Maschinensteuerung

Hallo zusammen,
es geht um den im beigefügten Link links unten (bitte runterscrollen) gezeigten Fahrstand eines Schiffes mit SKL-Motor. Mich würde interessieren, wie damit die Maschine gesteuert wird. Ich vermute, das große Handrad links dient der Umsteuerung und das mittlere, lenkrad-artige, Handrad der Drehzahlverstellung. das dritte, untere dient vermutlich der Fixierung des Mechanismus gegen Vibration. Liege ich da richtig? Habe bereits gegoogelt aber Infos zur DDR-Technik sind eher dürftig, habe lediglich ein paar weitere Fotos der Konstruktion gefunden, u.a. auf Binnenschiffen.

http://www.schiffsspotter.de/Dokumente/Seezeichenkon…

vielen Dank für die Unterstützung!

Fynn

Hallo !
Dazu müßte man wissen, ob das Schiff einen Festpropeller oder Verstellpropeller hat.

gesteuert wird. Ich vermute, das große Handrad links dient der
Umsteuerung

Nein. Umsteuereinrichtungen am Fahrstand sind kleine Hebel.

und das mittlere, lenkrad-artige, Handrad der

Drehzahlverstellung.

Nein. Drehzahlverstellung geht nicht mit Handrad und Drehhilfe. Das würde zum viel zu schnellen Manövern verleiten.

das dritte, untere dient vermutlich der

Fixierung des Mechanismus gegen Vibration.

Gegen Vibration? Davon habe ich noch nie gehört. Vibration vermeidet man, indem man die krit. Drehzahl schnell überläuft. Vibration im Betrieb kann nicht verhindert werden.

Warum steht dieser „Fahrstand“ so weit auf einer Brückenseite? Der wäre eigentlich in der Mitte. Oder auf beiden Seiten und auf beiden Nocks.

mfgConrad

Hat das Schiff einen Voith-Schneiderantrieb?

Danke für die schnelle Antwort.

Das Schiff hat einen Festpropeller. (http://www.schiffsspotter.de/Dokumente/Seezeichenkon…).

Es ist schon eine etwas ältere Bauart und früher kamen Handräder durchaus für Drehzahl- und Umsteuerung zum Einsatz. Ich gebe aber zu, daß im www meist ein Hebel für die Umsteuerung gezeigt wird, siehe diverse schöne Bilder auf http://www.flickr.com/photos/oldtacomamarine/sets/ und http://www.oldtacomamarine.com/.
Abgesehen davon spricht aber für mich theoretisch nix dagegen, die Betätigung des Umsteuerrades am Motor mechanisch durch ein Handrad auf der Brücke zu realisieren, daher meine Vermutung.

Vibration: Ich meine die Fixierung der Kontrollen, damit sie sich wegen der unvermeidlichen Vibration nicht losrappeln und unkontrolliert verstellen. Ich kenne sowas von Flugzeugen.

Position des Fahrstandes: Nun, eine Vermutung wäre daß das Fahrprofil wenig Maschinenmanöver beeinhaltet, aber bei einem Seezeichenkontrollboot? Eher unwahrscheinlich und ein Beispiel für Schiffsbaukunst vor der Entwicklung der „Optimalen Brücke“ von Sietas.

Hier noch zwei Bilder der Konstruktion:
http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gros…
http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gros…

und etwas anders
http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gros…
wobei das mir sehr wie ein Umsteuerrad aussieht…

Es ist schon eine etwas ältere Bauart und früher kamen
Handräder durchaus für Drehzahl- und Umsteuerung zum Einsatz.
Ich gebe aber zu, daß im www meist ein Hebel für die
Umsteuerung gezeigt wird, siehe diverse schöne Bilder auf
http://www.flickr.com/photos/oldtacomamarine/sets/ und
http://www.oldtacomamarine.com/.

Für die Umsteuerung wird nur die Nockenwelle verschoben. Dafür wird ein Pneumatikventil geöffnet. Warum also so ein Handrad?
Die Drehzahlverstellung hat immer eine Rastung zum Festsetzen. Nie ein loses Handrad.

Abgesehen davon spricht aber für mich theoretisch nix dagegen,
die Betätigung des Umsteuerrades am Motor mechanisch durch ein
Handrad auf der Brücke zu realisieren, daher meine Vermutung.

Umsteuerrad? Was ist das?

