Materiallisten für Schüler

Hallo miteinander,

ich habe da mal eine Frage an, eventuell auch Anregung für Lehrer:

Bei uns und in unserem ganzen Bekanntenkreis gibt es zur Einschulung und meist auch für die Folgeschuljahre (Grundschule) Listen von den Lehrern, was die Kinder brauchen.

Diese Listen sind sehr, sehr unterschiedlich. Wir hatten bisher Glück, eher vernünftige Lehrerinnen, aber manche Liste von Bekannten ist wirklich extrem lang - und teuer. Vor allem wird oft sogar die Marke vorgeschrieben, also nicht „Buntstifte“, sondern „XY-Stifte“ in den Farben rot, blau, gelb, grün, lila, HAUTFARBEN (das ist in meinen Augen die Krönung), Wasserfarben von Fa. X oder Y, Klebstoff in der Tube, Größe mittel, Firma Z…

Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir dies problemlos finanzieren können, aber ich ärgere mich trotzdem darüber, dass auf diese Weise Kinder aus finanziell schwächeren Familien schon von Anfang an geoutet und teilweise diskriminiert werden. Es wird nämlich nicht nur wegen der „falschen“ Turnschuhe gehänselt, sondern auch wegen des Billigfüllers - habe ich alles schon mit angehört.

Natürlich ist es wichtig, dass die Kinder gutes Arbeitsmaterial haben, aber kann man das nicht einigermaßen in Grenzen halten ? Auch dieser Wahn, sorry, dass wirklich jeder Lehrer eine andere Variante von Heft (groß, klein, doppelt, mit Rand, ohne Rand…) braucht, oder einen anderen Schnellhefter, in Farbe soundso - warum nur kann man nicht an einer Schule als Kollegium festlegen, dass das Fach Deutsch durchgehend grün ist, und basta ?

Das ist sicherlich keine wahnsinnig wichtige Frage, aber Eure Meinung würde mich sehr interessieren !

Viele Grüße,

Sylvia

Hallo, Sylvia,
mal als Beispiel hier die Liste fürs 1. Sj, die bei uns beim Infoabend für die I-Dötzchen den Elten überreicht wird.

Was wir alles für’s erste Schuljahr brauchen:
Diese Sachen nehmen wir mit nach Hause:
Wachsmalstifte, Buntstifte
2 mittelweiche Bleistifte (HB2),
Spitzer, Radiergummi
2 Schreibhefte Vereinfachte Ausgangsschrift Lineatur A
1 Rechenheft Lineatur 7
4 Schnellhefter rot/blau/grün/gelb
1 Zeichenblock DIN A4
Turnzeug

Diese Sachen bleiben immer in der Schule:
1 Zeichenblock DIN A3
1 Sammelmappe für Malblätter DIN A3
1 Pelikanfarbkasten (12 Deckfarben)
3 Borstenpinsel (Nr. 6 und 12)
Knete (in einer Dose mit Namen)
1 altes Oberhemd (oder Bluse) als Malkittel
Schere, Kleber

Ich denke, das ist nicht übertrieben, und wenn alle den gleichen Farbkasten haben ist es wesentlich einfacher, die Handhabung zu erklären. („Bei mir ist Gelb aber rehehechts!“)

Lieben Gruß
Eckard.

der Sinn des ganzen
Hallo Sylvia!

Diese Listen sind sehr, sehr unterschiedlich. Wir hatten
bisher Glück, eher vernünftige Lehrerinnen, aber manche Liste
von Bekannten ist wirklich extrem lang - und teuer. Vor allem
wird oft sogar die Marke vorgeschrieben, also nicht
„Buntstifte“, sondern „XY-Stifte“ in den Farben rot, blau,
gelb, grün, lila, HAUTFARBEN (das ist in meinen Augen die
Krönung), Wasserfarben von Fa. X oder Y, Klebstoff in der
Tube, Größe mittel, Firma Z…

Bei mir in der Grundschule war das auch so - nicht irgendwelche Stifte, sondern von einer ganz bestimmten Firma, ebenso Malkasten, Pinsel, Kleber etc.

