Hallo liebes Forum, mein 13 jähriger Sohn soll zur Jugenduntersuchung den Mannheimer Jugendlichenfragebogen ausfüllen. Gefragt wird sehr persönliches und im Zeitalter der „allgemeinen Datentransparenz“ frage ich mich, ob wir diese Art der Auskunft dem Kinderarzt verweigern sollen, da der Bogen nicht anonym ist und später ja überall (mindestens theoretisch) weitergereicht werden kann oder könnte. Was sollen wir tun?
Grüße Leogarde
Nabend Leogarde,
meinst Du diesen Fragebogen:
Die Fragen hier dienen zu nichts anderem als festzustellen ob der Ausfüllende unter physischen oder psychischen Problemen leidet, die vielleicht einer Behandlung bedürfen.
Danach wird der Bogen Teil der Krankenakte des Patienten. Der Onkel Doktor darf ihn jedenfalls nicht weitergeben ().
Und selbst wenn: In Anbetracht dessen, was die „Jugend von heute“ so freiwillig ins Netz setzt ist das doch herzlich harmlos.
Einen schönen Abend noch
Charlie80
Hallo leogarde,
wenn das der Fragebogen ist, den Charlie80 gepostet hat, sehe ich auch nichts schlimmes daran, ihn auszufüllen und Ärzte haben Schweigepflicht, die dürfen nichts erzählen.
Mit freundlichen Grüßen
Susanne
Hallo und Danke für die Rückmeldungen bisher.
Ja, es handelt sich um den im Link dargestellten Bogen.
Ich sehe das ganze aber leider mit mehr Bedenken: klar gibt es die ärztliche Schweigepflicht, aber wie oft muss man die Ärzte von dieser entbinden z.Bsp. wenn man eine private Krankenversicherung abschließen möchte? Sehr ich das zu kritisch? Sollten wir die Kinder nicht mehr schützen?
leogarde
Hallo Leogarde,
ich kann deine Bedenken sehr gut nachvollziehen
LG
sine
Ich sehe das ganze aber leider mit mehr Bedenken: klar gibt es
die ärztliche Schweigepflicht, aber wie oft muss man die Ärzte
von dieser entbinden z.Bsp. wenn man eine private
Krankenversicherung abschließen möchte? Sehr ich das zu
kritisch? Sollten wir die Kinder nicht mehr schützen?
Für die private Krankenversicherung? Also ich bin privat krankenversichert. Ist zwar schon was her, dass ich den Vertrag abgeschlossen habe, aber ich kann mich nicht entsinnen, dass das gefordert worden ist.
Außerdem müsste der Patient der Entbindung normalerweise zustimmen. Wenn ich mich davor schützen möchte, dass in meiner Patientenakte Daten stehen aus denen mir vielleicht irgendwann mal ein Strick gdreht werden könnte, darf ich sie nicht machen. Aber: Wie soll mir ein Arzt helfen wenn er nicht die Wahrheit kennt?
Sehr ich das zu kritisch? Sollten wir die Kinder nicht mehr schützen?
Hier würde ich sagen ja: In Anbetracht dessen, was so mancher Jugendlicher von sich aus freiwillig ins Netz stellt oder über ihn unfreiwillig eingestellt wird, halte ich Deine Bedenken für übertrieben. Die wahre „Gefahr“ für den Datenschutz geht nicht von einem Fragebogen aus, der nach dem Ausfüllen im Regelfall auf ewig in der Patientenakte vor sich hingammeln wird, sondern daher, dass viele Menschen freiwillig intimste Informationen von sich in schlecht gesicherten sozialen Netzwerken, Homepages, u.ä. bereitstellen und sich dann wundern, dass Dritte damit Schindluder treiben.
Aus Sicht des Datenschutz halte ich die ärztliche Schweigepflicht für eine der schärfsten Regelungen die es in Deutschland gibt und hätte daher keine Bedenken. Als Elternteil würde mich viel mehr stören, wenn mein Kind an so einer Untersuchung nicht teil nimmt und ich mir Jahre später selbst vorwerfen müsste, dass ein Problem nicht rechtzeitig entdeckt worden ist.
