Manövrieren ohne Bugschraube

Hallo, habe mit Interesse einige - leider ältere - Einträge gelesen, welche das Thema behandelten. Nun kann man ja im www sehr einfach diverse Anleitungen für Yachten finden, welche in der Regel den gekonnten Gebrauch des Radeffektes beschreiben. Wie funktioniert das (bzw. funktioniert es überhaupt?) bei größeren Motorschiffen, deren schwere Diesel ja relativ zögerlich reagieren bzw. bei denen die Kommandos per Maschinentelegraf übertragen werden (der wiederum keinen Eintrag für kurze Gasstöße hat, welche für den Radeffekt nötig sind)? Wie manövrieren die Seeleute ihre Pötte ohne Querstrahlanlagen, Azimuth-Propeller etc.? Es wäre sehr schön wenn mit jemand mit entsprechenden Beschreibungen bzw. Links etc. helfen könnte. Vielen Dank.

Mit einem oder mehreren Schleppern werden Pötte (was immer das ist?) auf Revier und im Hafen gesteuert.
Auch wenn sie ein Bugstrahl haben.

mfgConrad

Hi Conrad,

Mit einem oder mehreren Schleppern werden Pötte (was immer das
ist?)

hochdeutsch: Töpfe, Kochgeschirr nicht zu verwechseln mit Pfannen ;-D

Viele Grüße
Tom

Okay, zuerst mal vielen Dank für die Antworten @Conrad und @Tom. Mit „Pötten“ meinte ich natürlich Schiffe :wink:. Beim nochmaligen Lesen habe ich auch gemerkt das ich mich mißverständlich ausgedrückt habe. Ich meine natürlich wie größere Schiffe manövrieren ohne Schlepperhilfe (sieht doch doof aus wenn ein Schlepper einen 50-m-Trawler herumzottelt ;-, außerdem ist das ja auch nicht für umsonst). Wie also stellen die Kapitäne solcher Schiffe das an, meine ich. Klar haben moderne Schiffe zumeist Querstrahlanlagen, doch ältere eben nicht und die müssen ja auch irgendwie an-, ablegen und u.U. drehen (im Hafen).

Ich meine natürlich wie

größere Schiffe manövrieren ohne Schlepperhilfe (sieht doch
doof aus wenn ein Schlepper einen 50-m-Trawler herumzottelt
;-, außerdem ist das ja auch nicht für umsonst).

Mit Schleppern, wie schon gesagt.
Allein mit Bugstrahl und Heckstrahl manövrieren Fähren und Schiffe, die sehr oft den gleichen, auf sie zugeschnittenen Anleger benutzen.

Wie also

stellen die Kapitäne solcher Schiffe das an, meine ich. Klar
haben moderne Schiffe zumeist Querstrahlanlagen, doch ältere
eben nicht und die müssen ja auch irgendwie an-, ablegen und
u.U. drehen (im Hafen).

Mit Schlepper!!!

Hinten zwei, vorne zwei!!!

mfgConrad

Hi Tobias,

also bei „kleinen“ 50m Trawlern sind normalerweise Bugstrahlruder nachgerüstet, wenn nicht muß man halt manövrieren, wie wirs in der Fahrschule gelernt haben, mit Ausnutzung des Radeffekts und kurzen Gasstößen. In der Größenordnung ist das machbar. Es gibt naürlich auch noch die möglichkeit verschiedener Antriebe z.B. der POD Antrieb
http://weltderwunder.rtl2.de/wdw/Technik/Schiffe/Rot…

Viele Grüße
Tom

Mit Schlepper!!!

Muss ich natürlich auch noch meinen Senf dazugeben.
Hallo, zusammen!
Für Anlegen und Ablegen sowie für Manövrieren auf engem Revier besteht (größenabhängig) meist Schlepperzwang. Außerdem besteht auch meist noch Lotsenzwang (was den Kapitän seiner Verantwortung aber nicht enthebt. Der Lotse ist lediglich „kundiger Berater“).

