Hallo Inge,
die Sache mit dem Jagen ist ziemlich komplex. Deswegen ist es auch immer schwierig, Teilbereiche rauszugreifen, weil manches nur in einem Gesamtzusammenhang verständlich (und oft auch sinnvoll) ist.
Ich hole mal ein bisschen aus und hoffe, es langweilt nicht:
Zum Jagen gehören die Teilbereiche Stöbern, Spuren und Hetzen. Verschiedene Hunde haben dabei unterschiedliche Vorlieben.
Hetzen heißt, dass Hunde einem bewegten Objekt nachjagen und versuchen, es zu erwischen. Es gibt Jagdhunde, die nur auf Sicht jagen (die Windhunde) und sich für die anderen Bereiche nicht interessieren. Hetzen ist zudem der Teil des Jagdverhaltens, den Hunde am Frühesten zeigen, was auch damit zusammenhängt, dass sie Hetzspiele ab dem Welpenalter trainieren (durch Renn- und Fangspiele mit Artgenossen, aber auch durch das Werfen von Bällen).
Je nach angeborener Jagdpassion des Hundes rückt dabei nicht unbedingt das Fassen der Beute in den Vordergrund, sondern das Rennen als solches wird zum selbstbelohnenden Verhalten.
Aus den positiven Erfahrungen des Hetzens entwickelt sich bei vielen Hunden das Stöbern. Hunde laufen mit der Absicht durch die Gegend, Wild aufzujagen, dem sie hinterherrennen können. Die Nase wird dabei abhängig vom Hundetyp und der Erfahrung unterschiedlich stark eingesetzt, oft läuft der Hund auch nur ziellos kreuz und quer.
Das Spuren ist ein sehr zielgerichtetes Arbeiten mit der Nase, bei dem der Hund eine Wildspur aufnimmt und diese konsequent verfolgt. Dieses Verhalten beobachtet man besonders bei bestimmten Jagdhundtypen und bei Hunden, die bereits Beute gemacht haben.
Wenn wir mit dem Hund nun Suchspiele spielen, bringen wir ihm bei, seine Nase zu trainieren. Es fördert also grundsätzlich das Jagdverhalten.
Ab hier gehen nun die Meinungen sehr auseinander. Die derzeit populäre Meinung ist, dass der Hundeführer interessanter sein muss als der Reiz des Jagens. Bei einem bestimmten Hundetyp hat man damit auch durchaus Erfolg. Der Preis dafür ist, dass man niemals einfach nur spazieren gehen kann, weil man ständig den Hund beschäftigen muss.
Die anderer Meinung, die auch ich vertrete ist: Will man das Jagdverhalten des Hundes kontrollieren, muss man den Hund kontrollieren. Das bedeutet, dass der Hund möglichst von Welpenbeinen an lernt, dass der Mensch der Mittelpunkt seiner Welt ist und der Hund ihm unter allen Umständen gehorchen muss.
In diesem Zusammenhang steht meine Empfehlung, dem Hund möglichst kein selbstbelohnendes Verhalten zu ermöglichen. Dazu gehört, dass er bei Suchspielen die Beute nicht fressen darf. Gemäß der Forderung, dass der Mensch das Wichtigste ist, führen alle Wege zur Belohnung über diesen.
Wie meinst Du das? Meinst Du, wenn ich Leckerlis für Suchspiele verstecke und ihn dazu animiere nach diesen zu suchen und er sie dann, wenn er sie findet, fressen darf,fördere ich seinen Jagdtrieb?
Nein, du lässt nur zu, dass er sich selbst belohnt.
Verstehe ich das richtig, dass man lieber einen Gegenstand verstecken soll und beim Abliefern dieses Gegenstandes mit Leckerlis belohnen sollte?
Das ist der einfachste Weg. Er funktioniert dann problemlos, wenn der Hund Interesse an dem Gegenstand hat. Das kann man z.B. dadurch fördern, dass man mit dem Hund und dem Gegenstand (z.B. einer Beißwurst) spielt, wobei auch hier die Regel gilt, dass der Hund diese Beute niemals vom Menschen weg trägt. Diese Art des kontrollierten Beutespiels kann man lernen.
Wenn dein Hund nur auf Futter reagiert, könnte eine Möglichkeit sein, das Futter außerhalb seiner Reichweite unterzubringen. Er legt sich dann an der Auffindestelle hin und bekommt seine Belohnung von dir - Ziel ebenfalls erreicht 
Schöne Grüße,
Jule