Massenhaft Ernährungstipps, teils konträr - was jetzt?

Hallo,

mein Kind lernt in der Schule einiges zum Thema „gesunde Ernährung“, fragt mich beim Abendessen öfter danach, bzw. nach dem „Gesundheitsgrad“ der Bestandteile des Abendessens.

Ich koche nach Appetit, verwende durchaus auch Konserven, aber nie ausschließlich. Und lege viel Wert darauf, dass es schmeckt (was schon bedingt, dass es abwechslungsreich ist - jeden Tag das Gleiche schmeckt halt nicht).
Geschmack ist ein Thema, das in der Schule bei diesem Thema arg vernachlässigt bzw. garnicht angesprochen wird. Dabei garantiert doch gerade der Appetit die Abwechslung.

Ich komme bei den Fragen immer mehr ins Schwimmen. Sind Pilze, Paprika, Fleisch, Brot, Zwiebeln, Käse etc. gesund und wenn ja, warum und wie gesund? Ist Essen nach 18 Uhr ungesund oder der Verzicht auf ein gehaltvolles Frühstück usw.?

Ich kann dann die derzeitige Meinung wiedergeben, aber in ein paar Jahren kann das alles wieder falsch sein - bislang waren alle Ernährungstips kurzlebig und/oder unmöglich (5 mal täglich frisches Obst und Gemüse - macht doch kein Mensch. Jetzt soll man 2 Tage nahezu fasten, also nichts mit 5 mal täglich Frisches. So chaotisch geht das seit 30 Jahren).

Die Erkenntnisse der Ernährungswissenschaftler ändern sich so oft und schnell, dass ich den Verdacht habe, die wahre Erkenntniss steht noch aus.
Sie wurschteln rum, wie Geologen, ehe die Plattentekonik erkannt wurde oder Biologen vor der Genetik. Gibt nat. niemand zu. Das war bei den Geologen seinerzeit nicht anders.

Inzwischen rate ich dem Kind, die Oma zu fragen, was sie so gegessen hat. Die ist immerhin 90 und recht fit. Muss sich also einigermaßen richtig ernährt haben, trotz Mangel in der Kindheit wegen 1. WK, in der Jugend wegen 2. WK und kurz danach sowie dem Überfluss mit z.B. Frankfurter Kranz in der Nachkriegszeit. Hat Oma alles gut überstanden.

Was sagt ihr Euren Kindern, die in der Schule ja sicher auch „ernährungsmoralisch“ traktiert werden?

Nehmt Ihr die sich ständig verändernden Ernährungstips noch ernst?
Oder sollte man den Kinder lieber empfehlen, 1. nach Geschmack und 2. selbst zu kochen?

Gruß, Paran

hi

Nehmt Ihr die sich ständig verändernden Ernährungstips noch
ernst?

Eigentlich nicht. Ich denke, daß kein Lebensmittel grundsätzlich gesund oder ungesund ist, sondern daß es auf die Mischung, die Menge und den betreffenden Menschen ankommt.

Es gibt Menschen, die nach 18 Uhr keinen Salat mehr essen können ohne daß sie des nächstens diese Mahlzeit bereuen. Andere vertragen Salat sehr gut auch am Abend.

Manche bekommen morgens nichts runter, während andere ohne morgendlichen Frühstück nicht lebensfähig sind.

Ich denke mal, daß man für sich selber ausprobieren muß, was gut ist und was nicht, statt auf Experten zu hören, die das persönliche Umfeld nicht kennen.

Gruß
Edith

der gesunde Mittelweg
Hallo,

mein Kind lernt in der Schule einiges zum Thema „gesunde Ernährung“,

soweit so gut.
Beobachte dann mal, was die gleichen Lehrer den Kindern zu gewissen Anlässen wie z.B. Kindertag oder Weihnachten an Segnungen zukommen lassen.
Sind das das eher Unmengen billigster Süßigkeiten und die ganz billigen Schokoladenweihnachstmänner oder doch eher die wertvollen Früchte?
Bei uns hat dann die Klssenkasse doch nur für Junkfoot gereicht.

fragt mich beim Abendessen öfter danach, bzw. nach
dem „Gesundheitsgrad“ der Bestandteile des Abendessens.

Leider werden diese Ernährungstips teilweise als strenge Regeln verkannt.

Ich koche nach Appetit, verwende durchaus auch Konserven, aber
nie ausschließlich. Und lege viel Wert darauf, dass es
schmeckt (was schon bedingt, dass es abwechslungsreich ist -

Das ist doch gut und pragmatisch. Essen das nicht schmeckt, macht eher krank als nicht ganz so gesundes Essen, welches aber auch fröhlich macht.

jeden Tag das Gleiche schmeckt halt nicht).

