Mauerraute ohne Mauer

Hallo,

ich würde gern Asplenium ruta-muraria (Mauerraute) kultivieren, gern zusammen mit Asplenium trichomanes (Streifenfarn). Aus sentimentalen Gründen… Habe aber keine Mauer, an der sich die beiden vielleicht freiwillig ansiedeln würden, sondern nur einen Balkon. Geht das?

Ich weiß, dass sie es am liebsten kalkhaltig und nährstoffreich haben. Bei der Mauerraute heißt es leider auch „im eigenen Garten schwer anzusiedeln“. Hm. Ich könnte einen Kasten an der Nordseite bieten oder aber meinen Südbalkon. Streifenfarn verträgt angeblich „einmal eingewachsen auch sonnige Standorte“, und an Mauern habe ich beide auch schon in der vollen Sonne gesehen.
Hat mein Vorhaben irgendeine Aussicht auf Erfolg? Was muss ich ggf. noch beachten? Substrat?

Asplenium trichomanes hab ich im Angebot einer Staudengärtnerei gefunden, A. ruta-muraria bisher noch nicht. Vielleicht aus gutem Grund.

Viele Grüße,

Jule

Hallo Jule,

jetzt hab ich die Frage gesehen.

Ich würde beide Balkone anbieten und schauen, wo das besser funktioniert. Blumenkasten dürfte allerdings für die Wurzeln zu wenig luftig und zu wenig drainiert sein. Einen Versuch wäre es wohl wert, in einen großen Balkonkasten-Untersetzer (da sind sogar die Terracotta-Modelle nicht so arg teuer) eine Reihe von ziemlich flachen (etwa 4-5 cm) Kalk-Bruchsteinen in geeigneter Größe senkrecht oder leicht schräng einzusetzen (wie die Mauerkronen bei den Begrenzungsmäuerchen von Gärten und Obstanlagen in der Provence) und dazwischen eine Mischung aus Kräuter- und Anzuchtsubstrat und Sand (für Kalkliebhaber gibt es Dolomitsand bei Raiffeisen) zu geben.

Wenn das mit der Asplenium-Kultur nichts wird, lässt sich diese Anlage allemal noch für Sedum acre, andere Sedum - und Sempervivum-Arten nutzen.

Wenn die Energie Deiner nostalghia dafür ausreicht, kannst Du versuchen, die Mauerraute aus Samen zu ziehen. B&T World Seeds hat sie nicht im laufenden Programm, aber kann sie wahrscheinlich besorgen: http://b-and-t-world-seeds.com/cartall.asp?species=Asplenium%20ruta-muraria&sref=439703

Schöne Grüße

MM

Hallo MM,

großartig, hab vielen Dank! Dann werde ich mal irgendwann demnächst etwas Schwäbische Alb abtragen und ein Mäuerchen in Miniatur bauen. Oder zwei.
Meinst Du nicht, dass sich das auch im Kasten aufbauen ließe? Durch die Steine kann ich’s ja luftig halten und muss den Kasten nicht ganz ausfüllen. Auf dem Südbalkon kann ich bauen, was ich will. An der Nordseite ist’s ein Fensterbrett, da sollte es auch bei Sturm nicht irgendwem auf den Kopf fallen - das wäre mit Kasten am einfachsten.

Ich habe einen namenlosen Vogelsand da, mit Muschelstückchen (Kalk!), wenn mich nicht alles täuscht. Denkst Du, dass der auch geeignet wäre? Sonst schau ich nach gemahlenen Dolomiten.

Und tausend Dank für den Link! Ich hab schon Lust, mich an der Anzucht zu versuchen, auch wenn ich mir wenig Erfolgschancen ausrechne. (Ich wusste gar nicht, dass man es bei Farnen auch Samen nennt - wieder was gelernt.)

Viele Grüße,

Jule

Hallo Jule,

ja, streng genommen sind das beim Farn Sporen. Ich hoffe ja sehr, dass uns Gudrun nicht gesehen hat!

‚Irgendwie‘ gefällt mir das Mäuerlein im Kasten nicht; wahrscheinlich weil die Funktionen irgendwie gegeneinander gerichtet sind. Wie wäre es bei der Fensterbank-Version, wenn Du die Bruchsteine auch in so einen Blumenkasten-Untersetzer reinstellst, annähernd senkrecht, und dann nach Befüllen mit dem Sand-Humus-Substrat mit einem 1,5- oder 2 mm-Draht ungefähr auf halber Höhe zusammenfasst (den Draht durch Verdrehen der Enden mit einer Flachzange satt anziehen)? Mit solchem stabilem Draht ließe sich das Ganze auch an irgendwas am Fenster fixieren, damit es nicht insgesamt abrutschen kann.

Eleganter natürlich, wenn Du den Kalksteinbruch bei Holzmaden holst und zusiehst, dass da ein paar kleine Archaeopteryxe dazwischen sind: Dann fallen die Steine nicht brutal den arglosen Passanten auf den Kopf, sondern segeln ihnen elegant vor die Stirn!

Schöne Grüße

MM

1 „Gefällt mir“

Hallo,

oh ja, das mach ich! Ob die zahm werden? Schöner fänd ich ja ein paar fauchende, furchterregend-den-Schnabel-aufreissende Drächelchen auf dem Fensterbrett.

Ich schau mal, was mir einfällt. Vielleicht finde ich einen etwas höheren Untersetzer oder schneide einen Kasten weit runter, dass das Gebilde von unten guten Halt hat. Wahrscheinlich dauert’s eh noch, bis ich das umsetzen kann. Erst steht der Albausflug an (ein guter Anlass dazu!).

Und ich muss mich entscheiden, wer auf dem Fensterbrett residieren darf. Momentan wohnen da Hepatica (Hepaticae im Plural?). Eigentlich sollte die Christrose, die derzeit auf dem Balkon steht, im Sommer auch dorthin. Irgendwer wird weichen müssen und sich mit einem halbwegs schattigen Plätzchen auf dem Südbalkon arrangieren müssen. Ich werde mit den Beteiligten verhandeln.

Danke nochmal!

Jule

Servus,

wenn Du die auf dem Fensterbrett halten kannst, trau ich Dir auf Balkon und Fensterbrett alles zu - auch das Großblättrige Zweiblatt und die Bienenragwurz (zwei kleine Reminiszenzen an den Olzreuter See und das Finsterbachtal).

Gutes Gelingen wünscht

MM

…das weiß ich noch nicht. Sie sind erst vor ein paar Wochen eingezogen. Ich rede ihnen gut zu, weiß aber noch nicht, ob ihnen das reicht.

Jule