Vibration: Ich meine die Fixierung der Kontrollen, damit sie
sich wegen der unvermeidlichen Vibration nicht losrappeln und
unkontrolliert verstellen. Ich kenne sowas von Flugzeugen.

Dafür hat jedes Einstellorgan eine Rastung, also eine Gabel, die durch Zähne justiert wird.

Position des Fahrstandes: Nun, eine Vermutung wäre daß das
Fahrprofil wenig Maschinenmanöver beeinhaltet, aber bei einem
Seezeichenkontrollboot? Eher unwahrscheinlich und ein Beispiel
für Schiffsbaukunst vor der Entwicklung der „Optimalen Brücke“
von Sietas.

Hier noch zwei Bilder der Konstruktion:
http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gros…
http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gros…

und etwas anders
http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gros…
wobei das mir sehr wie ein Umsteuerrad aussieht…

Umsteuerrad? Ich bin 35 als Schiffsingenieur zur See gefahren und kenne nur Umsteuerhebel oder die Umsteuerung integriert in das Füllungsrad.

http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gros…
wobei das mir sehr wie ein Umsteuerrad aussieht…

Das könnte das Fahrventil für den Motor sein. Mit ihm läßt man den Motor an, steuert um und regelt die Leistung. Könnte sein.

Also, wenn die Umsteuerung per Handrad durchgeführt wird,
dann immer in Verbindung mit dem Anlassen.
Man dreht das Anlassrad z.B. nach links, damit betätigt man
den Umsteuerhebel
und der Motor springt auf, sagen wir, rückwärts an.
Nach diesem Manöver soll wieder vorwärts gefahren werden. Also
dreht man das Handrad nach rechts, der Motor steuert um und
springt auf vorwärts an.

Um diese Manöver sicher durchführen zu können, hat das Handrad zwei
Handgriffe, die diese Tätigkeit dann mit zwei Händen sicher
durchführen lassen.
Der Füllungshebel für die Drehzahl ist meistens als Rasterhebel
separat im Brückenpult eingebaut.

Umsteuerrad ist ein wahrscheinlich von mir gerade erfundener Begriff für das Handrad, mittels welchem man bei einigen Dieseln (u.a. Fairbanks-Morse, Atlas-Imperial) die Maschine steuert. Siehe die Betriebsanleitung auf der Seite über US-Diesel, Atlas-Imperial Sektion 6, wenn ich mich nicht irre. Wenn ich es richtig verstanden habe, betätigt man in jeder Position (Stopp, Anlassen Vorwärts/Rückwärts, Betrieb Vorwärts/Rückwärts) die relevanten Pilotventile für Nockenwellenverschiebung, Anlassluft usw. Alternativ gibt es daß auch als Hebel. Der Begriff Fahrventil ist wohl die korrekte Bezeichnung und trifft es auf den Punkt. Für den Atlas gibt es Versionen mit Fahrventil + Gashebel und mit Kombihebel, der beides sequentiell steuert. Mich interessiert eben nur wie das mit dem gezeigten Fahrstand funktioniert.

Und danke für die ausführlichen Antworten!

Wieso bist Du eigentlich so sicher, dass das zur Maschine gehört.
Kann das nicht auch zum Kran gehören? Es ist schließlich ein Tonnenleger.

Nun ja, zum einen gibt es sonst keinen Hebel o.ä. zur Kontrolle der Maschine. Und wie auf den anderen Fotos (Links) zu sehen, ist Konsole auch auf Binnenschiffen und Fähren eingebaut. Außerdem macht ein Kontrollstand auf der vorderen Steuerbordseite der Brücke keinen wirklichen Sinn, wenn der Kran auf dem Achterdeck steht. Ich weiß, das ganze sieht ungewöhnlich aus und entspricht nicht dem „gängigen“ Bild eines Motorfahrstandes, gerade deswegen finde ich es ja so interessant und faszinierend.
Ich werde jetzt eine Idee umsetzen, die ich eigentlich schon viel eher hätte haben sollen. Ich werde die Frage mal im Forum von ddr-binnenschiffahrt einstellen, denn da werden wohl ein paar Leute mit dem Teil gearbeitet haben. Ich werde ggf. vom Erfolg berichten!

hurra, ich bin nicht der einzige, welcher „Umsteuerrad“ statt „Fahrventil“ sagt…:wink:

http://www.binnenschifferforum.de/forum/showthread.p…

Was macht denn der diensttuende Steuermann, wenn er auf der Backbordnock steht und will die Drehzahl verändern? Wetzt wie ein Affe ins Brückenhaus und regelt dann Stb alles?

