-> Errrr … als Steller der ursprünglichen Frage: Das
bezog sich ja nicht nur auf Koautorschaft. Da waren auch
etliche, die offensichtlich unabhängig voneinander die gleiche
Geschichte aufgeschrieben haben. Außerdem war die Frage
wohlweislich NICHT auf die Evangelien begrenzt. Insofern ist
die Frage selbst schon viel weiter gestellt.
Danke für die Aufklärung über Deine Frage. Koautorschaft ist
aber immerhin ein Aspekt, nehmen wir bspw. an, dass „sich die
Schrift selber auslegt“.
-> Hier eine kleine Anmerkung. Immer wenn es um Christentum
geht, werden die Wissenschaftler unseres Kulturkreises
deutlich unwissenschaftlich.
Ist diskutabel bis richtig.
Und der
„gläubige Wissenschaftler“ inklusive vieler Theologen wird das
gleiche Argument bringen (ebenfalls bevor Du irgendwetwas zu
Nag Hammadi gesagt hast. Der Begriff reicht).
Da beziehst Du Dich möglicherweise auf die Amis oder die
Kreationisten usw.; gläubige Wissenschaftler unserer
Breitengrade kannst Du kaum gemeint haben - oder kannst Du
Beispiele geben
Das war mißverständlich ausgedrückt. Wissenschaftler glauben nicht an Jesus Christus, aber sie glauben an Fachzeitschriften und „allgemeine Meinungen“ auf Symposien. Was die Amis angeht (ich leben unter ihnen), so sind die wenigstens insofern aufgeschlossen, als dass sie nicht gleich Ausschlag kriegen wenn Du Reizworte wie eben das erwähnte Nag Hammadi benutzt. Das Endergebnis ist trotzdem meistens nicht so viel anders. Die glauben, aber an andere Dinge, das war gemeint. Wissen tun die auch nicht.
Natürlich können
alle ihr Verhalten mit tollen Begriffen garnieren, aaaaber …
irgendwie ist es dadurch nicht anders.
Wie gesagt, bei den „Gläubigen“ müsstest Du mir das näher
erläutern.
Das mit den „Gläubigen“ habe ich weiter oben bereits eingefügt. Nehmen wir als Beispiel mal das berühmte Judas-Evangelium (spürst Du bereits den kalten Schauer auf Deinem Rücken). Zuerst die „Sensation“. Das wirft ein völlig neues Bild auf alles, Kirche duck Dich! Dann mal ein bißerl drin lesen: Die Fakten decken sich bis auf einen Punkt mit den bekannten vier Evangelien der Bibel. Bei Judas findet die Verhaftung in einem nicht näher bezeichneten Raum statt. Und beim Nachlesen der Hintergründe und der gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit, wird auch die Tendenz erklärlich, denn darin spiegelt sich ganz einfach der Grabenkampf wieder, der zwischen verschiedenen mehr oder weniger „christlichen“ Gruppierungen stattfand, bis hin zu „gnostischen“ und „platonischen“ Sekten und Gruppen. Also alles erklärbar. Nur erwähne mal, sowohl vor einem christlichen Theologen oder auch einem betont unchristlichen „Wissenschaftler“, dass Judas im Grunde etliche Fakten stützt. Und der ist nun wirklich als unabhängige Quelle zu betrachten. Du wirst trotzdem alleine für den Versuch zerrissen werden noch bevor sich einer ein Argument anhört. Weil der eine „glaubt“ dass nur die Bibel Recht hat, der andere „glaubt“ ebenso sicher, dass die Bibel nur Murx erzählt.
-> Sprache ist, entschuldige, wenn ich da widerspreche,
nicht religiös gebunden. Die meisten Sprachen (außer
vielleicht Deutsch, dass durch DIN Norm gebunden ist) sind
durchaus dynamisch genug solche Dinge ohne religiösen Unterbau
in allgemeiner Form auszudrücken.
