Hi!
Schrempps Vertrag liefe ja noch bis 2008, er wird aber ohne
Abfindung gegangen. Ist das nicht bitter?
Viel schlimmer finde ich, was in der obersten Etage eines deutschen Top-Unternehmen in den letzten Jahren so alles abgegangen ist.
1987 wurde Edzard Reuter Vorstandschef von (damals noch) Daimler-Benz und versuchte, aus einem Autohersteller mit Qualitätsrodukten einen Gemischtwarenladen mit Gütern aller Art zu machen - durch seine „offene Unternehmenskultur“ (man bedenke: Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein). Dies Visionen haben Daimler-Benz sechs Milliarden Euro gekostet, und 1995 Reuter schließlich seinen Posten.
Nachfolger Schrempp kurbelte kräftig zurück. „Kerngeschäft“ war jetzt das Schlagwort - aber bitte auf globaler Ebene. Wenn schon Auto, dann überall Auto. Die Reuterschen Zukäufe wurden verlustreich abgestoßen, dafür investierte Schrempp in Milliardengräber: Daimler-Benz fusionierte mit dem maroden Chrysler-Unternehmen und änderte seinen Namen; dazu kaufte man sich teuer bei Mitsubishi und Hyundai ein. Ergebnis dieser Geschäftpolitik: Daimler-Chrysler schreibt plötzlich rote Zahlen, man verzettelt sich weltweit in Krisenmanagement, die Marke Mercedes bekommt Schwierigkeiten bei der Qualität, die Verkaufszahlen brechen ein (und der Kundendienst ist trotzdem arrogant bis in die Ohrläppchen), DaimlerChrylser rutscht auf Platz 4 der weltweit größten Autobauer ab. Die Schrempp-Visionen kosten letztlich 18 Milliarden Euro.
Da werden seit 20 Jahren Milliarden um Milliarden verpulvert, und was machen die Wächter des Unternehmens? Sie halten still. Noch 2004 wurde der Schrempp-Vertrag um weitere vier Jahre verlängert. Warum?
Vielleicht, weil für Hilmar Kopper, Ex-Chef der Deutschen Bank und Aufsichtsratsvorsitzender bei DaimlerChrysler, 26 Milliarden Euro nichts weiter als „Peanuts“ sind?
Nicht nur, dass Reuter und Schrempp zu Symbolfiguren für das Versagen auf höchster Wirtschaftsebene geworden sind, auch die jämmerliche Aufsichtsratsqualität ist symptomatisch für die Zustände in deutschen Unternehmen. Aber warum klagen? Wir haben wohl die Unternehmensbosse, die wir verdienen, nicht wahr, Herr Hundt, Rogowski & Co.?
Grüße
Heinrich