Die deutsche Heeresleitung sah sich in einem Konflikt: Auf der einen Seite wollte man junge, unverheiratete Männer, von denen man annahm, dass sie über keinerlei sexuelle Erfahrungen verfügen, möglichst von Frauen fern halten. Der Grund war ganz einfach Syphilisprophylaxe.
Auf der anderen Seite wusste man sehr gut, wie sich sexuelle Enthaltsamkeit auf die Moral der Soldaten auswirkt, weshalb man von offizieller Seite dann auch in praktisch jeder größeren Stadt Bordelle einrichtete, die von Militärmedizinern überwacht wurden.
Der durchaus liberale Umgang mit dem außer - oder vorehelichen Sex und das Verteilen von Verhütungs - und Desinfektionsmitteln an die Soldaten führte immerhin dazu, dass die Syphilisrate im deutschen Heer selbst im chaotischen letzten Kriegsjahr nur bei 2% lag, beim Besatzungsheer lag die Rate allerdings etwas höher, etwa im Bereich um 2,5%
Zum Vergleich: Im kanadischen Militär wurden sexuelle Kontakte der Soldaten zu Frauen während des Krieges kategorisch abgelehnt außer im Heimaturlaub. Die Folge war die fast schon epidemische Verbreitung von Syphilis unter den Soldaten - jeder Dritte war mit Syphilis infiziert. Bei Kriegsende hatten die Kanadier immernoch mit einer Rate von etwa 15% zu kämpfen
Wie kamen die Mannschaftsbordelle an Prostituierte?
Nun, im Deutschen Reich wurde von den „Sittenpolizei“ quasi jede Frau überwacht, die gewerblich Prostitution betrieb. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien und Frankreich wurde jede Prostituierte (die ihrem Beruf nachgehen „wollte“) erfasst, weshalb man genau wusste, an wen man sich zu wenden habe. Dabei muss aber Angemerkt werden, dass dieser Apparat bereits bei Kriegsbeginn nichtmehr effektiv wirken konnte, da das „Angebot“ nicht mit dem in Friedenszeiten zu vergleichen war.
Die Arbeit in den Bordellen muss zwar recht hart aber dennoch nicht unattraktiv gewesen sein, zumindest, wenn man bereits Erfahrung in diesem Gewerbe gesammelt hatte: Immerhin gabs medizinische Versorgung und ein festes Einkommen in Form von 1 Mark pro Kunde. (Der Bordellbesuch kostete insgesamt 4 Mark im Mannschaftsbordell)
Um sich eine Vorstellung vom Betrieb machen zu können: In einigen „Feldfreudenhäusern“ empfingen die Damen im Schnitt 30 Besucher am Tag. (Was bei einer angenommenen 6-Tagewoche immerhin 180 Mark verdienst pro Woche bedeutete, selbst für die damals so widrigen Umstände ein gutes Auskommen.