Solche Dinge - z. B. dass die Bibel viele „Quellen“ umfasst,
wenn man sich über ein historisches Ereignis ein Bild machen
will, dass sie aber nur eine Quelle ist, wenn man nach der
Theologie des Geistes forscht, die in den späteren Schriften
des NT verbreitet ist, und beides tun Theologen - sind
sprachlich nicht neutral zu fassen. Ich wäre Dir dankbar für
eine Widerlegung dieses Satzes, glaube aber nicht, dass sie
bewerkstelligt werden kann, schon wegen des Begriffes
„Theologie“.
„Theologie“ ist ein Wort, dass die Wissenschaft von Gott bezeichnet. Insofern ist alleine schon das Wort ursprünglich neutral, denn es umfasst nicht die Bibel alleine. Das wird natürlich durch den Kontext relativiert, der sich in unserer Kultur immer auf die christliche Version im gewissermaßen paulinischen Modell bezieht. (bei Judas ging es ja schon um verschiedene Gruppierungen). Technisch befasst sich also die Theologie mit Gottes Botschaft im Text, der historische Hintergrund ist sekundär, was in Anbetracht des Namens ja auch schon legitim ist.
Soweit es die Geschichtswissenschaft angeht, die sich ja mit dem geschichtlichen Fakt zu befassen hat und für die die Botschaft sekundär ist (nicht unwichtig, denn die Botschaft hatte ja ihren Impact auf die nachfolgende Geschichte), muss die Bibel logischerweise eine QuellenSAMMLUNG darstellen, also mehrere Quellen, die zufällig in einem Buch zusammengebunden sind. Wogegen ich mich wehre ist die Minderbewertung biblischer Texte aufgrund der Tatsache, dass sie in der Bibel stehen. Denn dass ist „Glaube“, der nicht s mit Wissenschaft zu tun hat.
Nuuuur, die Theologie kann die Bibel auch nicht als eine homogene Quelle betrachten. Es besteht ein großer Unterschied zwischen Markus, Matthäus und Lukas auf der einen Seite und Johannes auf der anderen Seite. Denn auch wenn Johannes als am detailliertesten ersscheint, er war am weitesten von der echten Aussage entfernt. Wir müssen ihn also auch in theologischer Hinsicht unter dem Kontext seiner möglichen Intention betrachten. Ähnliche Einschätzungen muss also auch die Theologie Text für Text vornehmen. Um ein Extrembeispiel eines nicht-biblischen Textes auch noch reinzubringen: Wie beurteilst Du Augustinus? Oder Irenäus? Texte, die ja durchaus Teil des theologischen Quellenbestandes sind.
-> Was man ja in Wissenschaftlerkreisen fleißig tut, wenn
einem die Schlußfolgerungen des Kollegen nicht gefallen. Guido
Knopp ist nicht so gut wie er glaubt, aber auch nicht so
schlecht, wie ihn seine geschäftlich weniger erfolgreichen
Berufskollegen mit dieser Taktik immer wieder machen.
Das ist allerdings ein wahres Wort, solange man ihn nicht
seriös widerlegt. Aber er ist ja in erster Linie Medienmann
und also wissenschaftlich gar nicht so wichtig, es wäre denn
wiederum für die Kommunikation der Wissenschaftler, die gerade
eben mein Anliegen ist.
Bei Guido Knopp geht es ja um die Kommunikation des Wissenschaftlers mit der breiten Masse. Was einerseits gut ist, denn sicher ist das allgemeine Geschichtswissen in Deutschland eine eher traurige Sache. Andererseits darf natürlich auch ein Knopp nicht soweit gehen, für den populistischen Reisser an den Fakten zu drehen.
