Malerei vs grafik-design

hallo ihr lieben!

malerei war -meines dafürhaltens- immer eng an den fortschritt von technik gebunden. (zum beispiel entwicklung der tubenfarben - ermöglichung eines malens in der freien natur -> impressionismus)

wenn ich allerdings heute in die runde sehe, erstaunt es mich immer wieder, dass die bildende kunst vor dem einsatz des computers zurückschreckt (und so mehr oder weniger stagniert).

im gegenzug werden entwicklungen im freien grafik-design völlig ignoriert, obwohl diese darstellung (und technik) das verkörpern, was man „state of the art“ nennen sollte.
woran liegt es also, dass ich positive überraschungen beinahe ausschließlich im betrachten einschlägiger bücher erlebe?
woher kommt die technikfeindlichkeit?

auf eure meinung gespannt,

*ephraime

ich glaube nicht, dass es in der natur der malerei liegt, mit technik, bzw. den neuen medien schritt zu halten.
wer sich für die einbeziehung neuer medien in seine kreativität interessiert, hat diverse möglichkeiten. es gibt sehr viele künstler, die mittels eines graphic-tabletts am pc zeichnen und malen oder im eher grafischen sinn gestalten, bis hin zu video-kunst und media art.

malerei macht zwar auch in ihren mitteln fortschritte - papierarten, werkstoffe, texturen von farben, wie auch ausdrucksmöglichkeiten und stilbildungen - war aber immer eine sehr analoge tätigkeit, bei der es darum geht, die stofflichen mittel in die gestaltung einzubeziehen und ihre beschaffenheit zu spüren.

ich glaube, diejenigen, die malerei betreiben, sind vielmehr an der meditativen und ausgleichenden funktion, sowie der textualität ihrer professíon/ihres hobbys interessiert, welches das handwerkliche der malerei bietet.

um zu sagen, dass es eine technikaversion gibt, müsste man warscheinlich selbst in einer eher bildenden kunst tätig sein.
das bin ich eher nicht, auch wenn selbst die grafische arbeit immer ihre wurzeln in der zeichnung hat, und jeder grafiker auch das analoge, zeichnerische erlernt und im besten fall auch beibehält als skizzierung vor einer arbeit oder in einbeziehung.

gruss, linda

hallo linda,

nun, ist es wirklich diese frage:entweder oder? gibt es keine graubereiche? ist der computer nicht auch ein legitimes mittel? wohl hast du recht mit der „zelebrierten handwerklichkeit“ der malerei. aber ich habe leider den eindruck das dieses es ist handgemacht „manuell“ über allem steht:warum?
es gibt auch schlechte basteleien.
trotzdem danke für deine resonanz!

grüße, ephraime

Hallo Ephraime,
vielleicht liegt es ja daran, dass der persönliche Stil eines Malers durch den Computer zumindest modifiziert wird? Natürlich lässt sich per Computer vieles absolut präzise umsetzen, aber für mich liegt der Zauber der Malerei in den individuellen Pinselstrichen, in den „wüsten Kringeln“ von van Goghs Sternennacht genauso wie in den fetten Farbpunkten von Monet oder den unsichtbar scheinenden Pinselstrichen der Renaissancemaler.Computerbilder sind dagegen in ihrer Oberfläche immer plan; d. h. die Oberfläche des bildes wirkt nicht zusammen mit der Farbgebung, was möglicherweise den Eindruck von Flachheit hervorruft. Hingegen im Grafik-Bereich will ja keine Kunst im engeren Sinne erzeugt werden; hier steht zumeist ein Zweck hinter der Gestaltung (Werbung etc.). Damit wäre das Motiv wichtiger als die handwerkliche Oberflächengestaltung.
Rein emotional betrachtet ist zudem der Computer immer ein rationaler Filter für die Fantasie, will sagen: Mit dem Pinselschaltest Du den Bauch nicht aus, am Computer tust Du das weitgehend. (Vielleicht liege ich da aber auch falsch)

Liebe Grüße,

Susanne

Hingegen im Grafik-Bereich
will ja keine Kunst im engeren Sinne erzeugt werden; hier
steht zumeist ein Zweck hinter der Gestaltung (Werbung etc.).

ich meinte freies grafik-design, das sich über die gebrauchs-grafik wie werbung „erhebt“

Rein emotional betrachtet ist zudem der Computer immer ein
rationaler Filter für die Fantasie, will sagen: Mit dem
Pinselschaltest Du den Bauch nicht aus, am Computer tust Du
das weitgehend. (Vielleicht liege ich da aber auch falsch)

hallo susanne,

es ist sehr interessant, was du schreibst, denn ich bin in wesentlichen punkten wirklich anderer meinung.

der computer erlaubt meiner Ansicht nach die erweiterung des persönlichen stils eines künstlers, keine einengung oder gleichmachung.
(wie in jedem bereich gibt es natürlich eine „breite masse“, wo vieles ähnlich aussieht, das sei zugestanden)
in vielen bereichen stellt der rechner im endeffekt lediglich ein raffiniertes collage-instrument dar, das die kombination von malerei und liniengrafik (besonders typografie) erlaubt. daher stellt diese maschine für mich eine echte bereicherung der bildenden kunst dar, kein ersetzen der klassischen malerei.
(das argument mit der planen oberfläche punktet; als anmerkung sei allerdings erlaubt, dass klassische gemälde ebenfalls plan gemalt sind)

wenn du schreibst, kommen worte wie „emotional“ und „zauber der malerei“ darin vor. computer seien „filter für die emotionalität“.

woran liegt es, dass bildern aus der maschine keine gefühle zugebilligt werden? da sitzen im endeffekt auch menschen daran, die -meiner meinung nach- mit dem bauch kunst betreiben.

künstlerische grüße

ephraime