Mal wieder: Anti-Jagd-Training

Hallo zusammen,

letzendlich ist das für mich das Anti-Jagd-Training verwirrend!

Die Trainerin hat mir immer gesagt, keine „Rennspiele“, kein Stöckchen, kein Ball. Wir haben das versucht auf „Suchen“ umzudrehen. Sie macht „Sitz“, ich verstecke das Spielzeug, z.Z. im Haus, sonst auch im Garten, sie sucht. Klappt hervorragend, sie, wir sind glücklich.
Ich habe bei diesen Spielchen gelernt, wie sehr sie ihre Nase einsetzt. Erst schauen, dann geht es durch Riechen.
Jetzt im Schnee habe ich ihre Schnupperwege gut anhand der frischen Spuren beobachten können. Immer der Fährte hinterher…
(Nun ist sie gerade zum erstem Mal läufig und nur mit Flexi unterwegs)

Puh, der „untimative Anti-Jagd-Tipp“ ist ja der, du (Mensch) sollst interessanter sein als eine mögliche Jagdbeute!
Aber wie denn, wenn ich keine Spielchen machen soll, Suchübungen zur ausgeprägten Nase führen, die dann auch Mäuse unter 10 cm Schnee auffindbar machen?

Oder ist es nur ihr jugendlicher „Wahnsinn“?

Liebe Grüße
Chrissie

Hallo Chrissie,

Puh, der „untimative Anti-Jagd-Tipp“ ist ja der, du (Mensch)sollst interessanter sein als eine mögliche Jagdbeute!

Diese Ansicht teile ich persönlich nicht, aber meine eigenen Hunde werden grundsätzlich anders erzogen.

Aber wie denn, wenn ich keine Spielchen machen soll,Suchübungen zur ausgeprägten Nase führen, die dann auch Mäuse unter 10 cm Schnee auffindbar machen?

Nach meiner Überzeugung liegt das Geheimnis im Gehorsam - und damit in der Unterordnung - des Hundes. Ich formuliere das bewusst so, auch wenn das Wort in der modernen Hundeerziehung nicht besonders beliebt ist. Letzten Endes geht es aber darum, dass der Hund bereit ist, seine Jagdbeute jederzeit und unter allen Umständen mir zu überlassen. Im Idealfall heißt das, dass er auch darauf verzichtet, sie zu jagen, wenn ich das untersage.

Heißt in der Umsetzung z.B.: Hund sucht (so wie du es beschrieben hast, finde ich das völlig okay) und bringt das, was er gefunden hat, SOFORT freudestrahlend zu dir, anstatt es erst mal fünf Minuten mit stolzgeschwellter Brust durch die Gegend zu tragen und sich dabei selbst zu befriedigen.

Wahlweise kann er sich auch neben der Beute ablegen, ohne diese überhaupt ins Maul zu nehmen. Für jagdpassionierte Hunde ist das die bessere Variante.

Die gesuchte Beute ist niemals fressbar. Futter gibt es für das Abliegen bzw. das sofortige Heranbringen und ABGEBEN. In der Weiterführung kann die Beute fressbar werden, darf aber keinesfalls vom Hund gefressen werden. Das muss man im Training absichern, der Hund darf hierbei kein einziges Mal Erfolg dabei haben, die Beute zu fressen. Achtung: Wenn du dich zu dieser Fortführung entschließt, kommst du um Strafreize mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht herum. Du musst vorher entscheiden, ob du das willst. Wenn nicht, versuche es erst gar nicht, sonst versaust du dir nur die vorherigen Gehorsamserfolge.

Ziel des Ganzen: Der Hund lernt, dass nicht die Beute das Interessante ist, sondern die Belohnung durch den Menschen. Das funktioniert natürlich nicht, wenn der Hund selbstständig mit der Beute spielen darf.

Ich würde auch davon abraten, die Beute zum (Belohnungs-)Spielen zu benutzen. Das heizt den Hund nur unnötig auf und erhöht den Reiz des Beutegegenstandes unnötig (was dazu verführt, sich doch öfter mal selbst zu bedienen). Futter ist hierbei nach meiner Überzeugung die sinnvollere Belohnung.

Oder ist es nur ihr jugendlicher „Wahnsinn“?

Der spielt mit Sicherheit auch eine Rolle - leider nicht die entscheidende.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule!

Wie meinst Du das? Meinst Du, wenn ich Leckerlis für Suchspiele verstecke und ihn dazu animiere nach diesen zu suchen und er sie dann, wenn er sie findet, fressen darf, fördere ich seinen Jagdtrieb?
Das möchte ich natürlich nicht!