Aber das ist natürlich etwas was jeder Elter mit sich selbst ausmachen muss.
Ein schönes Wochenende!
Charlie80
Hallo leogarde,
Ich sehe das ganze aber leider mit mehr Bedenken: klar gibt es
die ärztliche Schweigepflicht, aber wie oft muss man die Ärzte
von dieser entbinden z.Bsp. wenn man eine private
Krankenversicherung abschließen möchte? Sehr ich das zu
kritisch? Sollten wir die Kinder nicht mehr schützen?
ich finde Deine Skepsis auch angebracht - aus eigenen Erfahrungen. Eine Versicherungsgesellschaft hat mal ein Gutachten von meinem Hausarzt angefordert (ich war Anfang 20), da ich als Kind stark unter Asthma gelitten habe - seitdem stehe ich auf der Liste, da der „blöde“ Arzt mich schon fast Tod geweiht dargestellt hat. Ich bekomme ergo nur mit Risikoaufschlägen/oder keine Versicherungen, obgleich ich seit Jahren keine Asthma-Anfälle hatte/Medikamente nehme.
Außerdem finde ich diese Fragen für Jugendliche ab 12 Jahren schon sehr „sensibel“.
Viele Grüße
Kathleen
Hallo Leogarde,
auch ich hätte mit diesem Fragebogen meine Probleme, aber auch
aus anderen Gründen.
Wenn mein Arzt etwas von mir wissen möchte, dann möge er mich doch fragen, diese Art der Verständigung halte ich für unangemessen.
Der Fragebogen soll Maschinenlesbar ausgefüllt werden, also möchten andere Personen ( nicht mein Arzt) Informationen. Da stellt sich die Frage, wofür ?
Ich kenne ähnliche Fragebögen ( in kleinerem Umfang), die bei der Untersuchung für die Schulfähigkeit meiner Kinder erbeten wurden.
Den ersten hatte ich noch ausgefüllt, danach keinen mehr.
Ich will ganz bestimmt nicht paranoid wirken, aber bis jetzt konnte mir noch keiner von den Ärzten, einen für mich nachvollziebaren Grund für manche Fragen geben.
Meine Vermutung geht mehr in die Richtung Statistik, Doktorarbeit.
Tschüss Jens
Und selbst wenn: In Anbetracht dessen, was die „Jugend von
heute“ so freiwillig ins Netz setzt ist das doch herzlich
harmlos.
Diese Einstellung halte ich für äußerst naiv!
Ein solcher Fragebogen ist erster Schritt in die Erfassung von Störungen. Zum falschen Zeitpunkt in die falschen Hände geraten, kann ein solcher Fragebogen schnell zu einem bitteren, möglicherweise nicht zu reparierendem Knick in der Laufbahn führen.
Das ist ein Diagnoseinstrument, das nur in die Hände des Behandlers gehört und der Betroffene entscheidet, wo die Ergebnisse ggf. sonst hingehen. Betroffene heißt in dem Fall, wenn es um 14, 15, 16-jährige Jugendliche geht, dass diese zunächst entscheiden können dürfen.
Der Hinweis auf die leichtfertige Informationspreisgabe bei Facebook ist zwar in der Tendenz richtig. Man sollte aber den Unterschied begreifen, zwischen dahin geposteter einzelner Meldungen oder einem systematisch, extra für diesen Zweck so strukturierten Fragebogen, aus dem Krankheitsbilder abgeleitet werden!
Außerdem müsste der Patient der Entbindung normalerweise
zustimmen.
Normalerweise.
Sehr ich das zu kritisch? Sollten wir die Kinder nicht mehr schützen?
Hier würde ich sagen ja: In Anbetracht dessen, was so mancher
Jugendlicher von sich aus freiwillig ins Netz stellt oder über
ihn unfreiwillig eingestellt wird, halte ich Deine Bedenken
für übertrieben.
