Max Frisch

„Glauben Sie an Biologie, d.h., daß das derzeitige Verhältnis zwischen Mann und Frau unabänderlich
ist, oder halten Sie es beispielsweise für ein Resultat der jahrtausendelangen Geschichte, daß die Frauen für ihre Denkweise keine eigene Grammatik haben, sondern auf die männliche Sprachregelung angewiesen sind und infolgedessen unterlegen?“

Nicht von mir formuliert und doch meine Frage, bewusst nicht an anderer Stelle, sondern an dieser.

Flora

Feministische Philosophie
Hallo Flora,

ich antworte mal, obwohl ich aus guten Gründen kein Spezialist für feministische Philosophie bin.

„Feministische Philosophie“ ist ein Sammelbegriff für hauptsächlich an der politischen Gleichberechtigung von Frauen orientierte Bewegungen:
http://einfach.lw-s08.hostmaker.de/themen/femphil.html

Als politische Bewegung hatte (bzw. hat sie unter gewissen Umständen immer noch) die fem. Phil. ihre klare Berechtigung. Die Philosophiesierung aber, die du mit dem Frisch-Zitat andeutest, ist nur eine vermeintliche, die die durch Rousseau eingeführte und bis heute perpetuierten und im Grunde banalen Geschlechtsstereotypen auf der Grundlage der Deutung der Frau durch die Psychoanalyse radikalisieren möchte (ganz deutlich bei Mary Daly), eigentlich aber nur unkritisch übernimmt.

Dass diese Radikalisierung eine Scheintheorie ist, geben sogar Verfechterinnen der fem. Phil. wie Julia Kristeva, Luce Irigaray zumindest implizit zu, indem sie auf die Einheit abzielen, ganz deutlich sieht man die Aufhebung der tatsächlichen Differenz bei etwa bei Seyla Benhabib und Judith Butler. Bei richtiger Beschäftigung mit den in Frage stehenden Phänomenen zeigt sich also, dass die von Frisch (dem man das als Schriftsteller nicht vorwerfen kann) angesprochene Differenz nur eine Vorstellung ist, die in der Wirklichkeit keine Entsprechung findet.

Es ist nicht der Gegensatz zwischen Frau und Mann innerhalb der Philosophie, der hier gemeint ist, sondern es ist der Unterschied zwischen esoterischer und exoterischer Philosophie, der hier in Frage steht, also die Frage, ob man „esoterische Philosophie“ überhaupt noch „Philosophie“ nennen sollte oder nicht besser gleich „Esoterik“, weil die für Philosophie kennzeichnenden Elemente hier keine Anwendung mehr finden. Auch die regelmäßig mit diesen Ansätzen verbundene Körperbetonung ist nicht etwa feministischen Ursprungs, sondern hat ihre Wurzeln bei den Frauenverächtern Schopenhauer und Nietzsche.

Interessant - um auch etwas Positives zu sagen - finde ich den Ansatz von Carol Gilligan, die den Begriff der Gerechtigkeit durch den Begriff der Fürsorge ersetzen möchte. Aber auch dies ist kein feministischer Ansatz, sondern schon bei Schopenhauer deutlich.

Also: Ich sehe fem. Phil. als politische Theorie für richtig und notwendig an, als philosophische Theorie aber sitzt sie Vorurteilen auf, die sie nicht mehr reflektiert (klar, sonst wären es keine Vorurteile). Die von Frisch artikulierte - wie ich sie nennen möchte - „weibliche Weinerlichkeit“ hat mit Philosophie nichts zu tun.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

wirr und gar nicht frisch
Hi Flora

ich lese Max Frisch sehr gerne und auch die Fragebögen finde ich sehr anregend. Aber ausgerechnet dein Zitat

