Mein Freund kommt nach der OP in den Rollstuhl

Hallo ihr Lieben :smile:

Ich bin hier ganz neu und hoffe das ihr mir einige Tipps geben könnt.
Ich schilder euch die Geschichte mal eben kurz, zumindest versuche ich mich an die wesentlichen Dinge zu halten. Gar nicht so einfach in dieser Situation

Also mein Freund wurde am Mittwoch operiert. Am Halswirbel. Dort wurden ihm Knochensplitter entfernt. ( Wir wussten vorher was das für Risiken mit sich bringt. Entweder es geht gut oder die Nerven werden beschädigt)
Leider hat er zu lange gewartet, so dass er nun den Salat hat. Ab Bauchnabel abwärts alles weg *omg fällt mir das schwer zu schreiben* Also der Arzt meint, es gibt keine Hoffnung mehr für die Beine.
Er denkt nun , Er ist kein Mann mehr*ihr wisst sicher was ich meine* Er denkt es sei besser gewesen ,wenn er auf dem OP tisch gestorben wäre.
Ich versuche ihm soviel Kraft zu geben wie ich kann. Ab und an lässt er sich auch ablenken. DOch er schmiss seine Mama ausm Zimmer und alles. Ich dring so langsam zu ihm durch. Mit mir redet er wenigstens. ER hat Angst das er nicht mehr so sein wird wie früher und er denkt sehr pessimistisch . Er wollt sich sogar trennen. Da bin ich allerdings hartnäckig geblieben. ich würde ihn nie aufgeben auch wenn er sich aufgibt grad. er war immer für andere da , hat nie an sich gedacht.
nun meine fragen

Nun ist die Op frisch und er durcheinander. *dass er nicht der alte wird weiss ich* ist das normal nach so einer nachricht? kann man damit lernen umzugehen?

Die beine sind taub, klar aber wie is des mit seinem kleinen freund? gibt s da hoffnung? *mir ist des vollkommen egal aber o-ton freund : beine sind mir egal aber ER?? das würde fehlen*

Nun kommt er nächstes we raus, doch alles ist noch nicht rollstuhlgerecht . kommt er danach noch zur reha? ich mein es wäre unverantwortlich ihn denn vor die tür zu schieben u sagen nun mach* ich muss ja auch erstma eine neue wohnung für uns finden

wo können wir Hilfe finden? Wie man lernt damit umzugehen und wie man damit im alltag klar kommt.

Was für Erfahrungen habt ihr? Zum Thema im Rollstuhl landen.

Er hat Angst vor dem Neuen und mir kein Gefühl mehr zu geben. Kann es sein dass es dadurch kommt, das er so denkt, weils neu ist und er durcheinander?

Sorry, ich weiss sind zum teil bekloppte Fragen und sicher einige nicht zu beantworten aber ich klammer mich im mom echt an jeden Strohhalm .

Ich danke euch schon mal im Vorraus für die Antworten

Das Schwerste
Hallo!

Das Schwerste ist jetzt wohl das Wichtigste: Abwarten.
Zumindest mit der Beantwortung der gefühlsmäßigen Fragen. Diese Dinge kann man schlecht vorhersehen.

* Also der Arzt meint, es gibt keine Hoffnung mehr
für die Beine.

Oje, das ist wirklich keine gute Nachricht, dass er daran schwer zu knabbern hat, ist wirklich nachvollziehbar.

Er denkt nun , Er ist kein Mann mehr*ihr wisst sicher was ich
meine* Er denkt es sei besser gewesen ,wenn er auf dem OP
tisch gestorben wäre.

Das scheint mir in dieser Situation erst einmal völlig normal zu sein. Diese Helden-Typen, die sofort nach jedem Rückschlag optimistisch die Ärmel hochkrempeln und „das schaffe ich schon“ von sich geben, die gibt es nur im Film, nehme ich an.

Ich versuche ihm soviel Kraft zu geben wie ich kann.

Gut. Ein Tipp noch dazu: Achte darauf, dass Du auch an Dich denkst. Wenn Du auch schlapp machst, ist keinem geholfen.

ER hat Angst das er nicht mehr so
sein wird wie früher

Damit hat er ja auch recht. Nur wie es wirklich wird, das kann er jetzt noch nicht wissen.

Nun ist die Op frisch und er durcheinander. *dass er nicht
der alte wird weiss ich* ist das normal nach so einer
nachricht? kann man damit lernen umzugehen?

Zweimal ja. Natürlich. Meine erste Idee wäre, evtl. zu versuchen einen Rollstuhlfahrer in der Umgebung kennen zu lernen, am Besten erst einmal für Dich, erst später für Deinen Freund. Guck Dir mal ein Rolli-Basketballspiel an, das ist sehr lehrreich. Vergiß aber nicht, dass das je nach Liga Leistungssportler sind und kein Vergleichs-Massstab für Deinen Freund. Normalerweise sind in den Reha-Zentren für Rollstuhlfahrer auch viele Therapeuten auf den Rollstuhl angewiesen.

Die beine sind taub, klar aber wie is des mit seinem kleinen
freund? gibt s da hoffnung? *mir ist des vollkommen egal aber
o-ton freund : beine sind mir egal aber ER?? das würde fehlen*

Keine Ahnung. Aber auch hier: Es gibt sicher Mittel und Wege, damit umzugehen. (Mein Neffe sitzt im Rollstuhl, der ist noch zu jung um sich mit dieser Problemati auseinanderzusetzen)

. kommt er danach noch zur reha?