Allerdings gibt Guido Knopp, als eher allgemeines Beispiel nicht so viel für unser Problem her. Versuchen wir es also mal mit einem anderen Reiznamen. Dan Brown … der Welt schlechtester Rechercheur. So ziemlich alles was er geschrieben hat war widerlegbar Murx. Aber er hat eines erreicht. Noch nie haben sich so viele Leute mit diesen Themen auseinandergesetzt. Persönlich hätte ich mit Dan Brown leben können (als Romancier ist er ja gar nicht schlecht) wenn er nicht den Anspüruch gestellt hätte, alles was er schreibt seien wissenschaftliche Fakten. Also, was war das? Es war offensichtlich nicht die Kommunikation von Wissenschaftlern untereinander und es war auch nicht Wissenschaftler zur breiten Masse. Die Sensation hatte sich gewissermaßen verselbstständigt. Da rühren wir, soweit es Massenkommunikation angeht doch an einem grundsätzlichen Problem der modernen Mediengesellschaft: Es gibt soviel Zeug zu hören, sehen, lesen, dass Du schon einen echten Eye-Catcher brauchst, damit überhaupt jemand zuhört. Auch die Theologie würde, sollte sie wirklich zu einer neuen wichtigen Erkenntnis kommen, diese Regeln beherzigen müssen, wollte sie die mit Neuigkeiten zugedonnerte Masse erreichen. Was aber nicht den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung verstellen darf.
Und was
die Verantwortung des Forschers für seine Erkenntnisse angeht,
so ist das ja ein Thema, dass die Wissenschaft aller
Fachbereiche seit der Entdeckung der Kernspalung an die
Politik abgegeben hat.
Und diese kann sie nicht tragen. Dann stellt man
„Ethikfachkräfte“ an, über deren mangelnde Objektivität man
sich in alle Ewigkeit beklagen darf, weil sie
begriffsnotwendig nicht existiert.
Der Begriff der Ethik ist ja wieder so ein Ding. Alleine schon der Begriff vermittelt, dass es so etwas wie eine global gültige Ethik gibt. In Wirklichkeit ist sie jedoch kulturell und sogar individuell verschieden. Wenn ich fünf Ethikfachkräfte habe, dann habe ich 5+x Meinungen wobei x die Anzahl derer ist, die bereits über Ethik geschrieben haben und als Pflichtlektüre gelten. Da jedoch schon die Auswahl der Pflichtlektüre eine individuelle Entscheidung ist, muss x nixcht notwendigerweise endlich sein (nicht einmal abzählbar in mathematischem Sinne).
Er darf ja gar nicht
unvoreingenommen sein (was die Wissenschaft theoretisch
fordert)
Vorsicht mit dem Wissenschaftsbegriff. Die Dogmatik in der
Theologie, trotz allem immer noch eine „Wissenschaft“,
argumentiert deswegen mit „der Bibel“, weil sie mit dem
Christentum als Strömung rechnet, welche die Bibel als
Gesamtwerk kanonisiert hat, ähnlich sieht es die Soziologie
und die Geschichtswissenschaft des Mittelalters. Dass
namentlich die Historie der Antike eher unterscheiden muss,
ist auch wieder wahr.
Jaein! Einerseits wird nicht die Bibel sondern die Kirchen und ihre Auslegung der bibel als Faktor in geschichtswissenschaftlichen Betrachtungen mittelalterlicher Gesellschaften untersucht. Denn es war nicht die Bibel, die Leute auf den Scheiterhaufen geschickt hat, es war die Kirche. Außerdem ist natürlich Christentum hier immer auf die paulinische Variante bezogen. Die Katharer hätten sich auch als druchaus christliche bezeichnet. Ebenso wie die Waldenser. Sie verloren ihre Auseinandersetzungen, der Sieger dürfte das Markenzeichen „Christentum“ behalten. Doch hat eine Fehlauslegung, nicht einmal eine blutige Geschichte, wirklich etwas mit Theologie als Wissenschaft von Gott zu tun. Das anzunehmen wäre ja wissenschaftlich erst zulässig, wenn es wirklich einen Hinweis darauf gäbe, dass beispielsweise die Inquisition Gottes Wille gewesen wäre.
