Mein Freund lässt sich ausnutzen - was tun!

Hallo Forum,

habt ihr einen Tipp für mich?

Mein Freund hat eine eigene Werkstatt (Holzwerkstatt, kleine Maschinen etc…) - eine kleine Werkstatt, für sich selbst, weil er seinen Dachboden ausbaut. Diese Werkstatt lässt er jeden im Haus benutzen, sogar den, den er nicht leiden kann. Er behauptet, dass er vielleicht mal Hilfe braucht, beim Ausbauen, dann könnte er dafür andere um Hilfe bitten, die seine Werkstatt nutzten.

Er braucht aber nie Hilfe, macht alles alleine. Er hilft selber andauernd anderen im Haus, sodass er mit seiner Wohnung immer mehr in Rückstand gerät und sich immer mehr unter Streß setzt. Die Leute, die seine Werkstatt benutzen, nehmen sich neue Sachen, geben sie nicht zurück, verschlampen sie oder tauschen seine neuen Bretter oder Werkzeuge gegen altes, teilweise kaputtes aus oder schmeißen ihm den Holzverschnitt von guten Brettern einfach zurück.

Er registriert das, sagt sogar „Immer hab ich nur den Abfall und das neue ist weg…“
Aber nie tut er was dagegen. Wenn ich ich sage - bitte, bitte hör auf, Dich so ausnutzen zu lassen - dann wird er böse und findet plötzlich hundert Argumente, wieso das KEIN Ausnutzen ist. Wieso er sogar Vorteile davon hat. Dass er eben VIELLEICHT mal dafür um Hilfe bitten kann. Dass die ANDEREN es vielleicht doch gar nicht als Ausnutzen sehen…

Das ist ungefähr so (in meinem Augen), als wenn ich mir zwei Jahre lang den Kühlschrak leerfressen lasse, um VIELLEICHT mal ein Fondue - Service auszuleihen, was ich aber noch nie gemacht habe.

Bitte nehmt Stellung dazu.
Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.
Es quält mich immer mehr, und was es mit ihm macht, weiß ich nicht wirklich. Er blockt nur ab und ist immer gehetzter und gehetzter, weil er nicht vorankommt. Hilfe!!!

Kassandra

Bitte nehmt Stellung dazu.
Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.

Grundsätzlich kann Dein Freund sein Verhalten nur selbst ändern. Du selbst kannst die Veränderung mit unterstützen. Ich würde abraten, dass Du selbst etwas veränderst, da Du sein Verhalten selbst als „Falsch“ einstufst, wohingehen er sein Verhalten als „Normal“ einstufst.

Aus der groben Beschreibung könnte hier ein „Autonomie-Abhängigkeits-Konflikt“ vorliegen, mit einem starken - in der Kindheit begründeten - „Sei Gefällig (Motivator)“.

Hypothese wäre hier, dass er glaubt, die Menschen schätzen ihn nicht nur aufgrund seiner Person, sondern nur/auch durch die Hilfeleistung. Die Hilfeleistung ist hier nicht der springende Punkt. Seine Motivation warum er diese Hilfeleistung bietet, ist ein Punkt an dem er arbeiten kann.

Für Dich selbst kannst Du Dich fragen, ob solche Hilfeleistungen auch auf der Beziehungsebene zwischen Dir und ihm auftreten?

Du kannst ihn unterstützen indem Du ihm klarmachst, warum genau Du ihn magst, und was an seiner Persönlichkeit Dich besonders anspricht --> Folge kann eine Stärkung des Selbst sein.

lg
-schoenf

Hallo Forum,

Hallo Kassandra

Die Leute, die seine Werkstatt benutzen, nehmen sich
neue Sachen, geben sie nicht zurück, verschlampen sie oder
tauschen seine neuen Bretter oder Werkzeuge gegen altes,
teilweise kaputtes aus oder schmeißen ihm den Holzverschnitt
von guten Brettern einfach zurück.

Nicht er macht den Fehler, sondern die andern!