Diese Kiste würde zumindest in der Brückenmitte stehen. Wenn damit die Maschine geregelt wird.

Nockfahrstände sind was Feines, doch alles andere als Standard, außer bei großen Frachtern, Fähren und Superyachten. Zumindest früher war es doch eine diffizile Angelegenheit, von wegen der mechanischen Koppelung. Gut, dank pneumatischer oder elektronischer Steuerung findet man „wing consoles“ auch auf kleineren Yachten, aber selbst bei modernen Kümos und kleinen/mittleren Arbeitsschiffen sucht man oft vergebens. Bleibt nur der gute alte Rudergänger, dem der Steuermann seine Befehle zuruft, mit allen Nachteilen (Mißverständnisse, Zeitverzug). Und der hätte auf der SK-64 gut zu tun, weil eben der ganz rechts stehende Motorfahrstand und Druckknopfsteuerung für die Ruderanlage für Bewegung sorgen. Ich denke viele Schiffseigner fürchten Schäden am teuren Schiff wenn der Nockfahrstand ausfällt oder die Umschaltung vom Hauptfahrstand nicht richtig funktioniert, siehe MAIB. Es ist faszinierend, wie fahrlässig manche (zum Glück nur manche!) Fenstergucker ihren Job machen. Wenn ein erfahrener Fährencaptain seinen Pott in die Mole setzt, weil er die Steuerung falsch umschaltet, dann stimmt da was nicht. Immerhin verdient er damit (mit dem Fahren des Schiffes meine ich!) sein Geld.

Zitat einer Email von Herrn Gieser (ddr-binnenschiffahrt.de), bezugnehmend auf http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gros…

Das große „Handrad“ ist das eigentliche Steuerrad, welches über Seilzugsysteme mit der Heckruderanlage verbunden war.
Die auf Westdeutschen Schiffen verwendeten „Hydraulik oder Elektroruder“ gab es in der DDR nicht.
Das rechts im Bild zu sehende kleinere handrad ist das sogenannte Umsteuerrad - also im Auto dem Gaspedal vergleichbar.
Dabei wurde im ersten Schritt das Handrad nach vorn gedreht und damit die Luftflaschen geöffnet, welche den Dieselmotor starteten.
Durch weitere vorwärtsdrehung wurde die Maschinenleistung erhöht. In die entgegengesetzte Richtung - hatte man somit den "Rückwärtsgang ! - der die Maschine inkl. Schiffsschraube rückwärts liefen ließ.

Sehr freundliche und schnelle Beantwortung einer Anfrage, vielen Dank.

Das rechts im Bild zu sehende kleinere handrad ist das
sogenannte Umsteuerrad - also im Auto dem Gaspedal
vergleichbar.

Aber nein. Umsteuerrad ist beim Auto die Kupplung plus Gangschaltung.

Dabei wurde im ersten Schritt das Handrad nach vorn gedreht
und damit die Luftflaschen geöffnet, welche den Dieselmotor
starteten.
Durch weitere vorwärtsdrehung wurde die Maschinenleistung
erhöht. In die entgegengesetzte Richtung - hatte man somit den
"Rückwärtsgang ! - der die Maschine inkl. Schiffsschraube
rückwärts liefen ließ.

Sehr freundliche und schnelle Beantwortung einer Anfrage,
vielen Dank.

In dem Forum wird auch viel von „Haspel“ geschrieben.