Was die Dogmatik angeht, so schaudere ich etwas, sie als Wissenschaft zu betrachten. Anderseits schaudere ich auch, wenn ich sehe, wie Mathematiker neue Axiome einführen. Das Nicht-Beweisbare als richtig anzunehmen ist ein Ding. Darauf alles aufzubauen in meinen Augen manches Mal fragwürdig. In der Theologie dient das Dogma jedoch manchmal als Diskussionsverhütungsmittel. Was gerade diesen Teil der Theologie wissenschaftlich fragwürdig macht. Nehmen wir doch mal das letzte festgelegte Dogma, die leicbliche Aufnahme Mariens in den Himmel. Warum muss das Dogma sein? Ist es relevant? Wenn es so wichtig ist, dass es ein Dogma rechtfertigt, warum erst 1950 (bei derartiger Wichtigkeit wäre doch schon früher jemand drauf gekommen)? Sicherlich kann man da nun 1000 Jahre diskutieren und es war vielleicht politisch richtiger, das Ding als Dogma zu formulieren um eben diese 1000 Jahre zu sparen, aber wissenschaftlich stichhaltig war es nicht. Insofern kann die Dogmatik in der Thoelogie auch nicht die Wissenschaft über den Inhalt von Dogmen sein sondern höchstens eine Geschichtswissenschaft über die Entstehung von Dogmen.
Sachlichkeit
bedeutet zunächst, auf Fakten bezogen zu bleiben
[…]
kann für Beziehungen aller Art schädlicher sein als
Unsachlichkeit.
weswegen auch die noch so gut und seriös betriebene
Wissenschaft für die Menschheit eben schädlicher sein kann als
Unwissenschaftlichkeit, je nach Kontext, Kompetenzen und
Absichten.
Autsch, hier schlägt ja wohl die pastorale Haltung durch. Wissenschaft macht sich wenig Gedanken über schädlich oder unschädlich für die Menschen. Die Kirche hingegen stellte immer den Anspruch, besser zu wissen, was für die Leute gut sei als die Leute selber. Hier haben wir offensichtlich gleich zwei „Irrlehren“ (wenn es mir als Nicht-Theologen gestattet sei, diesen Begriff zu verwenden): Eine Wissenschaft, die verantwortungslos vorgeht und eine Theologie, die sich eine Entscheidungskompetenz einfach anmaßt. Mit welchem Recht?
Während
Religionswissenschaft erst einmal keinen Glauben benötigt
und dennoch hat sie hoffentlich einen Glauben an
Verständigung, oder wie steht es mit dem Glauben an die
Existenz eines Religionsbegriffs, oder wie mit dem Glauben an
die wissenschaftliche Untersuchbarkeit des Gegenstandes, wie
mit dem Glauben an den interreligiösen Dialog, dem Glauben an
die menschliche Religiosität und dem gesammelten
„Erfahrungswissen“, daran man, selbst wenn es das eigene ist,
dann auch erst noch zu glauben hat
Das ist ja wohl eine begriffliche Nebelwand. Ich brauche nicht an Verständigung zu glauben, oft ist es der Glaube, der der Verständigung im Wege steht. Und natürlich ist erstmal per se jeder Gegenstand wissenschaftlich untersuchbar. Es kommt auf die Mittel an und auf die wissenschaftliche Vorgehensweise. Wenn ich diese Vorgehensweise mit irgendeinem wie auch immer gearteten Glauben vermische, dann bin ich schnell in der Situation, meine Untersuchungsanordnung so zu verändern, dass ich das Ergebnis zum Wunschziel hin verändere. Und ebenso verhält es sich mit dem Glauben an menschliche Religiösität. Menschen glauben ja nicht an Religiösität sondern an die Bibel, den Koran, Buddha, was auch immer. Sie glauben an Religionen, an heilige Bücher. Religiösität ist ja ein abstrakter Begriff der erst einmal einen Wunsch ausdrückt. Wie soll man daran überhaupt glauben können? Doch nur in der Form, dass man glaubt, es gibt diesen Wunsch. Wie ein durch ein Produkt erfüllbares Bedürfnis. Was wiederum das Grundproblem doch deutlich zu flach behandeln würde.
Der Glaube an das Erfahrungswissen? Hier kann ich notgedrungen nur für mich selbst antworten. Glaube ich an mein Wissen? Temporär. Deswegen versuche ich ja ständig weiter zu lernen. Die größte Geistesleistung, die man vollbringen kann ist es, bei Erkenntnis, dass etwas nicht passt, alles über Bord zu werfen und von vorne anzufangen. Ab und zu mal eine kopernikanische Wende ist per se ja nichts Schlechtes. Jedenfalls nicht, wenn es wirklich eine ist und nicht nur das Mäntelchen nach dem derzeitigen intellektuellen Wind zu hängen.