Verstehe ich das richtig, dass man lieber einen Gegenstand verstecken soll und beim Abliefern dieses Gegenstandes mit Leckerlis belohnen sollte? Aber aus welchem Grund sollte er nach einem Gegenstand suchen, mit dem er weder spielen noch es fressen darf? Ist das nicht gänzlich unattraktiv für den Hund? Mein Hund ist z.B. ein lieber, braver Kerl. Aber in solchen Dingen nun mal nicht der Hellste. Ich wüsste gar nicht, wie ich ihm begreiflich machen sollte, was ich überhaupt von ihm will.

Liebe Grüße
Inge2

Hallo Inge,

die Sache mit dem Jagen ist ziemlich komplex. Deswegen ist es auch immer schwierig, Teilbereiche rauszugreifen, weil manches nur in einem Gesamtzusammenhang verständlich (und oft auch sinnvoll) ist.

Ich hole mal ein bisschen aus und hoffe, es langweilt nicht:
Zum Jagen gehören die Teilbereiche Stöbern, Spuren und Hetzen. Verschiedene Hunde haben dabei unterschiedliche Vorlieben.

Hetzen heißt, dass Hunde einem bewegten Objekt nachjagen und versuchen, es zu erwischen. Es gibt Jagdhunde, die nur auf Sicht jagen (die Windhunde) und sich für die anderen Bereiche nicht interessieren. Hetzen ist zudem der Teil des Jagdverhaltens, den Hunde am Frühesten zeigen, was auch damit zusammenhängt, dass sie Hetzspiele ab dem Welpenalter trainieren (durch Renn- und Fangspiele mit Artgenossen, aber auch durch das Werfen von Bällen).

Je nach angeborener Jagdpassion des Hundes rückt dabei nicht unbedingt das Fassen der Beute in den Vordergrund, sondern das Rennen als solches wird zum selbstbelohnenden Verhalten.

Aus den positiven Erfahrungen des Hetzens entwickelt sich bei vielen Hunden das Stöbern. Hunde laufen mit der Absicht durch die Gegend, Wild aufzujagen, dem sie hinterherrennen können. Die Nase wird dabei abhängig vom Hundetyp und der Erfahrung unterschiedlich stark eingesetzt, oft läuft der Hund auch nur ziellos kreuz und quer.

Das Spuren ist ein sehr zielgerichtetes Arbeiten mit der Nase, bei dem der Hund eine Wildspur aufnimmt und diese konsequent verfolgt. Dieses Verhalten beobachtet man besonders bei bestimmten Jagdhundtypen und bei Hunden, die bereits Beute gemacht haben.

Wenn wir mit dem Hund nun Suchspiele spielen, bringen wir ihm bei, seine Nase zu trainieren. Es fördert also grundsätzlich das Jagdverhalten.

Ab hier gehen nun die Meinungen sehr auseinander. Die derzeit populäre Meinung ist, dass der Hundeführer interessanter sein muss als der Reiz des Jagens. Bei einem bestimmten Hundetyp hat man damit auch durchaus Erfolg. Der Preis dafür ist, dass man niemals einfach nur spazieren gehen kann, weil man ständig den Hund beschäftigen muss.

Die anderer Meinung, die auch ich vertrete ist: Will man das Jagdverhalten des Hundes kontrollieren, muss man den Hund kontrollieren. Das bedeutet, dass der Hund möglichst von Welpenbeinen an lernt, dass der Mensch der Mittelpunkt seiner Welt ist und der Hund ihm unter allen Umständen gehorchen muss.

In diesem Zusammenhang steht meine Empfehlung, dem Hund möglichst kein selbstbelohnendes Verhalten zu ermöglichen. Dazu gehört, dass er bei Suchspielen die Beute nicht fressen darf. Gemäß der Forderung, dass der Mensch das Wichtigste ist, führen alle Wege zur Belohnung über diesen.

Wie meinst Du das? Meinst Du, wenn ich Leckerlis für Suchspiele verstecke und ihn dazu animiere nach diesen zu suchen und er sie dann, wenn er sie findet, fressen darf,fördere ich seinen Jagdtrieb?

Nein, du lässt nur zu, dass er sich selbst belohnt.

Verstehe ich das richtig, dass man lieber einen Gegenstand verstecken soll und beim Abliefern dieses Gegenstandes mit Leckerlis belohnen sollte?