„Glauben Sie an Biologie, d.h., daß das derzeitige Verhältnis zwischen Mann und Frau unabänderlich ist, oder halten Sie es beispielsweise für ein Resultat der jahrtausendelangen Geschichte, daß die Frauen für ihre Denkweise keine eigene Grammatik haben, sondern auf die männliche Sprachregelung angewiesen sind und infolgedessen unterlegen?“

ist mit das Schlechteste, was ich von ihm gelesen habe. In der Weise der Formulierung wimmelt es nur so von außerordentlichen Denkfehlern, von abstruser Unlogik und Schlamperei im Gebrauch der Begriffe. Peinlich für jemanden wie ihn, bei dem man perfekte Beherrschung der Sprache voraussetzen muß (und das ansonsten auch zu recht tun kann). Bei genauerem Hinsehen zerbröselt der Satz, der nur oberflächlich wie eine Frage aussieht, zu einem Haufen wirrer und nicht einlösbarer Voraussetzungen und einander wiedersprechender (bzw. sich gegenseitig aufhebender) Behauptungen.

Gruß

Metapher

Kannst Du das konkretisieren?
Flora

Also: Ich sehe fem. Phil. als politische Theorie für richtig
und notwendig an, als philosophische Theorie aber sitzt sie
Vorurteilen auf, die sie nicht mehr reflektiert (klar, sonst
wären es keine Vorurteile). Die von Frisch artikulierte - wie
ich sie nennen möchte - „weibliche Weinerlichkeit“ hat mit
Philosophie nichts zu tun.

Hallo Thomas,
das, was in dem Zitat angedeutet wird, mag mit Philosophie wirklich nichts zu tun haben, aber vielleicht ist der philosophische Ansatz an und für sich ja schon ein Resultat männlicher Ansätze, der Welt zu begegnen?
Darum habe ich das Zitat hierher gepostet.
Feministische Philosophie kenne ich nicht, empfinde aber, wie gesagt Philosophie und das, was ich wirklich unter Frauenbewegung verstehe als Widerspruch.
Dein Hinweis auf Exo- und Esoterik kommt meinen Gedanken am nächsten…ja, und an dieser Stelle gibt es dann eigentlich nichts mehr zu sagen.

Danke für Deine Antwort, die mich teilweise besser hat verstehen lassen
Flora

ein wenig konkreter, gern.

Da du ja sagtest, daß dies im Grunde auch deine Frage sei, obwohl nicht deine Formulierung, wäre die Frage, wie die Frage denn eigentlich lauten müßte. Das war ja vermutlich auch dein Beweggrund, sie hier zu stellen und nicht in Biologie oder Psychologie oder gar im L&L-Brett … und das ist wohl auch die eigentliche Aufgabe der Philosophie: Nicht Fragen zu beantworten, sondern sie richtig zu stellen - so, daß man sich dann ohne Mißverständnis der Aufgabe widmen kann, ob - und wenn, dann wie - sie beantwortet werden könnten …

Um welche Frage sich das Zitat „dreht“, ist mir ungefähr klar, aber wie sie zu stellen wäre, d.h. was man eigentlich herauszufinden wünscht, ist mir nicht klar - auch nach Jahrzehnten der Diskussion darüber nicht …

„Glauben Sie an Biologie, d.h., daß das derzeitige Verhältnis zwischen Mann und Frau unabänderlich ist, oder halten Sie es beispielsweise für ein Resultat der jahrtausendelangen Geschichte, daß die Frauen für ihre Denkweise keine eigene Grammatik haben, sondern auf die männliche Sprachregelung angewiesen sind und infolgedessen unterlegen?“

In Stichpunkten:
1.
„derzeitiges Verhältnis … unabänderlich …“: Wenn etwas etwas „derzeitiges“ ist, dann setzt der Sprecher damit voraus, daß es zu anderen Zeiten anders ist, denn „derzeitig“ besagt einen Unterschied zu „zu anderen Zeiten“. Folglich ist das, was derzeitig sei, von ihm als veränderlich vorausgesetzt.

