Hallo zusammen,
wollte Martin Luther sich von der Kath. Kirche trennen?
Ich habe gelesen, dass er sich niemals von der Kath.Kirche trennen wollte, er wurde Katholisch getauft, erzogen, studierte in einer Kath. Schule, wurde Kath.Mönch, wurde Kath.Priester und er hat sich nie von Rom getrennt. Aber warum sagt die evangelische Kirche, das Martin Luther, der Begründer des Protestantismus ist, obwohl er sich niemals von Rom getrennt hat.
Martin Luther war zunächst als Mensch, Mönch und Priester ein Kind seiner Zeit und folglich Katholik. Ohne seine Kirche zu hinterfragen, lebte er in der damals üblichen Angst vor den Fegefeuerstrafen. Sein Umdenken begann, als er im Zuge seiner Studien auf eine Bibelstelle stieß, die von der Vergebung allein aus Gnade sprach - während seine Kirche den Ablaßhandel propagierte und für erkaufte Vergebegung warb.
Luther versuchte zunächst, mit Argumenten und biblischen Belegen dagegen anzugehen. Dabei bemerkte er, daß die Kirche derlei Disputationen grundweg ablehnte und im Zweifel die päpstliche Lehrautorität und -tradition höher stellte als das biblische Zeugnis. Statt sich inhaltlich mit seinen Thesen auseinanderzusetzen, forderte Rom seinen Widerruf, den Luther verweigerte. Daraufhin wurde er zum umfassenden Kritiker seiner Kirche - v.a. des Papsttums.
Er wollte also nicht von Anfang an eine neue Konfession gründen, sondern seine Kirche verändern. Erst als er erkannte, daß das nicht möglich war, brach er mit Rom und der katholischen Kirche und verfaßte das bis heute gültige Bekenntnis der Evangelisch-Lutherischen Kirche.
Gruß, Martinus…
[…]Ohne seine Kirche zu
hinterfragen, lebte er in der damals üblichen Angst vor den
Fegefeuerstrafen.
Hier geht es um die Strafe für (vergebene!) Sünden.
Sein Umdenken begann, als er im Zuge seiner
Studien auf eine Bibelstelle stieß, die von der Vergebung
allein aus Gnade sprach -
Hier ist die Rede von Vergebung der Sünden.
während seine Kirche den Ablaßhandel
propagierte und für erkaufte Vergebegung warb.
Hier setzt du beides stillschweigend gleich. Das erscheint mir unredlich.
Unredlich erscheint mir auch der völlige Verzicht auf Belege. Könntest du bitte eine kirchenamtliche (r.-k.)Quelle angeben, aus der sich ergibt, dass mit dem Ablass die Vergebung von Sünden gemeint ist?
Besten Dank und schönen Gruß!
Hannes
Hallo Martinus!
Luther versuchte zunächst, mit Argumenten und biblischen
Belegen dagegen anzugehen. Dabei bemerkte er, daß die Kirche
derlei Disputationen grundweg ablehnte…
Er wollte also nicht von Anfang an eine neue Konfession
gründen, sondern seine Kirche verändern. Erst als er erkannte,
daß das nicht möglich war, brach er mit … der … Kirche…
Ich darf noch ergänzen: Nach dem gleichen Muster haben es viele andere auch versucht, alle möglichen Kirchen zu verändern, jeder aus einem anderen Grund, und viele weitere neue Kirchen gegründet.
Grüße
Andreas
Die Gleichsetzung von Buße/Vergebung und Ablaß/Nachlaß zeitlicher Strafen entspricht sicher nicht der damaligen „reinen“ Lehre. Sie spiegelt aber - wenigstens nach meinem Kenntnisstand - das Empfinden der damaligen Volksfrömmigkeit wider. Für den knappen Überblick ist sie daher m.E. durchaus zutreffend. Es ist davon abgesehen nicht üblich, daß hier zu allen Beiträgen automatisch Quellennachweise geliefert würden (und auch Sie haben in Ihrer Reaktion auf Belege verzichtet). Von daher mag mein Beitrag nicht den Ansprüchen, die man an eine wissenschaftliche Abhandlung stellen darf, genügen, für unredlich halte ich ihn jedoch nicht.
Hier nun die etwas längere Form - im Detail präziser und mit Quellen:
1. Bußpraxis zur Zeit Luthers
Die Kirche lehrte, daß nach erfolgter Absolution zwar keine ewigen Höllenstrafen, wohl aber zeitliche Strafen wie z.B. das Fegefeuer nach dem Tod ausstanden. Der Ablaß hatte sich als Anhang zum Bußsakrament entwickelt und führte zur Verkürzung dieser Strafzeiten. Aus den ursprünglichen Glaubenswerken (z.B. eine Pilgerreise), die zu einem Ablaß führten, waren zu Luthers Zeit Geldzahlungen geworden.
Diese Ablässe wurden nicht nur für begangene eigene Sündenstrafen angeboten. Sie konnten außerdem auch für bereits Verstorbene oder noch zu begehende Sündentaten erworben werden.
Der Dominikanermönch Johann Tetzel war im Auftag des Mainzer Erzbischofes als Ablaßverkäufer unterwegs und predigte im Frühjahr 1517 im Raum Magdeburg. Er durfte zwar nicht nach Sachsen einreisen, doch zogen die Sachsen scharenweise zu ihm, um bei ihm Ablässe zu erwerben. Darunter litt ihre Beicht- und Bußpraxis, die ja die eigenliche Sündenvergebung bedeutete. Die Volksfrömmigkeit stellte nun den käuflichen Erwerb eines Ablasses über die gläubige Buße und Reue - und die Ablaßhändler nahmen das billigend in Kauf. Daran entzündete sich Luthers Kritk.
(Wallmann, S 27ff; Hauschild 455ff).