Das ist der einfachste Weg. Er funktioniert dann problemlos, wenn der Hund Interesse an dem Gegenstand hat. Das kann man z.B. dadurch fördern, dass man mit dem Hund und dem Gegenstand (z.B. einer Beißwurst) spielt, wobei auch hier die Regel gilt, dass der Hund diese Beute niemals vom Menschen weg trägt. Diese Art des kontrollierten Beutespiels kann man lernen.

Wenn dein Hund nur auf Futter reagiert, könnte eine Möglichkeit sein, das Futter außerhalb seiner Reichweite unterzubringen. Er legt sich dann an der Auffindestelle hin und bekommt seine Belohnung von dir - Ziel ebenfalls erreicht :smile:

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo!

Die Trainerin hat mir immer gesagt, keine „Rennspiele“, kein
Stöckchen, kein Ball.

Sind Hunde so blöd, dass sie nicht zwischen Ball und Katze unterscheiden können? Muss man sie quälen, in dem man verbietet, was sie am liebsten tun?

Wenn mein Hund eine Katze gejagt hat, habe ich ihm laut und deutlich gesagt, dass er es nicht darf. Er hat immer sofort gestoppt und es nach kurzer Zeit gelernt.

Grüße

Andreas

Hallo Jule!

Nach meiner Überzeugung liegt das Geheimnis im Gehorsam.

Genau.

Grüße

Andreas

Hallo Andreas,

Sind Hunde so blöd, dass sie nicht zwischen Ball und Katze unterscheiden können?

Nein. Natürlich können sie unterscheiden. Aber sie trainieren ihre Reflexe, und auch die Bereitschaft auf bestimmte Reize zu reagieren, erhöht sich. Bei Jagdhunden nutzt man diesen Trainingseffekt gezielt z.B. durch Beutespiele mit der Reizangel.

Muss man sie quälen, in dem manverbietet, was sie am liebsten tun?

Unter „Quälen“ verstehe ich etwas anderes. Aber nein: Man muss es nicht verbieten, nur richtig machen. Jäger stellen z.B. jedes Spiel, das im Zusammenhang mit Beute stattfindet, unter Signalkontrolle und bestehen auf absoluten Gehorsam. Das empfiehlt sich auch für jeden anderen Hundebesitzer.

Wenn der Hund erst mal gelernt hat, dass Jagen Spaß macht, ist es dafür in aller Regel zu spät.

Wenn mein Hund eine Katze gejagt hat, habe ich ihm laut und deutlich gesagt, dass er es nicht darf.

Das ist natürlich ideal. Leider funktioniert es nach meiner Einschätzung in 80 Prozent aller Fälle nicht so einfach. Wäre es anders, hätten die Leute keine Probleme mit unkontrolliert jagenden Hunden. Die wenigsten Besitzer werden sich hinstellen und die Jagdversuche ihres Vierbeiners kommentarlos hinnehmen.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule!

Ich stimme dir zu, besonders, was den absoluten Gehorsam betrifft.

Und noch ein Beispiel: Mein Hund hat oft Jagdspiele mit einem anderen Hund gemacht. Der war kleiner, konnte aber unglaublich schnell rennen. Den hat er oft lange durch den großen Garten gejagt, immer im Kreis herum, und das hat den beiden viel Spaß gemacht. Er wusste, dass das nur Spiel war, und dass er das bei Katzen, Kaninchen, usw. nicht darf.

Grüße

Andreas

Hallo,

ich stimme Julie in ihren Ausführungen zu. Was du zur Zeit mit deiner Hündin machst ist, wie der Jäger sagt, ihr das jagen mit „hoher“ Nase abzugewöhnen.

Das ist in der Erziehung zum Jagdhund oft ein ganz wichtiges Element. Du machst das übrigens ganz gut! :smile:

Unsere voll ausgebildeten Jagdhunde, die auch zum Jagen mitgingen und dadurch nicht nur die Übung sondern auch die Realität kannten, blieben immer stehen, wenn sie Wild witterten. Niemals wären sie allein losgerannt um zu jagen (wir sprechen mal nicht über die zahlreichen „Jugendunfälle“, pfeif…).

Beim Spurensuchen muss der Hund immer ein Ergebnis finden. Der Jagdhund wird aber darauf trainiert, dass nicht das gefundene Stück (Wild) seine Belohnung sein wird, sondern diese Belohnung kommt dann von seinem Herrchen/Frauchen, in welcher Form auch immer. Je nach Charakter waren unsere mit enthusiastischem Lob schon zufrieden.