„Verhältnis zwischen Mann und Frau“: Was ist damit eigentlich gemeint? Vielleicht ist gemeint, daß Männer sich Männern gegenüber anders als Frauen gegenüber verhalten und Frauen sich Frauen gegenüber anders als Männern gegenüber verhalten. Diese 4 Verhaltenskonstellationen aber genauer befragt ergeben, daß das Verhalten von Männer verschiednen Männern gegenüber ebenso vielfältig, also unterschiedlich ist, wie ihr Verhalten verschiednen Frauen gegenüber - und bei Frauen ist es ebenso.

Die Verhaltensvarianten sind dann aber mehr von der individuellen Persönlichkeit abhängig als von deren Geschlecht. Sofern es aber doch vom Geschlecht abhängig ist - d.h. eine Person verhält sich einer anderen Person gegenüber spezifisch in Abhängigkeit davon, ob diese mit ihr gleich- oder gegengeschlechtlich ist, ganz unabhängig von ihrer individuellen Persönlichkeit - dann wäre die Frage ja beantwortet: Das Verhalten richtet sich nach der biologischen Geschlechtsbestimmung.

  1. „Glauben Sie an die Biologie“: Soll hier die Wissenschaft gemeint sein? Die Wissenschaft, die die physiologischen Unterschiede der Geschlechter herauszufinden versucht? Dann suchen wir darin doch gerade diejenigen Inhalte, die nach Maßgabe der Reproduzierbarkeit und Bewesibarkeit nicht mehr eine Glauben- (oder vielmehr Meinungs-)sache sind. Oder ist mit „Biologie“ die biologische Natur der Menschen gemeint? Ja, da gibt es Unterschiede. Und dann wäre die Frage, ob diese Unterschiede sich ebenso auf Denkweisen erstrecken.

Falls man aber überhaupt Unterschiede der Denkweisen bestimmen kann (ich sehe keinen Unterschied), dann sind diese ein resultat einer Entwicklung. Denn das ist ja gerade ein Grundstatement der Biologie, daß alles Biologische ein Resultat der Entwicklung ist. Dann müßte die Frage aber lauten, ob der Unterschied ein Resultat einer Entwicklung von Jahrtausenden oder von Jahrhunderttausenden ist - und nicht, ob es unabänderlich oder entwickelt ist.

„daß die Frauen für ihre Denkweise keine eigene Grammatik haben“: Klar, daß „Grammatik“ hier metaphorisch gemeint ist, das soll mal nicht stören. Aber für was ist es metaphorisch? Wenn eine Denkweise eindeutig und unter allen Umständen als eine bestimmte Denkweise zu erkennen ist, dann ist sie an bestimmten, eindeutigen Merkmalen erkennbar. Und das ist ja dann wohl die „Grammatik“. Also ist es falsch, was hier vorausgesetzt wurde.

Falls ein Unterschied von Denkweisen bestimmbar ist (was ich nicht sehe), dann sind diese Denkweisen offenbar kommunizierbar (sonst wäre der Ausdruck „Denk_weise_“ sinnlos. Wenn Frauen aber mit Frauen kommunizieren können, dann offenbar eindeutig, und dann gibt es eine „Grammatik“. Bei der Kommunikation von Männern mit Männern ebenfalls. Probleme scheint es angeblich zu geben in der Kommunikation zwischen den Geschlechtern. Und diese probleme scheinen zu sein (wie auch Frisch hier voraussetzt), daß Männer die Grammatik der Frauen nicht verstehen, Frauen die Grammatik der Männer aber sehr wohl.

Wenn ich somit die Sprache eines Fremden verstehe (die er mit mir spricht und die er mit Gleichfremden spricht), er aber meine Sprache nicht (auch nicht die, mit der ich unter Gleichsprachigen spreche), dann bin ich ihm über legen und nicht unter legen.