Darüber hinaus ist es eben notwendig, mehr als mit anderen Fahrzeugen, vorausschauend, rechtzeitig und umsichtig mit Hilfe von Maschine und Ruder umzugehen, die Reaktion des Schiffes, die Gegebenheiten von Wind und Strömung sachkundig zu beurteilen und abzuwägen. Nicht immer ganz einfach, aber die Erfahrung machts.

Noch etwas zum Maschinentelegrafen - Heute wird die Maschine direkt von der Brücke aus gefahren. Aber auch früher, als noch der Mensch die Maschine nach den vom Maschinentelegrafen übermittelten Kommandos steuern musste, klappte das meist ganz vorzüglich. (Entgegen der oft kolportierten „Feindschaft“ zwischen Deck und Maschine, die ich eigentlich immer nur als freundliche Frozzelei erlebt habe.)

Wer mal die Maschinenanlagen von Schiffen der 70er/80er Jahre sehen möchte, sollte einen Besuch auf den Bilderseiten machen, die hier zu finden sind: http://www.seereederei-frigga.de/ (Schiffsbilder auswählen)

„In echt“ kann man sich das auch auf der „Cap San Diego“ http://www.capsandiego.de ansehen, die in Hamburg an den Landungsbrücken als Museum liegt.

Gruß
Eckard

Moin Tobias,

zugegeben: ein 88m langes Kümo ist nicht wirklich ein großer Pott, und mit einer umsteuerbaren MaK mit 1500KW auch nicht gerade übermotorisiert.
Abgeliefert 1970. Maschine pneumatisch ferngesteuert. Kein Bugstrahler.
Der Alte war Freifahrer für den NOK, brauchte also keinen Lotsen. Schlepper auch nicht.

Ich fuhr als Ferienfahrer auf dem Schiff und stand ein paarmal beim Einlaufen in die Brunsbüttel-Schleuse am Telegraf.

Anlegeseite war immer Backbord. Der Kpt. stand mit einem langen Kabel mit der Fernbedienung fürs Ruder in der Nock. Nach „Voraus ganz langsam“ kam „Maschine Stop“ und dann sofort „Klar für zurück“. Damit wurde die Maschine umgesteuert und war klar für´s Rückwärts anwerfen.
Die Vorspring und auch die Vorleine gingen an Land.
Dann kam " Zurück langsam" und dann, je nach Restfahrt „Zurück ganz langsam“ oder „Zurück Halbe“. Das Heck klappte an die Pier, die Maschine ging auf Stop und der Dampfer war fest.

Das ging besser als bei manchen Leuten das Rückwärts-Einparken mit dem Käfer.

Soll heißen: es geht prinzipiell und genauso wie mit nem Sportboot. Ist allerdings häufig sehr viel schwieriger bis unmöglich, wenn Wind, Strömung und Tiefgang nicht mitspielen.

Solltest Du mal das Vergnügen haben, auf der Stettin oder anderen Dampfern mitzufahren kannst Du zuschauen, wie das auf Schiffen ohne Fernsteuerung, nur mit Telegraf gemacht wird. Der Fensterkucker muss etwas vorausschauender fahren, aber es geht auch.
Wie gesagt, nicht immer; manchmal muss man warten, oder den teuren Schlepper bestellen.

Gruß

heavyfuel

Hallo !

Nur zur Information :

Kein Schiff benötigt im Nordostseekanal und in den Schleusen einen Schlepper.

mfgConrad

Auf allen Schiffen auf denen ich bislang gefahren bin gab es einen „Bowthruster“ und für achtern gab es einen Schlepper. Ansonsten bleibt einem nur der Rad-Effekt und bei Strom und Wind halt der Schlepper. Hat das Schiff zwei Propeller und zwei Ruder, lässt es sich sehr gut Manövrieren und Traversieren.