Meines Erachtens ist es - wenn man einen Jagdhund hat - ganz interessant sich mal bei jagdlich orientierten Hundevereinen oder Trainern ein paar Tips abzuholen, denn man muss eines bedenken: wildes Jagen wird den Hunden im Jagdbetrieb mit Sicherheit nicht gestattet. Alle Jagdprüfungen für Hunde bestehen zu einem großen Teil (immer der erste Prüfungsblock) aus Gehorsamstests! D.h., diese Hundeführer wissen in der Regel ganz genau, wie man den Hunden das willkürliche Jagen aberzieht ohne sie zu biegen oder zu brechen!

Gruß
Nita

Liebe Jule!

Deine Ausführungen sind nicht langweilig, sondern sehr aufschlussreich und interessant. Was jeder daraus für sich mitnimmt, ist natürlich abhängig von der Situation und dem einzelnen Hund.
Ich hatte bei meinen Hund den Eindruck, dass er nach den Such-Nasen-Spielchen und wohl auch durch den Schnee (offensichtlich bessere Fährtenhaftung oder was auch immer) anfing Wildspuren interessant zu finden. War auf jeden Fall sehr aufmerksam (nicht zu mir sondern zu seiner Umgebung ): und „aufgepeppt“. Und zum Jagen will ich in natürlich nicht bringen.

Nochmal danke für Deine Anwort!
Gruß Inge2

Schade eigentlich
dass es keinerlei Rückmeldung von der UP gibt.

Schöne Grüße,
Jule

Sorry, Danke
Hallo,

hier gibt es gerage andere Probs, die mich gerade verhindert haben.
Antworten folgen!

Sorry an alle und Danke

Chrissie

Rückmeldung
Hallo und Danke nochmal für die Antworten.

Für meinen Hund bedeutet das, dass er beim Hetzen des Rehes vor ein paar Wochen ein tolles Erfolgserlebnis hatte. Seither stöbert sie und hat dabei auch zweimal Hasen aufgetan, aber nicht erwischt. Anders mit den Mäusen. Und die gibt sie nicht raus.

Bei meinen Versteckspielen habe ich wohl den Fehler gemacht, sie schon fürs Finden zu loben, nicht erst beim Ablegen des Spielzeugs. Daran werden wir arbeiten.
Soweit ich weiß, werden bei „Nasenkursen“ futtergefüllte Dummys benutzt, sodass das Erfolgserlebnis nur über den Menschen durch das Öffnen des Dummys erreicht wird.
Vielleicht eine Möglichkeit.

Natürlich wäre es mir lieber, ich wäre sicher, mein Hund gehorcht mir aufs Wort. Momentan fühle ich mich wohler, zu wissen, dass ein Spielchen mit mir (wahrscheinlich) interessanter für sie ist als der herannahende Jogger. (Nicht aber ein Hase)
Sie ist eigentlich ein Hund, der gerne „alles richtig“ macht. Vielleicht lässt sich mit der Zeit beides verbinden.Spielen macht mir ja auch Spass :wink:

LG
Chrissie

Hallo Jule,

ich finde deine Ausführungen auch sehr hilfreich.

Ab hier gehen nun die Meinungen sehr auseinander. Die derzeit
populäre Meinung ist, dass der Hundeführer interessanter sein
muss als der Reiz des Jagens. Bei einem bestimmten Hundetyp
hat man damit auch durchaus Erfolg. Der Preis dafür ist, dass
man niemals einfach nur spazieren gehen kann, weil man ständig
den Hund beschäftigen muss.

Die anderer Meinung, die auch ich vertrete ist: Will man das
Jagdverhalten des Hundes kontrollieren, muss man den Hund
kontrollieren. Das bedeutet, dass der Hund möglichst von
Welpenbeinen an lernt, dass der Mensch der Mittelpunkt seiner
Welt ist und der Hund ihm unter allen Umständen gehorchen
muss.

Hier verstehe ich nicht so richtig, wie sich beide Ansichten in der Praxis unterscheiden.
Ich spiele natürlch nicht während des ganzen Spazierganges mit ihr.
Aber durch das Spielen stehe ich für sie in dem Moment ja im Mittelpunkt, sodass sie lernt, es ist allemal interessant bei mir zu sein. So bekomme ich die Kontrolle.

Oder wo ist mein Denkfehler?

JG
Chrissie

Hallo Nita,

Danke für den Tipp, mal bei der Jagdausbildung zu schauen.