Naja, das stimmt so nun auch wieder nicht.
Ich meine, unsere natürliche Preferenz zu Nahrungsmitteln ist nicht per se auf Vielfalt getrimmt, sondern eher auch Überleben auch mit sehr eingeschränkter Auswahl.
Dass wir eine so große Vielzahl von Möglichkeiten haben, ist das Ergebnis von Wohlstand und nicht jeder will alles essen. Im Gegenteil, für eine große Breite von Nahrungsmitteln offen zu sein, muß man wohl auch erst lernen. Manche bleiben aber auch bei aller größter Mühe immer nur Schmalspur-Gourmets.

Geschmack ist ein Thema, das in der Schule bei diesem Thema
arg vernachlässigt bzw. garnicht angesprochen wird. Dabei
garantiert doch gerade der Appetit die Abwechslung.
Ich komme bei den Fragen immer mehr ins Schwimmen. Sind Pilze,
Paprika, Fleisch, Brot, Zwiebeln, Käse etc. gesund und wenn
ja, warum und wie gesund? Ist Essen nach 18 Uhr ungesund oder
der Verzicht auf ein gehaltvolles Frühstück usw.?

Fast alles ist gesund, sofern man es nicht mit irgend was übertreibt und nicht Sachen isst, von denen man schon vorher weiß, dass es einem nicht bekommt.

Ich kann dann die derzeitige Meinung wiedergeben, aber in ein
paar Jahren kann das alles wieder falsch sein - bislang waren
alle Ernährungstips kurzlebig und/oder unmöglich (5 mal
täglich frisches Obst und Gemüse - macht doch kein Mensch.
Jetzt soll man 2 Tage nahezu fasten, also nichts mit 5 mal
täglich Frisches. So chaotisch geht das seit 30 Jahren).
Die Erkenntnisse der Ernährungswissenschaftler ändern sich so
oft und schnell, dass ich den Verdacht habe, die wahre Erkenntniss steht noch aus.

Ich meine, das tust du den Ernahrungswissenschaftlern etwas Unrecht.

Was da so alles publiziert wird, kommt nicht nur von der reinen Wissenschaft, sondern auch von einer Unzahl Egomanen und Idioten, die meinen alles besser zu wissen, dazu von einer Anzahl Leuten, die Ernährung zum Politikum machen oder zur Religion.

Dazu kommen die Medien, zuvorderst der Boulevard, wo die Berichterstattung zu Essen, Diäten und Ernährung längst zum stupiden Entertainment verkommen ist ohne je den Anspruch hatte, die Menschen gesund zu erhalten.
Nun haben wir auch noch das Internet, wo sich jeder Depp als Ernährungsspezialist geben kann.

Inzwischen rate ich dem Kind, die Oma zu fragen, was sie so
gegessen hat. Die ist immerhin 90 und recht fit.

Als Gegenpol zu sinnlosen Thesen, die rein aus dem Zeitgeist stammen, mag Omas Meinung ja nicht so schlecht sein, aber als Omas sich in ihrer Jugend ihre Ernährungsgewohnheiten angeeignet hat, war Überleben mit eher begrenzten Ressourcen angesagt. Das hat diese Generation auch sehr geprägt.

Muss sich also einigermaßen richtig ernährt haben, trotz Mangel in der
Kindheit wegen 1. WK, in der Jugend wegen 2. WK und kurz
danach sowie dem Überfluss mit z.B. Frankfurter Kranz in der
Nachkriegszeit. Hat Oma alles gut überstanden.

Unser Problem heute sind ja doch wohl etwas andere, als die der Großeltern.
Wir kämpfen ja überhaupt nicht mit dem Problem, zu wenig zu haben, sondern mit einem gewaltigen Überangebot und auch mit viel bequemlichkeit.
Dazu kommen politische und ideologische Aspekte.
Nicht zuletzt sind die verändert Lebensgewohnheiten zu berücksichtigen

  • kaum noch selber kochen, viele Fertignahrung, Fastfoot, zu wenig Bewegung usw

Was sagt ihr Euren Kindern, die in der Schule ja sicher auch
„ernährungsmoralisch“ traktiert werden?

Ja was erwartest du denn?
Sollen man den Kindern diesbezüglich gar nix beibringen?
Da wo die Eltern sich schon ausreichend drum kümmern, könnte man das Thema glatt vergessen. Leider gibt es aber auch zu viele Eltern, die an ihren Kinder bezüglich Ernährung schwere Körperverletzung verüben.

Nehmt Ihr die sich ständig verändernden Ernährungstips noch ernst?

Hat das je einer wirklich so ernst genommen?

Oder sollte man den Kinder lieber empfehlen, 1. nach Geschmack
und 2. selbst zu kochen?