Insofern würde ich mit dem „wissenschaftlichen“ Anspruch der
Theologie gerne mal vorsichtig umgehen, dazu hat sich ja schon
der Herr von Aquin geäußert …
Das ist in der Tat richtig, man muss unterscheiden, von was
genau man jeweils spricht. So gesehen kann Theologie mal im
engeren Sinn Wissenschaft sein (inkl. wissenschaftl. Methoden,
Sachlichkeit usw.), mal nicht. Letztlich bleibt sie dem
Menschen aber stets verpflichtet.
Ketzerische Theorie meinerseits: Wenn sich eine Wissenschaft irgend etwas anderem als dem wissenschaftlichen Fakt verpflichtet, entspricht sie nicht mehr der aktuellen Definition von Wissenschaft. Dabei will ich gar nicht in Abrede stellen, dass die derzeitige Definition von Wissenschaft durch die Abwesenheit eines Verantwortungsfaktors etwas hinkt.
-> Der Threadsteller (ich) ist einfach nur neugierig. Und
forscht. Und eckt bei beiden Seiten immer wieder an, denn die
Theologen sind ja auch nicht wirklich glücklicher, wenn man
darauf hinweist, dass Jesus (der mit Sicherheit nicht Jesus
hieß)
aber das müsstest Du mir mal beweisen, wenn Du
„wissenschaftlich“ argumentieren möchtest
dass der reine sachliche Bezug
wenig mit Beziehungsfähigkeit zu tun hat.
Falsch. Ist durch nichts bewiesen.
Fakten teilen sich in zwei Gattungen: Die, die meinem Gegenüber gefallen, weil sie dem entsprechen, was er glaubt. Und die anderen, die in verschiedenen Abstufungen hin bis zu dem Punkt gehen, dass er mir am liebsten den Hals umdreht, wenn ich sie auch nur erwähne. Das Erwähnen der letzteren Gattung ist also eher beziehungsschädlich bis hin zu dem Punkt, dass man sich manchmal zwischen den Fakten und der „guten“ Beziehung zu anderen Menschen entscheiden muss. Was schon das eigentliche Problem beleuchtet. Denn der eine wird, aufgrund von Beziehungsfähigkeit, die Fakten totschweigen und die Beziehung in den Vordergrund stellen, der andere wird das Gegenteil tun. Beide Entscheidungen bezüglich der Beziehungen zur sozialen Umwelt werden keinen Einfluss auf den Fakt als solchen haben.
Kleine Anmerkung: Die letzte Zeile Deines Einwandes müsste streng genommen nicht „Falsch. Ist durch nichts bewiesen“ lauten sondern „Offen. Ist durch nichts bewiesen, aber auch zu diesem Zeitpunkt, durch nichts widerlegt“. Ist schon komisch, wie „Glaube“ der Logik einen Streich spielt? Das war genau die Denke, die ich manchen „Wissenschaftlern“ so übel vermerke.
-> Na ja, demäß dem Wortlaut bezieht sich diese Erklärung
ja auf ein Bekenntnis in Form eines
Quasi-Glaubensbekenntnisses. Worum es mir bei der Frage ging
war ja auch eine veränderte Bewertung der Quellen die in der
Bibel zusammengefaßt sind unter historischem Kontext.
verändert unter Wissenschaftlern - dann müsstest Du
exegetische oder historische Argumente liefern, warum sie die
Quellen neu zu bewerten hätten - oder beim Volk, wenn es aber
darum geht, ist das Ganze eine Frage nach der Historizität der
Bibel und somit nach dem Studium von Kirchengeschichte und
historischer Exegese. Ist uns allen unbenommen.
Das Problem bei der Bewertung der Quellen ist in diesem Falle allerdings, das schon die derzeitige Interpretation der exegetischen und historischen Argumente zweifelhaft ist. Es geht also nicht um das Finden neuer Spuren sondern um eine Aufarbeitung alter, lange bekannter Spuren. Denn neue Spuren (z.B. das bereits erwähnte Judas-Evangelium) haben ja am Problem nichts verändert. Sie wurden lediglich weitestgehend ignoriert um an der vorgefassten Meinung über biblische Texte nichts ändern zu müssen.
