Marketing und Kaltaquise

Bin vor 3 Monaten neu in eine Firma, wo ich neue Kontakte und Kunden generieren soll.

Es herrscht ein ganz großer Druck, zumal wir alle unterschiedliche Meinungen haben.
Während mein Chef meint, ich setze mich ans Telefon und jeder hat quasi auf uns gewartet, glaube ich weiß ich, das gerade in der Werbetechnik Kunden erst erarbeitet werden müssen und sich Vertrauen aufbauen muss.

Die meisten Projekte sich erst in der Zukunft ergeben können.
Aber ich werde sehr unter Druck gesetzt, dass ich nicht das einarbeite, was ich die Firma koste… arbeite Teilzeit und verdiene ca. 650 Euro.
Und ich erhalte meinen Lohn mit dem Satz, dieses Geld nicht wert zu sein, wenn ich ihn überhaupt komplett erhalte… denn man möchte mich, wie man es nennt: anspornen.

Welche Erfahrung habt Ihr, was Dauer und ein sich auszahlen meiner Arbeitskraft betrifft.
Ich akquiriere fremde Kunden, also kalt.
Hotelketten, Busunternehmen zwecks Folierung, Bauträger u.s.w.

hallo,

sorry, ich befinde mich selbst gerade in der beratungsphase und kann dazu nur kurz stellung nehmen:

zunächst sollte eine aquisestrategie vorliegen. ohne die sollte man gar nicht anfangen.
ich würde mich auch fragen, wie wurde die aquise vor ihrer einstellung gemacht. welches sind die stärken und schwächen des unternehmens.

mit diesem vorwissen auf beiden seiten am besten die zielgruppen verifizieren und eine strategie entwickeln.

viel erfolg!

Hallo LaLoba02,
das hört sich aber wirklich nach einer unbefriedigenden Situation an, wo massiver Druck seitens des Unternehmen und gerade vom Chef aufgebaut wird. Ich würde Dir folgende Handlungsempfehlungen vorschlagen:

  1. Schnellstmöglich eine neue Stelle suchen und innerhalb der Probezeit den Laden wieder verlassen. Dann würde ich auch nicht großartig nach hinten und nur nach vorne blicken oder…
  2. Du gibst Dir und Deinem Arbeitgeber eine Chance und packst es folgendermaßen an. Hol Dir aus einer Kundendatenbank (z.b. Markus) alle Potenzialadressen raus. Selektiere diese nach Branchen und überlege Dir dazu überzeugende Akquisitionsargumente und Gesprächsaufhänger. Stell Dich der Kaltakquise, rufe jeden Tag 1-2 dieser Kunden aus der jeweiligen Branche an. Reflektiere und dokumentiere am Abend was gut und schlecht bei den Kunden gelaufen ist. Schreibe das Gespräch und die Argumente von Dir und des Kunden auf. Nimm Dir diese Stunde Zeit und gebe die Auswertungen Deinen Chef. Bespreche nach einer Woche mit Deinem Chef, was Deine Akquiargumente waren und die Rückmeldungen der Kunden. Dadurch schaffst Du es, eine Ablehnung der Kunden weg von Deiner Person zu bringen und Deinen Chef mit ins Boot zu nehmen. Über kontunierliches Feilen an der Argumentations- und Gesprächsführung (professionelle Einwandbehandlung) wirst auch Du bald mehr Spaß an der Sache haben und der Druck verschwindet, da Dein Chef sieht, dass es nicht immer an Dir liegt.

Viel Erfolg und Du schaffts das!

herzlichen Dank,

leider habe ich das bereits vergeblich gemacht.
Hat wenig geholfen.

Gibt es denn Erfahrungswerte; wie lange es dauert, bis bei zwei halben Wochentagen, ein Kundenstamm aufgebaut sein kann und finanzielle Früchte trägt.

einen schönen Tag

Hallo LaLoba02,
okay, zwei halbe Wochentage ist natürlich wenig - und wie machst Du dass, wenn Deine Kunden zurück rufen und dann in Deiner Firma gesagt wird LaLoba02 ist nur Teilzeit? Gibts es denn auch die Möglichkeit die Kunden persönlich zu besuchen? Denn das wäre die perfekte Kundenbindung.
Ansonsten braucht man meiner Erfahrung nach 2-3 Jahre bis ein auskömmlicher Kundenstamm mit Kundenbindung aufgebaut ist. In Deinem Fall kann man sonst wohl eher von Geschäftsanbahnung als wie von Akquisition sprechen. Als Teilzeit ist da wohl kaum mehr drinnen, echte Abschlüsse halte ich da für eher unwahrscheinlich, bzw. Einzeltreffer. Es gibt heute kein Alleinstellungsmerkmal, dass einem Kunden um den Hals fallen, dass man endlich anruft.
Viel Erfolg

Danke für Deine Antwort.

leider darf ich mit Rente nicht mehr arbeiten.
Muss zwar zu meiner EU Rente dazu verdienen, darf aber nicht mehr als 450 Euro verdienen… der Rest ist Kostenersatz.
Rückrufe nimmt mein Chef entgegen.
Ich werde selbst nicht in den Außendienst gehen können.
schönen Sonntag

Hallo LaLoba02,
für Kaltakquise bin ich leider nicht der Richtige. Da habe ich keine praktischen Erfahrungen.
Nur so viel: im Business-to-Business-Bereich eignen sich auch Vorab-E-Mails bzw. Briefe mit Beispielen und Mustern. Dann kann man einfacher nachfassen.
Wichtig ist auch, sich die zuständige Person geben zu lassen - notfalls über die Sekretärin durchfragen.
Gruß!
Jürgen

