie an sich hat - von einzelnen,
die allgemeinverständliche Bücher schreiben abgesehen - in der
Regel gar keine eigene Plattform, von der aus sie ihre
Erkenntnisse einer breiten Masse verkündigen könnte.

Die Theologie (jetzt im engeren Sinn, als Teil des Uni-Betriebes) ist in mehrere Zweige aufgeteilt. So gibt es in der Tat Zweige wie etwa die historische Forschung der Kirchengeschichte, die historisch-kritische Exegese, die Dogmengeschichte oder die Kirchenrechtswissenschaft, die für die Allgemeinheit wenig Fassbares formulieren, aber es gibt auch (ebenfalls universitäre!) Theologie, die sich geradezu darauf spezialisiert, wie die Dinge zu vermitteln sind, ich denke an die praktische Theologie, Liturgiewissenschaft, Kirchenmusikwissenschaft, Pastoraltheologie/Seelsorgelehre/Pfarramtslehre, Theologie des Geistlichen Lebens/Spiritualitätslehre und psychologische Theologie, besonders aber an die heute oft anzutreffenden Neuformulierungen der Dogmatik, welche diese für aufmerksame Leser ohne theologische Vorbildung durchaus verständlich zu machen vermögen.

Pro multis:
Alex Stock: Poetische Dogmatik. Christologie. Paderborn 1995/96/98.

Das ist ein dogmatisches Werk, das statt von Dogmatik von „poetischer Theologie“ spricht und gerade den Anspruch der Allgemeinverständlichkeit aufstellt,früher hätte man gesagt: nicht ein theologisches, sondern ein spirituelles Werk. Aber das fliesst hier offensichtlich zusammen.
Gruss
Mike

Nicht die Kirche hat sich nach der jeweils besseren
theologischen Meinung gerichtet, sondern die theologischen
Meinungen haben das Wesen und die Lehre der Kirche zu erklären
und zu beeinflussen versucht …

Wie das Wörtchen „versucht“ anzeigt: Die Eintscheidung, welche theologische Meinung in der Kirche akzeptiert wurde, lag letzten Endes bei der Kirche (und ihren Theologen), und weniger an den Universitäten.

Die Theologie an sich hat - von einzelnen,
die allgemeinverständliche Bücher schreiben abgesehen - in der
Regel gar keine eigene Plattform, von der aus sie ihre
Erkenntnisse einer breiten Masse verkündigen könnte.

… aber es gibt
auch (ebenfalls universitäre!) Theologie, die sich geradezu
darauf spezialisiert, wie die Dinge zu vermitteln sind, ich
denke an die praktische Theologie…

Stimmt, aber die Praktische Theologie beschäftigt sich zum Einen traditionell nur mit Ausschnitten der Vermittlung (v.a. Predigt und Unterricht, aber nicht dem Verfassen allgemeinverständlicher Bücher oder Radiobeiträge, das wäre eher die christliche Publizistik). Und zum Anderen vermittelt sie selber nichts* an „Laien“, sondern erklärt nur den angehenden Geistlichen, wie sie Inhalte vermitteln können. Mit anderen Worten: Ein praktischer Theologe erklärt, wie man das Thema „Schuld und Vergebung“ im Religionsunterricht aufarbeiten kann, aber er schreibt nicht selber ein Buch über „Schuld und Vergebung“, denn das wäre nämlich der Fachbereich „Systematische Theologie“ oder „Dogmatik“ :wink:.

Gruß, Martinus…

*„nichts“ stimmt natürlich nicht ganz, denn wenn ein Praktischer Theologe ein Buch über die christlichen Feste und Feiertage herausbringt, das sich an „normale Menschen“ richtet, dann vermittelt er natürlich etwas an Laien - aber da ist er dann, ebenso wie seine Kolleginnen und Kollegen der anderen Fachrichtungen, eher die Ausnahme und vor allem nicht mehr in seinem eigentlichen Ruf als universitärer Lehrer tätig.

Der Allgemeinglaube und die Exegese

Wie das Wörtchen „versucht“ anzeigt: Die Eintscheidung, welche
theologische Meinung in der Kirche akzeptiert wurde, lag
letzten Endes bei der Kirche (und ihren Theologen), und
weniger an den Universitäten.

In der röm.-katholischen Kirchengeschichte ging es meistens, wenn auch nicht immer, um ein Akzeptieren des kirchlichen Lebens in einem theologischen System und nur ausnahmsweise um das Akzeptieren einer theologischen Meinung im kirchlichen Lehramt. Deine Antwort ist also in die richtige Richtung gegangen und dürfte getrost noch weiter gehen

Mit
anderen Worten: Ein praktischer Theologe erklärt, wie man das
Thema „Schuld und Vergebung“ im Religionsunterricht
aufarbeiten kann, aber er schreibt nicht selber ein Buch über
„Schuld und Vergebung“, denn das wäre nämlich der Fachbereich
„Systematische Theologie“ oder „Dogmatik“ :wink:.

Dagegen werden haufenweise spirituelle Bücher über dogmatische, systematische oder aber auch mal exegetische Themen vermittelt.

*„nichts“ stimmt natürlich nicht ganz

nein wirklich nicht

nicht
mehr in seinem eigentlichen Ruf als universitärer Lehrer
tätig

Es ging mir darum, zu bestätigen, dass die Theologie ein volkshochschulbildnerisches Defizit aufweist, wenn Du weisst, was das bedeutet. Man kann nicht den Katechismus verkaufen oder meinetwegen lateinischsprachige Vorlesungen besuchen (würde nicht ein gewisser M. L., auf den wir Katholiken eine Art Kopfgeld ausgesetzt haben, in ein ähnliches Horn stossen) und dann mit Recht darüber staunen, dass die Leute einen für wissenschaftlich verschlossen halten und entweder den Eindruck haben, man getraue sich nicht, Fragen an die Heilige Schrift zu haben oder der Meinung sind, man halte die Bibel für Murx.

Die echten Zweifel, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit der Menschen sind aber Gegenstand der eigenen Gewissenserforschung sowie Arbeitsfeld der Seelsorge, Spiritualität und Diakonie. Wenn sich also jemand in tiefen, existenziellen Zweifeln befindet, wird er gewöhnlich bei wissenschaftlichen Disputen von Theologen wenig zu suchen haben, selbst dann, wenn es anhand der Bibel um die Frage geht, ob wir durch Jesus in Gott seien. Natürlich ist das letzten Endes eine Gratwanderung. Ein gewitzter Psychologe würde den theologischen Disput beobachten und feststellen, derjenige Theologe, der letzten Endes zufriedener sei, habe auch eher den Hang, die Hoffnung in der Welt zu verbreiten als sein Gegenspieler, der gerade im eigenen Leben wenig zu lachen habe.

Gruss
Mike