Und das

(wir sprechen mal nicht über die zahlreichen „Jugendunfälle“,
pfeif…).

macht mir Hoffnung, dass meine das Gehorsam noch lernt:wink:

LG
Chrissie

Hallo Chrissie,

schön, dass du dich noch gemeldet hast. Das funktioniert nämlich ein bisschen wie in der Hundeerziehung: Erfolgreiches Verhalten wird wieder gezeigt :smile:

Das heißt, dass ich bei zukünftigen Anfragen deinerseits gleich viel lieber antworte :smile:

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Chrissie,

Hier verstehe ich nicht so richtig, wie sich beide Ansichten in der Praxis unterscheiden.

Das ist eher mein Fehler als deiner, weil in den Aussagen der Zusammenhang fehlt. Der Unterschied liegt in der Grunderziehung des Welpen. Meine Hunde lernen bereits im Welpenalter, dass sie sich um mich zu kümmern haben und nicht umgekehrt. Solange der Nachlauftrieb noch aktiv ist, klappt das ohnehin problemlos und mit jeder Menge positiver Verstärkung wird jede aktive Zuwendung des Welpen zu mir bei einem Spaziergang unterstützt.

Der Nachlauftrieb erlischt zwischen dem 4. und 5. Lebensmonat, doch die positive Verstärkung, wenn der Hund sich nach mir umsieht oder selbstständig zu mir läuft, wird fortgesetzt. Ich bin allerdings auf der Hut, denn irgendwann kommt der Tag, an dem der Hund mich nicht „fragt“ ob er z.B. zu einem Artgenossen laufen darf oder nicht, indem er Blickkontakt aufnimmt. Das ist der Moment, wo ich einen Strafreiz einsetze, indem ich ihm die Leine zwischen die Beine schmeiße. Der Hund erschrickt (dass ich geworfen habe, hat er nicht gesehen) und schaut oder läuft zu mir, was sofort positiv verstärkt wird.

Das Selbe passiert, wenn der Hund zum ersten Mal ein „Komm“-Kommando ignoriert. Wenn man diese Augenblicke, wo der Hund zum ersten Mal versucht, eigenmächtig zu handeln erwischt, genügen meist zwei bis drei Strafen dieser Art, und der Hund hat abgespeichert, dass es ihm nicht gut tut, wenn er sich eigenmächtig von mir entfernt. Lernwiederholungen sind gelegentlich in der Pubertät und zum Zeitpunkt des Erreichens der psychischen Reife notwendig. Ansonsten habe ich erreicht, dass meine Hunde weder eigenmächtig irgendwo hin laufen, noch Kommandos ignorieren. Das bedeutet, dass ich spazieren gehen kann, ohne die Aufmerksamkeit meiner Hunde durch Bespaßungsaktionen auf mich zu richten. Die Hunde kümmern sich von selbst darum, dass ich ihnen nicht verloren gehe.

Das heißt nicht, dass wir unterwegs nicht auch spielen oder Übungen einbauen - aber es ist eben auch möglich, einfach nur zu gehen, ohne in permanenter Hab-Acht-Stellung in Bezug auf die Hunde sein zu müssen. Da ich in der Regel mit 4 (früher mit bis zu 7) Hunden unterwegs bin, ist dieser Gehorsam auch wichtig, da hier sehr schnell die Mechanismen des Rudelverhaltens wirksam werden können. Wenn da nicht geklärt ist, wer die Spielregeln bestimmt, wird das Rudel zur Meute und dann haben alle verloren, die von dieser als Ziel erfasst werden.

Aber durch das Spielen stehe ich für sie in dem Moment ja im Mittelpunkt, sodass sie lernt, es ist allemal interessant bei mir zu sein. So bekomme ich die Kontrolle. Oder wo ist mein Denkfehler?

Es gibt keinen Denkfehler. Zu einem Zeitpunkt, wo ein Hund bereits (mehrmals) die Erfahrung gemacht hat, dass er ungestraft loslaufen oder Kommandos ignorieren kann, geht es sinnvollerweise nur noch über diesen Weg. Ein Leine-zwischen-die-Beine-Werfen würde Hunde in diesem Alter nicht mehr beeindrucken - zudem wäre er vermutlich zu schnell, um rechtzeitig erwischt zu werden - und die meisten anderen wirksamen Strafreize wären mit Schmerz verbunden und deshalb nach meiner Überzeugung nicht vertretbar.

Aus diesem Grund ist der Weg, den du gehst, ganz richtig.

Schöne Grüße,
Jule

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