Mantrailing - Erfahrungen

Hallo zusammen,

meinem Hund machen Suchspiele sehr viel Spaß und ich denke, dass er eine wirklich gute Nase hat.

Ich habe an einen mantrailing - Kurs gedacht.

Welche Voraussetzungen sollte der Hund mitbringen und wie würde so ein Basiskurs annähernd aussehen?

Wer hat Erfahrungen?

Lieben Dank

Hallo aqua-alta,

ganz grundsätzlich musst du zunächst die Entscheidung treffen, ob du in einer Rettungshundestaffel arbeiten oder lediglich einen just-for-fun-Kurs belegen möchtest.

Ersteres erfordert hohen Zeitaufwand (auch gerne an Tagen wie Weihnachten und mitten in der Nacht) und die Bereitschaft, viel Energie in die eigene Ausbildung und die des Hundes zu investieren. Hier geht es um Menschenleben und da sind halbherzige Sachen nicht angebracht. Der Vorteil liegt darin, dass eine Rettungshundestaffel, die bereits erfolgreich mit Mantrailern arbeitet über das nötige Know-how verfügt, um möglichst wenig Fehler zu machen und zudem einen Pool an Helfern und Traillegern hat, die wissen, was sie zu tun haben.

Wenn du dich für einen Sportkurs entscheidest, dürfte die Schwierigkeit sein, einen zu finden, der gute Ausbilder UND ausreichend erfahrene Helfer hat. Wenn lauter Anfänger Trails legen, ist das in der Regel ziemlich fehlerbehaftet. Allerdings kommt es hier auch nicht so darauf an, denn der Spaßfaktor für Mensch und Hund ist sicherlich dennoch gewahrt.

Zum Hund: Grundsätzlich kann alles suchen, was eine Nase hat. Aber natürlich gibt es Talente, und die finden sich nach meiner Erfahrung unter den Jagdhunden häufiger, wenn auch nicht ausschließlich. Der Hund darf weder ängstlich noch aggressiv sein, wobei bei einer Sportausbildung der erste Punkt vielleicht noch akzeptabel ist, in der Rettungshundearbeit aber definitiv nicht. Eine gute Kondition und ein nicht zu hohes Körpergewicht sind von Vorteil.

Zum Hundeführer: Auch der braucht Kondition. Abhängig von der Kraft und dem individuellen Suchtempo seines Hundes ist er oft ziemlich flott (nicht selten im Dauerlauf) hinter seinem Hund unterwegs. Man kann Hunde zwar dazu erziehen, langsamer zu gehen, aber manche Hunde brauchen einfach eine gewisse Geschwindigkeit, um zuverlässig zu suchen. Sind sie zu langsam unterwegs, werden sie schlampig oder unkonzentriert. Das muss man beim eigenen Hund erst rausfinden.

An Ausrüstung brauchst du in jedem Fall ein Suchgeschirr (in unserer Staffel hatten die meisten Trailer Geschirre von Julius K9, weil sie leicht anzulegen und pflegeleicht sind). Wenn du einen kräftigen Hund hast, der stark zieht, würde ich aber eher zu einem Zuggeschirr raten. Es verteilt die Zuglast einfach besser auf den Hund.

Zudem brauchst du eine Trailleine. Diese sollte stabil sein, sich nicht mit Wasser vollsaugen und möglichst nicht im (Dornen-) Gestrüpp hängenbleiben. Viele Trailer benutzen eine Biothane- Trailleine, ich persönlich bevorzuge die klassischen Leder-Schweißleinen, weil ich finde, dass sie angenehmer in der Hand liegen. Manche Hundeführer arbeiten auch mit Kletterseilen, wobei man da bei stürmischen Hunden auf seine Finger aufpassen muss.

Wie die Kurse ablaufen, ist individuell sehr verschieden. Worauf du dich beim Trailen aber einstellen solltest ist, dass du immer auch Helfer für die anderen Trailer bist. Gerade bei Rettungshundestaffeln bedeutet das, dass man (natürlich abhängig von der Zahl der Teams) mehr Zeit für das Training anderer Hunde investiert, als für den eigenen, der in dieser Zeit im Auto oder am Abliegepunkt wartet. Je weniger erfahren der Hund ist, desto kürzer sind zudem natürlich auch die Arbeitseinheiten. Damit kommen erfahrungsgemäß nicht alle Hundeführer zurecht.

Von manchen Sportkursen habe ich gehört, dass diese „servicemäßiger“ aufgezogen sind, die, die ich selbst kennengelernt habe, funktionieren aber ähnlich der Staffelarbeit.

Worauf du dich einstellen solltest ist, dass man am Anfang oft verblüffend schnelle Erfolge hat, was sich auf die Dauer der Ausbildung aber deutlich relativiert. Manchmal kommt man einfach eine Weile nicht weiter und manchmal gibt es Rückschläge, die einen zwingen, noch mal ein paar Schritte zurückzugehen und neu aufzubauen.

