Hallo Metapher,
Da du ja sagtest, daß dies im Grunde auch deine Frage sei,
obwohl nicht deine Formulierung, wäre die Frage, wie die Frage
denn eigentlich lauten müßte. Das war ja vermutlich auch dein
Beweggrund, sie hier zu stellen und nicht in Biologie oder
Psychologie oder gar im L&L-Brett …
Nein, das war nicht mein Beweggrund.
und das ist wohl auch
die eigentliche Aufgabe der Philosophie: Nicht Fragen zu
beantworten, sondern sie richtig zu stellen - so, daß
man sich dann ohne Mißverständnis der Aufgabe widmen kann, ob
- und wenn, dann wie - sie beantwortet werden könnten …
NAja, diese Fragen von Frisch sind ja nicht wirklich in jeder Hinsicht Fragen…
Um welche Frage sich das Zitat „dreht“, ist mir ungefähr klar,
aber wie sie zu stellen wäre, d.h. was man eigentlich
herauszufinden wünscht, ist mir nicht klar - auch nach
Jahrzehnten der Diskussion darüber nicht …
Hmm, finde ich gar nicht so schwierig…
In Stichpunkten:
1.
„derzeitiges Verhältnis … unabänderlich …“: Wenn etwas
etwas „derzeitiges“ ist, dann setzt der Sprecher damit voraus,
daß es zu anderen Zeiten anders ist, denn „derzeitig“ besagt
einen Unterschied zu „zu anderen Zeiten“. Folglich ist das,
was derzeitig sei, von ihm als veränderlich vorausgesetzt.
Das ist aber klassisch rein mit dem Verstand analysiert? Eben die männliche Grammatik…
Derzeit unabänderlich heisst für mich, im Moment ist es so, und bevor nicht bestimmte Bewusstseins- und andere Entwicklungsarbeit geleistet ist, bleibt es eben so.
-
„Verhältnis zwischen Mann und Frau“: Was ist damit eigentlich
gemeint? Vielleicht ist gemeint, daß Männer sich Männern
gegenüber anders als Frauen gegenüber verhalten und Frauen
sich Frauen gegenüber anders als Männern gegenüber verhalten.
Diese 4 Verhaltenskonstellationen aber genauer befragt
ergeben, daß das Verhalten von Männer verschiednen Männern
gegenüber ebenso vielfältig, also unterschiedlich ist, wie ihr
Verhalten verschiednen Frauen gegenüber - und bei Frauen ist
es ebenso.
Nee, ich glaube da geht es nicht direkt um Verhalten, sondern eben um Sprache und Denkweisen, mittels derer Prioritäten, Wertesysteme und Realitäten geschaffen werden.
(Hier im Forum ganz besonders deutlich für mich, wie kausales Denken dominant wird.)
Klar ist das differenzierter, aber ich stelle schon ganz starke Trends fest.
Was Frisch genauer hätte formulieren sollen, meiner Ansicht nach, aber wer weiss, vielleicht habe ich ihn ja überhaupt falsch verstanden, wäre, nicht von Männern und Frauen zu sprechen, sondern von männlichen und weiblichen Formen oder so. Denn dass beide Anteile in jedem wohnen, das setze ich mal vorraus.
Die Verhaltensvarianten sind dann aber mehr von der
individuellen Persönlichkeit abhängig als von deren
Geschlecht
Und das glaube ich eben nicht so selbstvertständlich, denn unabhängig von der Tatsache, dass jeder Mann auch weibliche Anteile und Frau männliche besitzt werden doch in unserer Gesellschaft, die lange schon grundsätzlich patriarchalisch ist die geschlechtsspezif. Muster durch die Generationen weitergegeben.
- „Glauben Sie an die Biologie“: Soll hier die Wissenschaft
gemeint sein? Die Wissenschaft, die die physiologischen
Unterschiede der Geschlechter herauszufinden versucht?
Naja, Wissenschaft, wie sie heute sich ausgebreitet hat ist ja unterwandert vom kausalen, männlichen Denken.Aber ich glaube dennoch, dass er eher das gemeint hat:
mit „Biologie“ die biologische Natur der Menschen gemeint? Ja,
da gibt es Unterschiede. Und dann wäre die Frage, ob diese
Unterschiede sich ebenso auf Denkweisen erstrecken.
Das wäre die Frage, ja…(wichtig bleibt aber . finde ich, auch hier nicht primär von Männern und Frauen zu reden, sondern von männlichen und weiblichen Formen)
Falls man aber überhaupt Unterschiede der Denkweisen bestimmen
kann (ich sehe keinen Unterschied)
Ich schon, und eigentlich wundert es mich , dass, wenn das Thema schon so oft diskutiert wurde, das nicht auch schon Thema war?
