Lage der Arbeitnehmer geneuer betrachtet
Hallo Christian, hallo Steven,
Dabei übersiehst Du aber, daß Unternehmen in Konkurrenz zu
anderen Unternehmen stehen was gute Mitarbeiter angeht.
wenn ich eure Beiträge so lese gewinne ich den Eindruck, dass es für gute Arbeitnehmer derzeit wunderbar aussieht, weil sie begehrt sind. Wenn die Einkommen in den letzten Jahren effektiv gesunken sind, muss der Staat daran schuld sein.
Zunächst einmal, was bedeutet ein „guter“ Mitarbeiter? Ist das ein normal ausgebildeter Mitarbeiter, der alle anfallenden Aufgaben fleißig mit durchschnittlicher Qualifikation erfolgreich erfüllt?
Oder denkt ihr da eher an Mitarbeiter die sich ständig weiterbilden, die mehr und schneller arbeiten als der Durchschnitt, die auch überdurchschnittlich motiviert sind und die ihre Karriere fest im Blick haben?
Zählen auch Mitarbeiter, die über 45 sind, chronisch krank sind, behindert sind, räumlich immobil sind, Familie haben oder nicht bereit weit über 40 h/Woche zu arbeiten zu den „guten“ Mitarbeitern?
Wie bei alle Verteilungen gibt es sicherlich auch bei der Qualifikation der Arbeitnehmer eine Glockenkurve. Und hier lässt sich auch ein oberes Zehntel oder Zwanzigstel finden, die begehrt sind und sich gehaltsmäßig keine Sorgen machen müssen. Ich bezweifle aber, dass diese naturgemäß kleine Gruppe für die Entwicklung der Einkommen entscheidend ist.
Seit den 80ern ist die Arbeitslosigkeit mehr oder wenig stetig gewachsen. Diese Arbeitslosigkeit betraf nicht nur schlecht ausgebildete Kräfte, sondern auch durchschnittlich und sehr gut ausgebildete Kräfte. Ich habe mir aus Graphiken meiner Zeitung der letzen Jahre folgende Verteilung grob gemerkt.
Schlecht ausgebildet - 20% Arbeitslosigkeit
mittel ausgebildet - 10% Arbeitslosigkeit
gut ausgebildet - 5% Arbeitslosigkeit
In unterschiedlichen Phasen sah es auch für bestimmte Akademiker sehr übel aus. Ich erinnere mit an Phasen, wo es für Physiker, Ingenieure, Bauingenieure oder Lehrer katastrophal aussah.
In der Zeit seit Anfang der 80er, aber besonders nach der Wiedervereinigung, war der Druck auf die Gewerkschaften bescheiden zu bleiben sehr groß. Die Gewerkschaften verloren an Bedeutung und ihre Existenzberechtigung wurde immer mehr in Frage gestellt.
Die Wirtschaft konnte den lang währenden relativen Mangel an Arbeitsplätze nutzen, um die Steigerung der Gehälter unter der Inflation zu halten. In manchen Bereichen, die keine besondere Ausbildung benötigen, z.B. Telefonmarketing, Wachleute oder Paketdienste, wurden die Gehälter stetig gedrückt.
Während die Einkommen in nahezu allen europäischen Ländern anwuchsen, sanken sie effektiv in Deutschland.
Die Gewerkschaften und die Arbeitnehmer haben in Deutschland so lange den Gürtel enger geschnallt, bis sich die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit im europäischen Vergleich deutlich verbessert hat. Man mag es als einen schmerzhaften und notwendigen Schrumpfungsprozeß betrachten. Seit 2005 ist die Arbeitslosigkeit deutlich gesunken, aber noch ist die Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau. Ein nennenswerter Teil der neuen Jobs sind schlecht bezahlt.
Lange Rede, Kurzer Sinn: Für das bisher weiterhin sinkende Einkommensniveau liegt die Verantwortung eher bei den Arbeitgeber, als beim Staat.
Gruß
Carlos