Marienkind - was ist das?

Eine Freundin von mir arbeitet an einem barocken Tagebuch eines Arztes aus Zerbst. Dieser Arzt bezeichnet ein neunjähriges Mädchen, das er behandelt, als „gewitter marienkind“ (NB ca. 200 Jahre vor dem Märchen der Gebrüder Grimm). Kinder, die während eines Gewitters geboren wurden, galten als schwächlich und anfällig für Krankheiten, aber was bedeutet die Bezeichung „Marienkind“?

Eine meiner Theorien ist ein Euphemismus für ein uneheliches Kind mit unbekanntem Vater, aber das finde ich nirgends belegt. Fällt jemandem etwas (nach Möglichkeit Belegbares) dazu ein?

Ehrlich gesagt kann ich auch nur mutmaßen, würde aber „Marien“ eher als etwas Heiliges, Unschuldiges sehen. Verstärken würde das das Bild des kränklichen Kindes dahingehend, dass es nun komplett hilflos, gut, rein aber ausgeliefert ist.
Wie gesagt- eine Idee nur, im hohen Norden hier haben wir mit Marien und Katholizismus nicht viel zu tun .
Vielleicht hilfts trotzdem .)

Grüße Isolde

Hallo, Baccalaureus,
im Brockhaus habe ich unter dem Stichwort „Marienkind“ den Hinweis auf ein Grimm´sches Märchen gefunden - ein Mädchen wird von seiner Patin, der Muttergottes, mit Stummheit gestraft, weil es leugnet, die verbotene Himmelstür geöffnet zu haben.
Der Arzt könnte also mit der Bezeichnung Stummheit, Mutismus oder Autismus diagnostiziert haben…
freundliche Grüße,
Bernddietrich

Wie gesagt - meine Anfrage zielt auf einen Zeitraum 200 Jahren VOR den Brüdern Grimm. Trotzdem Danke, die Idee mit dem Autismus ist gut.

Das Märchen gab es schon lange vor der Sammlung durch die Brüder Grimm …

Wie gesagt - meine Anfrage zielt auf einen Zeitraum 200
Jahren VOR den Brüdern Grimm. Trotzdem Danke, die Idee mit dem
Autismus ist gut.

Hallo,

es tut mir leid, dazu weiß ich leider nichts. Ich bin nicht katholisch. Deine Theorie „uneheliches Kind bei unbekanntem Vater“ macht durchaus Sinn - aus heutiger Sicht. Man hätte dies damals aber indirekt auch blamsphemisch auffassen können, weil man ja glaubte, dass das Marienkind wirklich vom Heiligen Geist empfangen wurde und Gott der Vater war. Dann wäre es also nicht nur euphemistisch, sondern auch ironisch-sarkastisch dazu.
Aber tut mir leid, ich weiß es nicht, kann es auch nicht belegen. Liebe Grüße und viel Erfolg!

Hallo Baccalareus,

also erstes: Bitte entschuldige, dass ich jetzt erst antworte. Es ging leider wirklich nicht früher - es tut mir dennoch wirklich Leid!!!
Ich habe viel rumgesucht, aber ich habe leider nichts für dich gefunden, was ich echt schade finde … sorry!!
Auch den Zusammenhang zurm Gewitter kann ich nicht herstellen. Es sei denn, es geht darum, dass das Kind bald vielleicht sterben wird (kränklich, schwach?) und zurück zu Maria gehen wird? Wobei mir dieser Worschlag eigentlich nicht gefällt.
Ich weiß aber auch nicht, ob man 200 Jahre vor den Grimmbrüdern vaterlose Kinder (Vater unbekannt) als Marienkinder bezeichnet hätte, denn das Kind der Maria, also Jesus, hatte ja durchaus einen Vater, der auch bekannt war.
Im Internet habe ich alles mögliche gefunden, was du aber wahrscheinlich auch schon gefunden haben wirst: Zusammenhänge zwischen dem Marienkind und Rapunzel --> wenn man das zusammen googelt kommt man zu Seminaren über Kinderadoption und deren Folgen (das war irgendein Psychologieseminar). Das letztere spricht allerdings schon wieder dafür, dass du Recht haben könntest mit dem unbekannten Vater …
Ich habe übrigens auch in unserer Unibibliothek gesucht und leider nichts gefunden. Ich werde aber weiterhin auf der Lauer bleiben. Wenn ich noch was finde, melde ich mich nochmal.
Solltest du in der Zwischenzeit etwas herausgefunden und Zeit und Lust haben, würde es mich freuen, wenn du das hier erläutern könntest, denn jetzt bin ich auch neugierig :wink:
Wünsche dir und deinen Lieben noch schöne Ostertage!
Liebe Grüße!
Rumo