Wenn man nur die Kinder fragen wollte, kämme zumindestens bei einige raus, dass es:

  1. täglich 5 mal Süßigkeiten geben sollte
  2. 7 mal die woche Nudeln oder Pommes geben sollte
  3. Das blöde Grünzeug endlich weggelassen werden sollte
  4. Mutti auch endlich Spilezeug im Essen verstecken sollte
    usw. :wink:
    Das mit dem selber kochen ich natürlich sehr anzuraten. Ich habe mit ca. 8…10 Jahren von Oma (gelernte Köchin) erfahren, wie man dieverse schöne Sachen kochen und backen kann (kein Grünzeug, sondern z.B. diverse Milchsuppen!).
    Leider sind da auch nicht alle Kinder empfänglich.
    Manche sind davon eher genervt und lernen es erst, wenn sie ausgezogen sind und Mutti sie nicht mehr bekocht.
    Gruß Uwi

Ich koche nach Appetit,

bislang waren
alle Ernährungstips kurzlebig und/o
Die Erkenntnisse der Ernährungswissenschaftler ändern sich so
oft und schnell,

Hallo,
was spricht dagegen, das deinem Kind genau so zu sagen? Eine kritische Haltung zu allen dogmatischen Lehrmeinungen ist doch das beste, was du deinem Kind mitgeben kannst.

Inzwischen rate ich dem Kind, die Oma zu fragen,

Auch eine gute Idee - Omas Ernährung zeigt, dass man auch ohne Nahrungssideologie alt werden kann…

Es gibt keine gesunden Lebensmittel, nur ungesunde. Zu ungesund zählt Einseitigkeit die zu Mangelerscheinungen führt, etwa Vitaminmangel. Überernährung egal wodurch (Fett, Kohlenhydrate) die der Körper sinnlos speichert, weil er von der Genetik her auf Mangel eingestellt ist und jede Gelegenheit nützt für die magere Zukunft Vorrat anzulegen. Nahrungsmittel die krank machen, weil sie die Stoffwechselprozesse und andere physiologische Prozesse hemmen, etwa Alkohol. Nahrungsmittel die für bestimmte Personen unverträglich sind weil ihnen das Enzymmuster fehlt zur Verdauung oder die eine immunologische Unverträglichkeit dagegen entwickelt haben wie z.B. Gluten- Unverträglichkeit.
Udo Becker

Hallo Udo.

genauso wie es keine gesunden Lebensmittel gibt, gibt es auch keine ungesunden. Das ist wissenschaftlich nicht haltbar. Ernährung ist was höchst individuelles.
Was den einem bekommt, bringt den anderen um.

Strubbel
e:open_mouth:)

1 Like

Hi Paran,

die Wissenschaft ist nicht schuld, nur die unwissenschaftliche Herangehensweise.
Ich empfehle, grundsätzlich kritisch an die Propagandameldungen von Regierung, Konzernen, „Ernährungsberaterinnen“, Ärzte und Berufsempörten wie Foodwatch heranzugehen.
http://www.euleev.de/
wäre ein gute Quelle.
Es gibt weder gesunde, noch ungesunde Lebensmittel.
Was der eine verträgt, bringt den nächsten um.

Strubbel
L:open_mouth:)

Nur die Basics…
…halte ich für geeignet als Schulstoff.

Fall aus der Verwandtschaft: Die Tochter hat sich geweigert Butter zu essen, sie bestand auf Halbfettmargarine - weil die Lehrerin Butter für ungesund erklärt hat.
Außerdem hielt sich das (zaundürre) Mädchen für zu dick. Zwickte und zog sich die Haut am Bauch mit Mühe zu einer Falte und erklärte, sie wäre zu fett…

Wäre das mein Kind gewesen, ich hätte in der Schule ein richtiges Fass aufgemacht. Die Schule soll Fakten vermitteln zum Thema Ernährung und keine Ernährungslehren und -religionen. Natürlich ist die Grenze fließend, was heute als Fakt gilt, kann morgen schon widerlegt werden. Aber dann sollten vor allem extreme Empfehlungen und Verbote mit entsprechender Vorsicht an die Kinder herangetragen werden.

Der Stern hatte mal eine Serie „Diäten im Check“ - allein die Vielfalt der dort abgehandelten Diätformen lässt tief blicken. Und sind wir dadurch alle schlanker geworden? Kein Stück.
Es gab auch mal einen guten Artikel genau zu Deiner Frage. Da wurden alle Säue nochmal untersucht, die durch’s Dorf getrieben wurden. Erst war Fett böse, dann die Kohlehydrate. Eiweiß ist das Allertollste überhaupt. Cholesterin, gut oder schlecht? Und schon morgen steht was Neues auf der Agenda.