Hallo,
in der Branche, in der du akquirierst, kenne ich mich nicht aus. Branchenspezifische Zahlen zur Dauer von Kundenakquisition habe ich leider nicht. Daher kann ich nur allgemein etwas dazu sagen.
Zwar ist die Zielsetzung deines Chefs nachvollziehbar, dass die Investition in Marketing, wie das Entgelt für eine Marketingfachfrau, möglichst bereits in der laufenden Geschäftsperiode durch Mehrumsätze - Erstkauf der Neukunden, neben Rebuy, Cross- und Up-Selling von Stammkunden - mindestens gedeckt werden soll. Wie du argumentierst, in der Kaltakquisition aber entwickelt sich Vertrauen meist erst nach mehreren Kontakten und Geschäftsbeziehungen ergeben sich oft erst in der Zukunft.
Eine Investition in vertrauensbildende Maßnahmen lässt sich allgemein nicht nur klassisch bei Dienstleistungen sondern auch bei Gütern ökonomisch rechtfertigen, wenn a) der potenzielle Käufer Information und Indikatoren sucht, da aufgrund des hohen Preises, der einmaligen oder unregelmäßigen seltenen Anschaffung, o. a. die Qualität, und die Art und die Sinnhaftigkeit einzelner Eigenschaften des Produkts relevant sind (in wirtschaftswissenschaftlicher Begrifflichkeit high involvement product), b) die Qualität oder die Eigenschaften des Produkts erst nach dem Kauf feststehen (z. B. kundenindividuelle Anfertigung), sich sogar nach dem Kauf nicht eindeutig feststellen lassen (z. B. Wirksamkeit), oder aufgrund geringer sachlicher Kenntnisse und Erfahrungen des potenziellen Käufers kaum eingesehen oder beurteilt werden können, und überdies c) ein Überangebot vorliegt, und die Qualität und die Eigenschaften konkurrierender Produkte sich objektiv oder aus Abnehmersicht kaum unterscheiden. Dies einzuschätzen möglich auf der Grundlage einer professionellen Marktanalyse ist allerdings eine vorgeschaltete Managementaufgabe. Falls grundlegend oder temporär aktive Kundenakquisition für das Produkt nicht realistisch ist, ist das Nichterreichen der Kennzahlen nicht auf dich zurückzuführen.
Auch manche anderen Maßnahmen rentieren sich mittel- bis langfristig. Wenn seine emotionale, kognitive, soziale, finanzielle oder infrastrukturelle Lage stabiler oder inzwischen verändert und passend ist, kommt der potenzielle Käufer auf das marketingbedingt als nützlich und angenehm erinnerte Produkt zurück. Wenn ein potenzieller Käufer nicht sofort kauft, bedeutet dies also nicht, dass der Marketer versagt hat. Gleichfalls sollte sich ein Marketer nichts dergleich zwangsläufig vorwerfen lassen, wenn ein Kunde abwandert (insb. der Kundentyp variety seeker, der, obwohl er zufrieden ist, untreu wird, weil er immer etwas anderes möchte). War der Kunde mit dem Kernprodukt, begleitenden Service, oder vieles mehr nach seinen subjektiven und situativen Kriterien zufrieden, kommt er oftmals zurück.
Gewissermaßen systemtheoretisch anhand einer zentralen Unterscheidung Kunde gewonnen/ nicht gewonnen deine Arbeitsleistung zu bewerten wäre nicht vollständig und nicht immer zutreffend. Außer in einem hochdynamischen, kurzlebigen Markt oder wenn das Produkt in absehbarer Zeit abgesetzt wird (dog und ggf. cash cow, als zwei Stadien niedrigen Marktwachstums einer Matrix der Unternehmensberatung The Boston Consulting Group (BCG)), sollte ein Marketer zudem zur Entstehung oder Erhaltung der Marke weitsichtig beitragen. In der Telefonakquise ist dies die Qualität der Kommunikation mit dem Kunden (bspw. empathisch anstatt hard selling, das zwar einen Kaufabschluss erdrängt, aber nachher Enttäuschung, einen emotionalen Knacks und negative Mundpropaganda des Kunden zurücklässt). Nicht immer zutreffend wäre deine Arbeitsleistung bewertet, da es von vielen Faktoren abhängt, ob ein Kaufabschluss erfolgt oder nicht. Einige bestimmte Faktoren sollte ein Marketer jedenfalls teilweise zu beeinflussen verstehen (z. B. Bekanntheitsgrad des Produkts, Mehrwerte des Produkts). Einige andere Faktoren befinden sich indes nicht im Einflussbereich eines Marketers (z. B. Kaufzurückhaltung wegen wirtschaftlicher Rezession oder einer Persönlichkeitsstörung). Weshalb ein potenzieller Käufer gekauft oder nicht gekauft hat, ist häufig ohne eine zeitlich und monetär zu aufwendige empirische Erhebung jedoch nicht bekannt.
Um eine entspannte, produktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen, sollte dein Chef in seinem Bereich selbst Marketing betreiben (internes Marketing, Mitarbeiterorientierung).
Wird dir weniger Lohn abhängig vom nur unmittelbar numerischen Arbeitsergebnis ausgezahlt, würde ich raten zunächst den Arbeitsvertrag nochmal zu lesen. Falls gegeben könntest du mit dem Betriebsrat besprechen. Auch kannst du beim Arbeitsgericht klagen.
Gruß,
Sofie Hansen