Mein 4-jähriger zeigt keinen Respekt

Hallo!

Ich bin im Moment ziemlich verzweifelt. Mein 4-Jähriger Sohn ist in einer absoluten Trotzphase. Es gibt bei Ihm nur die Gegnerposition. Wenn ich Ihn um etwas bitte, kommt nur „nein“ und „ich mag nicht“ zurück. Seit kurzem hat er auch keinen Respekt mehr vor mir. Ich habe immer versucht, ihm Respekt und Fürsorge beizubringen. Er hat eine kleine Schwester und bisher war er rücksichtsvoll (in dem Maß eines Kleinkindes halt). Er hat immer geteilt und mit anderen Kindern zusammengespielt.

Mir ist bewusst, dass er sich in einer natürlichen Trotzphase befindet. Aber ich habe einfach keine Ahnung mehr, wie ich diesem Trotz begegnen soll und wie ich damit umgehen soll.
Kann mir jemand Tipps geben, wie ich mich verhalten kann?

Hallo!
Zunächst einmal: „Respekt“ ist für ein Kind in diesem Alter irrelevant, da dazu eine Gefühl der Selbstverantwortlichkeit nötig ist, das sich ja zuerst noch entwickeln muß. Mit vier Jahren geht es, zumal in Trotzphasen, eher um das Gefühl der Anerkennung durch den Elternteil. Das ist aber schwierig zu geben, wenn das Verhalten des Kindes bzw. seine Forderungen inakzeptabel sind. In der Pubertät kommt man dann noch einmal in dieses Dilemma. Meines Erachtens ist das eine Gratwanderung, bei der ich immer versucht habe, übertriebene Forderungen und nicht akzeptable reaktionen des Kindes konsequent aber liebevoll und in Ruhe, aber wenn nötig auch mal explizit und mit gerunzelten Brauen als solche zu benennen und abzulehnen. Dafür muß an anderer Stelle, manchmal bei jeder sich bietenden Gelegenheit Akzeptanz, bestätigung und Zuwendung gezeigt werden, dem Kind etwas überraschend gegönnt und - noch besser- zugetraut werden, damit es sich verstanden und angenommen fühlen und sich seiner selbst versichern kann. Mal was machen, das Mut erfordert und dem kind Möglichkeiten bietet, sich auch selbst zu bestätigen.Klettern, balancieren, Lauf- oder Fahrradfahren, weil das Wetter dazu gerade ungünstig ist: Mit ihm Waffeln oder einen Kuchen backen, es so viel wie möglich selbst machen lassen usw. In der Trotzsituation (an den Schauplätzen, die Kinder dazu gern nutzen, z.B. beim Essen) selbst geht manchmal die „paradoxe Intervention“: Bevor der Trotz geäußert wird z.B. das Gegenteil verlangen: Hör auf zu essen, ich bin noch nicht satt, gib mir das , oder: Wir müssen das aufbewahren, (evtl. ohne irgendeinen Grund zu nennen)und sollte das Kind darauf anspringen und aus trotz weiteressen, kann man ein humorvolles pseudo- Machtspielchen daraus machen: "Nein! Bitte nicht weitermachen! (Verzweiflung spielen, aber mit deutlicher Betonung, dass das ein Spiel ist). das bestätigt das Kind durch „Kräftemessen“ ohne zu befürchtende Folgen wie Ablehnung bzw. Strafe.
Zeigen Sie immer zugleich ihre Souveränität und Liebe und Ihre Konsequenz. Machen Sie nebenher viel Quatsch und Sachen zum lachen mit dem Kind.
Viel Freude!

Hallo,
du beschreibst es als Trotzphase.Was macht er denn überhaupt , wie alt ist seine Schwester. Besucht er eine KITA , bist du alleine mit den beiden …
benötige etwas mehr hintergrundinfos um dir helfen zu können. Was macht er genau nicht so wie du willst.

