Mehrlingsgeburten zum Anfang der Menschheit

Hallo

Es könnte sein, das die Frage hier falsch ist, darum bitte ich diese notfalls zu verschieben.

Inspiriert durch eine Fernsehsendung von Zwillingen, Drillingen usw., stelle ich mir die Frage, wie unsere Urahnen auf solche Mehrlingsgeburten reagiert haben. Vor allem, wenn es sich nicht um eineiige Mehrlinge handelt. Zum Beispiel : Junge & Mädchen… Ich kann mir gut vorstellen, das in grauer Vorzeit solche Geburten entweder als Wunder oder aber als Teufelswerk gesehen wurden. Andererseits besteht noch die Möglichkeit, das der Erzeuger davon überzeugt war, das das zweite Kind (dritte, vierte usw.) von einem anderen Mann (Männer) sein muss.
Gibt es dazu historische Infos ?

Gruß Nino

PS.: Die Frage ist ernst gemeint.

Moin,

Ich kann mir gut vorstellen, das in grauer
Vorzeit solche Geburten entweder als Wunder oder aber als
Teufelswerk gesehen wurden.

Wieso ? Mehrlingsgeburten sind bei den meisten Lebewesen die Regel, nicht die Ausnahme, das wird unseren Urahnen auch nicht verborgen geblieben sein. Vielleicht haben sie sich höchstens gewundert, dass bei ihnen meistens nur ein Nachwuchs kommt.

Gruß
Marion

Hi

Wenn ich da an die „Gepflogenheiten“ im Mittelalter denke, bin ich mir nicht so sicher, das ein logischer Zusammenhang erkannt wurde.

Gruß Nino

1 „Gefällt mir“

Vor allem, wenn
es sich nicht um eineiige Mehrlinge handelt. Zum Beispiel :
Junge & Mädchen…

Ich glaube nicht, daß damals der Unterschied zwischen ein- und mehreiigen Zwilligen bekannt war (vor allem die Ursachen nicht).

Prinzipiell war es sicher eine Besonderheit - das kann in 2 Richtungen ausgelegt werden:
-Besonders gut (Fruchtbarkeit war damals eine „Tugend“)
-Besonders schlecht (Hexerei)

Was im Endeffekt daraus wurde, war IMHO eine persönliche Sache - ich glaube nicht, daß man das (schon gar nicht tausende Jahre später) verallgemeinern kann.

LG
Stuffi

Moin, moin Nino,

da Du die Frage in ebendiesem und nicht einem anderen Brett gestellt hast, will ich Dir also auch in dieser kategorie antworten.

Zwillinge kommen im Alten Testamnt, soweit ich sehe, nur einmal vor, nämlich in Gen 25, 24ff - die Geburt von Jakob und Esau.

Im NT gibt es den Jünger Thomas, der - nur im Johannes-Evangelium erwähnt - „Didymus“ = Zwilling genannt wird. Von wem der Zwilling? Das wird nicht gesagt.

Dann gibt es das - neben Jakob und Esau - zweitberühmteste Zwillingspaar der Welt: Romulus und Remus. Die Entstehungslegende von Rom kennst Du, schätze ich mal.

Gruß - Rolf

Hallo ,

ich kann dir nur mit Information aus Afrika dienen.
In den meisten südafrikanischen Kulturen gelten
Zwillinge als ein Fluch, nicht ein Segen.
Bei den San ging man sogar soweit, eines der
Zwillingskinder zu töten - was reine Überlebenstaktik
war, zwei Kinder hätten nicht überleben können,
u.U. auch das Leben der Eltern, eventuell sogar der
Familiengruppe in Gefahr gebracht.

Ob das der Grund für die Ablehnung von Zwillingen
bei schwarzen Südafrikanern ist, weiß ich nicht.
Eine Antipathie hat sich bis heute erhalten.

Gruß
Elke

Hi,

Gibt es dazu historische Infos ?

Ich bin auf solche nie gestoßen. Wie pendragon schon erwähnt, dürften Zwillinge allein aus der Naturbeobachtung immer schon als etwas Selbstverständliches angesehen worden sein. Und mythenhistorisch ist sowieso ein Zwillingspaar, ein Geschwisterpaar und ein Liebespaar völlig gleichbedeutend (d.h. es sind äquivalente Mytheme). In vielen Schöpfungsmythen stehen Zwillinge am Anfang der Menschheitsgeschichte.

Gruß

Metapher

Hallo Nino,
die Häufigkeit für Zwillingsgeburten liegt bei uns etwa bei 1,4% (und steigt mit zunehmendem Alter der Mutter). Ebenso haben eineiige Zwillinge höhere Chancen, auch wieder Zwillinge zu bekommen.

Naturgemäß (aufgrund mangelnder schriftlicher Überlieferungen) wissen wir wenig über das Verhalten prähistorischer Kulturen. Allerdings gibt es auch so gut wie keine Mythen oder Legenden über dieses Thema, sodaß man unseren Ahnen eine relative Gelassenheit in dieser Beziehung unterstellen darf.

In späteren Zeiten erlangten Kastor (Castor) und Polydeukes (Pollux) sowie Apollo und Artemis in der griechischen Sagenwelt eine gewisse Bedeutung. Die Gründer Roms wurden unten ja schon erwähnt.