Wenn zudem die Sprache des Fremden auf eine präzise Regelung angewiesen ist, meine Sprache aber viel variabler und damit anpassungsfähiger ist (da ich eindeutig kommunizieren kann, ohne permanent die Kompatibilität mit dem Regelwerk überprüfen muß), dann ist meine Sorache weniger anfällig gegenüber Mißverständnissen als die andere. Ein weiteres Merkmal von Überlegenheit und nicht von Unterlegenheit.

Frauen sind eben aus diesem Grunde auf „männliche Sprachregelung“ nicht angewiesen (vorausgesetzt, die Voraussetzungen sind überhaupt haltbar, was ich, wie gesagt, nicht einsehe). Die Voraussetzung, die Frisch in seiner Formulierung macht, ist falsch.

Die Frage ist also: Was möchte Max Frisch hier eigentlich für eine Frage stellen?

nach wie vor "herz"liche Grüße

Metapher

1 Like

Hallo Metapher,

Da du ja sagtest, daß dies im Grunde auch deine Frage sei,
obwohl nicht deine Formulierung, wäre die Frage, wie die Frage
denn eigentlich lauten müßte. Das war ja vermutlich auch dein
Beweggrund, sie hier zu stellen und nicht in Biologie oder
Psychologie oder gar im L&L-Brett …

Nein, das war nicht mein Beweggrund.

und das ist wohl auch

die eigentliche Aufgabe der Philosophie: Nicht Fragen zu
beantworten, sondern sie richtig zu stellen - so, daß
man sich dann ohne Mißverständnis der Aufgabe widmen kann, ob

  • und wenn, dann wie - sie beantwortet werden könnten …

NAja, diese Fragen von Frisch sind ja nicht wirklich in jeder Hinsicht Fragen…

Um welche Frage sich das Zitat „dreht“, ist mir ungefähr klar,
aber wie sie zu stellen wäre, d.h. was man eigentlich
herauszufinden wünscht, ist mir nicht klar - auch nach
Jahrzehnten der Diskussion darüber nicht …

Hmm, finde ich gar nicht so schwierig…

In Stichpunkten:
1.
„derzeitiges Verhältnis … unabänderlich …“: Wenn etwas
etwas „derzeitiges“ ist, dann setzt der Sprecher damit voraus,
daß es zu anderen Zeiten anders ist, denn „derzeitig“ besagt
einen Unterschied zu „zu anderen Zeiten“. Folglich ist das,
was derzeitig sei, von ihm als veränderlich vorausgesetzt.

Das ist aber klassisch rein mit dem Verstand analysiert? Eben die männliche Grammatik…
Derzeit unabänderlich heisst für mich, im Moment ist es so, und bevor nicht bestimmte Bewusstseins- und andere Entwicklungsarbeit geleistet ist, bleibt es eben so.

„Verhältnis zwischen Mann und Frau“: Was ist damit eigentlich
gemeint? Vielleicht ist gemeint, daß Männer sich Männern
gegenüber anders als Frauen gegenüber verhalten und Frauen
sich Frauen gegenüber anders als Männern gegenüber verhalten.
Diese 4 Verhaltenskonstellationen aber genauer befragt
ergeben, daß das Verhalten von Männer verschiednen Männern
gegenüber ebenso vielfältig, also unterschiedlich ist, wie ihr
Verhalten verschiednen Frauen gegenüber - und bei Frauen ist
es ebenso.

Nee, ich glaube da geht es nicht direkt um Verhalten, sondern eben um Sprache und Denkweisen, mittels derer Prioritäten, Wertesysteme und Realitäten geschaffen werden.
(Hier im Forum ganz besonders deutlich für mich, wie kausales Denken dominant wird.)
Klar ist das differenzierter, aber ich stelle schon ganz starke Trends fest.
Was Frisch genauer hätte formulieren sollen, meiner Ansicht nach, aber wer weiss, vielleicht habe ich ihn ja überhaupt falsch verstanden, wäre, nicht von Männern und Frauen zu sprechen, sondern von männlichen und weiblichen Formen oder so. Denn dass beide Anteile in jedem wohnen, das setze ich mal vorraus.

