Mann über Board auf großer Passagierfähre

Moin,
leider ist diese Tage jemand auf der Ostsee über Bord gegangen. In einem Artikel (*) las ich, die Fähre hätte kein automatisches Mann-über-Bord-System. Gibt es sowas tatsächlich für große Pasagierfähren? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das dort funktionieren soll.

BTW: habe ich mir bei meiner letzten Seereise auch überlegt, wie ich mich in einem solchen Fall richtig verhalten sollte. Klar laut rufen und andere auf sich aufmerksam machen. Ich würde auch schwimmende Gegenstände hinterherwerfen (Rettungsringe, Schwimmwesten, aber auch Liegestühle, Decken usw in der Hoffnung, dass diese treibend dem Opfer folgen und vom ihm erreicht werden können oder ihn zumindest im Meer „sichtbarer“ machen). Aber dann? Jemand von der Besatzung zu finden wird nicht leicht werden, soll man dann den Feueralarm auslösen? Dann wird das Schiff sicher stoppen und die Auslöse-Position gespeichert?
Oder was sollte man sonst (noch) tun?

VG,
J~

(*) http://www.cruiselawnews.com/2014/12/articles/disapp…

Hallo!

Bitte was soll ein "automatischen MOB-System " sein. Hilf mir mal auf die Sprünge ?

Etwas,was erkennt wenn jemand ins Wasser stürzt ?

Was macht man,wenn man es beobachtet ?
 An der Reling hängen regelmäßig verteilt Rettungsringe mit einer Markierungsboje dran.
Die wirft man hinterher.
Sinn ist, Person kann sich am Ring festhalten bis Hilfe kommt und gleichzeitig signalisiert die Boje die Stelle im Wasser. Selbst wenn Person sie nicht erreicht, so treiben Person und Ring in gleicher Richtung ab und man hat wenigstens einen Anhaltspunkt, wo man suchen muss.
Nachts ist Boje beleuchtet und mind. auf großen Schiffen ist auch ein Notsender enthalten, der die Position anzeigt.

Anschließend alarmiert man sofort Mitglieder der Schiffsführung oder jeden Bordangestellten. Die wissen was geschehen muss und werden alles weitere veranlassen.
Ja, notfalls auch einen Alarmknopf drücken.
Auslöseort wird auf Brücke angezeigt und es wird jemand zu der Stelle kommen.

Das Schiff stoppt nie, das kann es gar nicht. Es muss doch eine Wende einleiten um auf Gegenkurs wieder zur Unglücksstelle zu gelangen.
Bedenke,das Schiff ist schnell. Zwischen Sturz, Meldung und Einleiten von Manöver ist das Schiff ist im Nu mind. 2-4 km weiter gefahren.
Schiff fährt also einen großen Bogen um auf dem Hinkurs zurückzufahren und so wieder in Nähe des Unglückspunkt zu kommen.
Das dauert gefühlt endlos, wirklich vielleicht 20 Minuten.
Während des Umkehrmanövers wird das für diese Zwecke vorgehaltene „schnelle Einsatzboot“( ein Speed-Schlauchboot etwa) herabgelassen, was die Person suchen, finden und bergen kann.
Es findet auch eine allgemeine Seenotmeldung statt um nahestehende Schiffe um Mithilfe zu bitten.

MfG
duck313

Moin,

Bitte was soll ein "automatischen MOB-System " sein. Hilf mir
mal auf die Sprünge ?

da ich keine Ahnung habe wie das auf einer Fähre funktionieren soll, stellte ich diese Frage. Auf einer Yacht o.ä. sollte das aber kein Problem sein jeden Passagier mit einem Sender zu versorgen, der sich fortwährend bei einem Empfänger an Bord meldet. Fehlt das Signal, ist die Person außer Reichweite, also über Bord.

VG
J~

Es gibt schon „automatische MOB-Systeme“.
Hauptsächlich in der Sportschifffahrt und auf Arbeitsschiffen.

Das sind System in einem Rettungsmittel, die man aber auch dauernd tragen muss. Also in der aufblasbaren Rettungsweste eines Seglers etwa.
Ein Gegengerät an Bord steht mit dem Sender im Rettungsmittel in Kontakt. Vergrößert sich der Abstand über eine Schwelle (Schiffsgröße etwa) dann wird Alarm ausgelöst und die Position notiert.
Und es berechnet auch den Rückkehrkurs zum Unglückspunkt.