In England erzählte man mir im Zusammenhang mit dem Artus-Mythos, daß in frühen Zeiten bei Zwillingsgeburten in Adelskreisen wegen des möglichen Problems des Streits um das Thronerbe ein Zwilling fortgegeben und nur im Todesfalle des ersten nachträglich anerkannt wurde (was auch erklären würde, daß Aragorn im „Herrn der Ringe“ abseits seines Regierungssitzes unterwegs war, denn Tolkien bediente sich ja seines Wissens um alte Brauchtümer).

MfG

Tai

Synkretismen
Hi Tai,

Allerdings gibt es auch so gut wie keine Mythen oder Legenden
über dieses Thema

Das ist eben gerade NICHT richtig. Ich habe es doch geschrieben: Zwillingspaare spielen sogar eine herausragende Rolle in
ältesten Mythen - ganz gleichrangig (und oft auch vermischt) mit Mythemen von Liebespaaren. Und das besonders in kosmogonischen Mythen.

In späteren Zeiten erlangten Kastor (Castor) und Polydeukes
(Pollux) sowie Apollo und Artemis in der griechischen
Sagenwelt eine gewisse Bedeutung.

Wieso nur eine „gewisse“? Gerade Apollo und Artemis (die beide KEINE kosmogonische Bedeutung haben) sind ein Beispiel für einen Synkretismus: wo ursprünglich selbstständige Gottheiten (bzw. Kulte) sekundär verschmolzen werden: zuerst wird ein Geschwisterpaar draus, und später, zumindest in einigen hellenischen Regionen, sogar ein Zwillingspaar.

Im Gegensatz dazu sind andere Pärchen von vornherein Zwillinge oder Geliebte. Und diese Formen sind bei weitem ursprünglicher = älter.

Gruß

Metapher

3 „Gefällt mir“

Hi Metapher

Allerdings gibt es auch so gut wie keine Mythen oder Legenden
über dieses Thema

Das ist eben gerade NICHT richtig. Ich habe es doch
geschrieben: Zwillingspaare spielen sogar eine herausragende
Rolle in ältesten Mythen - ganz gleichrangig (und oft auch vermischt)
mit Mythemen von Liebespaaren. Und das besonders in kosmogonischen Mythen.

Schöpfungsmythen spiegeln ja in der Regel nicht das Alltagserleben der Bevölkerung wieder, sondern sind bei Bedarf eine Metapher für den der entsprechenden Religion zugrundeliegenden Dualismus´ (Tag/Nacht, Gut/Böse, Himmel/Erde etc.). Die Tatsache, daß frühe Schöpfungsphilosophen sich gelegentlich des Zwillingsbildes bedient haben, hat jedenfalls nach meinem Verständnis keinen Einfluß auf den Volksglauben gehabt (es sei denn, man zählt „Hanni und Nanni“ zu den großen Überlieferungen der Menschheit :wink:), denn es gibt keine archetypoiden Erinnerungen daran, also nicht mal neben den relativ jungen Gestalten wie den weisen Herrscher oder der bösen Stiefmutter den sonderbaren Zwilling oder ähnliches. Mit anderen Worten: es tauchen zwar gelegentlich Zwillinge in Geschichten auf, allerdings ohne dramatisierenden Einfluß auf die Handlung. Deshalb ging ich von einem unverkrampften Umgang mit Zwillingen aus.

wo ursprünglich selbstständige Gottheiten
(bzw. Kulte) sekundär verschmolzen werden: zuerst wird ein
Geschwisterpaar draus, und später, zumindest in einigen
hellenischen Regionen, sogar ein Zwillingspaar.

Das dürfte eher pragmatische Gründe gehabt haben. Wenn ursprünglich eigenständige Götter plötzlich nebeneinander verehrt werden, liegt es nahe, Geschwister aus ihnen zu machen, um ihre gleichberechtigte Stellung zu verdeutlichen. Bei Zwillingen ist dieser Gedanke natürlich besonders ausgeprägt.

Im Gegensatz dazu sind andere Pärchen von vornherein Zwillinge
oder Geliebte. Und diese Formen sind bei weitem ursprünglicher = älter.

Soweit ich weiss gibt es allerdings relativ wenig Geschichten, in denen das Zwillingsein eine besondere Bedeutung für die Handlung hatte, die Zwillinge also eher zufällig Zwillinge waren. Da allerdings Mythen und Legenden in der Regel wahre Ereignisse zugrundeliegen (wenn auch manchmal extrem verfremdet), könnte man davon ausgehen, daß die Häufigkeit von Zwillingen in Geschichten denen in der realen Welt entspricht.

MfG

Tai

1 „Gefällt mir“

hallo Nino,:

Andererseits besteht noch die
Möglichkeit, das der Erzeuger davon überzeugt war, das das
zweite Kind (dritte, vierte usw.) von einem anderen Mann
(Männer) sein muss.

Ich glaube, diese Vermutung kann man (für den „Anfang der Menschheit“) beiseitestellen. Denn in der Gesamtzeit, die es schon Menschen gegeben hat und die von viel größerer Dauer ist als die Zeit, in der Schrift erfunden und derartige Überlieferung möglich war, war erstmal über Jahrtausende die eigentliche Rolle des Vaters bei der Erzeugung des Kindes nicht bekannt. Darum galt die Mutter als alleinige Erzeugerin. Eine Frage nach dem Vater/ den Vätern konnte nicht aufgeworfen werden, da so etwas wie ein Vater unbekannt war. Und ich vermute: als seine Beteiligung bekannt wurde, war das Phänomen von Mehrlingsgeburten schon so selbstverständlich, daß man es vielleicht - so oder so - als selbstverständlich hinnahm, zumal es ja in der Tierwelt ebenso zu beobachten war. Gruß,I.