Je erfahrener die Ausbilder sind, desto seltener gibt es natürlich gravierende Ausbildungsfehler, die man dann mühsam wieder ausbügeln muss. Ganz gefeit ist man davor aber nie, weil Hunde manchmal verblüffende Techniken entwickeln zu „tricksen“ (nicht, dass die Hunde das bewusst machen würden, sie finden lediglich kurzfristig einfachere Wege zum Ziel), bei denen sich erst nach einer Weile herausstellt, dass sie nur bei bestimmten Voraussetzungen funktionieren. Die unbewussten Hilfen des Hundeführers und der Helfer sind da nur ein Beispiel.

Schöne Grüße
Jule

Hallo Jule,

herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort.

Wir möchten das „just for fun“ machen. Die Hundetrainerin, bei der wir schon ein paar Kurse mit vielen positiven Anregungen gemacht hat, bietet einen solchen Kurs im nächsten Monat an.

Ich habe sie noch nicht persönlich erreichen können (Urlaub), sodass ich mich erstmal vorab allgemein schlau machen wollte.

Die Trainerin war selber mal Mitglied einer Hundestaffel, sodass ich davon ausgehe, dass sie Ahnung hat. So wie du es beschreibst, hört sich das nach einer längerfristigen Ausbildung mit einer genügend großen Anzahl von Mitstreitern an. Die Kursstruktur sah bisher so aus, dass es einen Anfängerkurs, Fortgeschrittene I, Fortgeschrittene II… gab (je im 5er Pack), wobei dann irgendwann nur noch drei Leutchen übrig blieben und Ende war.

Ich habe „mantrailing“ anscheinend etwas falsch verstanden.
Ich dachte daran, dass der Hund etwa ein verlorenes Handy, eine Brille usw. zu finden lernt, also Dinge, die seinem Menschen gehören, über den Geruch wiederfinden. Mein Hund „findet“ z.B. unser Auto auf einem fremden Parkplatz wieder. Das ist dann wohl eher „Zielobjektsuche“, oder?

Ich suche tatsächlich einen Kurs, in dem ich die Fähigkeiten meines Hundes ein bisschen fördern und ihn geistig und körperlich auslasten kann.

Im „Angebot“ ist auch noch Flyball. Da mein Hund zum „Ball-Junkie“ neigt, bin ich mir nicht sicher, ob das unbedingt das Richtige wäre.
Gefallen würde es bestimmt:wink:

Toll fände ich das mantrailing schon, auch unter dem Gesichtspunkt, selber körperlich etwas machen zu müssen…

Liebe Grüße

Hallo aqua-alta,

Die Trainerin war selber mal Mitglied einer Hundestaffel, sodass ich davon ausgehe, dass sie Ahnung hat

Im besten Fall ja :smile:. Eine Garantie ist es nicht, aber wenn du sie kennst, kannst du sie ja zumindest grundsätzlich einschätzen.

So wie du es beschreibst, hört sich das nach einer längerfristigen Ausbildung mit einer genügend großen Anzahl von Mitstreitern an.

Bei den Rettungshunden endet die Ausbildung quasi nie. Ein Hund wird umso besser, je mehr Erfahrung er hat. Im Hundesport ein Kurssystem zu machen, ist sinnvoll. Die Übungszeiten für die einzelnen Hunde sind dann wahrscheinlich ungefähr gleich lang, was vermutlich bedeutet, dass die Anfänger kürzere Wartezeiten haben als die Könner. Wer bis zum Oberkurs durchhält, hat eh Blut geleckt :smile:.

Das ist dann wohl eher „Zielobjektsuche“, oder?

Yes.

Im „Angebot“ ist auch noch Flyball. Da mein Hund zum „Ball-Junkie“ neigt, bin ich mir nicht sicher, ob das
unbedingt das Richtige wäre.

Mein Tipp: Lass es. Er befriedigt sich dabei nur selbst, während Mantrailing gut für die Bindung ist.

Toll fände ich das mantrailing schon, auch unter dem Gesichtspunkt, selber körperlich etwas machen zu müssen…

Das kann ich dir versprechen :smile:.

Schöne Grüße
Jule

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Noch mal Danke, liebe Jule.

Frage noch.
Kann man das mantrailing aktiv auch neben dem Kurs üben (mit einem Helferchen) oder bedarf es immer der Kursgemeinschaft?
Wie hoch sollte der Trainingsaufwand/Woche sein, den man zweckführend mindestens veranschlagen sollte?

Liebe Grüße

Hallo,

Kann man das mantrailing aktiv auch neben dem Kurs üben (mi :einem Helferchen) oder bedarf es immer der Kursgemeinschaft?

Davon würde ich dringend abraten. Man kann so verdammt viele Fehler machen, dass man dem Hund und sich selbst keinen Gefallen tut, wenn man ohne sachkundige Anleitung trailt. Und: Eines der größten Probleme beim Mantrailing-Training ist, dass der Hund die Personen, die er suchen soll, kennt. Dadurch passiert es relativ häufig, dass der Hund glaubt, er müsse nur die ihm bekannten Personen suchen. Nur mit einem Helfer zu arbeiten, ist da ganz schlecht.

Wie hoch sollte der Trainingsaufwand/Woche sein, den man zweckführend mindestens veranschlagen sollte?