Auf Kreuzfahrtschiffen oder Fähren natürlich nicht anwendbar.

MfG
duck313

Hallo J~

las ich, die Fähre hätte kein

automatisches Mann-über-Bord-System. Gibt es sowas tatsächlich
für große Pasagierfähren? Ich kann mir gar nicht vorstellen,
wie das dort funktionieren soll.

mit einem automatischen MOB-System ist ein Alarmsystem gemeint. Dieses ist auf der Brücke installiert und markiert bei der Aktivierung die Position des Schiffes auf der elektronischen Seekarte.
Das System hilft bei der Navigation zurück zur Unglücksstelle, bzw. der Koordination der Suche durch mehrere Schiffe. Es erkennt aber nicht ob jemand gerade jetzt über Bord gefallen ist, sondern wird erst aktiviert sobald die Crew erkennt, das ein Besatzungsmitglied / Passagier fehlt.

BTW: habe ich mir bei meiner letzten Seereise auch überlegt,
wie ich mich in einem solchen Fall richtig verhalten sollte.
Klar laut rufen und andere auf sich aufmerksam machen. Ich
würde auch schwimmende Gegenstände hinterherwerfen
(Rettungsringe, Schwimmwesten, aber auch Liegestühle, Decken
usw in der Hoffnung, dass diese treibend dem Opfer folgen und
vom ihm erreicht werden können oder ihn zumindest im Meer
„sichtbarer“ machen). Aber dann? Jemand von der Besatzung zu
finden wird nicht leicht werden, soll man dann den Feueralarm
auslösen? Dann wird das Schiff sicher stoppen und die
Auslöse-Position gespeichert?
Oder was sollte man sonst (noch) tun?

Die richtige Verhaltensweise ist

  1. Der laute, wiederholte Ruf „Mensch über Bord“ („Mann über Bord“ wird aber auch akzeptiert :wink: )
    2a. Optimal: Zwei oder mehrere Personen bemerken das Unglück gleichzeitig. Der erste (und alle übrigen) hält ständig die Person im Auge, wendet den Blick nicht ab und zeigt in die Richtung. Der zweite alarmiert die Crew.
    Das wesentliche Problem ist, dass ein schwimmender Mensch sehr schnell nicht mehr im Wasser zu erkennen ist. Sobald man ihn einmal aus den Augen verliert ist die Chance ihn erneut mit den Augen zu finden sehr gering.
    2b. Alleine: Alarmierung der Crew. Dies kann auf jede Art und Weise erfolgen. Auch durch das Auslösen des Feueralarms. Alles weitere organisiert dann die Crew.
  2. Das legen einer Spur im Wasser durch das hinterherwerfen von Rettungsmitteln, Decken, Liegestühlen ist in der Berufsschifffahrt zwar umstritten, aber meines Erachtens richtig, da dadurch die Chance auf eine rechtzeitige Rettung erhöht wird. Am Heck vieler Schiffe findet sich auch eine Mann-über-Bord-Boje (Eine Art kleine Rettungsinsel) und ein spezieller Rettungsring mit einer Rauchboje. Diese würde ich in jedem Fall hinterherwerfen.

Ich hoffe das hilft Dir weiter

Dein
Ebenezer

Hallo,

Aber dann? Jemand von der Besatzung zu
finden wird nicht leicht werden, soll man dann den Feueralarm
auslösen? Dann wird das Schiff sicher stoppen und die
Auslöse-Position gespeichert?
Oder was sollte man sonst (noch) tun?
http://www.cruiselawnews.com/2014/12/articles/disapp…

Im Falle der Fähre im Link bzw. beispielsweise diverser Finnlandfähren würde ich direkt über die entsprechende Absperrung hüpfen und an die hinteren Brückenfenster/-türen klopfen. Da alarmiert man gleich den Richtigen.

Grüße TG

Danke an euch (etwas verspätet)
Ich sehe gerade, dass ich vergaß euch für eure hilfreichen Antworten zu danken. Drum, zugegeben etwas spät, danke für eure hilfreichen Antworten :smile:

VG!
J~