Hallo Kai,
irgendwie dachte ich mir, dass so eine Antwort kommt 
a) Es sind meine Waffen.
… kein Argument.
Mein Vater war 40 Jahre Polizist und
hat in seiner aktiven Zeit z.B. seine Dienstpistole mit nach
Hause gebracht. Waffen waren nie ein Tabuthema in unserer
Familie.
Das waren sie in der Familie des Amokläufers von Winnenden (und in den Familien aller anderen Amokläufer, die sich am Waffenschrank des Vaters bedient haben) auch nicht. Dass der Vater 40 Jahre Polizist war, wäre möglicherweise ein Gund, dass ER eine Waffe zu Hause haben darf, wenn das denn unbedingt sein muss. Ich denke nicht, dass es sein muss, es dürfte nur eine Frage der Bequemlichkeit sein.
Eine Waffe ich von meinen Eltern zum bestandenen
Abitur geschenkt bekommen.
Eine andere war ein Geschenk meiner
Mutter zum bestandenen Diplom. Du siehst also, ich verbinde
mit den Waffen auch viele persönliche Erinnerungen.
Das Geschenk wäre, sicher verwahrt im Schützenheim, nicht weniger wert.
Andere spielen Giratte oder Geige und bekommen ein schönes Instrument zu einem besonderen Anlaß geschenkt. Ich bin seit meinem 12
Lebensjahr Sportschütze und habe immer etwas zeitloses für
mein Hobby bekommen. Das ich nun dieses Geschenk auch besitzen
möchte, versteht sich von selbst.
Würden immer wieder Söhne von Orchestermusikern als Amokgeiger 15 Menschen zu Tode geigen, oder Gitarrenspieler mit Ihren Instrumenten im Suff oder nach x Jahren Ehefrust im Streit ihre Ehefrauen totschlagen, würde ich dafür eintreten, dass alle Orchestermusiker ihre Instrumente sicher im Probelokal verwahren müssen. Der Vergleich hinkt auf beiden Beinen. Manche Musik mag an Körperverletzung grenzen, aber es ist so weit ich weiß noch niemand daran gestorben.
b)Sportschüzten benüzten Ihre Waffen nicht nur an einem
bestimmten Stand, sondern schießen heute hier und und morgen
dort.
Mal hier und mal dort … das ist in dem Zusammenhang schon fast makaber.
Dieser Grund besteht auf Grund der Wettkämpfe oder auch
verschiedener Disziplinen. Es ist sehr umständlich, die Waffen
zentral aufzubewahren.
Aber es wäre möglich, und der Gefährlichkeit der Sportgeräte angemessen. Viele Sportler haben weit ungefährlichere Sportgeräte, und mehr Mühe, ihre Sportgeräte von Wettkampf zu Wettkampf zu schaffen. Segler zum Beispiel. Reiter. Motorsportler. Dagegen ist der Aufwand für den Transport einer Waffe nachgerade lächerlich. Und sich vor einem Wettkampf im Schützenheim zum gemeinsamen Abholen und Transportieren der Waffen zu treffen halte ich - abgesehen davon dass es ohnehin oft üblich ist - sogar für eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. Eventuell fällt einem Sportkameraden dann auf, dass sein langjähriger Sportskollege nicht so ist wie sonst, und er kann das Schlimmste verhindern?
Für Jäger wäre dies noch schwieriger zu
bewerkstelligen.
Jäger würden - was ihre Jagdwaffe betrifft, bei mir zur Kategorie der „Ausnahmen“ gehören. Allerdings zeigt meine persönliche Erfahrung, dass gerade Jäger oft weit mehr in Ihrem Schrank stehen haben als sie für Ihren Beruf benötigen. Ich wüsste z.B. nicht, dass Jäger mit Handfeuerwaffen jagen.
c) Meine Waffen sind in einem separat verschlossenen Raum in
verschiedenen Tresoren, die fest mit der Betonwand verdübelt
sind, aufbewahrt. Die Verschlüsse sind getrennt den
eigentlichen Waffen. Die Schlüssel der Tresore sind ein einem
getrennten Tresor mit Zahlenschloß, für den nur ich die
Kombination kenne, aufbewahrt. Das ist sicherer als alles, was
ein Schützenhaus bieten kann.
Gegenfrage: hast Du Kinder, und kannst Du der Versuchung wiederstehen, Deinem Sohn, um ihm zu zeigen, dass Du ihn für würdig und erwachsen hältst, eines Tages den Code zu geben? Ich wette nämlich, dass die meisten Amokschützen, die ihren Vätern die Waffen angeblich entwendet haben, von diesen freien Zugang zu den Waffen bekommen haben.
Hinterher lügen sich die Väter natürlich aus der Affäre.
Kannst Du diese Gründe verstehen ?
Nichts gegen Dich, und wenn Du als alleinstehender Single lebst, mag die Gefahr, die von Deiner Waffensammlung ausgeht, eventuell wirklich gering sein. Spätestens wenn Du einen pubertierenden Sohn hast wäre es schlauer, die Waffen außer Haus aufzubewahren. Und noch schlauer wärs meiner Ansicht nach, seine Männlichkeit zu Hause anders auszuleben als mit einer Waffensammlung.
Denn auch die Väter der Amokschützen dachten einmal, sie hätten einen vernünftigen Sohn großgezogen. Unschuldige haben für diese Fehleinschätzung mit ihrem Leben bezahlen müssen.
AL.