Die Verhaltensvarianten sind dann aber mehr von der
individuellen Persönlichkeit abhängig als von deren
Geschlecht

Und das glaube ich eben nicht so selbstvertständlich, denn unabhängig von der Tatsache, dass jeder Mann auch weibliche Anteile und Frau männliche besitzt werden doch in unserer Gesellschaft, die lange schon grundsätzlich patriarchalisch ist die geschlechtsspezif. Muster durch die Generationen weitergegeben.

  1. „Glauben Sie an die Biologie“: Soll hier die Wissenschaft
    gemeint sein? Die Wissenschaft, die die physiologischen
    Unterschiede der Geschlechter herauszufinden versucht?

Naja, Wissenschaft, wie sie heute sich ausgebreitet hat ist ja unterwandert vom kausalen, männlichen Denken.Aber ich glaube dennoch, dass er eher das gemeint hat:

mit „Biologie“ die biologische Natur der Menschen gemeint? Ja,
da gibt es Unterschiede. Und dann wäre die Frage, ob diese
Unterschiede sich ebenso auf Denkweisen erstrecken.

Das wäre die Frage, ja…(wichtig bleibt aber . finde ich, auch hier nicht primär von Männern und Frauen zu reden, sondern von männlichen und weiblichen Formen)

Falls man aber überhaupt Unterschiede der Denkweisen bestimmen
kann (ich sehe keinen Unterschied)

Ich schon, und eigentlich wundert es mich , dass, wenn das Thema schon so oft diskutiert wurde, das nicht auch schon Thema war?

, dann sind diese ein

resultat einer Entwicklung. Denn das ist ja gerade ein
Grundstatement der Biologie, daß alles Biologische ein
Resultat der Entwicklung ist. Dann müßte die Frage aber
lauten, ob der Unterschied ein Resultat einer Entwicklung von
Jahrtausenden oder von Jahrhunderttausenden ist - und nicht,
ob es unabänderlich oder entwickelt ist.

Siehe oben, und selbst wenn, das wäre spitzfindig.Villeicht ist es auch nicht wichtig, wie es dazu kam, sondern, dass es so ist.

„daß die Frauen für ihre Denkweise keine eigene Grammatik
haben“: Klar, daß „Grammatik“ hier metaphorisch gemeint ist,
das soll mal nicht stören. Aber für was ist es metaphorisch?
Wenn eine Denkweise eindeutig und unter allen Umständen als
eine bestimmte Denkweise zu erkennen ist, dann ist sie an
bestimmten, eindeutigen Merkmalen erkennbar. Und das ist ja
dann wohl die „Grammatik“. Also ist es falsch, was hier
vorausgesetzt wurde.

Ja, da ist was dran. Ich weiss nicht wirklich, wie Frisch es genau gemeint hat, ich habe das so übersetzt, ohne mich an der sprachlichen Ungenauigkeit zu stören, das scheint mir nämlich nebensächlich:
Grammatik an und für sich ist schon etwas starres,und unlebendiges, villeicht gehört schon Grammatik an und für sich(ebenso wie Philosophie) zum männlichen Denken, und darum fehlt es Frau in der patriarchalischen Welt an Boden, Weiblichkeit zu leben? Weil weiblicher Ausdruck eben nicht trennend, analysierend und kausalistisch ist.
Kann mich dem nur nähern, weil es mir sehr schwer fällt, das auszudrücken, was ich meine.
Und wenn Frau sich an eben diesem dominanten männlichen Weltbild messenlassenmuss, dann fehlt es ihr dort eben einfach an einer eigenen Garmmatik.

Falls ein Unterschied von Denkweisen bestimmbar ist (was ich
nicht sehe), dann sind diese Denkweisen offenbar
kommunizierbar (sonst wäre der Ausdruck „Denk_weise_“
sinnlos. Wenn Frauen aber mit Frauen kommunizieren können,
dann offenbar eindeutig, und dann gibt es eine „Grammatik“.