MFG Steffen

Hallo,
leider lässt sich die Frage so mal eben kurz nicht beantworten. Es könnte z.b. sein, dass Ihr Sohn eine Phase der Eifersucht auf die kleine Schwester durchmacht, dass er eine normale Entwicklungsphase des Selbständiger-Werdens durchläuft, oder dass Sie im Moment mit zwei kleinen Kindern sehr gestresst sind und sich so viele Reibungspunkte ergeben,…so könnte ich jetzt weiter vermuten. Ich kann Ihnen raten, mal mit der Erzieherin im Kindergarten zu sprechen,wie er sich dort verhält und was ihr Eindruck ist, oder sich andernfalls bei einer Erziehungsberatungsstelle Hilfe zu holen. Ansonsten kann es helfen, die Gesamtsituation anzuschauen und kleine Veränderungen einzuführen: kommen seine Bedürfnisse vielleicht zu kurz, gibt es andere Personen, die helfen können, den Clinch zu entlasten (Vater, Großeltern, Freunde?), können Sie vielleicht eine gemeinsame Aktivität anfangen, wo nur sie mit ihm etwas zusammen machen,an welchen Gelegenheiten entsteht der Trotz, ist hier vielleicht etwas anders zu machen, darf er da etwas entscheiden, etc…
Also, wie gesagt, erst mal das Gespräch mit anderen Personen suchen, die euch kennen, und vielleicht einen anderen Blickwinkel haben, oder eben Fachleute heranziehen.
Viel Glück,
Christina

Hallo
Jetzt weis ich nicht ob Du alleinerziehend bist.
Ob Du einen neuen Partner hast, umgezogen,
oder sonstige Schicksalschläge erleidest hast.

Wenn nicht:
Einfach ausprobieren welche Reaktion kommt:

Auch eine Trotzphase haben wenn er was will.
Sein nein hat für Ihn Folgen:
z.B. Sein Platz am Tisch ist nicht gedeckt,
wenn er nicht mithelfen will Ihn zu decken.
Sein Einschlaftier ist nicht an der üblichen Stelle,
wenn z.B. die Kleidung einfach hingeschmissen wurde

das kann soweit gehen, das ganze Tagesabläufe, nicht
funktionieren.
Darauf muß Du vorbereitet sein.
In dieser Phase ist es immer gut einige Urlaubstage
für die Folgen, für sein Nein, zu investieren.

Ein Hardcore Nein wäre:
Ich will jetzt nicht diese Hose, oder ähnliches, anziehen.
Aber der Kindergarten wartet und draußen ist Winter.
In aller Ruhe, wirklich in aller Ruhe. diesen Tag abhaken,
Urlaub nehmen und mit Ihm die Folgen durchgehen.
Eben mit unangemessener Kleidung nach draußen.
Natürlich in angemessener Zeit.
Oder für die Harten:
Zu Hause allein lassen.
Mit der Schwester „einmal um den Block gehen“.

Das alles klingt jetzt brutal.
Allerdings wenn ich mich darauf einstelle fällt es mir
leichter angemessen zu reagieren, so das er was davon lernt.

Bedingung für dieses Reaktionsverhalten ist ein versönliches
Einschlafritual. Besprechen Sie mit Ihm den Trotztag, fragen nach seinen
Gefühlen, die er hat, auf Ihre Reaktionen.
Nehmen Sie sich Zeit nur für Ihn, ohne seine Schwester.
Sagen Sie Ihm, auch wenn der Tag schlimm war,
besonders dann, das Sie Ihn lieb haben.
Für diese Zeit haben Sie ein, kindgerechtes Trotzvorlesebuch,
zur Hand. Damit kommt mann besser ins Gespräch.

Eine Idee wäre noch:
Eine schöne Handpuppe anzuschaffen.
Diese kann als Unterbrechung, in der Trotzsituation,
auf jeden Fall, beim Einschlafritual, eingesetzt werden.
Dann lassen Sie die Puppe sprechen.
Sollte Ihnen dies zusagen, so würde ich Kontakt mit
den Erziehern, im Kindergarten aufnehmen und mir
Tipps und Kniffe geben lassen.

Mit einem Alles wird Gut verabschiede ich mich
aus NRW

Hallo Tajosch,
ich bin stolze Mama von zwei Kindern, frische 6 und 3 1/2 Jahre alt. Der Junge als Erstgeborener, die kleine Schwester kam nach. Mache Dir nicht zu grosse Sorgen. Unser Sohn hatte mit 3 1/2 ebenso eine Trotzphase. Durch Zufall habe ich das gerade gestern im Tagebuch nachgelesen. Das Wort „Nein“ gehörte zur Tagesordnung. Alles hat sich wieder eingespielt mit dem Älterwerden. Schade, dass ich das Alter Deiner Tochter nicht kenne. Kann es auch sein, dass Dein Sohn eifersüchtig ist ?
Ich jedenfalls würde von der üblichen „Phase“ ausgehen und einfach mit Geduld und Geduld und Geduld und Fingerspitzengefühl und viel Liebe die Zeit abwarten. Du wirst sehen, das „Nein“ verschwindet wieder !!! Ganz bestimmt !!!

