Moin,ich hab da mal ne Frage.Wie lange braucht die Meeresströmung um die Erde? Z.B. das verseuchte Wasser von Fukushima braucht wie lange bis es in der Nordsee ist? Wäre toll wenn ich ne Antwort bekäme da ich als Touristenführer mein geld auf der Insel verdiene.Danke im Vorraus,Grüße von Borkum.
Hallo,
Moin,ich hab da mal ne Frage.Wie lange braucht die
Meeresströmung um die Erde?
Das kann man nicht pauschal sagen, weil es unzählige Meeresströmungen gibt, die sich aufspalten, vereinigen, in Zirkeln kreisen usw usf…
Die Strömungen sind außerdem im wesentlich sehr langsam, meist nur 0,01- 0,1 m/s schnell. Bei diesen Geschwindigkeiten brauchst du Jahrzehnte, bis Wasser aus dem Pazifik zu uns gelangt. Und das gilt ja nur für einen Bruchteil des Wassers. Das allermeiste braucht viel länger, und bis es bei uns ankommt da es z.B. erst Jahrzehnte im Pazifik kreist, bis es mal in eine Strömung z.B. in den indischen Ozean gelangt. Bis das dann bei uns ankommt, ist es so verdünnt…
Z.B. das verseuchte Wasser von
Fukushima braucht wie lange bis es in der Nordsee ist?
…dass du die Radioaktivität z.B. aus Fukushima nicht mal mehr messen kannst. Ein großer Teil der langlebigen radioaktiven Stoffe wie Uran etc sind außerdem Schwermetalle und sinken zum Ozeanboden ab, bevor sie überhaupt groß von der Strömung transportiert werden können. Andere Stoffe wie das radioaktive Iod sind innerhalb weniger Monate schon praktisch komplett zerfallen. Im Prinzip kann man daher sagen, dass das radioaktiv verseuchte Wasser aus Fukushima überhaupt nie in der Nordsee ankommt. Es gibt also hier überhaupt nichts zu befürchten für uns lokal hier, so schlimm wie das in Japan vor Ort auch sein mag. Es ist schlicht zu weit weg, um direkt auf unsere Umwelt Auswirkungen haben zu können.
vg,
d.
Hallo,
Wahrscheinlich tragen unsere im Sommer vom Flusswasser
gekühlten Atomkraftwerke mehr in die Nordsee ein.
und womit werden diese Atomkraftwerke im Winter gekühlt?
Aber im Ernst. Selbst die Strahlung, welche möglicherweise
aus normal funktionierenden Atomkraftwerken kommt, dürfte
weit geringer sein, als die natürliche Belastung durch
Auswaschungen radioaktiver Elemente im Gestein, welche dann
mit den Flüssen abtransportiert werden.
Auch der Staub, welcher durch Oberflächenwasser in die
Flüsse eingespült wird, hat immer eine gewisse natürliche
Radioaktivität, so wie fast alles was uns umgibt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nat%C3%BCrliche_Radioak…
In manchen Gegenden ist das gar nicht mal so wenig.
Die Bestimmung von Radon in Gebäuden ist z.B. im Erzgebirge
eine recht häufige und notwendige Messung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Radon#Vorkommen
http://de.wikipedia.org/wiki/Wismut_%28Unternehmen%2…
Gruß Uwi
Z.B. das verseuchte Wasser von
Fukushima braucht wie lange bis es in der Nordsee ist?
Ich würde mir Sorgen um die Reste von Tschernobyl machen, die immer noch aus der Ostsee in die Nordsee schwappen.
Hi Uwi,
und womit werden diese Atomkraftwerke im Winter gekühlt?
wenn nicht gerade übermäßige Außentemperaturen herrschen, reichen die geschlossenen Kühlkreisläufe aus.