Eigentlich würde ich sagen: Sicher. Aber da in unserem Gesundheitssystem nichts mehr sicher ist, würde ich da mal nachfragen: Bei Ärzten, Beratungsstellen, Krankenhaus etc. Und auch Druck machen, wenn Dir da was komisch vorkommt.

wo können wir Hilfe finden? Wie man lernt damit umzugehen und
wie man damit im alltag klar kommt.

Hm, ich würde einfach mal bei Google den Namen Deiner Stadt eingeben, dazu „Beratung Behinderte“. Da gibt es sicher einige Treffer.

Was für Erfahrungen habt ihr? Zum Thema im Rollstuhl landen.

Wie gesagt, mein Neffe, aber von Geburt an. Außerdem kenne ich einige Rollstuhlbasketballer. Und von denen lässt sich sagen: Sie kommen unterschiedlich gut klar, auch wegen ihrer unterschiedlichen Stärke der Behinderungen und Vorgeschichten. Aber ich habe keinen als total verzweifelt erlebt. Und nach einer Weile in so einer Runde vergisst man wirklich völlig die Rollstühle, die Normalität gewinnt total schnell die Überhand.

Er hat Angst vor dem Neuen und mir kein Gefühl mehr zu geben.
Kann es sein dass es dadurch kommt, das er so denkt, weils neu
ist und er durcheinander?

Mal ein wenig fies ausgedrückt: Ich würde mal nicht alles auf die Goldwaage legen, was Dein Freund derzeit so von sich gibt. Er muss ich ja erstmal mit der Situation bekannt machen. Ich würde, glaube ich, versuchen, ihm ein Stück Normalität zu bieten. Nicht immer Extra-Wurst, in Watte-packen und Problemdebatten. Bin ich nicht der Typ für und ich habe häufiger in schwierigen Situationen erlebt, dass die Betroffenen da durchaus dankbar für sind. Das ist aber sicher von Deinem Charakter abhängig, ob Du das kannst oder willst. Sei für ihn da aber nerv ihn nicht mit ständigem „wollen wir darüber reden“. Ich würde auch versuchen, psychologische Hilfe zu bekommen, für ihn aber auch für Dich und die Umgebung. Das ist aber wahrscheinlich schwer, vielleicht reicht schon ein Erfahrungsaustausch in einer Gruppe in Deiner Stadt.

Sorry, ich weiss sind zum teil bekloppte Fragen und sicher
einige nicht zu beantworten aber ich klammer mich im mom echt
an jeden Strohhalm .

Überhaupt kein Problem und alles völlig verständlich. Informiere Dich rundum aber lass einen Teil der Dinge auch auf die zukommen und kümmere Dich um Probleme dann, wenn sie auftauchen und nur wenn es sinnvoll ist im Voraus. sonst überforderst Du Dich.

Viele Grüße und ich halte Euch die Daumen. Kopf hoch!
kernig

Hallo Jazzy,

nach so einer Nachricht nicht wütend zu sein, wäre ganz schlimm.

Er **muss wütend sein, verzweifelt und tief verletzt.

Er wird sich hassen, seinen Körper verabscheuen, seine Freunde ablehnen, weder Mitleid noch Unterstützung akzeptieren und vieles mehr.

Er trauert; um seine Beine, sein Gefühl - um sein Leben, das so wie es war nie wieder sein wird.

Mit der Zeit wird er verstehen das es nicht der Weltuntergang ist - im Moment ist es aber genau das.

Zur Reha zu fahren ist ganz, ganz wichtig. Dort wird er lernen mit seiner neuen Situation umzugehen.
Er wird feststellen was er alles verloren hat und gleichzeitig erkennen was er alles noch kann. Bei der Reha sind viele sehr gute Therapeuten und meist auch Psychologen, die viel besser auf ihn eingehen können als irgendjemand sonst.

Häufig empfindet man gerade in so einer schweren Situation einen Fremden als besonders hilfreich - er teilt das Leid ohne selbst vor Betroffenheit erstarrt zu sein.

Gib ihm einige Monate Zeit. Er wird sehr tief fallen; immer mal wieder verzweifeln und ungeduldig werden.
Sei einfach an seiner Seite. Versuche ein paar Wochen vorallem für ihn da zu sein. Lindere Schmerzen so gut es geht und lasse ihn vorallem (auch wenn er sich schesslich benimmt) nicht im Stich.
Irgendwann musst du dich dann aber auch lösen. Er muss lernen sein eigener Herr zu werden.

Diskutiere nicht ständig über sein Leid - hör ihm zu und sei bei ihm. Was er braucht ist nicht eigentlich Trost, sondern Liebe, Nähe und ganz viel Mut.

Auch wenn der Arzt die Hoffnung schon aufgegeben hat, gerade bei Lähmungen geschehen manchmal noch „Wunder“.

Was die Zweisamkeit betrifft sollte er sich irgendwann daran erinnern, das Sex nicht nur aus einem einzigen Körperteil besteht.
Vielleicht ist auch nicht ganz aussichtslos - sieh mal hier:Viele Rollstuhlfahrer haben Sex und einige haben tro…**