Eine
Aussage wie „wir sind durch Jesus in Gott“ hilft in diesem
Zusammenhang eher weniger.
Aber sie ist Gesprächsgegenstand, namentlich wenn die eine
Quelle gerade das behauptet und womöglich historisch abstützen
will, etwa mit dem Hinweis, Jesus habe Wunder getan.
Das ist wiederum „Botschaft“. Somit ist die Aussage theologisch relevant, historisch eher nicht (sie würde es werden, wenn sie einen echten gesellschaftlichen Einfluss hätte, der die Geschichte der nächsten Jahrhunderte beeinflusst). Die Behuaptung, Jesus habe dieses oder jenes getan ist ja historisch nur dann relevant, wenn ich Spuren des einen oder anderen Tuns finden kann.
Was die Wunder Jesu angeht, so würde ich die aus dieser Diskussion gerne heraushalten. Nicht, weil ich mich vor dem Theman scheue, einzig, weil es dann endgültig den Rahmen sprengen würde (was mir dazu einfällt wird wahrscheinlich für einen heftigen Thread sorgen, deswegen extra. Wenns zu wild wird, kann der Mod dann auch extra sperren).
Das Problem der Theologie (auch der
dialektischen) ist ja der Unwille zum Beweis.
Also teilen wir mal auf: dogmatischen Beweis, historischen
Beweis, exegetischen Beweis, philosophische
Argumentation/Demonstration, psychologische Auslegung/weitere
Auslegungsmethoden; inwiefern fehlt Dir der Wille zu welcher
Art von Beweis?
Mir fehlt der nicht, wenn es was zu beweisen gibt. In manchen Fällen gibt es nichts, dann kann ich die Fragestellung nur offen lassen (nicht einfach ablehnen, denn dazu müsste ich das Gegenteil aj ebenfalls beweisen). Insofern, bitte keine rethorischen Spielchen.
Der dogmatische Beweis ist KEIN Beweis. Ich meine, wo ist der Beweis, einfach was zu behaupten?
Ein historischer Beweis in sich ist selten ein Beweis. Der historische Beweis kann lediglich der zweite Schritt nach einem Grabungsbefund oder aufgrund von Schriftmaterial sein (letzteres eingeschränkt, da Schriften meistens mit Intention entstehen). Gleiches gilt für jede Art der philosophischen Argumentation. Sie kann Arbeitshypothesen erbringen, aber stellt keinen echten Beweis dar sondern lediglich einen „begründeten Verdacht“. Allerdings behauptet die Philosophie meist nicht, dass etwas ist sondern, dass etwas sein könnte. Wenn sie nämlich behauptet, etwas ist, dann ist es keine Philosophie mehr sondern Religion (weil sie ja dann dogmatisch wird). Ergänzend könnte es sich im Einzelfall um Mathematik halten (dann wird sie axiomatisch).
Eine Demonstration kann, eine geeignete Versuchsanordnung vorausgesetzt, einen Beweis darstellen. Ebenso kann es in Einzelfällen auch ein mathematischer Beweis sein (das klappt zum Leidwesen der Geschichtsiwssenschaftler z.B. mit der grundsätzlichen Theorie zu Verschwörungstheorien sehr gut). Psychologische Auslegungsmethoden wiederum können zwar ein Licht auf Intentionen einzelner Schreiber werfen, sind aber selten wirklich ein Beweis sondern wiederum nur Basis eines begründeten Verdachts. Der kann Arbeitshypothese sein, aber nicht Beweis per se.
Denken wir aber einmal weiter. Was würde ein Beweis der Historizität für Folgen für die Theologie haben? Wenn der Jesus des Glaubens zu einem Jesus einer realen Welt werden würde? Ich kann durchaus verstehen dass derartige Versuche auf Unwillen aus der theologischen Ecke stoßen, denn dann würde man ja auch Jesus nicht mehr so ohne weiteres als „Wundertier“ darstellen können. Wenn jedoch der historische Jesus tatsächlich ein Wundertäter gewesen wäre (beweisbar gewesen wäre), selbst dann müsste sich die Theologie dem Problem stellen, inwieweit sie seine Äußerungen über zwanzig Jahrhunderte reinterpretiert hätte.