Siehe mein anderer Beitrag - du unterschätzt die Macht, die von so einem Fragebogen ausgeht. Deine Haltung wirkt ein wenig so, also ob du diesen Frageboben in etwa auf der gleichen Ebene ansiedelst wie „Persönlichkeitstests“ in Zeitschriften oder so etwas:
http://unterhaltung.de.msn.com/stars/leute/leute.asp…
Die wahre „Gefahr“ für den Datenschutz geht
nicht von einem Fragebogen aus, der nach dem Ausfüllen im
Regelfall auf ewig in der Patientenakte vor sich hingammeln
wird,
Das ist nicht Sinn und Zweck dieses Fragebogens. Außerdem: Woher weißt du, dass das so ist? Genau das war ja die Frage. Wenn gesichert ist, dass das Ding nur zu Diagnosezwecke des Hausarztes und nur durch ihn gebraucht wird und jede Weitergabe das konkrete Einverständnis des Patienten (=des Jugendlichen) bedarf…
sondern daher, dass viele Menschen freiwillig intimste
Informationen von sich in schlecht gesicherten sozialen
Netzwerken, Homepages, u.ä. bereitstellen und sich dann
wundern, dass Dritte damit Schindluder treiben.
Noch einmal: Hier geht es um einen Fragekatalog, der gezielt zusammgestellt ist, um Störungen zu erkennen.
Aus Sicht des Datenschutz halte ich die ärztliche
Schweigepflicht für eine der schärfsten Regelungen die es in
Deutschland gibt und hätte daher keine Bedenken.
Auch hier wieder: Das ist naiv.
Die Regelung an sich gehört zwar durchaus zu den strengeren. Aber es gibt auch kaum eine, die aus Unkenntnis so oft nicht umgesetzt wird. Das betrifft z.B. die Datenweitergabe zwischen zwei Ärzten oder die zwischen Arzt und Kostenträger. *
Als
Elternteil würde mich viel mehr stören, wenn mein Kind an so
einer Untersuchung nicht teil nimmt und ich mir Jahre später
selbst vorwerfen müsste, dass ein Problem nicht rechtzeitig
entdeckt worden ist.
Und genau so ein Argument ist Paradebeispiel dafür, wie schnell bei diesem sensiblen Thema echte und reale Datenschutzbedenken mit einem Federstrich weggewischt werden. So etwas kommt von allen Beteiligten: Geht doch um die Gesundheit, da darf man das alles nicht so eng sehen. Kollateralschaden inklusive.
Gerade weil durch veröffentlichte Fälle manche Stellen sehr sensibel geworden sind, sind einige auch übersensibilisiert! Ist der Schaden dann einmal angerichtet, kommt man aus der Mühle oft nur schwer raus. Da kann es dann auch ratzfatz gehen, dass den Eltern die Einflussmöglichkeiten entzogen werden.
*Ich habe seit über 15 Jahren beruflich in dem Bereich zu tun, mit Ärzten, Krankenhäusern, Physiotherapeuten, Pflegeeinrichtungen, Sanitätshäusern, etc. Ich weiß wovon ich rede, wenn ich sage, dass sich kaum eine Einrichtung zu 100 % an die Bestimmungen hält! Oft aus Unkenntnis, oft auch in Dingen, die ohne große Auswirkung sind, aber oft genug und zu oft auch in gravierenderem Umfang!
Also das sind ja lustige Fragen
Ich hätte das mit 13 Jahren gar nicht Wahrheitsgemäß beantworten können.
Die Frage ob ich riskant spiele oder unvorichtig im Straßenverkehr bin, hätte ich mit nein beantwortet, wärend meine Mutter sicher eine dickes JA gemacht hätte.
Oder ob ich Angst vor dem Gewitter habe. Das hab ich heute immer noch…hätte ich das meinem Kinderarzt jetzt mitteilen sollen?
Gruß
Wahre Worte Janina, kann ich vorbehaltlos alles bestätigen !
Das zwar schon, aber zu deinen o.g. Einschränkungen dann doch noch ein Kommentar:
Du hast geschrieben, der Arzt möge dich doch einfach direkt fragen. Ein solcher standardisierter Fragebogen ist grundsätzlich auf jeden Fall nicht falsch und ersetzt zwar kein aufmerksames Gespräch, ist aber doch ein qualitativer Fortschritt!