Ich finde das durchaus sinnvoll!
z.B. gibt’s Billig-Malkästen, wo die Farbe einfach nicht deckend ist, wie dick man sie auch anrührt. Und Pinsel, mit denen man einfach nicht so gut malen kann (weil sie Plasik-Borsten haben und/oder die Haare ausgehen…)

Und bei den Stiften - gerade in der Grundschule haben Farben bestimmte Bedeutungen. Bei uns gab es da so einen „Mathematik-Kasten“ mit Holzstäbchen in bestimmten Längen, womit man „rechnen“ konnte (wenn man zwei Zweier-Stäbchen nebeneinander legt und ein Vierer-Stäbchen drunter, sieht man, dass 2 + 2 = 4 ist etc.). Die Stäbchen hatten verschiedene Farben, z.B. war das Zehner-Stäbchen Lila. Wenn man das ganze nun ins Heft malen musste, waren die Farben auch zu berücksichtigen…

Oder: es gibt wasservermalbare Stifte und auch wasserfeste Stifte. Beim Kunstunterricht kommt es da sehr auf den Unterschied an…

HAUTFARBEN (das ist in meinen Augen die
Krönung)

find ich eigentlich nicht!
Bei vielen Buntstift-Sortimenten ist das mit dabei - und womit soll man sonst ein Gesicht malen?! Das Kind fühlt sich auch benachteiligt, wenn es sieht wie seine Freunde „natürliche“ Gesichter (hautfarben) malen und es selber das Gesicht entweder weiß lassen oder orange anmalen muss…

Und das mit dem Kleber hat auch seine Berechtigung - ins Heft eingeklebte Bilder (kommt in der Grundschule ja desöfteren vor :smile:) werden mit Flüssigkleber nun mal viel patziger als mit Klebestift (deshalb hier evl. der Klebestift), aber manche Sachen kann man besser mit Flüssigkleber kleben, weil da der Klebestift einfach versagt (Filz z.B.).

Viele von den Marken-Artikeln funktionieren eben besser, jedenfalls im Schreib- und Bastelwaren-Bereich!
(Jemand, der nicht gerade Leistungssport betreibt, wird mit Markenturnschuhen auch nicht besser sporteln können als mit billigeren - aber mit einem guten Schreiblernfüller lernt es sich auf jeden Fall besser und schöner schreiben als mit einem vom Jahrmarkt!)

Ich finde die „Materiallisten“ eigentlich sehr sinnvoll!
Ich habe früher in der Grundschule mitbekommen, wie das war, wenn jemand was anderes hatte (nicht aufgrund von schlechten finanziellen Verhältnissen, sondern einfach so!). Da hat’s dann öfter mal Schimpfereien (vonseiten des „Benachteiligten“!) gegeben… (oh, ich erinnere mich noch zu gut daran als wir was einfaches in Handarbeit machen sollten… wir sollten Stecknadeln mitnehmen und meine Mutter hat nur solche mit extrem kleinem Stecknadelkopf dran… der Stoff war so ein grobmaschiges Geflecht und die Nadeln sind immer durchgerutscht - aber nur bei mir, weil die anderen Stecknadeln mit normalen Köpfen hatten… wie war ich da meiner Mutter beleidigt!..)

Bei schlechten finanziellen Verhältnissen kann man es ja so regeln, dass es Zuschuss vom Elternbeirat gibt, oder?!
Das müssen die anderen Kinder ja auch nicht direkt mitbekommen (sie wissen zwar, dass Geld für „ärmere“ Mitschüler gespendet wird, aber sie erfahren nicht, welche Schüler das dann sind die Unterstützung bekommen).

Grüße,
Nina

Hallo, Sylvia!

Ich kann mich deiner Meinung nur anschließen. In diesem Schuljahr ist einer meiner Söhne in die vierte Klasse Grundschule und der andere in die fünfte Klasse Gymnasium gekommen. Inkl. der Schulbücher habe ich innerhalb von drei Tagen gut 110,- € (!!!) für Schulmaterialien ausgeben müssen. An einer anderen Grundschule wird Verbrauchsmaterial wie Hefte etc. von den Lehrern bzw. dem Förderverein als Sammelbestellung aufgegeben und dann an die Kinder verteilt. Abgesehen davon, daß das deutlich preiswerter ist, ist auch der Streß, in den ersten zwei Tagen nach Schulbeginn alles zu besorgen sehr viel geringer. Die Materiallisten gab es hier erst am ersten Schultag und nicht bereits vor den Ferien… Da stürzen in einer Kleinstadt sämtliche Eltern und Kinder in den einzigen Schreibwarenladen und einen Supermarkt, einiges war bereits am Montag ausverkauft. )c: Andere Materialien, die von den Lehrern gewünscht waren, gab es hier erst gar nicht, z.B. Ringbucheinlagen mit Notenlineatur. Ich würde es begrüßen, wenn die Schulen bereits vor den Ferien Materiallisten ausgeben würden - das würde den Einkaufsstreß ein wenig reduzieren. Und wenn man Sammelbestellungen machen könnte, würde es sicherlich auch billiger.