Die Erkenntnisse der Ernährungswissenschaftler ändern sich so
oft und schnell, dass ich den Verdacht habe, die wahre
Erkenntniss steht noch aus.

Nein, die wahre Erkenntnis ist völlig unspektakulär und man kann mit ihr kein Geld verdienen. Und sie ist vielleicht ein bisschen anstrengend, wenn man sich umstellen muss. Mehr dazu unten…

Inzwischen rate ich dem Kind, die Oma zu fragen, was sie so
gegessen hat. Die ist immerhin 90 und recht fit. Muss sich
also einigermaßen richtig ernährt haben, trotz Mangel in der
Kindheit wegen 1. WK, in der Jugend wegen 2. WK und kurz
danach sowie dem Überfluss mit z.B. Frankfurter Kranz in der
Nachkriegszeit. Hat Oma alles gut überstanden.

Keine schlechte Idee. Wobei, wenn sie hier den Opa fragen würde, der auch schon fast 80 ist - würde der ihr sagen, sie soll kräftig Zigaretten rauchen, ab dem Jugendalter. Hat ihm auch nicht geschadet…

Was sagt ihr Euren Kindern, die in der Schule ja sicher auch
„ernährungsmoralisch“ traktiert werden?

Klare Worte. Aber mehr als Worte zählt das Handeln und das Vorbild.

Nehmt Ihr die sich ständig verändernden Ernährungstips noch
ernst?

Nein, nicht die Bohne.

Oder sollte man den Kinder lieber empfehlen, 1. nach Geschmack
und 2. selbst zu kochen?

Auf jeden Fall.
1.) Auf den Körper zu hören ist doch schonmal nicht doof. Auch wenn der gestresst ist und sagt: Gib mir Schokolade. Wenn es hilft und nicht täglich 10mal vorkommt und es auch noch andere Methoden zum Stressabbau gibt - warum nicht?

Dazu gehört dann aber noch die Information, dass unser Körper ja für andere Ernährungs- und Lebensweisen konstruiert wurde, vor langer Zeit. Und dass es dabei ein paar Fallen gibt, die man kennen sollte. z.B. die ständige Verfügbarkeit von allen möglichen Lebensmitteln, auch von solchen mit hoher Energiekonzentration (Limo, Cola etc.). Zusatzstoffe, die den Körper irgendwie austricksen könnten: Geschmacksverstärker oder künstliche Süßstoffe.
Und der heute geringere Kalorienverbrauch durch weniger Bewegung.

  1. Selber kochen ist auf jeden Fall sehr lehrreich und fördert den Genuß und das Verständnis für gutes Essen. Gemeinsam und gemütlich ab und an einkaufen wäre da auch noch wichtig.

80%-Regel: Wenn man es schafft, sich zu 80% gesund zu ernähren, hat man schon viel geleistet. Dann kommt es auf die restlichen 20% nicht mehr wirklich an. 100% zu erreichen wäre vermutlich sehr aufwändig und teuer und ziemlich frustrierend, wenn man es dann doch immer wieder nicht schafft.

Ich persönlich halte mich an ein paar grobe Richtlinien: möglichst regional und saisonal einkaufen. Kein Lebensmittel ist total verboten. Tendenziell kaufe ich möglichst wenig industriell weiter-verarbeitete Produkte. In meinem Korb landen (gar nicht unbedingt geplant, eher so als Ergebnis) fast überhaupt keine Produkte der großen, beworbenen Marken.

Da kommt auch die Oma wieder ins Spiel: Ich habe mal gelesen, mal soll nichts kaufen, was Stoffe enthält, die Deine Oma nicht als Lebensmittel erkannt hätte. :smile:

Krötengrüße
kernig

Hallo kernig,
Deinen Ausführungen ist nichts hinzuzufügen, so sehe ich auch (und versuche es so zu machen).

Da kommt auch die Oma wieder ins Spiel: Ich habe mal gelesen,
mal soll nichts kaufen, was Stoffe enthält, die Deine Oma
nicht als Lebensmittel erkannt hätte.

Gutes Motto :wink:

LG Beatrix

Also für mich ist dieser Trend auch langsam etwas extrem. Allerdings bin ich mir nicht sicher, was du mit nach Geschmack meinst. einen halben Liter Sahne ans Essen zu schütten, bzw. zu viel Butter etc. (alles was das Essen ja sehr lecker macht) ist dann natürlich nicht mehr gesund. Aber ich halte auch absolut nichts davon immer auf Kalorien etc. zu achten.

Hallo,

sehe ich auch nicht anders.
Nur die Lehrinhalte der Schulen sehen anders aus, KInder lernen je nach Mode in der Schule div. Ernährungsweisheiten.

Gruß, Parn