ABer eher nicht eindeutig im herkömmlichen Sinne…

Bei der Kommunikation von Männern mit Männern ebenfalls.
Probleme scheint es angeblich zu geben in der Kommunikation
zwischen den Geschlechtern. Und diese probleme scheinen
zu sein (wie auch Frisch hier voraussetzt), daß Männer die
Grammatik der Frauen nicht verstehen, Frauen die Grammatik der
Männer aber sehr wohl.

Es reicht schon zu sagen, es gibt Kommunikationsprobleme, und dass derweil aber männliches dominiert…

Wenn ich somit die Sprache eines Fremden verstehe (die er mit
mir spricht und die er mit Gleichfremden spricht), er aber
meine Sprache nicht (auch nicht die, mit der ich unter
Gleichsprachigen spreche), dann bin ich ihm
über legen und nicht unter legen.

Yes, das wäre die männliche Form es zu sehen.Unterlegen, überlegen, Konkurrenz…

Wenn zudem die Sprache des Fremden auf eine präzise Regelung
angewiesen ist, meine Sprache aber viel variabler und damit
anpassungsfähiger ist (da ich eindeutig kommunizieren kann,
ohne permanent die Kompatibilität mit dem Regelwerk überprüfen
muß), dann ist meine Sorache weniger anfällig gegenüber
Mißverständnissen als die andere. Ein weiteres Merkmal von
Überlegenheit und nicht von Unterlegenheit.

Ja, so könnte man es sehen, männlich gedacht halte ich genau das auch für richtig, aber darum geht es irgendwie nicht.

Frauen sind eben aus diesem Grunde auf „männliche
Sprachregelung“ nicht angewiesen (vorausgesetzt, die
Voraussetzungen sind überhaupt haltbar, was ich, wie gesagt,
nicht einsehe). Die Voraussetzung, die Frisch in seiner
Formulierung macht, ist falsch.

Die Frage ist also: Was möchte Max Frisch hier eigentlich für
eine Frage stellen?

Das scheint für Mann nicht so einfach zu verstehenzu sein…

Nee, im Ernst, danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, ich sehe meine Annahmen, die ich einfach mal in Frisch´s Zitat hineininterpretiert habe auch in disem Fall bestätigt und bleibe weiterhin stehen mit der Frage, was liegt an, damit sich das Ganze weiterentwickeln darf.

Auch herzlich, Flora

1 Like

Fragebogen
Hallo flora!

Ohne zu wissen, ob du im Namen von Max Frisch seinen Fragebogen hier als ein Fragment dazu verwendest, noch eine Befragung zu starten oder ob du seine Frage in eine sozusagen vorgegebene Antwort umdeutest, zu welcher du eine „philosophische“ Meinung erwartest, möchte ich dich daran erinnern, daß der Originaltext ein Fragment aus Frischs Tagebücher 1965-1971 ist, die von ihm als ein Einblick in seine Arbeitsweise gedacht wurden. Es ist sein Laboratorium, dort wird die Seele seziert, u.a. seine eigene. Den kompletten Fragebogen 3 widmete er dem Thema „Frau“. Sein Verhältnis zu I.Bachmann und die ganze Aura von „Montauk“ (1975) schwingen da mit.

Gewiß ist jede Frage als eine philosophische umzugestalten. Das war aber in diesem Fall keinesfalls die Intention von Frisch. Er experimentierte mit neuen literarischen Mitteln, um den Leser zu provozieren. Unter anderem dazu provozieren, in seinen Themen sich selbst wiederzuerkennen. Das konnte er sehr gut. Das hat er auch diesmal wunderbar gemacht.