Haspel, Vorrichtung zum Heben von Lasten oder zur Förderung auf horizontaler
oder geneigter Bahn, besteht in seiner primitivsten Form aus einer horizontalen,
geneigten oder vertikalen, beiderseitig mit Zapfen in Lagern laufenden Welle oder
Trommel aus Holz oder Eisen (Haspelbaum, Rundbaum, Seil-, Kettentrommel), durch
deren Drehung ein die Last tragendes Seil (Kette etc.) aufgewickelt wird. Die
Drehung wird durch Menschenhand (Handhaspel) meist mittels Kurbeln (Haspelhörnern)
hervorgebracht, die einseitig oder beiderseitig an den verlängerten Zapfen
angebracht sind (Kurbelhaspel, Hornhaspel). Ferner werden die H. mittels eines
Kreuzes, d. h. zweier kreuzweise durch die Welle gesteckter Stangen (Kreuzhaspel),
oder mittels eines Spillenrades, eines an seiner Peripherie in regelmäßigen
Abständen mit Handgriffen versehenen Rades (Spillen- oder Spillenradhaspel),
oder endlich mittels eines an seinem Umfang ausgekehlten Rades (Haspelrades)
an einem um dasselbe gelegten Seil (oder Kette) ohne Ende (Seilradhaspel,
Kettenradhaspel) bewegt. Die H. haben entweder nur ein einziges Lastfeil
(Kette etc.), dessen freies Ende die Last trägt (einfachwirkende H.), oder
sie sind mit zwei sich abwechselnd auf- und abwickelnden Seilen ausgestattet,
so daß immer das eine Seilende belastet aufwärts, das andre unbelastet abwärts
geht (doppelt wirkende H.). Beim Differenzialhaspel (auch chinesische Winde
genannt) hat der Haspelbaum einen dickern und einen dünnern Teil. Um erstern
ist das eine, um letztern das andre Ende eines in einer Schleife herabhängenden,
eine lose Rolle mit der Last tragenden Seiles geschlungen, das je nach der
Drehungsrichtung verlängert oder verkürzt wird, und zwar entsprechend der
Differenz der Radien der Haspelbaumteile. H. werden mitunter benutzt bei
Bauten zur Hebung von Baumaterial, bei Schöpfbrunnen, zur Bewegung von
Schützen bei Mühlgerinnen, bei dem gewöhnlichen Steuermechanismus der Schiffe
etc. Kompliziertere Konstruktionen von Hebemaschinen mit Rädervorgelegen etc.,
bei denen der Antrieb durch Dampf, Druckluft (Dampf-, Lufthaspel), Elektrizität
etc. erfolgen kann, werden meist als Winden (s. d.) bezeichnet. Über die im
Bergbaubetrieb gebräuchlichen Haspel s. Bergbau, S. 667 s., und Fördermaschinen,
S. 759.
Der Garnhaspel (Weife, Garnweife) dient dazu, Gespinste von den Spulen
abzuwickeln (Abhaspeln, Weisen) und in die Form von Strähnen zu bringen.
Da gesetzlich oder herkömmlich eine Strähne (Strang, Stück, Lopp, Schneller)
eine gewisse
[Haspel. Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905), S. 80804
(vgl. Meyer Bd. 8, S. 862 ff.)]

Irgendwie hängt diese Haspel auch damit zusammen.

Ich denke die Antwort war so gedacht, daß sie für einen technischen Laien verständlich ist. Vielleicht hätte er Automatikgetriebe sagen sollen :wink: Ich finde es ja schon nett daß er überhaupt zurückschreibt. Dummerweise habe ich mich in meiner Mail auf das falsche Bild bezogen und weiß jetzt immer noch nicht wofür das kleine „Lenkrad“ am Fahrstand da ist. Mal sehen, vielleicht beantwortet er meine diesbezügliche Rückfrage. Habe nochmal in der Bedienungsanleitung für den Atlas-Imp. gestöbert, der hat eine Kraftstoffdruckregelung, welche in Abhängigkeit von der Drehzahl reguliert werden muß (von Hand). Vielleicht ist es sowas.

Passt doch gut, denn zum Verstellen des Ruderblatts wurden die entsprechenden Zugketten/-seile wechselweise aufgewickelt. Im einfachsten Fall war das Steuerrad sogar liegend angeordnet, wie hier auf einem niederländischen Schleppkahn (5. Bild von oben).
http://www.debinnenvaart.nl/binnenvaarttaal/afbeeldi…

Und da haben wir auch eine interessante Hebelei zur Motorsteuerung.

http://www.debinnenvaart.nl/binnenvaarttaal/afbeeldi…

den

Atlas-Imp. gestöbert, der hat eine Kraftstoffdruckregelung,
welche in Abhängigkeit von der Drehzahl reguliert werden muß
(von Hand). Vielleicht ist es sowas.

Wieder etwas, was ich in 35 Jahren nicht kennengelernt habe. Auf den Schiffen gibt es eine Kraftstoffzubringerppe, die den Kraftstoff mit ca 3 bar bis in die Ringleitung der Maschine drückt.
Dort nehmen die Einspritzpumpen den Kraftst. auf und drücken ihn in die Einspritzdüse.