Wenn ich hier eingehakt habe, dann nur, weil hier aufgeworfen würde, ein solcher Fragebogen wäre völlig ungefährlich, egal in welchen Händen.
Natürlich kann man diese Fragebogen ausfüllen, wobei ich vorsichtshalber vom Arzt abfragen würde, ob er diesen nur für eigene Zwecke verwendet oder ob da ggf. Studien oder anderes dran hängt. Grundsätzlich ist das dann nichts anderes, als andere Anamnesefragebogen, die man inzwischen routinemäßig in Praxen bekommt. Im Sinne der Qualitätssicherung eine gute Sache
Hallo liebes Forum,
Danke für die rege Diskussion, ich habe mir jetzt eine Meinung gebildet und werde keine Fragen „links“ ankreuzen, bzw. grundsätzlich sensilble Bereiche auslassen, wichtig ist mir bei der Untersuchung ob mein Kind richtig sieht, hört usw., ich habe nach wie vor Bedenken, dass diese Bögen in weitere, interessierte Hände gelangen können, die datensammelei werde ich so nicht unterstützen, Grüße und nochmal Danke,
Leogarde
Hallo lieber Fragender,
habe ich richtig gelesen? Du wirst keine Fragen links ankreuzen und bestimmte Bereiche auslassen? Mir scheint, du hast die Testinstruktion nicht verstanden!
Verdatterte Grüße,
Corinna
Siehste, und das ist eine unkluge Reaktion auf die eigentlich berechtigten Datenschutzfragen!
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Es gibt einen Elternfragebogen und einen für die Jugendlichen. Es hat keinen Sinn, dass du als Mutter den für dein Kind ausfüllst.
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Diese Fragen sind grundsätzlich sinnvoll. Von daher ist es unsinnig, gerade die sensiblen Bereiche auszulassen. Sieh einen solchen Fragebogen zunächst als Chance, Problembereiche zu identifizieren in einem Frühstadium. Denn dafür ist der eigentlich da. Gemeint sind damit Problembereiche, die man als Eltern so gerade nicht mitbekommt!
Deine berechtigten Bedenken in Richtung Datenschutz kannst du beim Arzt ansprechen und ihn fragen, was genau er mit dem Fragebogen macht. Sachlich. Damit hast du gleichzeitig auch noch einmal für das Thema sensibilisiert.
Wenn du aber ein solches Instrument jetzt völlig ablehnst bzw. gerade die Bereiche ausblendest, auf die man sonst nicht so guckt oder völlig unsinnig für dein Kind ausfüllst, was selbst gemacht werden soll, dann schadest du nur.
Nachtrag
Du hast Sorge. Frag dich mal, was dich da konkret zwiebelt, wenn du gerade die sensiblen Bereiche auslassen und für dein Kind antworten willst:
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Ist es wirklich nur, dass andere außer deinem Arzt etwas mitbekommen können?
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Ist es, dass dein Arzt erfahren könnte, wenn etwas nicht in Ordnung ist?
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Ist es, dass überhaupt sichtbar wird, wenn etwas nicht in Ordnung ist?
Die Frage für dich ehrlich beantwortet und die logischen Konsequenzen bedacht - dann schränken sich die vernünftigen Handlungsoptionen automatisch ein.
Hallo, klar hat mein Sohn den Bogen selbst ausgefüllt, es gibt jetzt auch nichts auffälliges, es geht mir eigentlich um das Prinzip gläserner Patient. Auch kann ein 13jähriges Kind die evtl. Folgen für die eigene Zukunft nicht annähernd abschätzen. Sollte der Bogen Auffälligkeiten zu Tage gebracht haben, würde ich entsprechende Schritte wählen. Nur bei Auffälligkeiten müssen Eltern dann sehr verantwortungsvoll handeln: die richtige Behandlung erwägen und den Datenschutz gewähren. Beim Gespräch mit dem Arzt den Bogen als Tischvorlage und dann wieder mitnehmen und nicht wie unser Arzt scannen und wer weiß was dann…
Grüße, Leogarde