Er registriert das, sagt sogar „Immer hab ich nur den Abfall
und das neue ist weg…“
Aber nie tut er was dagegen. Wenn ich ich sage - bitte, bitte
hör auf, Dich so ausnutzen zu lassen - dann wird er böse und
findet plötzlich hundert Argumente, wieso das KEIN Ausnutzen
ist. Wieso er sogar Vorteile davon hat. Dass er eben
VIELLEICHT mal dafür um Hilfe bitten kann. Dass die ANDEREN es
vielleicht doch gar nicht als Ausnutzen sehen…

Er mag ein armer Kerl sein, aber er hat Recht! Er geriet in diesem Fall an blöde Nachbarn, das ist kein Grund, seine positive Grundeinstellung einfach über Bord zu schmeissen. Wenn es wirklich schlimm bleibt, sollte er in diesem Einzelfall die Werkstatt verschliessen, aber insgesamt - ganz gute Einstellung.

Das ist ungefähr so (in meinem Augen), als wenn ich mir zwei
Jahre lang den Kühlschrak leerfressen lasse, um VIELLEICHT mal
ein Fondue - Service auszuleihen, was ich aber noch nie
gemacht habe.

Dennoch kommt die Leistung Deines Freundes zurück. Damit das leichter geschieht, ist es sicher richtig, seine Umwelt ein wenig darauf aufmerksam zu machen, dass sie ihm schadet.

Bitte nehmt Stellung dazu.
Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.

Mit ihm vielleicht ab und zu darüber reden, mit seiner Umwelt dagegen viel und deutlich. Ihr seid nicht nur zu zweit auf der Welt, es gibt in Gottes Namen auch andere, und denen solltest Du in ruhig freundlicher Weise zu verstehen geben, dass Dein Freund nicht nur für sie da ist.

Es quält mich immer mehr, und was es mit ihm macht, weiß ich
nicht wirklich. Er blockt nur ab und ist immer gehetzter und
gehetzter, weil er nicht vorankommt. Hilfe!!!

Drei Möglichkeiten: Die schwarzen Schafe finden und zur Rede stellen; oder die Werkstatt abschliessen und denen, die man hereinlässt, Schlüssel verteilen, was oft Wunder wirkt; oder aber inskünftig die wichtigeren Werkzeuge bis zum Weiterarbeiten mit in die Wohnung nehmen.

Kassandra

Mike

Hallo,

Meine Tipps:
Beschränke dich auf „neutrales“ kommentieren und mache Ihm keine Vorwürfe.
Gib den Leuten Namen die ihr Verhalten aus deiner Sicht beschreiben
(Der Dieb; der Schmarotzer; …; der Nette; der Anständige; …)
und nenne sie zukünftig nur noch mit ihren neuen Namen ohne dass es vorwurfsvoll klingt.

Vielleicht kannst du ja auch seinen Dachausbau zu deinem Projekt machen und Ihn bitten dir dabei zu helfen.
(Und dich bei der Gelegenheit darüber beschweeren, dass in seiner Werkstatt dringend benötigte Dinge nicht vorhanden sind)

Fordere die Gegenleistungen der anderen einfach mal ein.
(Bzw. veranlasse deinen Freund (geschickt) selbiges mal zu tun)

Vielleicht:
Lasse dich von den Hausbewohnern mehr ausnutzen als dein Freund und begründe den Umstand dass du keine Zeit für Ihn hast (worüber er sich hoffentlich beschweeren wird) mit seinen Argumenten.

Grundsätzlich:
Konflikte mit dem was wir so Tag täglich tun haben wir alle.
Mache dir klar, dass ein Leben als „Ausgenutzter“ an sich nichts verwerfliches ist.
Vielleicht möchte dein Freund einfach nur sein „Karma“ (oder Ähnliches) verbessern oder kommt mit dem Leid des „ausgenutzt werdens“ besser klar als mit dem des „Ausnutzer sein“.

Viel Spass und Erfolg
Stefan