Gruß vom
Sams

Hi Nina,

Ich finde das durchaus sinnvoll!
z.B. gibt’s Billig-Malkästen, wo die Farbe einfach nicht
deckend ist, wie dick man sie auch anrührt. Und Pinsel, mit
denen man einfach nicht so gut malen kann (weil sie
Plasik-Borsten haben und/oder die Haare ausgehen…)

sicher ist das Kaufen von Billigpröll rausgeworfenes Geld, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es nur eine Firma gibt, die vernünftiges Material herstellt.
Bei einigen Freunden war es diese und letztes Jahr soweit, daß einige Kinder eingeschult wurden udn z.T. wurden solche ‚Knebellisten‘ vorgeschrieben. Selbst das Argument, daß Markenware gekauft wurde (z.T. von nichtsahnenden, gutmeinden Verwandten) ließ die Lehrer davon abbringen, daß die Firma XYZ zu nehmen sei.
Da drängt sich bei mir unwillkürlich der Verdacht auf, daß vielleicht von betreffenden Firmen ‚nachgeholfen‘ wurde.
Nicht für die Lehrer persönlich, sondern auf höherer Ebene, oder wo werden diese dezidierten Listen erstellt?

Gandalf

Hi Gandalf!

sicher ist das Kaufen von Billigpröll rausgeworfenes Geld,
aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es nur eine
Firma gibt, die vernünftiges Material herstellt.

Da gebe ich dir recht!
Bei uns waren gewisse Arbeitsmaterialien während der Grundschulzeit (1. - 4. Klasse) vorgeschrieben; danach wurde es gelockert - es hieß nur noch: „Ihr braucht Buntstifte wo mindestens die Farben x, y, z… drinnen sind, wasservermalbare Wachsmalstife, Pinsel Größe sowieso und einen Füller…, nicht verwenden dürft ihr Filzstifte.“
Die Art Hefte (Lineatur bzw. Karos; Rand) wurde vorgegeben (Grund: wenn z.B. der Rand dem Lehrer als Korrekturrand dienen soll etc.), auch dass sie Recycling-Papier sein mussten.

(Das mit dem Filzstift-Verbot und den Recycling-Heften hat einen Grund: es handelte sich um eine sehr ökologisch orientierte Schule - find ich aber auch okay! Statt Filzstifte gab’s dann eben wiederauffüllbare Tintenstifte mit normaler Tinte drin - die konnte man für 1 DM oder so kaufen und 1 x auffüllen 50 Pfg. oder so bzw. es gab Punkte für ordentliche Schrift, gute Noten etc. und dann bekam man die Stifte umsonst aufgefüllt :smile:)

Da drängt sich bei mir unwillkürlich der Verdacht auf, daß
vielleicht von betreffenden Firmen ‚nachgeholfen‘ wurde.
Nicht für die Lehrer persönlich, sondern auf höherer Ebene,
oder wo werden diese dezidierten Listen erstellt?

Die Listen werden von den Lehrern selber erstellt.
Es sei denn, es gibt ne Sachspende von irgendwelchen Firmen (kommt auch mal vor) - aber dann isses eh umsonst :wink:

Grüße,
Nina

Hi,

sicher ist das Kaufen von Billigpröll rausgeworfenes Geld,
aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es nur eine
Firma gibt, die vernünftiges Material herstellt.

Klar. Nur ist es häufig nicht nur so, daß man „gute“ Materialien haben will, sondern welche mit genau definierten Eigenschaften. Was nutzt das qualitativ hoch- (oder gar höher-) wertige Papier, wenn es sich völlich anders faltet als das aufgelistete, so daß die Lehrerin einigen Kindern die Übung anders erklären muß?