2. Luthers Kritik
Luther kritisiert nicht die kirchliche Bußpraxis als solche. Es sind einzelne Punkte des Ablaßwesens, die er hinterfragt. Mit seinen 95 Thesen stellt er auch keine neue Lehre auf, sondern legt eine Grundlage für eine Gelehrtendiskussion vor, der sich die Kirche jedoch nicht stellt (Wallmann 29f.):
2.1 Die Kirche kann keine Strafen erlassen, die sie nicht selber auferlegt hat. Sie kann lediglich in Gottes Namen Schuld vergeben (Thesen 5ff.). Damit wäre ein Ablaß für Fegefeuerstrafen nicht möglich, da eine kirchliche Strafe nicht in eine Fegefeuerstrafe umgewandelt werden kann (Thesen 10ff.).
2.2 Sündenvergebung kann nicht erkauft werden - der Ablaß erweckt aber den Eindruck, das sei möglich. Vielmehr ist Vergebung eine Gnadentat Gottes (Thesen 26ff & 62ff).
2.3 Vergebung braucht Glauben und Reue. Statt zu versuchen, sich freizukaufen, sollen die Menschen in Buße leben (Thesen 94f).
Quellennachweis:
Wolf-Dieter Hauschild, Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte I, Gütersloh 1995
Johannes Wallmann, Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation, 4. Aufl. Tübingen 1994
Martin Luther, 95 Thesen
Gruß, Martinus…
Hi Falco,
denke, daß sich die Katholische Kirche von Martin getrennt hat, u.a. weil er als Priester heiratete und seine Thesen an die Tür nagelte.
liebe Grüße
chris
Hallo,
denke, daß sich die Katholische Kirche von Martin getrennt
hat, u.a. weil er als Priester heiratete
das war 1525. Exkommuniziert wurde er 1521. Das nennt man einen groben Anachronismus.
und seine Thesen an
die Tür nagelte.
Diese Geschichte ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine Legende. Davon abgesehen war es durchaus üblich, zur Diskussion gestellte Thesen öffentlich auszuhängen.
Die (genau 41) Gründe für die Exkommunikation Luthers sind in aller Ausführlichkeit der Bulle ‚Exsurge Domine‘ zu entnehmen (http://asv.vatican.va/de/doc/1520.htm). Hier: http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/texte/ex… sind sie gesondert gelistet und übersetzt.
Freundliche Grüße,
Ralf
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Es ist davon abgesehen nicht üblich, daß hier zu
allen Beiträgen automatisch Quellennachweise geliefert würden
Weil es doch ausdrücklich „Religionswissenschaft“ heißt, hätte man solche bei derart umstrittenen Begriffen doch ganz gern.
(und auch Sie haben in Ihrer Reaktion auf Belege verzichtet).
Das verstehe ich nicht. Was hätte ich denn belegen sollen? Ich habe Fragen zu den vorgefundenen Thesen gestellt. Ist das nicht Belegs genug?
Die Volksfrömmigkeit stellte nun den käuflichen Erwerb eines
Ablasses über die gläubige Buße und Reue - und die
Ablaßhändler nahmen das billigend in Kauf.
Na also. Mir ging es um eine kirchenamtliche, also etwa dogmatische, Aussage, dass unter „Ablass“ Vergebung von Sünden zu verstehen sei, weil das im Gegensatz zu dem stünde, was ich aus dem Religionsunterricht weiß. Fehlanzeige also.
Schönen Gruß!
Hannes
OT Belege
Das verstehe ich nicht. Was hätte ich denn belegen sollen? Ich
habe Fragen zu den vorgefundenen Thesen gestellt.
Das ist - schon alleine rein grammatikalisch - keine Frage, sondern eine Klarstellung:
…Fegefeuerstrafen.
Hier geht es um die Strafe für (vergebene!) Sünden.
Gruß, Martinus…
Hi,
danke für die Bestätigung, daß sich die Trennung von der Kirche, die Falco noch in Frage stellt, nicht von Martin her erfolgte.
Dazu hat Martin u.a. nie einen Hehl aus seinem Standpunkt pro Ehe gemacht, die er natürlicher Weise auch Priestern zubilligte, so daß seine eigene Ehe, d.h. glücklichem Zusammenleben mit seiner LebensPartnerin, also gemeinsamer Personalität zweier Menschen, Mann und Frau im Sinne Gottes, nicht mit dem von Dir genannten Datum, weniger noch mit Anachronismus(Woher weißt Du so etwas?)fixiert werden kann.
Auch die Herstellung einer Volksbibel in deutscher Sprache, Luthern und Gutenberg zu verdanken, war seinerzeit suspekt, weil man nun u.a. die 10 Gebote, die einzuhalten jedem vernünftigen Menschen leicht fallen, selber lesen und Entgleisungen, d.h. Sünden wie deren Ablaß auf ein Minimum zurück fahren konnte.
Kennen wir solcherlei Trennungen heutzutage nicht in Form von Partei AuschlußVerfahren, nicht nur bei dem Reformer Rudolf Bahrow, sondern auch in Hessen-Süd?
Martin war zu seiner Zeit der Reformer, fand deshalb im Protestantismus seine FanGemeinde, die sich vornehmlich auf das Evangelium berief und wurde entsprechenden Verfolgungen ausgesetzt, die zum Glück erfolglos blieben.
liebe Grüße
chris
Luther wollte die bestehende Kirche reformieren. Das durch ihn eine neue Kirche oder besser gesagt Glaubensrichtung enstand, war von ihm nicht beabsichtigt. Aber da die neue Glaubensrichtung durch seine Tätigkeit entstand, kann man es auch abgekürzt so sagen, das er eine neue Kirche gegründet hat. Tatsächlich hat er das aber nicht allein getan.