Hallo Tajosch,

es mag dir schwerfallen, aber am meisten empfehle ich dir Gelassenheit. Kein Kind in diesem Alter ist willendlich böse! Es mag uns Erwachsenen manchmal schwerfallen, dass zu glauben, aber Kinder können noch etwas, was unser erwachsener Kopf fast nicht mehr zuläßt - sie stellen ihre (und damit eben auch unsere ach so gewohnte) Welt und unsere Selbstverständlichkeit in FRAGE.

Und das ist auch gut so :smile:. Lass dich unter keinen Umständen dazu hinreißen, das Verhalten deines Sohnes mit Erwachsenenaugen abzustempeln. Er trotz, weil er gerade neue Grenzen erkannt hat und ausprobiert. Er trotz ganz bestimmt nicht, um dich zu ärgern! Er sucht weiterhin - und daran wird sich unter normalen Umständen glücklicherweise auch nichts ändern - einfach nur nach deiner Liebe und den Grenzen seiner Welt! Es ist deine eigene Wahrnehmung, die dir vorgaukelt, dass alles viel schwieriger geworden ist.

Versuche gelassen zu bleiben, aber konsequent. Sage und zeige ihm (immer ohne Gewalt!; ruhig, aber mit klaren Worten ohne Bildersprache) was dir wichtig ist und was du nicht möchtest. Sage ihm - immer ohne Schreien und Wut, aber dann wenn es passiert - dass dich sein Verhalten (je nachdem, worum es dann in eurem Alltag gerade geht…) verletzt.

Wahrscheinlich gibt es viele, die derartige „Gespräche“ mit 4-jährigen ablehnen würden. Ich schreibe dir hier aus eigenem Erleben und meiner Erfahrung. Mein Jüngster ist heute fast 7. Er war und ist eine große Freude, aber auch manchmal eine extreme Herausforderung in unserem Leben. Er hat mir viel deutlicher meine eigenen Grenzen gezeigt als mein ältester, der schlicht viel ruhiger und glücklich mit sich selbst beschäftigt war… Mein Jüngster war und ist eigentlich immer präsent. Trotzdem merke ich wirklich im Alltäglichen - und das war auch vor Jahren nicht anders, nur war es mir da noch nicht so bewußt - dass er mich nicht ernstnimmt (vielleicht einfach aus seiner Sicht auch nicht ernstnehmen kann(?)), wenn ich mich über etwas mächtig aufrege, was für ihn einfach Spiel, Entdeckergeist und ausprobieren ist.

Ich kann dir daher nur raten, wenn es in dir mal wieder mächtig grollt, weil irgendwas nicht so läuft, wie du dachtest - tief durchatmen, bis 10 zählen, lieber kurz das Zimmer verlassen, bis du wieder ruhig denken und sprechen kannst - und dann erinnerst du dich als Erstes daran, dass dein Sohn ein 4-jähriges Kind ist! Dann hockst du dich zu ihm hin, weil es sich auf echter Augenhöhe auch für deinen Sohn „viel realer und eben nicht von oben herab“ anhört und sagst ihm ohne Fragezeichen in der Stimme, was da gerade für dich schiefgegangen ist. Mach ihm keine Vorwürfe im Sinne „du hast Schuld, dass …“, sondern sprich immer über DEINE Gefühle in einem solchen Moment: „Es tut mir weh, dass …“. Im besten Fall schaut er dich gleich beim ersten Mal völlig erstaunt an, weil du trotz der ärgerlichen Situation (und dass da für dich was zum Ärgern war, spürt er garantiert!)ANDERS reagierst als er es von dir kennt … und vielleicht auch erwartet :smile:.

Natürlich gilt das auch mit Blick auf seine kleine Schwester - Geschwister lernen früh, sich in einem sozialen Gefüge „behaupten zu müssen/zu wollen“. Da geht es in diesem Alter auch selbstverständlich um geschwisterlichen Neid und teilen lernen.

