Mechanische Uhrwerke, Bewegungsumwandlung

Eine Frage an die Kenner und Liebhaber mechanischer Uhren.

Wie gelingt es eigentlich, die pendelnde Bewegung der „Unruhe“ in eine fließende Bewegung des Sekundenzeigers umzuwandeln.
Ich meine, bei einfacheren Automatikuhren zu sehen, das der vermeintlich fließende Sekundenzeiger noch geringe Schreitbewegungen zeigt. Jedoch bei hochwertigen Uhren (egal ob automat oder Handaufzug) kann man mitunter diese Schreitbewegung nicht mehr wahrnehmen.
Bei einer reinen mechanischen Übersetzung sollte das doch nahezu unmöglich sein?

Für Erklärungen danke ich im Voraus…

Uwe

Hallo Uwe,

Wie gelingt es eigentlich, die pendelnde Bewegung der „Unruhe“
in eine fließende Bewegung des Sekundenzeigers umzuwandeln.

Gar nicht.
Man kann nur die Frequenz der Unruh höher wählen, damit die Schritte des Sekundenzeigers kleiner werden.

MfG Peter(TOO)

Hallo Peter,

nur

nicht nur. Was hier gebraucht wird ist ein Tiefpassfilter, wie in der Elektrotechnik auch. Nur gibt es hier keine Spulen, Kondensatoren und Widerstände, sondern Massen, Federn und Reibung. Die physikalischen Gleichungen dafür sind analog zueinander aufgebaut. Die einzelnen Bauelemente lasses sich entsprechend „verschalten“.

Viele Grüße
Stefan

Hallo Stefan,

nicht nur. Was hier gebraucht wird ist ein Tiefpassfilter, wie
in der Elektrotechnik auch. Nur gibt es hier keine Spulen,
Kondensatoren und Widerstände, sondern Massen, Federn und
Reibung. Die physikalischen Gleichungen dafür sind analog
zueinander aufgebaut. Die einzelnen Bauelemente lasses sich
entsprechend „verschalten“.

Hat aber den Nachteil, dass der Energieverbrauch steigt.
Zudem geht es hier um Zeitkonstanten um 1 Sekunde, das geht mechanisch nicht beliebig klein. Ein weiteres Problem ist, dass ein Tiefpass auch Rückwirkungen auf den Eingang hat. Das bedeutet in unserem Fall auf die Unruh. Bei der Mechanik darfst du auch die Temperaturunterschiede nicht vergessen.

Rutschkupplungen verbieten sich wegen der Temperatur, Abnutzung und Energieverbrauch.
Schwungmassen haben erhebliche Nachteile bei Armbanduhren, zudem hast du dann Probleme die Uhr aus dem Stand anlaufen zu lassen.
Dann wären noch Dämpfungen mit Paddeln und Luft (Findet sich z.B. jeder Spieldose und bei alten hochwertigen Drehspulinstrumenten), die benötigen aber minimale Geschwindigkeiten und verbrauchen auch zusätzliche Energie.

MfG Peter(TOO)

Moin, Uwe,

sehr gute (die besten?) Uhrwerke für Armbanduhren „ticken“ fünfmal pro Sekunde. Wenn der Sekundenzeiger dann noch recht klein ist wie bei der Calatrava (3,5 mm), dann ist das Rucken tatsächlich kaum mehr zu sehen.

Soweit ich weiß, gibt und gab es keine Bemühungen von Uhrmachern, aus dem Rucken eine gleitende Bewegung zu machen.

Gruß Ralf

hallo uwe,

Wie gelingt es eigentlich, die pendelnde Bewegung der „Unruhe“
in eine fließende Bewegung des Sekundenzeigers umzuwandeln.

hier liegt schon mal der irrtum: das uhrwerk setzt nicht die bewegung der unruh oder des pendels in bewegung um, sondern die unruh/das pendel „bremst“ bzw. „portioniert“ die kraft aus dem federwerk (sinngemäß gewichtsaufzug), die auf das anker-, kleinboden-, sekunden- und minutenrad übertragen wird. dazu gibt die unruh (oder das pendel) mit jeder schwingung der ankergabel einen schubs in die eine oder andere andere richtung, wobei die gabel dabei immer einen zahn des ankerrades freigibt, das sich somit weiter drehen kann. siehe auch http://www.uhrentechnik.de/ut_old (unter theoretisches - hemmung - freie - ankerhemmung)

Ich meine, bei einfacheren Automatikuhren zu sehen, das der
vermeintlich fließende Sekundenzeiger noch geringe
Schreitbewegungen zeigt. Jedoch bei hochwertigen Uhren (egal
ob automat oder Handaufzug) kann man mitunter diese
Schreitbewegung nicht mehr wahrnehmen.
Bei einer reinen mechanischen Übersetzung sollte das doch
nahezu unmöglich sein?

der sekundenzeiger beschreibt pro sekunde 0,1 grad. je hochwertiger die verarbeitung ist, desto gleichmäßiger wird dies geschehen. aber selbst bei relativ einfachen uhren mit mechanischem antrieb(!) nimmt das auge das als fließende bewegung war. meinst du vielleicht eine mechanische uhr mit quartzwerk, das zweifellos schreitbewegungen macht?

schöne grüße
ann

ergänzung
vielleicht auch ganz interessant: http://www.uhrentechnik.de/ut_old (unter theoretisches - einleitung - einstieg nr. 1 [ist mehrseitig])

Hallo Ann,

der sekundenzeiger beschreibt pro sekunde 0,1 grad.

wenn ein Vollkreis 360° hat, dann sollte ein Sekundenzeiger pro Sekunde 360/60 = 6° beschreiben, oder liegt da ein Denkfehler bei mir vor?

Gandalf

du hast natürlich total recht, sorry. es sind nicht 0,1°, sondern 6° pro sekunde. ich schussel.

schöne grüße
ann

ergänzung 2

der sekundenzeiger beschreibt pro sekunde 0,1 grad. je
hochwertiger die verarbeitung ist, desto gleichmäßiger wird
dies geschehen. aber selbst bei relativ einfachen uhren mit
mechanischem antrieb(!) nimmt das auge das als fließende
bewegung war. meinst du vielleicht eine mechanische uhr mit
quartzwerk, das zweifellos schreitbewegungen macht?

oder so eine: http://www.info-uhren.de/technik/Jenzeit/spring.pdf?

Hallo Uwe
Die Antwort von Ann Jabusch ist sehr gut!!
Ich möchte noch dazu sagen das der Sekundenzeiger natürlich noch gleichmäßiger ruhiger rund läuft je größer die Schwingungszahl der Unruh ist. Bei Uhren wird die Zahl der Amplituden (Halbschwingungen)
immer pro Stunde angegeben. Eine Uhr die z.b. 21600 Halbschwingungen hat schwingt also 10800 mal in der Stunde = 3 Schwingungen je Sek. In den letzten Jahren wird die Schwingungszahl in Herz angegeben. Eine Uhr mit 28800 Halbschwingungen hat hat eine Frequenz von 4Hz. Also 4 Schwingungen je Sekunde und die kann man auf einem Zifferblatt auch mit Sekundeneinteilung nicht oder nur noch mit einer Lupe sehen.
Es gab auch schon einmal eine Elektronische Uhr bei der statt Unruh eine Stimmgabel war die hatte 300 Hz man konnte auch kein ticken mehr hören sondern nur noch ein summen,auch bei der Uhr ging der Sekundenzeiger fließend weiter.
Gruß Alwin