In der Staffel hatten wir 2x pro Woche Training, wobei immer ein Termin Suchtraining war und der andere Gerätearbeit oder Unterordnung. Mit einem fortgeschrittenen Hund kann man durchaus öfter arbeiten, bei einem Anfänger würde ich zunächst zui einem Mal pro Woche, höchstens zu zwei Mal raten.

Man ist am Anfang leicht in Gefahr, vor lauter Begeisterung zu viel zu machen. Passieren dann auch noch Fehler, hat man schnell ein Problem.

Schöne Grüße,
Jule

Hhm,

jetzt komme ich doch ins Überlegen.

Eigentlich suchte ich eine Beschäftigung für/mit meinem Hund, den ich im Alltag betreiben kann. Deiner Beschreibung nach geht es so dann nicht.

Diese Informationen sind für mich sehr wichtig, da ich jetzt doch dankenswerterweise mit einem gewissen background die Trainerin befragen kann, wie der Kurs gestaltet wird.

Zwischenfrage: Ist so ein Training auf einen! Hundeführer, zumindest am Anfang, exklusiv?

Was ich jetzt gerade noch nicht entscheiden kann, ist, möchten wir lieber einmal die Woche hochkonzentriert arbeiten oder doch lieber häppchenweise gelerntes auch alleine umsetzen?

Ich möchte nicht penetrant sein, aber was hältst von ZOS?

Schönes Wochenende

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Hallo,

Eigentlich suchte ich eine Beschäftigung für/mit meinem Hund, den ich im Alltag betreiben kann. Deiner Beschreibung nach geht es so dann nicht.

Zumindest nicht am Anfang, wenn du nicht nach sehr kurzer Zeit feststellen willst, dass du nicht mehr weiterkommst, weil sich so viele Fehler eingeschlichen haben, dass der Hund nicht richtig arbeiten kann. Wenn ihr beide (!) mal richtig verstanden habt, worauf es ankommt (und das dauert nach meiner Erfahrung mindestens 1 Jahr), dann kannst du auch einigermaßen gefahrlos selbst was machen. Du solltest allerdings nicht unterschätzen, dass auch Hunden Dinge langweilig werden können, wenn sie sie zu oft machen. Wenn du nicht zufällig einen „Suchjunkie“ an der Leine hast, könnte das durchaus passieren. Ich habe das in der Rettungshundearbeit immer wieder erlebt, wenn Leute zu ehrgeizig waren oder die Hunde innerhalb kurzer Zeitspannen häufiger in Einsätze mussten.

Eine Hundeschule, die damit wirbt, dass das anders auch funktioniert, solltest du lieber gleich vergessen. Du wirst auf Dauer nicht froh werden - vor allem, wenn du einen wirklich talentierten Hund haben solltest, den du dir dann durch Anfängerfehler versaust.

Zwischenfrage: Ist so ein Training auf einen! Hundeführer, zumindest am Anfang, exklusiv?

Das hängt von der Hundeschule ab. Ich würde eher meinen, dass nicht, weil es vermutlich nicht rentabel ist. Ich schätze, dass die Teilnehmer sich unter Anleitung der Trainerin die Trails gegenseitig legen und jeweils für die anderen die „Opfer“ abgeben. Wäre das anders, müssten da ja einige Trainer am Arbeiten sein - und das macht vermutlich finanziell keinen Sinn.

Und: Nasenarbeit ist anstrengend. Gerade am Anfang sind die Hunde nach kürzester Zeit platt. D.h. dass am Anfang der Hund meist nur wenige Minuten gearbeitet wird und es auch nur wenige Wiederholungen gibt.

Was ich jetzt gerade noch nicht entscheiden kann, ist, möchten wir lieber einmal die Woche hochkonzentriert arbeiten oder doch lieber häppchenweise gelerntes auch alleine umsetzen?

Mein Tipp wäre, einfach mal einen laufenden Kurs (als Gast ohne Hund) zu besuchen und dir das Ganze anzuschauen.

Ich möchte nicht penetrant sein, aber was hältst von ZOS?

Ich denke, dass diese besser geeignet ist, um mit dem Hund im Alltag was zu machen. Du brauchst vor allem kein so aufwändiges Setting wie beim Mantrailen. Hier liegt der größte Knackpunkt vermutlich Aufbau einer sauberen Anzeige. Wenn die sitzt, sollte das auch gut allein funktionieren.

Was noch eine Alternative sein könnte, ist die gute alte Fährtenarbeit. Geht prima allein und man kann es sich mit einer entsprechenden Anleitung auch selber beibringen. Auch die Fährten kann man sowohl selbst legen als auch (wenn mal einer Zeit hat) von anderen legen lassen.

Schöne Grüße
Jule

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Hallo Jule,

ich habe jetzt Antwort bekommen.

Es gibt erst mal einen „workshop“, um die Hunde für diese Art der Fortbildung einschätzen zu können.

Ich freue mich drauf…, werde aber wohl tatsächlich lieber die klassischen Methoden im Alltag bevorzugen.

Liebe Grüße