Zum Vergleich der komplette Text:
http://www.jobstvogt.de/html/frisch.html

Viele Grüße

Hallo Peet,

Ohne zu wissen, ob du im Namen von Max Frisch seinen
Fragebogen hier als ein Fragment dazu verwendest, noch eine
Befragung zu starten oder ob du seine Frage in eine sozusagen
vorgegebene Antwort umdeutest, zu welcher du eine
„philosophische“ Meinung erwartest, möchte ich dich daran
erinnern, daß der Originaltext ein Fragment aus Frischs
Tagebücher 1965-1971 ist, die von ihm als ein Einblick in
seine Arbeitsweise gedacht wurden. Es ist sein Laboratorium,
dort wird die Seele seziert, u.a. seine eigene. Den kompletten
Fragebogen 3 widmete er dem Thema „Frau“. Sein Verhältnis zu
I.Bachmann und die ganze Aura von „Montauk“ (1975) schwingen
da mit.

Ja, ich weiss, aber diese Frage finde ich besonders interessant.Aus den anderen Fragen lässt sich ja zumindest auch eine ähnliche Richtung vermuten.

Gewiß ist jede Frage als eine philosophische umzugestalten.
Das war aber in diesem Fall keinesfalls die Intention von
Frisch.

Auch nicht meine.

Er experimentierte mit neuen literarischen Mitteln, um

den Leser zu provozieren. Unter anderem dazu provozieren, in
seinen Themen sich selbst wiederzuerkennen.

Ja, eben.

Das konnte er sehr

gut. Das hat er auch diesmal wunderbar gemacht.

Find ich auch.

Zum Vergleich der komplette Text:
http://www.jobstvogt.de/html/frisch.html

Vergleich von was?
Ich lese lieber echte Bücher, als Websides, und dieses ist eines meiner liebsten.

Natürlich kann man jeden Text von vielen verschiedenen Ebenen aus interpretieren, eine der wesentlicheren dürfte der Versuch sein, die Intention des Autors nachzuvollziehen und zu verstehen.
Nun denke ich aber, dass Frisch erstens auch ein Kind seiner unserer Zeit ist und damit durchaus allgemeine, wichtige Themen verarbeitet hat.Darin wirst Du mir vielleicht zustimmen.

Viele Grüße,Flora

Tach.

„Glauben Sie an Biologie, d.h., daß das derzeitige Verhältnis
zwischen Mann und Frau unabänderlich
ist, oder halten Sie es beispielsweise für ein Resultat der
jahrtausendelangen Geschichte, daß die Frauen für ihre
Denkweise keine eigene Grammatik haben, sondern auf die
männliche Sprachregelung angewiesen sind und infolgedessen
unterlegen?“

Wenn Max Frisch mir zu zweit entgegenkäme, wär das ein Grund für mich, die Straßenseite zu wechseln. Auch wenn einer von beiden SEIN Kind wär.

Gruß,

Wenn Max Frisch mir zu zweit entgegenkäme, wär das ein Grund
für mich, die Straßenseite zu wechseln. Auch wenn einer von
beiden SEIN Kind wär.

Max Frisch war ein Sonnenstrahl, ein liebenswürdiger und bescheiden und genial wirkender Mensch. Ich halte wenige Stunden, die ich mit ihm verbringen und reden durfte, für ein Geschenk.

Gruß

Lieber Peet,

Wenn Max Frisch mir zu zweit entgegenkäme, wär das ein Grund
für mich, die Straßenseite zu wechseln. Auch wenn einer von
beiden SEIN Kind wär.

Max Frisch war ein Sonnenstrahl, ein liebenswürdiger und
bescheiden und genial wirkender Mensch. Ich halte wenige
Stunden, die ich mit ihm verbringen und reden durfte, für ein
Geschenk.

Für mich war jedes seiner Bücher desillusionierend.

Gruß

Für mich war jedes seiner Bücher desillusionierend.

Für mich auch, und ich bin ihm dafür dankbar.

Gruß

überleben
Tach,

Für mich war jedes seiner Bücher desillusionierend.

Für mich auch, und ich bin ihm dafür dankbar.

ich finde dampfwalzen-kontakte destruktiv und schütze mich dann per icd-einsatz.

Gruß