, dann sind diese ein
resultat einer Entwicklung. Denn das ist ja gerade ein
Grundstatement der Biologie, daß alles Biologische ein
Resultat der Entwicklung ist. Dann müßte die Frage aber
lauten, ob der Unterschied ein Resultat einer Entwicklung von
Jahrtausenden oder von Jahrhunderttausenden ist - und nicht,
ob es unabänderlich oder entwickelt ist.
Siehe oben, und selbst wenn, das wäre spitzfindig.Villeicht ist es auch nicht wichtig, wie es dazu kam, sondern, dass es so ist.
-
„daß die Frauen für ihre Denkweise keine eigene Grammatik
haben“: Klar, daß „Grammatik“ hier metaphorisch gemeint ist,
das soll mal nicht stören. Aber für was ist es metaphorisch?
Wenn eine Denkweise eindeutig und unter allen Umständen als
eine bestimmte Denkweise zu erkennen ist, dann ist sie an
bestimmten, eindeutigen Merkmalen erkennbar. Und das ist ja
dann wohl die „Grammatik“. Also ist es falsch, was hier
vorausgesetzt wurde.
Ja, da ist was dran. Ich weiss nicht wirklich, wie Frisch es genau gemeint hat, ich habe das so übersetzt, ohne mich an der sprachlichen Ungenauigkeit zu stören, das scheint mir nämlich nebensächlich:
Grammatik an und für sich ist schon etwas starres,und unlebendiges, villeicht gehört schon Grammatik an und für sich(ebenso wie Philosophie) zum männlichen Denken, und darum fehlt es Frau in der patriarchalischen Welt an Boden, Weiblichkeit zu leben? Weil weiblicher Ausdruck eben nicht trennend, analysierend und kausalistisch ist.
Kann mich dem nur nähern, weil es mir sehr schwer fällt, das auszudrücken, was ich meine.
Und wenn Frau sich an eben diesem dominanten männlichen Weltbild messenlassenmuss, dann fehlt es ihr dort eben einfach an einer eigenen Garmmatik.
Falls ein Unterschied von Denkweisen bestimmbar ist (was ich
nicht sehe), dann sind diese Denkweisen offenbar
kommunizierbar (sonst wäre der Ausdruck „Denk_weise_“
sinnlos. Wenn Frauen aber mit Frauen kommunizieren können,
dann offenbar eindeutig, und dann gibt es eine „Grammatik“.
ABer eher nicht eindeutig im herkömmlichen Sinne…
Bei der Kommunikation von Männern mit Männern ebenfalls.
Probleme scheint es angeblich zu geben in der Kommunikation
zwischen den Geschlechtern. Und diese probleme scheinen
zu sein (wie auch Frisch hier voraussetzt), daß Männer die
Grammatik der Frauen nicht verstehen, Frauen die Grammatik der
Männer aber sehr wohl.
Es reicht schon zu sagen, es gibt Kommunikationsprobleme, und dass derweil aber männliches dominiert…
-
Wenn ich somit die Sprache eines Fremden verstehe (die er mit
mir spricht und die er mit Gleichfremden spricht), er aber
meine Sprache nicht (auch nicht die, mit der ich unter
Gleichsprachigen spreche), dann bin ich ihm
über legen und nicht unter legen.
Yes, das wäre die männliche Form es zu sehen.Unterlegen, überlegen, Konkurrenz…
Wenn zudem die Sprache des Fremden auf eine präzise Regelung
angewiesen ist, meine Sprache aber viel variabler und damit
anpassungsfähiger ist (da ich eindeutig kommunizieren kann,
ohne permanent die Kompatibilität mit dem Regelwerk überprüfen
muß), dann ist meine Sorache weniger anfällig gegenüber
Mißverständnissen als die andere. Ein weiteres Merkmal von
Überlegenheit und nicht von Unterlegenheit.
Ja, so könnte man es sehen, männlich gedacht halte ich genau das auch für richtig, aber darum geht es irgendwie nicht.
Frauen sind eben aus diesem Grunde auf „männliche
Sprachregelung“ nicht angewiesen (vorausgesetzt, die
Voraussetzungen sind überhaupt haltbar, was ich, wie gesagt,
nicht einsehe). Die Voraussetzung, die Frisch in seiner
Formulierung macht, ist falsch.
Die Frage ist also: Was möchte Max Frisch hier eigentlich für
eine Frage stellen?
Das scheint für Mann nicht so einfach zu verstehenzu sein…
Nee, im Ernst, danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, ich sehe meine Annahmen, die ich einfach mal in Frisch´s Zitat hineininterpretiert habe auch in disem Fall bestätigt und bleibe weiterhin stehen mit der Frage, was liegt an, damit sich das Ganze weiterentwickeln darf.
Auch herzlich, Flora