Das (historische) Problem der Theologie in
diesem Punkt ist (war) hauptsächlich die Frage, wo es denn
angebracht ist, über welche Sache nachzudenken, und mitnichten
die Frage, ob man überhaupt darüber nachdenken darf.
Es fällt der Theologie (und der Kirche) heutzutage schwer, das Nachdenken zu verbieten. Im Mittelalter nutzte zur Verhinderung unliebsamen nachdenkens den Scheiterhaufen. Halten wir fest, dass nachdenken über bestimmte Dinge eben aus theologisch-dogmatischen Erwägungen heraus verboten war. Und heute denke ich, wenn ein Thema so kontrovers ist, wenn es um solch wichtige Dinge geht wie ein Leben nach dem Tode oder nicht, wenn es letztendlich auch um die eigenen, ganz persönliche Ethik geht, dann ist etwas nachdenken durchaus angebracht. Ohne Garantie, dass das, was ich mir denke, anderen gefällt.
-> Das beinhaltet ja gleich drei Dinge. Einerseits: Ohne
Sensation kommst Du heute karrieremäßig zu gar nichts mehr.
Scheint leider bei einigen so vorausgesetzt zu werden.
Wie oben angedeutet, ein Seiteneffekt einer übersättigten Mediengesellschaft.
Dan Brown (der ja nun weit von jeder Recherche entfernt war)
hat’s vorgemacht, der Rest muss nachmachen.
Dafür kriegst Du einen Stern.
Dankeschön!
Andererseits: Nicht jeder Zusammenhang ist nichtig und kann
von der Theologie einfach ausgeräumt werden, auch wenn die
Theologie das gerne so darstellt. Wenn gar nichts mehr geht,
dann kommen auf einmal Begriffe wie „Dogmatik“ oder, als
Gegenargument „apokryph“ auf den Tisch. Weil die Theologie
sich ja doch etwas schwer tut, Dinge, die dogmatisch
festgelegt sind, zu hinterfragen oder die Authentizität von
nicht kanonisierten Schrifttum anzuerkennen.
Mit guten Gründen. Das Bestehen eines alten Schriftstückes
reicht nicht aus, dass es den gleichen dogmatischen Wert hat
wie ein anderes.
Was ja übersetzt nichts anderes bedeutet als: Dieses Schriftstück kenn ich nicht, das mag ich nicht. Und weil es nicht in MEINEM Buch steht, habe ich jetzt gute Gründe, es nicht anzuerkennen. Gute Gründe hätte man vielleicht nach einer eingehenden Untersuchung (falls sich da solche finden), aber bestimmt nicht aus der Tatsache heraus, dass der gute Irenäus das Ding zu seiner Zeit nicht kannte (oder persönlich nicht mochte).
In diesem Falle
sogar dann, wenn das Schrifttum das kanonisierte Schrifttum in
vielen Punkten bestätigt.
Weil die historischen Kriterien eben nur ein Teil der
theologischen Kriterien sind.
Offensichtlich selbst die inhaltlichen Kriterien. Mir erscheint es doch viel mehr so, als würden einige der Schriften abgelehnt weil sie eben aus anderen Quellen als der paulinischen Linie stammen.
Was umgekehrt wiederum in der
Wissenschaft zum Begriff „seriös“ führt, der nichts mit
Ernsthaftigkeit oder „ernst zu nehmend“ zu tun hat sondern
einfach bedeutet „von der Mehrheit anerkannter Wissenschaftler
anerkannt“ was auch nicht gerade dadurch besser wird, dass
diese Zirkel sich ja auch gerne „meinungsrein“ halten.
Wie wahr. Wir können viele Fragen stellen, aber beantworten
müssen wir sie uns letztlich immer auch selber.
Oder versuchen, sie in Foren wie diesem zu diskutieren, denn ohne eine gewisse Meinugnsvielfalt kommt man höchstens zur Betreibsblindheit.
Gruß
Peter B.