Du hast mich aber ganz anders erwischt: Zwengs der Kühlung kommt natürlich keine Radioaktivität in die Flüsse, genau genommen sollte absolut nichts nach draußen dringen. Angesichts der Verdünnung auf dem Weg von Japan in die Nordsee ist mir da wohl der Gaul durchgegangen
Ansonsten stimme ich Dir zu: Im Normalbetrieb liegt alles, was entweichen kann, weit unter der natürlichen Belastung. Und Störfälle sind ja per Atomgesetz ausgeschlossen
Gruß Ralf
Hallo,
ich hatte gedacht, man findet eine Applikation mit den Meeresströmungen. Ich fand eine einfache Darstellung der Oberflächenströmungen, die aber in sich geschlossen zu sein scheinen
http://www.classzone.com/books/earth_science/terc/co…
Deine Fundstelle zeigt ja eine Strömung quasi aus dem Pazifik um Afrika und - wenn man dem schwarzen Pfeil über den Azoren folgt - direkt nach Borkum …
Mir ist die Aussage eines deutschen Lebensmittelchemikers von vor ein paar Wochen noch im Ohr, dass die Radioaktivität im Meerwasser bis unter die Nachweisgrenze verdünnt wird. Na dann. Überschwemmen uns die Japaner mit ihrem Elektronikschrott, könnten wir doch im Gegenzug unsere Chemikalien- und Altölbestände nach Japan verschiffen und vor Fukushima im Meer verklappen.
So birgt jede Katastrophe auch ihr Gutes …
Grüße Roland
[ot] verklappen
Moin, Roland,
bei mir klingelt gerade „Dünnsäure 1990“ im Ohr, bis dahin haben unsere Farbenhersteller jährlich mehrere Millionen Tonnen Schwefelsäre inklusive Chromverbindungen, Schwermetallen und ähnlichem Giftzeug in die Deutsche Bucht geschüttet (zur Tarnung wurde das Verb verklappen erfunden), und kein Schwein hat’s gemerkt.
Gruß Ralf
Visualisierung Oberflächenströmungen
Hallo,
ich hatte gedacht, man findet eine Applikation mit den
Meeresströmungen.
Die gibt es schon. Die NOAA bietet hier eine Vielzahl von Analysewerkzeugen und auch Rohdaten.
Für Oberflächenströmungen ist z.B. OSCAR (Ocean Surface Current Analyses Realtime) ein tolles Werkzeug, bei dem man die Strömungsdaten in beliebigen Zeiträumen von 1993 bis hin zum aktuellem Tag analysieren kann:
http://www.oscar.noaa.gov/datadisplay/oscar_latlon.p…
Die Webseite spinnt bei mir grad nur ein bisschen, aber wenn man sich z.B. das langfristige Mittel (1993-2010) der Oberflächenströmungen ansieht im Indischen Ozean und Pazifik ansieht, dann erhält man folgendes:
http://img190.imageshack.us/img190/4912/xy4decccf68b…
Die Einfärbung gibt die Geschwindigkeit der Strömung an, mit Pfeilen ist die Richtung eingetragen. Ein bisschen verwirrend, deshalb zu beachten: Die Farbe der Pfeile gibt nur an, ob es um eine Ost/West Strömung handelt, sie hat nichts damit zu tun, ob es sich um warmes/kaltes Wasser oder ähnliches handelt.
Auf jeden Fall sieht man dort, dass es nicht ganz so einfach ist, wie das oft in solchen vereinfachten schematischen Zeichnungen ist. Im Pazifik befindet sich ein großer „Strudel“, wo das Wasser nur herumkreist. Den Äquator zu überwinden, ist nicht sehr einfach, da hier v.a. vom Äquator polwärts gerichtete Oberflächenströmungen vorhanden sind. Insgesamt sind die Strömungsmuster sehr komplex und auch obige Grafik gibt ja nur das langfristige Mittel an. Saisonal können die Strömungen auch etwas verändert ablaufen, das kann man mit OSCAR aber gut ermitteln.
In den Indischen Ozean geht es dabei jedenfalls nur zwischen den Inseln um Indonesien/Philippinen hindurch, und da braucht ein Wassertropfen eben Glück, dass er genau in diese Strömung hineinkommt und nicht einfach im Pazifik gefangen bleibt.
Andere Möglichkeiten sind dann natürlich noch Strömungen im Tiefenwasser, aber hier muss der Tropfen erst mal an der richtigen Stelle absinken, um in diese Strömung zu kommen. Wenn man sich das alles bis zur Nordsee vorstellt, dann gibt es Millionen von Wegen, die der Tropfen nehmen kann und mit der Zeit wird das Wasser z.B. aus der Umgebung von Fukushima auf diese Weise bis zur Grenze der Messbarkeit verdünnt werden, weil eben nicht alle Tropfen den gleichen Weg nehmen und sich ihre Wege immer mehr und mehr aufspalten.