Da drängt sich bei mir unwillkürlich der Verdacht auf, daß
vielleicht von betreffenden Firmen ‚nachgeholfen‘ wurde.
Nicht für die Lehrer persönlich, sondern auf höherer Ebene,
oder wo werden diese dezidierten Listen erstellt?

Bei 30 Kindern im Jahr? Da werden sie sicher immens reich… :smile:

Bei uns (Waldorfschule) ist das so gelöst, daß das Material von der Schule zentral eingekauft wird, die Klassenlehrer bestellen bestimmte Mengen bei der Materialausgabe, und einmal pro Quartal wird von ihr eine Rechnung erstellt. Dazu gibt es eine Klassenkasse, und wir kommen im Durchschnitt mit 75€ im Jahr aus. Daß die schuleigene Materialausgabestelle hier ein bißchen was verdient, nehme ich ihr bei dem Arbeitsaufwand überhaupt nicht übel.

Gruß

J.

Hi José!

Klar. Nur ist es häufig nicht nur so, daß man „gute“
Materialien haben will, sondern welche mit genau definierten
Eigenschaften. Was nutzt das qualitativ hoch- (oder gar
höher-) wertige Papier, wenn es sich völlich anders faltet als
das aufgelistete, so daß die Lehrerin einigen Kindern die
Übung anders erklären muß?

Stimmt!
Wenn z.B. die einen ein kräftigeres Papier haben und ein Kind hat ein zwar genauso buntes, aber dünneres (das dann beim Basteln leider immer reißt)?

Oder z.B. beim Zeichenpapier gibt’s große Unterschiede.
Das Papier von A3 Zeichenblöcken, die beidseitig geklammert sind, ist um einige Zentimeter kleiner als A3-Format! (… kann ganz „amüsant“ werden, wenn ein „Riesen-Bild“ gemacht werden soll von dem jeder einen Teil malt und man das hinterher zusammenkleben will…)
Oder Papier, das bei sehr dünnflüssiger Farbe die allerhöchsten Wellen schlägt - mag mit Buntstifte oder dicker Farbe kein Problem sein, aber wehe man macht ein „Aquarell-Bild“ :frowning:
Gibt ne Riesen-Enttäuschung beim Kind („Warum geht’s denn bei den anderen und nur wieder bei mir nicht“), evl. kann man das Werk echt vergessen weil’s durchsuppt (… und das Kind „freut sich“, weil es sich die Arbeit umsonst gemacht hat…) bzw. das Ergebnis wird trotz großer Mühe einfach unansehnlich.

Gerade in den ersten Schuljahren find ich Materiallisten sehr sinnvoll!
Das kann, nebem dem Vermeiden von unterschiedlichen Ausgangsbedingungen, auch helfen, Neid zu verhindern.
Wenn nur bestimmte Bleistifte (auch das hat seinen Sinn - mit einem zu weichen Stift verschmiert man leicht alles und bei einem zu harten ist der Strich zu hell und wenn das Kind dann stärker aufdrücken muss, gibt’s schnell mal Verkrampfungen oder auch das Heft reißt ein…) erlaubt sind, gibt’s keinen Neid auf jemanden, der vielleicht welche mit marmorierter Lackierung hat.
Und wenn alle einen hautfarbenen Stift mit im Sortiment haben, müssen sich nicht etwa die wenigen Schüler die einen haben damit abfinden, selber nicht mehr zum Malen zu kommen, weil der Stift bloß ausgeliehen wird…

Grüße,
Nina

Hi,

Ich würde es begrüßen,
wenn die Schulen bereits vor den Ferien Materiallisten
ausgeben würden - das würde den Einkaufsstreß ein wenig
reduzieren.

Schön wärs, aber leider werden die Stundenpläner erst in den Ferien gemacht und jeder Lehrer macht das mit dem Material schon mal etwas anders, so das man erst nach den Ferien sagen kann, was die Schüler brauchen.

Und wenn man Sammelbestellungen machen könnte,
würde es sicherlich auch billiger.

Sicher ne gute Idee, aber da muss sich dann erst mal wer für finden…

Gruß
freak