Habe Mut und Geduld, dass wünsche ich dir von Herzen! Habe Geduld auch mit dir selbst! Und vertraue der Tatsache, dass ein 4-Jähriger schlicht auf der Suche und Entdeckung dieser seiner Welt (und da gehörst du auch dazu :smile:) und seiner selbst ist. Mit liebevoller Konsequenz und klaren, nachvollziehbaren Grenzen für ihn (was kann er/was darf er/was möchtest du nicht) wirst du/werden du und dein Sohn am weitesten kommen.

Vielleicht kannst du ja auch etwas, was dein Sohn unbedingt tun möchte, was du ihm aber vielleicht noch nicht zutraust oder aus Ärger nicht tun lassen möchtest, mit ihm gemeinsam beginnen (aber nicht im Sinne einer Bedingung wenn - dann!)… bei meinem war das in diesem Alter das Kochen dürfen. Das klappt natürlich nicht jeden Tag, weil es einfach viel länger dauert, wenn zwei kleine ungeübte Hände ein scharfes Messer nutzen, um z.B. einen Apfel klein zu schneiden oder eine Möhre. Aber die stolzen Augen und die übersprudelnde Freude über das Erreichte im Gesicht meines Sohnes haben mich immer reichlich „belohnt“ für den „Zeilverlust“ in dieser unserer hektischen Welt.

Und noch zwei Tipps am Ende:
es wird irgendetwas geben, was dein Sohn besonders gut kann und gerne macht - fordere und fördere ihn darin und lobe ihn für Erreichtes oft und herzlich!
Und lass dich nicht von Eltern verrückt machen, deren Kinder „so etwas nicht tun“ - es gehört einfach zu unserer Entwicklung dazu, dass wir Menschen(kinder) uns auf unserem Weg ausprobieren dürfen und müssen. Die scheinbar ganz braven Kinder brechen oft zum Unverständnis der Eltern in späteren Jahren mit ihrer heilen Welt. Kinder, die wissen, dass sie angenommen und geliebt werden wie sie sind, auch wenn mal was schiefläuft, entwicklen ein gesundes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl sowie auch emotionale Intelligenz (d.h. Verständnis für andere und deren Tun).
Gutes Gelingen!

Liebe Grüße kaef

Hallo Sandmennin!
Danke dir, für deine Antwort. Ich habe mich in den letzten Tagen wirklich bewusst „zusammengerissen“. Bin ja doch immer sehr schnell laut geworden. Aber ich habe mich jetzt nicht mehr so schnell dazu hinreißen und es funktioniert.
Inzwischen habe ich den Eindruck gewonnen, dass er einfach ein wenig länger braucht. Wenn ich ihn um etwas bitte, dann bekomm ich immer zur Antwort: nein, ich mag nicht. Und dann habe ich immer gleich zurückgegeben, dass er mir zu folgen hat. Jetzt lasse ich ihm immer Zeit. Er antwortet zwar immer noch mit diesem „ich mag nicht“, aber ich reagiere nicht mehr darauf und dann tut er es doch.
Vielleicht haben wir jetzt einen guten Weg gefunden. Ist zwar noch sehr anstrengend für mich, so ruhig zu bleiben, aber es wird immer besser.

Dir jedenfalls danke sehr für die guten Ratschläge.
Liebe Grüße
Tanja

Hallo Tanja,

es freut mich sehr, deine Worte zu lesen :smile:. Versuche es weiterhin und vertraue dir und deinem Muttergefühl und vor allem - klingt in Streßsituationen bestimmt merkwürdig - genieße die Zeit mit deinem Sohn und seine Kindheit; sie vergeht so extrem schnell. Mein Großer wird demnächst 12. Auch ein tolles Alter … mit ganz eigenen Herausforderungen :smile:.

Meine Jungs und meine persönliche Entwicklung der letzten Jahre haben gemacht, dass ich im Umgang mit meinen Söhnen heute viel entspannter bin. Und tatsächlich kommt uns das am Ende in der Familie allen zu Gute. Also - niemals aufgeben, auch wenn es an manchen Tagen nicht wie erhofft klappt. Auch wir Mütter sind nur Menschen und nicht immer perfekt. Und dein 4-Jähriger ist in erster Linie ein kleiner Junge :smile:.

Liebe Grüße Silke