Und was man dort auch sieht, ist, dass es nicht sehr schnell geht. Oft sind Gebiete drin, wo die Strömung nur 0,05 m/s oder weniger beträgt und wenn du da als Tropfen z.B. in einem Kreisel gelandet bist, dann kann es Jahre oder vielleicht sogar Jahrzehnte dauern, bis du wieder in eine andere Strömung kommst.
Ich fand eine einfache Darstellung der
Oberflächenströmungen, die aber in sich geschlossen zu sein
scheinen
Ja, und das ist halt extrem vereinfacht. Es ist ja eben nicht so, dass ein Tropfen in Japan ins Meer gelangt, und dann wie auf ner Autobahn auf vorgezeichnetem Weg direkt in die Nordsee getragen wird. Dazwischen gibt es tausende von Stellen, an denen der Zufall und die Umstände entscheiden, welchen Weg der Tropfen einschlagen wird.
vg,
d.
Hallo Ralf,
verklappen -> verblüffen.
Tatsache, kurzer Blick in einen Duden von 1968 : kein Eintrag.
Noch ein Hinweis an den Ursprungsposter.
Ins Wasser braucht man ja nicht unbedingt, aber Luft, die braucht man.
Die ersten Isotope sind schon über uns weggezogen :
http://www.weatheronline.co.uk/weather/news/fukushim…
(hoffe der Link klappt)
Was die Werte bedeuten, kann ich allerdings nicht sagen.
Grüße Roland
Hallo,
http://www.weatheronline.co.uk/weather/news/fukushim…
(hoffe der Link klappt)
Was die Werte bedeuten, kann ich allerdings nicht sagen.
Die Werte geben an, welche Aktivität z.B. aufgrund von Xenon-133 in der gesamten Luftsäule über einem Quadratmeter Erdoberfläche vorhanden ist. Die Werte sind minimalst, d.h. im Vergleich zur natürlichen Strahlung ist das völlig vernachlässigbar, was dadurch z.B. nach Europa getragen wird.
Wie sich das bei uns auswirkt, sieht man viel besser an den Messstellen hier am Boden.
Hier sieht man z.B. die Messwerte von Iod-131 bei uns in der Luft seit dem Unfall von Fukushima. Man sieht deutlich, dass die Werte klar nach oben gegangen sind.
http://www.bfs.de/de/ion/imis/spurenmessstellen_jod.jpg
http://img815.imageshack.us/img815/3291/spurenmessst…
Aber: Die Werte sind dennoch völlig irrelevant, da sie so niedrig sind, dass man sie kaum messen kann. Den Höchstwert haben die Werte etwa Ende März mit ca 0,001 Bq/m³ erreicht. Zum Vergleich: Die natürliche Radioaktivität in der Luft z.B. aufgrund von Radon beträgt etwa 1 Bq/m³. Die natürliche Strahlung ist also grob 1000-fach stärker, als das was uns am Hochpunkt nach Fukushima von dort erreicht hat. In nachfolgender Grafik sieht man gut, wie unbedeutend die Mengen aus Fukushima im Vergleich zur natürlichen Radioaktivität hier bei uns waren:
http://www.bfs.de/de/ion/imis/luftradioaktivitaet_ve…
http://img135.imageshack.us/img135/7519/luftradioakt…
Man beachte die logarithmische Skala! Mit jedem Strich auf der Skala sinkt die Aktivität um den Faktor 10. Für uns hier ist die Strahlung aus Fukushima deshalb völlig vernachlässigbar. Die Entfernung dorthin ist einfach viel zu weit, die Partikel sind deshalb so weit verdünnt in der Luft, dass uns von dort so gut wie gar nichts mehr erreicht.
Aber wie gesagt: Das gilt hier für uns. In Japan im Umkreis des AKWs war die Belastung selbstverständlich gesundheitsgefährlich, aber da ist das Zeug aufgrund der räumlichen Nähe ja auch in um Größenordnungen höheren Konzentrationen in der Luft.
vg,
d.